Von Dunedin bis nach Picton

 

Die Eindrücke von Dunedin sind noch frisch, für uns eine schöne Stadt, in der man sich gerne aufhält, nicht wie in den vielen Orten die mehr eine Ansammlung von Siedlungshäusern sind, wo man sich immer fremd fühlt. Nächster Stopp ist wieder Natur, Kaitiki Point und Moeraki, liegen am selben Zipfel beisammen. Auch hier sind wieder Pinguinkolonien versprochen, meine Hoffnung doch noch welche über die Felsen watscheln zu sehen schwinden, denn Pinguine leben hier in Höhlen und sitzen nicht in großen Gruppen auf offener Fläche beisammen und unter Tags sind sie unterwegs um zu fressen und Futter für die Kleinen herbei zu schaffen. Sie brechen noch vor der Dämmerung auf und kommen abends erst wieder im Schutz der Dunkelheit zurück. Angeblich schwimmen sie bis zu 25 km weit aufs offene Meer hinaus, da muss man alleine für die Anstrengung schon einiges futtern. Also wie erwartet hier auch keine Pinguine solange es hell ist, dafür gibt es jede Menge brütende Möwen und Seehundfamilien mit lebhaften Jungen, die wild toben und raufen. Weil man etwas erhöht auf den Klippen steht kann man recht nahe ran und sie beobachten ohne dass sie sich bedroht fühlen, wirklich tolle Tiere.

 

Moeraki ist eine der Attraktionen die in jedem Prospekt ist, trotzdem sind nur wenige Touristen hier, der Strand ist fast für uns alleine. Ein langer Sandstrand, wie viele andere auch, aber hier liegen in einem Bereich duzende kugelrunde Felsen im Wasser und im Sand. Diese Boulder werden aus den Klippen geboren und rollen dann eben soweit gerade der Schwung reicht. Ein paar zerbrochene liegen auch herum und zwei stecken noch in der Wand fest. Wir schießen Fotos aus allen Positionen, hüpfen über die Kugeln und genießen diesen besonderen Ort. 

 

Der letzte Ort an der Küste ist Oamaru, hier gibt es einen Parkplatz an dem man über Nacht stehen darf, den peilen wir an. Wenn man sich nichts besonderes erwartet wird man so richtig überrascht, wenn man plötzlich umgeben von großen Sandsteinbauten ist, ein Ort wie kein anderer in Neuseeland. Zuerst laufen wir die Haupt- und Seitenstraßen bis zum Hafen ab, Bahnstation und Gleise inklusive. Alle Häuser sind zwei bis dreistöckig in venezianischem und griechischem Stil. In der Hauptstraße steht ein großes Amtsgebäude, die Oper, Bankhäuser, Post, Bibliothek und jede Menge Geschäfte. Dann gibt es noch viele ehemalige Lagerhäuser für Tonnen Getreide und Wolle. Die Kirchen sind im gotischen Stil und auch größer als sonst wo. Unsere Verwunderung ist groß warum steht hier zwischen den zwei großen Städten Dunedin und Christchurch so eine Stadt? Wann wurde sie gebaut und warum mit so viel Steinbauten? Die Antwort finden wir in der Touristeninformation mit kleinem Museum und Film, der die Geschichte sehr gut erklärt. Hier sind die Sandstein Steinbrüche und weil man die schweren Dinger nicht weit transportieren konnte, wurden sie hier verbaut, und der Hafen war auch ideal als Umschlagplatz. Über die Bahnverbindung nach Dunedin wurden die nötigen Arbeiter heran geschafft, angeblich wurden täglich 5000 Passagiere am Bahnhof abgefertigt und hunderte konnten in der Bahnhofsschenke essen. Der Aufbau und der Verfall liegen gerade mal eine Generation auseinander (1870-1930) entstand die Stadt, mit dem Ende des Goldrausches schwindet das Geschäft und die Orte schrumpfen oder verfallen. Der Stein ist deutlich haltbarer als die Holzbauten anderswo und deshalb ist hier noch alles gut erhalten und jetzt wieder mit Hotels und Geschäften belebt. Die Straße ist auch wieder enorm breit, im Film wird gezeigt, dass sie den Platz brauchten um mit den Ochsengespannen (8 Tiere) und großen Wägen wenden zu können. Unglaublich harte Arbeitsbedingungen damals, würde heute keiner von uns mehr schaffen. Abgesehen davon muss es auch einige sehr Reiche gegeben haben die hier, mit hohem Risiko investieren konnten. Heute lebt die Stadt von dieser besonderen Atmosphäre und pflegt sie auch mit Puppen in alten Kostümen, Hochrädern für Fotoshootings, alte Läden und Handwerksbetriebe, im Bier Pub spielt Livemusik, auch das hat Tradition. Hier wurde nämlich Bier statt Wasser getrunken aus Angst vor Cholera und Typhus, ein Paradies für Männer.

