Neukalidoniens Osten

Die Hauptinsel Grande Tere ist 400km lang und 50km breit, Noumea die Hauptstadt  in der zweidrittel der Bevölkerung leben, liegt im südlichen Teil. Hier waren wir in den letzten zwei Wochen. Das Leben eine Mischung aus französisch, karibisch und doch polynesischem Lebensstil, eine angenehme, recht entspannte Atmosphäre. Im Süden ist ein großer Bereich Naturschutzgebiet, weiteres ist dort der Yate Stausee und einige verlassene Bergbaustädte. Mit Unterkünften schaut es mäßig aus, am besten macht man Tagesausflüge von Noumea aus, auch dafür braucht man ein Mietauto. Deshalb haben wir uns entschieden eine Runde in den Norden und Osten der Insel zu machen, denn sobald man Noumea verlässt wird es ländlich, dünn besiedelt. Mit dem Mietauto klappt es Donnerstag dann problemlos, wir bekommen einen kleinen Renault KWID, ein SUV für Arme. Er ist fast neu mit 12000km, der Kofferraum groß genug für unsere Tasche und die Schachteln mit Lebensmitteln und Campingzeug finden zwischen den Sitzbänken Platz. Freitag früh geht's dann los, raus aus der Stadt, zuerst Autobahn am Flughafen vorbei, Boulouparis, dann La Foa. Hier gibt es jeweils ein bisschen Tourismus, besonders am Meer und in den Bergen. Die Hauptstraße geht direkt durch den Ort und eh man einen Parkplatz sucht ist man schon wieder draußen. In La Foa gelingt uns ein Stop bei der historischen Brücke. Die wurde in Teilen von Frankreich hier her verschifft, konstruiert von Schülern von Eifel. Eine spezielle Metallkonstruktion, die jetzt nicht mehr befahren wird und gut erhalten den Fluss überspannt. Die Orte liegen einige Kilometer weg vom Strand, daher ist auch der Tourismus, Geschäfte und Lokale dort. Alle Orte sind eine Ansammlung von ein paar Häusern in wenigen Seitengassen, eine Kirche, ein Versammlungs- und Marktplatz, Post, ev. Bank, Tankstelle, kleiner Supermarkt, manchmal noch ein paar weitere kleine Läden. Nichts lädt zum Verweilen ein, die Einheimischen sind sehr freundlich und fragen gleich was man sucht. Das ist nicht leicht zu erklären wenn man einfach nur so spazieren und schauen möchte, man kommt sich gleich wie ein Fremdkörper vor. Vielleicht trauen Sie uns nicht und wollen auch nicht dass man zu nahe an ihre Häuser kommt, ich kann es verstehen. Man soll auch immer fragen bevor man was fotografiert oder einen privaten Bereich betritt. Die Einheimischen hier haben viel Repression durch die französischen Missionare und Kolonialherren erlebt, es gab lange und blutige Aufstände, jetzt besiedeln sie den Norden und Osten der Insel und leben teilweise wieder in ihren Clans mit Chef und lokaler Verwaltung. Neben der Landwirtschaft, welche im Westen hauptsächlich Viehzucht und im Osten tropische Pflanzen wie Café ist, gibt es noch einige Bergbaugebiete, z.B. Nickel- und Kupferabbau. 

Nachdem uns empfohlen wird zu buchen haben wir Poindimie, das Verwaltungszentrum der Ostküste als Ausgangspunkt für unsere Ausflüge eine Woche gebucht. Die 400 km teilen wir in zwei Tagesetappen und damit ergibt sich der erste Stop in Bourail. Noch bevor man den Ort erreicht biegt man Richtung Meer ab und erreicht nach 16 km den Strand von Poe. Wir zelten in der Auberge de Poe, eine Nacht, denn der Regen hat uns ja zwei Tage aufgehalten. Trotz Starkregen der letzten Tage ist die Wiese erstaunlich trocken. Wir bekommen einen Platz in der Ecke zugewiesen, gezeltet wird nur am Rand des Areals, denn die überdachten Picknickplätze und Grillstellen sind für alle Gäste da. Die meisten wohnen im Hauptgebäude in Zimmern und mittags ist ein reges Treiben, Kinder spielen auf der großen Wiese. Franzosen campen gerne. 

