Dominica
So nah liegt schreckliche Tortur und Genusssegeln beisammen, jetzt, beim zweiten Anlauf, sind wir ganz bequem nach Dominica gesegelt. In der Abdeckung der großen Berge sind wir zwar ein bisschen in der Flaute gestanden oder haben kurz motort, die offene Passage zwischen den Inseln hatte aber moderate Welle und Halbwind so um die 15 Knoten, echt super. Die Morgenstunden waren auch fischtechnisch erfolgreich, eine 2kg Dorade an Julians Angel, die den Weg bis zum Filetieren auch genommen hat, ein Bonito ist leider abgekommen und eine weitere riesen Dorade hat sich kurz vor dem letzten Ruck an Bord noch befreien können. Die beiden hätten uns schon noch recht gut gefallen, unsere Fischvorräte von der Überfahrt sind schon aufgebraucht und die Durststrecken zwischen den Angelerfolgen sind lange und müssen überbrückt werden. Naja, wir kaufen auch immer wieder mal was zu, die Preise sind, auch wenn deutlich teurer als auf den Kap Verden, immer noch ok und die Qualität gut. Man muss nur darauf achten, dass sie vom Fisch nicht einfach wie von einer Salami die Scheiberln quer runter schneiden, mit Rückgrat, Gräten und allem was der Fisch so dran hat, ist üblich hier. Wir essen lieber die grätenfreien Filets, kaufen also den Fisch im Ganzen und Robert wetzt die Messer und übernimmt die Filetierarbeit. 
Schade, dass Tina nicht mehr dabei ist und die Erlebnisse mit uns teilen kann, das Fischmenü war lecker, es war ein gemütlicher Abend mit Walter und Caroline von der Toroa und mit Christian, der einhand mit der Rodeo unterwegs ist und den wir vor Kurzem in Le Marin kennen gelernt haben. Christian steuert noch was von seiner geangelten Dorade bei, reichlich Fisch für alle.

Wir liegen in der Bucht vor Portsmouth neben Walter und Caroline vor Anker und beginnen gleich mal die Insel zu erkunden. Der lange Weg zur Immigration gibt einen ersten Überblick was es hier im, wieder sehr karibischen Ort alles gibt, bzw., was es auch nicht geben wird. Wir machen erste Bekanntschaften mit den Boat Boys und Guides, die ihre Dienste anbieten und vereinbaren für Sonntag eine österreichische River Tour. Der Sonntag ist dann ein recht komischer Tag, am Weg zum River begegnet uns ein kleiner Palmsonntagsumzug, sonst ist alles geschlossen, der Ort fast menschenleer und so präsentiert sich der ganze Tag. Hier ist vieles wieder anders als man es gewohnt ist, ist gut für Enttäuschungen, wenn man alles anders bekommt oder erlebt als erwartet. Die River Tour, die man am besten in den frühen Morgenstunden macht, dauert gerade mal eineinhalb Stunden, wir sind noch vor zehn Uhr wieder zurück. Man wird in schönen Holzbooten den Fluss und einen kurzen Nebenfluss entlang gepaddelt, die Attraktion ist das Hexenhaus aus „Fluch der Karibik II“, die Szene wurde hier gedreht. Schaut in Natura viel kleiner aus als im Film, auch der Fluss ist eher ein kleiner Bach, zumindest jetzt in der trockeneren Jahreszeit. Tiere sieht man nicht wahnsinnig viel, der Guide erklärt einige Pflanzen, alles in allem eine Tour, die touristisch gut vermarktet ist und schon den Toutch von Nep hat. Man zahlt pro Person, wie für fast alles hier 50 EC, sind etwa 17 Euro.

Der Tag ist noch jung, heute ist uns nach Schnorcheln, gleich anschließend an die Bucht ist ein Naturschutzgebiet mit Tauchspots und weil man dort nicht anlegen oder Ankern darf, wandern wir zum Naturschutzgebiet, zwei Buchten weiter und gehen vom Strand aus rein. Soll ganz toll sein, ist dann leider nicht so, der Hatscher in der Mittagshitze, Julian hat zur Draufgabe noch seine Schuhe vergessen wurde nicht gebührend belohnt, wenig Felsen mit Fischen, eher schlechte Sicht und ausreichend Müll im Wasser. Am Rückweg nimmt uns dann einer der Kleinbusse mit, die hier für kostengünstiges Fahrgeld unterwegs sind, ist uns allen recht, wir lernen auch gleich, wie hier Fahrgeld berechnet wird. Der Fahrpreis ist 1,50EC, laut einer älteren Frau im Bus, wir haben es nicht genau und geben dem Fahrer 10 EC, welche er auch gleich einsteckt und uns zu verstehen gibt, passt schon. Mit Rausgeben haben sie es hier nicht so und die Fahrpreise scheinen auch mit der Streckenlänge zu variieren. Wir gewöhnen uns daher an es entweder genau raus zu zählen oder mal mit einem kleinen Schein zu zahlen. Funktioniert auch, denn nachfordern ist auch nicht so leicht oder zu mühsam.