Auch hier ist eine Pinguinkolonie gleich hinter dem Hafen angeschrieben, die könnten wir heute Abend problemlos erreichen. Wir brechen nach sieben auf, dunkel wird es erst so um halb zehn, aber vielleicht sind ein paar ja schon früher müde und kommen zurück. Am Ende des Hafens beginnt die Felsküste, davor der Parkplatz und das Besucherzentrum. Dahinter alles abgezäunt, hier verlangen die Pinguine Eintritt wenn sie für uns die Show abziehen. Tatsächlich haben sie hier aus Holz künstliche Höhlen und Brutkästen errichtet die von den Pinguinen bewohnt werden. Über den Klippen befinden sich zwei Tribünen für jeweils gut hundert Zuschauer, die ab 20:30 eingelassen werden. Nach ein bisschen Erklärung, so erfahren wir in der Information kommen dann nach und nach so an die hundert Pinguine zurück zu ihren Nestern und watscheln die Felsen hinauf vorbei an den staunenden Menschen. Damit man sie nicht stört, kein Licht, keine Fotos und bitte leise. Es ist jetzt schon kalt, wir stellen uns vor hier gute zwei Stunden im Kalten und Dunklen zu sitzen und auf dunkle Vögel zu warten und das zu einem stolzen Preis. Sorry da gehen wir lieber mal in den Zoo oder schauen eine Tierdoku vom warmen Sofa aus.

 

Montagfrüh nutzen wir das Schwimmbad im Ort noch zum relaxen und duschen, ein letzter Einkauf bevor wir endlich die Straße ins Landesinnere nehmen. Das Ziel ist die Bergwelt um den Mt. Cook, hier stehen die höchsten Berge Neuseelands beisammen und überall fließen Gletscher ins Tal oder kalben in Gletscherseen, das möchten wir sehen. 

Das Wetter ist allerdings derzeit nicht besonders stabil und die meiste Zeit bewölkt, je näher den Bergen, umso schlechter. Ich beobachte die Wettervorhersagen und plane danach die Tagesetappen. Der Waitaki River ist mehrmals gestaut, dadurch ergeben sich Seen und dazwischen Flussstrecken, überall gibt es Campgrounds, hier um 20 NZD die Nacht. Wir bleiben am Fisherman's Bend Reserve, gut zu erreichen, groß und schön. Die wenigen Camper stehen weit von einander entfernt und meist etwas abgedeckt durch Bäume. Die Wohnwägen sind Dauercamper mit Zaun rundherum, derzeit unbewohnt. Unter Tags ist das Wetter meist sonnig, jedenfalls ohne Regen, das freut uns und regt uns zu Wanderungen an. So ersteigen wir den Benmore Hill auf der gleichnamigen Halbinsel, angenehme Wanderung mit ersten Ausblicken auf die verschneiten Berge im Hintergrund. Bei Omarama geht es ein Stück in ein Seitental zu den Cliffs. Die Schotterstraße ist schrecklich, wir und unsere Räder sind vollkommen eingestaubt von überholenden Rasern oder uns Vollgas entgegen kommenden. Wieder ein Beispiel wie Leihauto nieder geritten werden, Robert fährt langsam und weicht den größeren Schlaglöcher aus. Weil die Felsformationen so besonders sind, nehmen viele den Abzweig in Kauf, ein halbes Dutzend Autos steht auf dem Parkplatz. Das Gelände ist weitläufig und so klettern wir schlussendlich alleine in der Schlucht herum. Die aufragenden Felsnadeln scheinen den Himmel zu kratzen, egal wo man hinschaut, tolle Ausblicke. Auch das weite Tal ist eindrucksvoll, ein wunderschöner Fluss, hier leider wieder einmal eingezäunt. 