Den Nachmittag verbringen wir am Strand, 18km feiner weißer Sand, Muscheln und Treibholz liegen noch ganz natürlich herum, in großen Abständen trifft man Familien und Badende, insgesamt ein einsamer Strand. Wir wandern weit Richtung Norden erfahren auf Schautafeln das viele Bereiche besonders geschützt sind und man dort nicht baden soll. Im seichten Riffbereich kann man schnorcheln, weiter draußen warnen sie vor Haien und so auf halbem Weg zum Außenriff liegt eine Insel die als Haitauchspot bekannt ist. Das Außenriff ist gerade mal 2,5 km vom Strand entfernt, man hört das tosen der Wellen und sieht die weißen Brandungsstreifen. Die Lagune schimmert in türkis und blau, ich kann mich nicht satt sehen. 

Zurück beim Campground heißt es dann Zelt aufstellen, gar nicht so einfach wenn man es länger nicht gemacht hat. Wo genau gehören die Stangen eingehängt? Das Gute an dem Zelt ist, dass es handlich und leicht ist. Fertig aufgebaut kann man es einfach dort hinstellen wo es am besten passt und dann noch mit vier Zeltnägel am Boden fixieren, zwei Isomatten und die Schlafsäcke rein, fertig. Robert bleibt skeptisch und für verwöhnte Körper, die richtige Betten gewohnt sind, ist es eine harte Nacht. Da wären Luftmatratzen kein Luxus. 

Der Campground ist top ausgerüstet, verfügt über eine Gemeinschaftsküche mit reichlich Töpfen und Pfannen und jeder bekommt ein eigenes Kisterl mit Teller, Gläsern und Besteck und ein eigenes Fach in Kühlschränken, so groß wie sie sonst im Supermarkt stehen. Abends wird an den 12 Flammen beherzt gekocht. Wir genießen unsere Pasta und gönnen uns erstmals Rotwein dazu. Nachdem es der Nacht an Komfort mangelt sind wir um sieben wieder auf und um acht fertig zur Abfahrt. Das nasse Zelt, es gab reichlich Morgentau, legen wir lose auf die hinteren Sitzbänke, dort kann es in Ruhe trocknen. Bevor wir die 200 km über die Insel fahren, wandern wir noch in Deva, so heißt das Hinterland zwischen Bourail und Strand.

 

Uns wurde der Sentier du Boe areredi empfohlen, ein Rundweg mit 5 Aussichtspunkten, einer schöner als der nächste. Die Lagune und das Riff in all den schillernden Farben, umgeben von grünen Bergen von denen auch einige Paragleiter starten und als bunte Tupfen am blauen Himmel das Bild vervollständigen. Noch vor der Mittagshitze sind wir zurück beim Auto, Zwischenstop in Bourail, ist rasch gesehen und dann ab in die Berge. Die Verbindungsstraße nach Osten führt über einige Pässe und durch Täler, die Landschaft ist eindrucksvoll, die Straße von Unwettern an einigen Stellen abgebrochen. Es ist so einsam, dass man fast froh ist wenn einem ein Auto überholt oder entgegen kommt. Sich zu begegnen scheint hier etwas Besonderes zu sein, man grüßt sich auch mit einem lässigen Fingerzeig. Erst nahe der Ostküste beginnt es wieder besiedelter zu werden, wobei man kaum Häuser sieht, die sind gut im üppigen grün versteckt. Typisch hier sind die Verkaufsstände an der Straße, jeder bestückt sie mit dem, was gerade reif ist und so kann man im vorbeifahren allerhand Frisches erstehen. Für uns sind die Mengen oft etwas zu groß und da gibt es niemanden den man um einige wenige Stück fragen könnte. Schweren Herzens lassen wir ganze Körbe voll Maracujas stehen und Bananenstauden liegen.

Eindrucksvoll empfängt uns das Meer an den großen Flussmündungen an denen jeweils größere Siedlungen sind. Im Osten ist kein durchgängiges Riff, das Meer ist offen, Wellen rollen an den Strand und nur selten liegt eine kleine Insel im unendlichen blau bis zum Horizont. Sehnsucht Meer, irgendwo da draußen liegt Vanuatu und Fiji, mit dem Schiff würden wir aus dieser Richtung kommen Neukalidonien umrunden um in Noumea ein zu klarieren. Die Ostküste hat kaum Häfen, daher sieht man hier keine Segler. 

Viele kurze Stops und eine kurvenreiche Straße haben uns müde gemacht, wir bleiben nur noch ein paar mal stehen um sehenswerte Brücken zu fotografieren, einen Campingplatz mit schönem Strand zu besuchen und an der Cascade de Ba. Dieser Stop war ein bisschen unglücklich, denn  die Straße, ein Erdweg wollten wir nicht mit dem Auto befahren und das Auto alleine an der Hauptstraße zu lassen war uns auch nicht wohl. Also bin ich mal los um zu erkunden, der Parkplatz einige hundert Meter flussaufwärts, wäre mit dem Auto erreichbar gewesen, dort lebt eine Familie die das Gebiet betreut und auch kassiert. Noch bevor ich umdrehen und Robert mit dem Auto holen konnte, heftete sich ein junger Bursche an meine Fersen und zeigte mir den Wasserfall. Wirklich eindrucksvoll mit einem tollen Pool in dem man auch Baden kann. Wir sind aber schon spät dran, fahren daher weiter um unser Quartier in Poindimie zu erreichen. 

Wir stehen vor dem Haus, leider ist niemand da und wir haben noch keine neukalidonische Telefonnummer, also bitten wir einen Mann ob er für uns telefonieren kann. Dieser hat kein Telefon hält aber gleich die nächste Frau auf. Angeregte Unterhaltung, ein Telefonat und wir bekommen den Code für den Schlüsselsafe und sollen es uns schon mal bequem machen. 

Es dauert nicht lange und die junge Familie kommt und zeigt uns den Hausbrauch. Ob sie hier wohnen oder nur die Praxis hier ist, wissen wir nicht, auf jeden Fall wuseln am Wochenende zwei Kleinkinder, zwei Hunde und zwei Hühner im Garten herum. 

Sonntag erkunden wir mal den Ort und die nähere Umgebung. Wir wandern die Nebenstraße ins Inatal bis zu einem Rastplatz an dem sich die Straße in mehrere Wege aufteilt. Auf der Strecke, nicht weit vom Ort befindet sich die Cascade de Koyaboa, ein beliebter Badeort. Der Fluss läuft über mehrere große Felsen, darunter bilden sich tiefe Pools mit klarem Wasser. Wir stecken die Zehen hinein, gar nicht sehr kalt, vielleicht passt es mal für ein erfrischendes Bad. Auf den Felsen kann man gut sitzen und den Fluss genießen. Zurück im Ort wandern wir noch zum Schwimmbad in dem schöne Mosaike zu bestaunen sein sollen. Leider ist das Bad geschlossen und über den hohen Zaun können wir die beschriebenen Mosaike nicht sehen. Der nahe gelegene Strand hat die hier übliche Ausstattung von Rastplätzen. Ein paar Tische mit Bänken, teilweise überdacht, Mistkübel. Bei manchen sind auch Toilettanlagen, alles ist sehr sauber. Unser nächster Ausflug geht zum Sender am Berg Koyaboa der vom Ort weit sichtbar ist. Von oben hat man auch einen schönen Ausblick auf die Täler, den Ort und das Meer. Nachdem man zum Beginn der Wanderung doch ein paar Kilometer fahren muss, besuchen wir am Rückweg noch den Strand von Tieti, ebenfalls etwas außerhalb des Ortes. Hier ist das bessere Resort der Umgebung, eine gut gepflegte Anlage mit viel Personal. Daneben der öffentliche Strand und auf der anderen Seite ein Campingplatz. Ein weiteres Hotel gleich über die Straße ist geschlossen. Langsam bekommen wir einen Überblick über die möglichen Lokations, die man hier buchen kann. Im Tal gibt es noch zwei Gites, das sind Hütten die man mieten kann. Zwei davon stehen direkt an der Straße mit Balkon zum Fluss, weit weg von jeder Infrastruktur, ohne Auto ist man hier ziemlich aufgeschmissen. Noch exotischer wohnt man bei Einheimischen, die meisten sind nur mit Allradfahrzeugen zu erreichen.

 