Kein Bad in diesem Fluss, wir finden einen anderen. Rund um Twizel gibt es einige Freedom Plätze an Seen, nahe der Flüsse oder Kanäle. Zwischen Lake Pukaki und Lake Ohau wurde so ein Kanal in die Landschaft gegraben, endlos gerade, mit Steinen befestigtes Ufer, beidseitig ein Fahrweg, sieht ziemlich unnatürlich aus. Wir radeln eine dieser Kanalstrecken entlang nach Twizel, wenn wir schon nicht wandern können dann wenigstens ein bisschen Bewegung beim Radeln. An einem anderen Tag nehmen wir ein Stück vom Alps to Ocean Cycle Trail, der von Mt. Cook bis Oamaru in acht Etappen ausgeschildert ist. Der Trail führt zuerst durch einen Fichtenwald und dann durch die Pukaki Flats, eine Hochebene dicht bewachsen mit rotem Tussock Gras, rundherum Bergpanorama und alles bei Sonnenschein, ein wunderbarer Anblick. In den Bergen regnet es, Samstag soll es etwas sonniger sein, das ist unsere Chance. 

 

Samstag früh geht's die 60 Kilometer den Pukaki See entlang zum White Horse Campground, dem Ausgangspunkt aller Wanderungen dieser Gegend. Wir starten bei Sonne mit ein paar weißen Wolken und fahren in eine dichte graue Masse, zwischendurch ein paar Regenbögen, dann beginnt es zu regnen, nicht wenig. Ich glaube an den Wetterbericht, heute soll es etwas sonnig sein, auch hier. Wir fahren auf den Campingplatz, stellen unser Auto ab, melden uns an und zahlen für eine Nacht. Dann räumen wir wieder mal etwas auf und suchen unser Wandergewand zusammen und siehe da, ab 9 Uhr reißt es auf. Um zehn starten wir zum Hooker Valley Track, eine Wanderung das Tal entlang bis zum Gletschersee mit Blick auf umliegende Gletscher und kurz auch auf den Mount Cook. Die meiste Zeit versteckt sich der 3754 Meter hohe Berg hinter einer weißen Wolke, man kann an der bereits sichtbaren steilen Flanke die Höhe des Berges erahnen. Die Maori nannten ihn Aoraki (Cloud Piercing) wie passend. Er ragt einiges über die anderen Gipfel hinaus, das Eis ergießt sich von allen Seiten in den See und spendet Eisberge die von grau bis glitzernd blau auf der Wasserfläche herum treiben. Bevor sie zergehen sind sie ganz klare Einsklumpen, Robert fischt sich Eis für seine Wasserflasche. Ein wunderbares Schauspiel was Touristen aller Herren Länder anzieht, hier ist was los, trotzdem fühlt man sich nicht gedrängt, immer genug Platz für einen Fotostopp oder eine Rast. Um zwei sind wir zurück bei unserem fahrenden Zuhause, eine halbe Stunde später zieht wieder die graue Wolkenwand auf, Regen und sogar Gewitter. Mal sehen ob es heute oder morgen noch mal sonnig wird, auf jeden Fall haben wir diese Wanderung bei traumhaftem Wetter machen können. 

Der Wetterbericht stimmt, Sonntag beginnt mit Regen und der Tag verspricht auch kaum Besserung. Zweimal versuchen wir Regenpausen zu nutzen, ziehen uns an und starten für die kurze Tour zum Kea Point, zweimal drehen wir um, es schüttet schon wieder, Sicht null. Als wir abends endlich aufgegeben haben hört es auf zu regnen und kurz darauf ist blauer Himmel. Die gesamte Pracht der Berge und Gletscher leuchtet im abendlichen Licht, wir können es sogar durch unsere Heckklappe sehen. Welch besonderer Ort zum übernachten, du schlägst die Augen auf und siehst den Gletscher hinter dir und später einen übervollen Sternenhimmel. Das ist meine Gegend, da lohnt es schon mal einen Tag bei Regen auszuharren. 

Der Montag beginnt mit tollem Sonnenaufgang und wolkenlosem Weg zum Kea Point, der Mount Cook zeigt sich in seiner vollen Pracht, ohne Wolken steht er wie eine Pyramide zwischen den anderen Gipfeln. Ich hab einen weiteren Ötscher gefunden, ein Berg der für sich steht und alle anderen nebenbei klein aussehen lässt. Um die Mittagszeit gehen wir einige kürzere  Wege um den Tasmansee, zu Aussichtspunkten und zum Fluss. Von überall zeigen sich die weißen Riesen, eine Gletscherwand kalbt direkt in den See und auch hier treiben Eisberge in allen Größen und Farben am See herum. Die Sonne heizt vom Himmel, vielleicht haben sie heute Nacht den Schalter umgelegt und auf Sommer gedreht, es fühlt sich auf jeden Fall so an. Am Nachmittag erreichen wir wieder unseren Campground, etwas abseits von der Hauptstraße, direkt am Lake Pukaki, freier Blick auf die Berge und sie strahlen in der Abendsonne um die Wette. Der See glitzert und um uns wieder Felder blühender Lupinen. Es gibt Orte und Momente, die man im Herzen festhalten muss, Bilder und Worte können die Stimmung nicht in dieser Fülle einfangen. 

 

Für Dienstag haben wir uns in den Hot Pools in Tekapo eingebucht, eine nette Badeanlage mit Wassertemperaturen für jeden Geschmack, das wärmste Becken hat 39 Grad, das hält man nicht lange aus. Bis am Abend sind wir so richtig ausgerastet und alle Muskeln gut erholt, noch 10 Kilometer fahren und schon haben wir den nächsten Übernachtungsplatz erreicht. Das nächste größere Ziel ist Christchurch, der Weg dahin bietet nicht viele Besonderheiten, also geht es ganz zügig voran. Wir bleiben in allen Orten stehen, die auf der Strecke liegen, in Ashburton bleiben wir länger, der Ort ist etwas größer und hat eine nette Grünanlage entlang der Bahn. Die Einkaufsstraßen sind belebt, Weihnachten schallt und lacht aus allen Auslagen, überall stehen geschmückte Christbäume, Weihnachtsstimmung kommt trotzdem keine auf. Die Weihnachtsmänner in dicken roten Anzügen und Bart können einem fast leid tun, inzwischen hat es 25 Grad und mehr. 

Einmal wollen wir noch vor der Stadt stehen bleiben, in Raikaia finden wir einen Platz am Fluss. Inzwischen sind wir an den meisten Plätzen alleine, es ist so wenig los, dass wir kaum glauben können dass jetzt schon alles ausgebucht und überlaufen ist, oder sind wir wirklich so gegen die Hauptrouten der Touristen unterwegs? Donnerstag nehmen wir die Strecke über Lincoln und Lyttelton nach Christchurch. Die Ebene um die Stadt ist flach und landwirtschaftlich genutzt. Hier typisch sind hohe gut gestutzte Hecken, viele Wiesen und Felder werden bewässert, auch wenn nur Kühe drauf stehen. Und man sieht hier immer öfter den in Plastik eingepackten Grasschnitt, müssen die Tiere hier trotz Weideland zugefüttert werden? Die Straßen sind kilometerweit Schnurgerade, die Felder wurden sichtlich am Reißbrett vergeben, sieht unnatürlich aus.