Dienstag ist ein wenig Regen angesagt, wir nutzen den Tag um mit dem Auto die Ostküste bis Ouaieme zu fahren. Die Küstenstraße geht nur zeitweise direkt an der Küste entlang und nur selten erhascht man einen Blick aufs Meer. Mangroven und reichlich Vegetation versperren die Sicht. Für uns Touristen haben sie einige Aussichtspunkte eingerichtet und auch gut ausgewiesen. Wir bleiben bei fast allen stehen und genießen die Ausblicke, bzw. ein Picknick um die Mittagszeit. Die Strände sind auf der Ostküste eine der Attraktionen, 9km vor Hienghene mit eindrucksvollen schwarzen Felsformationen, wir bleiben beim Strand von Wagap stehen und wandern diesen ein schönes Stück entlang. Das vorgelagerte Riff ist bei Ebbe gut sichtbar, Einheimische streifen mit Stöcken und Taschen herum und sammeln Muscheln und Krebse. Dahinter türmt sich der Korallen und Muschelschutt der langsam zu Sand wird. Die schönsten Fundstücke liegen fast unter den Büschen, dort, wo nur große Wellen über den Strand laufen und Material abladen. Wir finden einige schöne Muschel und Schneckengehäuse und tatsächlich auch eine Nautilus, eine Tintenfischart, die es hier noch gibt. Wir kennen deren Vorfahren, die es reichlich als Fossilien gibt, tatsächlich sind diese Tiere die noch lebenden Nachfahren. Sie sind faszinierend, denn sie haben ein Gehäuse mit Kammern, die jeweils mit Wasser gefüllt werden und so mit dem Rückstoßprinzip die Fortbewegung ermöglichen. Weil sie zu langsam sind um zu flüchten, haben sie keine Tinte, die sie zur Verwirrung ausstoßen, sondern einen Deckel um ihr Gehäuse vollständig zu verschließen. In der letzten Kammer wohnt das Tier, die anderen wurden jeweils zu klein, so baut der Nautilus ständig an seiner Schale. Die Tiere werden bis zu 20 Jahren alt. Wieder zu Hause befrage ich Wikipedia um mehr über unseren Fund zu erfahren. Was ich leider nicht eindeutig heraus finden kann ist, ob er zu den bedrohten und geschützten Arten gehört. Wir sehen auch einen Stand wo Schalen verkauft werden, das sagt aber in Wirklichkeit nichts, denn gerade seltene Tiere werden oft verkauft und bringen den Einheimischen gutes Geld. Schlussendlich werden wir sie nicht mit nachhause nehmen.

Unsere Fahrt geht weiter und wir stoppen in Touho, dem Ort an dem auch der lokale Flughafen ist. Neben dem Minimarket geht die Straße zum Hafen, der als Fischerhafen im Reiseführer beschrieben und als einer der wenigen Yachthäfen in den Hafenhandbüchern ist. Man staunt, denn an dem einzigen Steg, der im Hafenbecken ist, liegen ein paar Motorboote und drei vergammelte Yachten. Ob hier jemals eine Gastyacht zum Liegen kommt? Sehr einladend ist der Platz nicht und man ist hier sicher ein richtig exotischer Spot in dem herunter gekommenen Ambiente. Von Fischern auch keine Spur, ein wenig die Straße weiter sieht man ein paar Netzte zum Trocknen, nichts, was darauf schließen lässt dass sie weiter draußen fischen würden. Der Ort selbst hat wieder kein Zentrum, daher lassen wir ihn rasch hinter uns und fahren weiter nach Hienghene. Noch vor dem Ort biegen wir nach Koulnoue Beach ab, hier hätten wir beinahe unser Quartier gebucht, denn die Touristeninformation weist hier die meisten Unterkünfte aus, was den Eindruck erweckt dass hier ein guter Platz für uns wäre. Hier zwischen den schwarzen Felsen ist tatsächlich ein kleines Zentrum von Hüttendörfern und Campingplätzen, fernab jeder Infrastruktur, ob man hier länger verweilen möchte, wir sind uns nicht sicher. Die Straße ist holperig und zuletzt müssen wir noch über eine Holzbrücke bevor wir wieder die Hauptstraße erreichen. Landschaftlich ist diese Ecke tatsächlich ein Highlight, die Felsen, das Grün und das Meer, einfach idyllisch. Im Ort Hienghene bleiben wir beim Markt stehen. In jedem Ort gibt es eine überdachte Markthalle mit Steintischen auf denen die Produkte angeboten werden. Neben Gemüse und Obst werden auch Säfte, Marmeladen und Eingelegtes, sowie fertige Mittagsmenüs angeboten. 