Mit jedem Meter den wir uns der Stadt nähern wird es bergiger, Christchurch ist von einem doch recht eindrucksvollen Bergmassiv Richtung Süden begrenzt, wir erklimmen einen der Aussichtspunkte, sehen aber außer Nebel nichts, irgendwo da unten in der Suppe liegt die Stadt. Von der anderen Seite kann man auch mit der Gondel auf den Berg fahren, lohnt heute aber auch nicht. Die Straßen hier sind eng nur selten könnte man ans Meer und in Lyttelton gefällt es uns auch überhaupt nicht. Hier ist der Industrie- und Kreuzfahrtschiffhafen, die Raffinerie und jede Menge staubender Betriebe, der Ort am Hang kann die miese Aussicht nicht wett machen und unser möglicher Campground würde nahe der Raffinerie liegen, da finden wir sicher was besseres. Lyttelton ist durch einen Tunnel mit der Stadt verbunden, einen Bahntunnel gibt es schon lange, sonst wäre der Hafen nur über die Bergstraße erreichbar gewesen.

 

Jetzt geht es auch rasch mit dem Auto durch den Berg und wie in jeder Stadt durch die typischen Einfamilienhausgegenden Richtung Zentrum. Christchurch hat knappe 300.000 Einwohner, ist flächenmäßig aber recht groß, weil hier nicht in die Höhe gebaut wird. Nur im Zentrum wachsen die Hochhäuser Richtung Himmel und Reihenhäuser mindestens zweistöckig sind hier auch der neue Baustil. Neu deswegen weil die Stadt mehrmals von Erdbeben getroffen wurde und 2011 nahezu die gesamte Innenstadt zerstört wurde. Neben den wenigen alten Gebäuden stehen jetzt Glasfassaden oder einfach hohe Klötze, dazwischen viele Baulücken und Baustellen, damit ist es gar nicht so einfach in der Innenstadt zu flanieren. 

Auch die Kathedrale hat massive Schäden abbekommen und ist immer noch eingerüstet und verpackt. Als Ersatz wurde eine neue Kathedrale gebaut von einem Japaner aus großen Papprohren, das Dach aus Plexiglas. Der Bau ist schlicht, lichtdurchflutet und mit dem Chor, der gerade Weihnachtslieder probt entsteht eine besondere Stimmung. Eine weitere Notlösung, die nach dem Erdbeben eingerichtet wurde, ist inzwischen wieder abgebaut. Die zerstörten Geschäfte und Lokale der Innenstadt wurden in Baucontainer übersiedelt und so ist eine besondere Partymeile entstanden, bevor alle wieder in die neuen Gebäude zurück konnten. Direkt am Fluss sind sie jetzt wieder angesiedelt und abends trifft man sich hier. Uns gefällt die Stadt, denn wir sind mit den Rädern von etwas außerhalb dem Fluss Avon entlang in die Stadt gefahren, immer im Grünen bis zum botanischen Garten. Vorbei an den Gondoliere, der Partymeile und einigen anderen Sehenswürdigkeiten. Die Stadt hat gut ausgebaute Radwege, die auch rege benutzt werden. 

Wir haben uns einen Platz nahe dem Fluss bei einer Parkanlage ausgesucht, sehr ruhig und eben gut an die Stadt angebunden. Komisch dass wir beide Nächte, die wir hier verbringen alleine bleiben. Die anderen beiden Nächte sind dann etwas belebter, wir fahren nach New Brighton, der Stadtstrand von Christchurch, die Straße unter Tags etwas belebter und die Plätze in der Nacht voll mit Campern, aber auch hier noch ausreichend freie Kapazität. Das Wetter wird zunehmend unbeständiger, es regnet häufiger oder es bleibt den ganzen Tag bewölkt. Für die Stadt und auch den Strand passt es, wir erkunden ausgiebig das kleine Zentrum mit typischer touristischer Infrastruktur, viele Lokale sind geschlossen. Wenn da nicht noch ein paar Lokale wieder aufsperren, bleibt es heuer eher ein trauriges Fest. Am Samstagswochenmarkt sorgen zwei Bands für Stimmung, Piraten singen unter anderem Weihnachtslieder und animieren zum Tanz. 

Sonntag dann der angesagte Regen unser Highlight ist ein Besuch der Hot Pools, die kann man auch bei Sauwetter genießen. Von der Sauna aus hat man einen freien Blick aufs Meer, Wellen rauschen heran und weit hinten verschwimmt der graue Himmel mit dem Horizont. 

 

Montag ziehen wir weiter und weil es immer noch regnet besuchen wir noch das Internationale Antarctic Center, von hier aus werden nämlich viele Expeditionen in die Antarktis gestartet und unterstützt. Das Museum hat viele Attraktionen, einen 4D Film, in dem man Spritzwasser abkriegt und ordentlich durchgerüttelt wird, wenn das Schiff gegen das Eis schlägt. Eine Fahrt in den Kettenfahrzeugen überwindet 45 Grad Steigung und auch sonst allerhand Hindernisse, ein arktischer Sturm zeigt wie rasch aus minus 8 Grad, minus 18 werden und wie unangenehm sich das gleich anfühlt. Viele Schautafeln, eine Pinguinfütterung und ein wirklich guter Vortrag über Huskies und vieles mehr. Die Zeit vergeht rasch und man hat wirklich das Gefühl ein Stück Antarctic inhaliert zu haben, unheimlich faszinierend diese weite Eiswelt. 

Danach empfängt uns Neuseeland wieder mal mit Sonne, zumindest kurzfristig. Unser nächster Stop Cheviot hat sich ergeben, weil wir dort Alexandro, den Backpacker aus Italien, den wir am nördlichsten Ende Neuseelands kennen gelernt haben, wieder treffen. Inzwischen hat er hier einen neuen Arbeitsplatz gefunden und wie sich heraus stellt, mehr als das. 

Zuerst sitzen wir in unserem Camper bei einem Bier zusammen und erzählen uns was wir alles erlebt haben. Er ist schon länger auf der Südinsel und hat unter anderem eine mehrtägige Kanutour mit gemacht, die Schilderungen sind toll. Anschließend will er uns noch seinen jetzigen Arbeitsplatz zeigen, er ist ein Stück in die Familie gewachsen und hilft einfach mit was gerade ansteht, gestern zum Beispiel einen umgestürzten Baum entfernen und sichern. 

Wir fahren mit ihm zum Anwesen etwas über dem Ort mit Blick weit in die hügelige Landschaft, im Hintergrund die hohen Berge, die im Winter Schnee und Skibetrieb haben. Auf dem großen Grundstück gibt es alles, Obstbäume, Gemüse, kleine Glashäuser und einige Hütten, die vermietet sind, bzw. von den Arbeitskräften, so wie Alexandro bewohnt werden. Jede Hütte ist anders, noch nicht alles fertig, aber alles mit viel Liebe zum Detail aus lokalen Materialien gemacht. Ein Baumhaus ist gerade im Entstehen, es gibt mehrere Plätze mit gemauerten Öfen und Pools, Wahnsinn. Dann klopft er beim Haupthaus und Elis, der Hausherr lädt uns gleich auf ein Gläschen selbst gemachten Pfirsichsturm ein. Wie hier alles ist auch das Haus besonders, zwei Bäume stehen im Wohnzimmer und der Balkon hängt an einer alten Ankerkette. Alles ist aus massivem Holz, das meiste selbst geschlagen und bei Freunden im Sägewerk verarbeitet. Hier gibt es auch einige Jagdtrophäen, jagen gehört hier dazu, man muss sich zum Beispiel von der Wildschweinplage befreien, erzählt er uns. Was aber alles toppt sind einzigartige Fundstücke, die einem erst nach und nach auffallen. Versteinerte Walknochen, ein Fuß von einem Moa, ein Tritonshorn und vieles mehr. Solche Exponate findet man hier überall wenn man die Augen offen hält und vielleicht auch ein bisschen gräbt. Wir dürften solche Fundstücke sicher nicht mit nehmen, also können sie gerne für Einheimische und Museen hier bleiben. 

Der Nachmittag vergeht rasch und wir sind beeindruckt von dem Haus, der Gastfreundschaft und dieser Art zu leben, schon deutlich freier als in Österreich. 