Gleich neben dem Markt ist die Marina. Diese sieht schon ein wenig einladender aus, im Fluss gelegen liegt man gut geschützt, es gibt massive Schwimmstege und ein Marinagebäude. Hier liegen auch einige Segler, jedoch sieht kein Schiff bewohnt aus, sind eher Einheimische, die hier ihre Yachten mehr oder weniger benutzen. Der Fluss ist mit Motorbooten befahrbar und es gibt flussaufwärts einige Haltestellen (Stege), sicher bequemer als sich die holprige Straße entlang zu quälen. In diesem Tal liegt 20 km flussaufwärts Tiendanite, jener Ort der durch die Widerstände der Kanaken gegen die Franzosen berühmt geworden ist. Hier lebte einer der wichtigsten Anführer der Widerstandsbewegung, Jean Marie Tjibaou und auf der Strecke ist das "Memorial der 10 Kanaks", welches an das letzte Massacker am 5.12.1984 erinnert. Zwei Autos in denen die Kanaken zurück in ihre Dörfer gefahren sind wurden hier von Franzosen überfallen und in Brand gesteckt. Die ausgebrannten Autoleichen, eine Gedenktafel und ein paar Fotos erinnern hier an das schreckliche Ereignis. Dieses Attentat machte auch deswegen Geschichte, weil die französischen Attentäter 1987 schon wieder frei gelassen wurden, Amnesty international prangerte Frankreich diesbezüglich Menschenrechtsverletzungen an. 

Die Straße Richtung Norden hat eine weitere Attraktion, der Fluss Ouaieme ist nur mit einer Fähre zu überqueren und diese Fähre hat schon viele Jahre auf dem Buckel. Wenn wir das richtig erkennen wird sie von Außenbordmotoren angetrieben, der Fährmann bringt den Sprit im Kanister. wir sind das einzige Auto und es schüttet gerade herzhaft, Fahrplan und Kosten können wir nicht eruieren und bei dem schlechten Wetter macht die weitere Fahrt auch keinen Sinn, wir drehen um. Verlässlich und sicher dürfte die Überfahrt sein, denn ein LKW der uns entgegen gekommen ist hat sie sicher benutzt. Bis zu 25 Tonnen können übersetzt werden. Obwohl wir nicht all zu viel zu Fuß unterwegs waren sind wir trotzdem müde und verschwitzt. Ein eindrucksvoller Tag. 

Mittwoch wandern wir zu den Cascade de Saint Thomas. Für alle Wanderungen muss man mit dem Auto in das jeweilige Tal zufahren, denn sonst müsste man die 9 km löchrige Schotterstraße zusätzlich hin und retour gehen. Wir fahren also im Schritttempo bis zu der beschriebenen Kirche, mit Versammlungsgebäuden und Fußballplatz, parken das Auto und suchen nach dem Weg. Gleich hinter dem Versammlungshaus ist die Unterkunft in der Wanderer des Weitwanderweges Nord übernachten können, hier endet eine Etappe und die nächste, die am St. Thomas Wasserfall vorbei führt startet. An Schautafeln ist alles gut beschrieben und wir haben GPS mit, damit sollten wir nicht vom Weg abkommen. Wir starten gleich mal mit einer Flussdurchquerung, Schuhe ausziehen, Hose hoch stricken und weil ich so klein bin auf Zehenspitzen durchs Wasser. Ich schaffe es nicht ganz trocken zu bleiben, egal, es ist ohnehin wieder heiß und alles trocknet rasch. Ein Stück weiter und wir müssen neuerlich durchs Wasser, dann nochmals Schilder und ein richtiger Pfad durch den Föhrenwald beginnt. Dieser wandelt sich dann in einen feuchten mit Wurzeln und Steinen durchsetzten Pfad, welcher später steil bergab zum Wasserfall führt. Dort sind wir alleine, genießen unser mitgenommenes Obst und baden im nicht all zu kaltem Wasser. Ein wirklich schöner Platz an dem wir gerne eine Zeit lang sitzen, zum Glück ist hier Schatten und das ohne lästige Mücken. Diese Kombination ist echt ein Glücksfall. 

Zurück kommt einem der Weg wesentlich kürzer vor, vielleicht wäre eine Etappe des Weitwanderweges auch eine lohnende Tour, vorausgesetzt man hätte einen Shutteldienst vom Start und Ziel. 

Unser Vermieter ist sehr umsichtig und fragt uns immer wie es uns geht und ob wir den Tag gut verbracht haben. wir fragen nach weiteren Wanderungen in der Umgebung, denn zwei Tage haben wir noch. Für Donnerstag empfiehlt er uns einen Badetag auf der vorgelagerten Insel. Diese erreicht man mit dem Paddelboot welches man am kleinen Hafen leihen kann. Ehe wir uns versehen hat er um 9 Uhr für uns reserviert und so packen wir rasch alles zusammen und brechen auf. Die Insel ist 1sm vom Land entfernt wir haben etwas Gegenwind und paddeln angestrengt unserem Ziel entgegen. Wir haben die Insel fast für uns alleine, nur zwei weiteren Paddler sind anfangs noch da und später kommen noch einige Einheimische mit Motorbooten um am Riff zu Fischen, Jagen oder was man sonst so macht wenn man stundenlang im knietiefen Wasser in sengender Hitze watet und rum stochert. Was sie fangen konnten wir leider nicht sehen. Wir schlagen unser Lager im Schatten auf, Robert besorgt ein Brett für unsern Picknicktisch und Blätter statt Servietten. Wir baden im seichten sandigen Bereich, wandern einmal um die Insel und schnorcheln am Riff, was uns schlussendlich einen Sonnenbrand am Rücken beschert. Auf einer Seite der Insel schrecken wir kleine Seeschwalben auf, die uns hektisch vertreiben wollen. Nachdem es immer mehr werden entdecken wir auch den Grund ihrer Nervosität, sie müssen ihre Jungen beschützen die zwischen den weißen Korallen als kleine weiße Flaumkugeln sitzen oder herum torkeln. Wir ziehen uns rasch zurück und gleich hinter uns kehrt Ruhe ein, alle Vögel sitzen wieder gut getarnt bei ihren Jungen. Zurück zum Hafen geht es deutlich bequemer, Rückenwind würde uns fast ohne weiteres Zutun an unser Ziel treiben. Die Rückgabe erfolgt per Telefon. Bitte lasst alle unter dem Baum liegen, ich komme später um es zu verstauen. An einem anderen Platz hatten wir schon Kajaks gesehen, ungesichert, man hätte sie einfach leihen können und Geld in die Box werfen. Hier scheint also nicht all zu viel geklaut zu werden, ein gutes Gefühl. 

Unsere letzte Wanderung ist das Plateau de Tye. Wir fragen wie vereinbart bei dem Haus ob wir unser Auto stehen lassen dürfen. Der Mann nickt zustimmend und erklärt uns noch wo der Weg startet. Dafür das hier gerade der kälteste Monat ist brennt die Sonne unbarmherzig vom Himmel und der Weg hat nur wenige schattige Stellen. Eine schweißtreibende Runde mit atemberaubend schönen Ausblicken. Die Ostküste, ein absolutes Highlight Neukalidoniens. Wir haben uns sicher gefühlt, haben perfekt gewohnt und wahrscheinlich die sonnigste Woche des Jahres erwischt. Morgen geht es wieder über die Berge an die Westküste. Die nächsten Tage wollen wir in Farino verbringen. Wir haben dort am Campground reserviert.

 

Der Tag beginnt bewölkt und zeitweise gibt es auch wieder diesen ganz feinen Nieselregen. Wir bleiben bei einigen Aussichtspunkten stehen, nutzen einen der schönen überdachten Picknickplätze für unsere Jause und kommen so gegen fünf Uhr in Farino an. Wie verhext beginnt es stärker zu regnen und wir sitzen nach unserer Anmeldung in der Gemeinschaftsküche und blicken nach draußen auf die Wiese, die gerade durchnässt wird. Der angrenzende Parkplatz ist bereits eine einzige matschige Fläche, wenn man nicht ausrutscht sind zumindest die Schuhe ordentlich verdreckt. So wollen wir nicht campen, denn der Dreck bleibt nicht vor dem Zelt und so würde es eine unangenehm nasse und schmutzige Angelegenheit werden. Das Wetter war besser angesagt, aber wenn es bewölkt ist, regnet es in den Bergen schon mal. Für Sonntag ist das Wetter auch nicht wesentlich besser angesagt und die Infrastruktur des Campingplatzes lädt nicht zum Herumsitzen ein. Kochen überlegt man sich auch, denn es gibt nur vergammelte, schmutzige Töpfe. Wir versuchen gleich mal in unserem Quartier in Noumea früher ein zu checken. Ab Dienstag können wir kommen, drei Nächte sollten wir hier campen, oder zwischendurch noch ein anderes Quartier finden. Wir überlegen ob wir im Wirtschaftsraum nebenan schlafen können, oder unser Zelt unter dem Vordach der Küche aufschlagen, oder,...