 

Kaikoura ist eine Insel, die im Laufe der Zeit mit dem Land zusammen gewachsen ist und so jetzt eine Halbinsel bildet. Ganz am äußersten Punkt geht die Wanderung entlang der Buchten und zurück über den Klippenweg. Das Besondere hier ist eine sich weit ausbreitende Felslandschaft mit unterschiedlichen Felsformationen in allen Farben und Formen, Heimat einer großen Seehundkolonie und Brutstätte für viele Vögel. Viele Seehunde sieht man nur von der Ferne auf den Felsen liegen, manche haben es sich aber direkt neben dem Weg bequem gemacht, sogar eine Mutter mit drei Kleinen. Sie ist sehr gelassen und beobachtet wie nahezu jeder der vorbei geht stehen bleibt und sogar noch ein paar Schritte fürs Foto ran geht. Überhaupt scheinen hier alle sehr faul zu sein, man sieht kaum Bewegung und die meisten heben nur müde eine Braue wenn man sich begegnet. Aufsetzen, einmal brüllen, dann Gähnen und sich wieder hin legen ist Leistungssport, das kann hier nicht jeder. Überhaupt sind sie wesentlich langsamer als die Walrösser die uns am Sandstrand verjagt haben. Auch die Möwen verteidigen ihre Brut, fliegen kreischend Attacken über Eindringlingen, das hilft, da nimmt jeder gerne Reißaus. Obwohl es wieder bewölkt ist, zeitweise regnet, konnten wir zu Fuß und mit den Rädern die Gegend erkunden. 

Von hier weg sind es noch 130 Kilometer bis Blenheim, unsere letzte Stadt (abgesehen von Picton) bevor wir die Südinsel wieder verlassen, die erreichen wir am Vormittag mit einzelnen Stopps um die Ausblicke aufs Meer und die dahinter liegenden Berge zu genießen. Die Stimmung ist sensationell, über dem Horizont steht eine schwarze Wolkenwand, das Meer ist türkis von der Sonne über uns beleuchtet, wenig später ist alles grau in grau und es regnet. Die Strände sind schwarz und gleich dahinter erheben sich recht steile Berge, alles ohne Wald und mit deutlichen Zeichen von Erosion. In den Ebenen wird Wein angebaut, hier ist es angeblich meistens sonnig, eine Art Toskana Neuseelands. Weil es hügelig ist, haben die Straßen Kurven und auch die Grundstücke sind nicht alle so quadratisch, da freut sich wahrscheinlich die neuseeländische Seele das die Weinstöcke alle symmetrisch, perfekt getrimmt in Reih und Glied stehen.

Es gibt einige Dinge, die hier auffällig anders sind, teilweise etwas befremdlich. 

Als erstes sind da die Zäune zu erwähnen, überall, neben der Straße, doppelt abgesicherte Gräben, mitten in der Gegend und im Gestrüpp. Nicht ein Draht, nein Stacheldraht, drei Reihen über einander oder Radweg gegen Straße mit massivem Gartenzaun, wer braucht das? Dort wo der Zaun unterbrochen ist ein Tor mit immer derselben Aufschrift - "private property, trespassing interdite". Weiters stehen überall Schilder, alles wird erklärt, bevorzugt verboten und gleich mit der dazugehörigen Strafe abgesichert. No Camping over night, 200 NZD Strafe. Die Liste der Zeichnungen ist unerschöpflich, denn man muss für den Dümmsten erklären, dass Radfahrern, Skaten, Scooter, Skatebord,... verboten ist. Es reicht nicht einfach alles Fahrbare am Gehsteig auszuschließen, nebenbei ist übrigens meistens Alcoholban Meile, ebenfalls auf den Asphalt gemalt und mit Schildern abgesichert. 

Wichtig, um nichts falsch zu machen muss man nach Schildern und Malerei auf der Straße Ausschau halten. Auffällig ist der Hang zum Exakten, Perfekten. Das sieht man an riesigen Thujenhecken, so schön getrimmt dass jeder Österreichische Gärtner neidig werden muss und die stehen zwischen Feldern, mitten in der Landschaft oder Grenzen Felder von der Straße ab. Wir reden da nicht von ein paar Metern Hecke, das sind Kilometer lange grüne Wände, wer pflegt das so und wofür? 