Schlussendlich bauen wir unseren kleinen Renault KWID um und können tatsächlich gar nicht so unbequem darin schlafen. Es ist trocken und sauber, was will man mehr. Robert braucht die Diagonale um ausgestreckt liegen zu können, mir reicht die restliche Fläche. Am Tag bauen wir alles wieder um, die Sitze müssen fürs Fahren deutlich weiter nach hinten und wenn wir das Auto abstellen sollte alles im Kofferraum, geschützt vor neugierigen Blicken verstaut sein. Wir fahren zum Naturpark, welcher hier 9km entfernt am Berg ist. Auch diese Straße ist wegen dem Regen eine glitschige Fläche, zweimal rutscht das Auto wie auf Eis weg. Bloß weil es eine Zufahrt für eine Freizeiteinrichtung ist, haben sie noch lange nicht an eine halbwegs ausgebaute Straße gedacht. Die Straßen haben jede Menge Löcher und tiefe Rillen, zum Glück haben wir gute Bodenfreiheit, sonst wären wir schon öfter wo aufgesessen. 

Der Parkwächter scheint sehr besorgt dass an dem trüben Tag jemand wandern möchte. Viele Wege sind gesperrt, er empfiehlt uns den Panoramaweg, weitgehend eine befahrbare Piste und die Ausblicke verschwinden im Nebel. Eine mystische Stimmung mit allerhand Vogelstimmen. Besonders auffällig ist der dumpfe Ruf der an ein Didgeridoo erinnert. Nachdem man auch hier die Vögel selten zu Gesicht bekommt, weiß ich nicht wer sich so verständigt. 

Der Regen hat deutlich nachgelassen, der Dreck bleibt und wir damit eine zweite Nacht im Auto. Ein zweiter Camper stellt sich ein, Marc aus Braunschweig kommt mit dem Fahrrad. Er ist seit 2016 auf Tour, faszinierend was er zu erzählen hat. Auch er stellt sein Zelt nicht auf und nimmt den Platz in der Scheune. Montag fahren wir gemeinsam zum Park um bei inzwischen sonnigem Wetter noch eine der Wege zu gehen. Diesmal sind alle Wege offen, etwas nass und rutschig, aber gut begehbar und wirklich auf schmalen Pfaden quer durch die üppige Natur. Am Heimweg zum Campingplatz genießen wir noch den Ausblick von Farino ins Tal und aufs Meer, die Kombination von Bergen und Meer ist schon was Besonderes. Marc stellt abends noch sein Zelt auf, wir bleiben im Auto, viel bequemer wird es im Zelt auch nicht und wenn wir es recht verdrecken, müssen wir es vor Neuseeland noch gründlich putzen, wer will das schon. 

Dienstag besuchen wir noch den Strand von Ouano und nachmittags beziehen wir wieder unser Airbnb Zimmer. Der Campingplatz war abgesehen von der Nässe auch sehr einfach, Warmwasser in den Duschen mit Glück, die Küche schmutzig, die Sessel und der Kühlschrank rostig. Da ist ein sauberes Zimmer und Bad ein Genuss, das Bett reinster Luxus. 

Mittwoch nutzen wir den Tag für eine Runde in den Süden und weil es in der Früh erneut leicht regnet beschließen wir zuerst ganz in den Süden nach Prony zu fahren. Das ehemalige Bergbaudorf ist aufgelassen, ein Gite, welches auch schon sehr herunter gekommen aussieht ist die einzige Location in dem Tal, in der Bucht stehen einige Segler. Die Straße führt mehrmals über kleine Brücken die gute 15 cm überflutet sind, mal ist man im Tal, dann geht es auf den nächsten Berg. Die Straße ist zeitweise asphaltiert, manchmal sogar ohne Löcher, dazwischen Schotter oder Lehmfahrbahn, mal breit, dann einspurig, irgendwie seltsam und teilweise mühsam voran zu kommen. Das einzige was uns Mut macht das die Straße nicht irgendwo aufhört oder unbefahrbar wird ist, dass uns ein paar Autos entgegen kommen. 

Reste einer Verladestation und dahinter eine steile Materialseilbahn zeugen vom Bergbau der Vergangenheit, einige Mienen sind in der Region sogar noch in Betrieb, eine Raffinerie und ein Militärstützpunkt liegen ebenfalls hier im Nirgendwo. Wie gewünscht setzt sich die Sonne durch und wir genießen die Landschaft, kleine Wege zu Aussichtspunkten, Plätze an Bächen und ein Rastplatz am Meer. Etwa auf der halben Strecke ein schriller Pfeifton und eine rote Warnleuchte, Motor überhitzt. Abstellen, auskühlen lassen, etwas Kühlflüssigkeit nachfüllen, nach 15 Minuten geht's weiter. Ab jetzt müssen wir bei jeder Bergstrecke eine zusätzliche Rast einlegen, so kommen wir trotz defekter Kühlung ganz gut voran. Vorbei am Yate Stausee und am Naturpark Riviere Bleue mit ausreichend Stopps, der Süden gäbe einiges an schönen Ausflügen her. Leider ist er wirklich kaum erschlossen, nicht nur die schlechten Straßen, sondern auch keine brauchbaren Quartiere machen es einem schwer hier zu verweilen. 

Trotzdem ein schöner, eindrucksvoller Tag. 

Ein letzter Ausflug geht sich noch aus bevor wir das Auto wieder zurück geben, wir wandern am Dumbea River entlang. Der Fluss und die umliegenden Berge erinnern an unsere Alpen, das Gestein ist tiefrot, der Fluss klar wie ein Gebirgsbach. 

Bis zur Einfahrt zum Autoverleih hatten wir keine Schwierigkeiten mit der Kühlung, doch kurz vor dem Abstellen des Motors beginnt es wieder zu piepen. Vielleicht gut, denn so brauchen wir nicht mit Übersetzter erklären was an dem Auto kaputt ist. Sonst alles ok, voll getankt, alles gut, au revoir. 

Jetzt bleiben uns noch ein paar Tage um in Noumea wieder Freunde zu treffen und mit den Fahrrädern herum zu fahren. Samstag vereinbaren wir mit Thomas einen Radausflug ins Kulturzentrum Jean Marie Tjibaou, die Strecke kennen wir schon gut. Wir stellen die Fahrräder ab, lösen ein Ticket und wandern zum großen Ausstellungszentrum. In den Hallen sind unterschiedliche Ausstellungen und einige Verkaufsstände, vor allem mit traditioneller Kleidung. Die Architektur der Hallen ist besonders, sie wurde vom italienischen Architekten Renzo Piano mit Kulturinitiativen der Kanaken entworfen. Eindrucksvolle Holzkonstruktionen erinnern an Schiffskörper, die Ausstellungen zeigen Kunstgegenstände, Festlichkeiten, Rituale, Pflanzen und vieles mehr. Im Freiluftbereich sind ein paar typische Hütten und Versammlungsplätze aufgebaut, meisterlich mit Naturmaterialien gebaut. Wir haben ein besonderes Glück, denn heute ist ein Freiluftfest mit vielen Ständen und zwei Livebühnen. Eine große Auswahl an hier wachsenden Früchten und Gemüse, inklusive Vanille und Kava wird angeboten und natürlich fertige Mahlzeiten. Überall picknicken Einheimische, man sieht nur wenig Touristen. Am Kavastand versuchen wir das Gebräu, was in Fiji zum Begrüßungsritual gehört wenn man ein Dorf besucht. Es schmeckt grauslich, deshalb trinkt man es Ex. Danach wird einem der Mund und Rachen taub, fühlt sich an wie kurz vor der Magenspiegelung oder beim Zahnarzt. Danach wird einem schwindlich, Robert etwas beschwibst. Nachdem wir ja nur eine kleine Menge getrunken haben, lässt die Wirkung nach zwei Stunden wieder nach. Wir genießen die Musik, welche eine Mischung aus traditionellen Liedern und Interpretation bekannter Hits sind. Wer kennt nicht die Klassiker von Bob Marly und auch die Beatels dürfen nicht fehlen. Noch besser gefällt uns die Trommelmusik, bzw. die traditionell polynesische Musik und dazu die wunderschönen Tänze. Die Tänzer und Tänzerinnen sind nicht von hier, sie kommen aus Französisch Polynesien, sind auch genauso tätowiert. Kanaken sind wesentlich dunkler, haben krauses Haar und typische breite Nasen. Irgendwie schade, dass nicht lokale Gruppen aufgetreten sind, wäre interessant gewesen wie sie tanzen. Ein weiterer toller Tag. 

Sonntag ist nochmal Flohmarkt und Nachmittag sind wir bei Doris und Michael von der SY MIDO eingeladen. Es ist schön, wenn man sich nach so langer Zeit wieder mal trifft. Die letzen Tage müssen wir noch einmal übersiedeln, auch diesmal erwischen wir es gut, ein kleines Haus für uns alleine, als Gastgeschenk bekommen wir gleich eine Papaja geschenkt.

Wir haben eine schöne Zeit in Neukalidonien verbracht, viel Natur erlebt und wenn man sich auch noch weiter weg von Infrastruktur und Komfort traut, gäbe es noch viel zu entdecken. Dafür sollte man aber französisch können.