Die Liste könnte man noch mit Einigem ergänzen, unerwähnt soll aber nicht ihr Faible für Toiletten bleiben. Für uns ein absolutes plus, aber auch dabei, wer pflegt tausende Klos, teilweise Plumpsklos mitten in der Gegend, immer fast perfekt sauber, mit Toilettenpapier, Seife oder Desinfektionsmittel. Das absolute Highlight sind die Super Loos, Toiletten, die automatisch die Türe schließen, dir freundlich 10 Minuten für dein Geschäft geben und dich in dieser Zeit mit Musik verwöhnen. Mit dem Hände waschen geht automatisch die Spülung, man muss tatsächlich nichts angreifen außer sich selbst. In Österreich würde man hinter so einer Perfektion schon fast einen Zwang vermuten. Zuletzt sind noch saubere öffentliche Duschen, reichlich Waschsalons und ein Schwimmbadeintritt von umgerechnet 3 Euro als wirklich gute Einrichtungen für Camper zu nennen. 

 

In Blenheim haben wir die unberührte Seite der Südinsel eindeutig schon hinter uns gelassen und tauchen wieder in die Zivilisation ein. 

Was gibt es hier zu sehen? Ich befrag mal das Internet, die zehn schönsten Dinge, die man hier unternehmen kann. Ich denke da an Museen, Wanderungen, historische Gebäude oder so, tatsächlich bewerben sie hier den Wein, zu Fuß, per Rad, als geführte Tour, mit dem Jetboot, mit dem Zug, egal wie sie kommen, Hauptsache sie trinken, scheint hier das Motto zu sein. Als Museen gibt es hier eine Sammlung an Kriegsflugzeugen und die Geschichte der Besiedlung des Marlborough Sound, da zieht es uns jetzt auch nicht hin. 

Ich hab einen Aussichtsberg gefunden, den werden wir morgen, natürlich bevorzugt mit Option auf Aussicht, was zumindest ein bisschen Sonne bedarf, besteigen. 

Die Tage entpuppen sich als sonniger als vorhergesagt, so bekommen wir vom Aussichtsberg noch einen tollen Überblick über diese Ecke von Neuseeland. Die Hügel auf denen wir wandern sind kahl, die Wiese mehr gelb als grün, nur selten findet sich eine Insel an Bäumen, soweit das Auge reicht sind die Berge so, alles ratzeputz abgeholzt. Wo immer es geht, bevorzugt in der Ebene sind Weingärten, wenn sie hier was angehen dann exzessiv, Wein. 

Blenheim ist gut für Einkäufe, wir nutzen die Gelegenheit, denn jetzt kommen die Feiertage an denen sogar in Neuseeland die Geschäfte geschlossen haben, dann geht's nochmal an die Küste des Marlborough Sound in die Whites Bay. Es gibt eine Straße die Küste entlang nach Picton, an diesem Campground vorbei, die wäre landschaftlich ein schöner Abschluss der Südinsel, leider ist es nur eine unbefestigte Straße, meistens in schlechtem Zustand, besonders nach Regenfällen, also jetzt. Unser Platz liegt am Ende des besseren Straßenabschnittes und die fünf Kilometer haben wir uns schon über eine steile Bergstraße quälen müssen, morgen geht es sicher die paar Kilometer zurück und dann die Hauptstraße nach Picton, man muss nichts riskieren. 

Der Strand ist schön, umgeben von Felsen, eindrucksvoll vom Meer umspült, ein Wanderweg führt in die Nachbarbucht, wie könnte es anders sein, den Berg hinauf und drüben wieder runter, alles sehr rutschig. Nachmittags regnet es wieder, wir kuscheln uns weihnachtlich bei Kerzenlicht und Duft im Camper zusammen und genießen die Ruhe hier in der Natur und die letzte Nacht auf der Südinsel.