Straßen und Strände sind auch am Nachmittag immer noch fast leer. Was machen die Leute hier an den Feiertagen? Überall anders nutzen Sie die Zeit zum Feiern, Baden und Grillen, hier scheinbar nicht oder in ihren privaten Bereichen, wo man sie nicht sieht.

Für Abend werden wir dann zum Barbecue der PAYS, der Organisation, die hier in der Bucht die Bojen vermietet und allerlei Services anbietet, eingeladen. Kostet 17 Euro pro Person, "all you can eat", sollte ein netter Abend werden und unsere Männer sehen sich schon große Mengen Bier trinken und das Buffet reichlich nutzend, da kann man sich durch die heimischen Spezialitäten kosten, uns so. Es kommt anders, der überdachte Platz mit seinen 10 großen Tischen ist übervoll, scheinen alle Yachten gekommen zu sein und es gibt nur Saft oder Rumpunsch, nicht gerade das ideale Getränk gegen großen Durst, kein Bier, kein Wasser. Man hat schon einige Getränke intus bis endlich das Gegrillte fertig ist, als Beispeisen gibt es Reis und Salat und alles wird ausgegeben wie bei einem Zeltfest oder Großausspeisung, die einzige Wahl ist Hendelhaxe, Schweinefleisch oder Fisch. Einmal nachnehmen geht sich gerade noch aus, nicht für alle, nur für die erfahrenen Buffetesser. Dann ist alles weg, rasch auch weggeräumt, Tische werden wieder verstaut und die Fläche zum Abtanzen freigegeben. Wir hängen mit Walter und Caroline am Rand herum, verfüttern die Knochenreste an die Hunde, die zu den Stammkunden dieser Events gehören, die haben hier wirklich Feiertag, und genießen noch etwas die Musik und das Treiben. Vom Boot aus hört man noch kurz den Partylärm, aber das Fest ist noch vor Mitternacht aus, eben anders als erwartet, aber, wenn ich ehrlich bin, bin ich auch zu Hause keine begeisterte Zeltfestgeherin und dass Massenauflauf immer auch Massenausspeisung ist, hier in einem noch sehr armen Land dann auch kein Luxusbuffet, wen wundert es.

Montag, wieder ein Arbeitstag nutzen wir um für die nächsten zwei Tage ein Leihauto zu checken. Am liebsten würden sie dich mit Guide überall hin führen, kostet dann auch schon mal 100 EC für den halben Tag, pro Person versteht sich, ist uns zu teuer und wir wollen ja auch nicht im Eilzugstempo an den schönen Plätzen vorbei geschleift werden. Wir bekommen für etwas mehr als 100 EC pro Tag einen SUV, Walter übernimmt das Fahren und wir starten mal Richtung Inselnorden und Ostküste. Zu sehen sind hauptsächlich Naturattraktionen, die Insel hat über 200 Flüsse, alle mit bestem Trinkwasser und reichlich Wasserfällen, insgesamt 12 Vulkane, Schwefelquellen, heiße Quellen, Berge, Regenwald mit kleineren Plantagen und Feldern durchbrochen. Zur Orientierung haben wir die Übersichtskarte, welche man an der Touristeninformation bekommt und Roberts Navi, damit finden wir, zumindest mit einmal vorbei fahren, die meisten Ziele. Wir nutzen die zwei Tage ausgiebig und bekommen einen guten Überblick über die wirklich tolle Insel. Einige Wasserfälle, Quellen, Strände kann man in etwa einer halben Stunde relativ bequem zu Fuß erreichen, andere müsste man mit eineinhalb Stunden in jede Richtung erwandern und die Touren zu den abgelegeneren Gebieten dauern schon mal sechs Stunden Marsch. Nur mit guter Kondition und Balancegefühl und natürlich viel zu gefährlich ohne Guide, steht geschrieben und wird auch so erklärt. Von den lohnenden kleineren Zielen gibt es welche die gut angeschrieben sind, mit gut gesichertem Weg erreichbar, ohne Eintritt, schon etwas abenteuerlichere Flusswanderungen und am Ende ein privater Unterstand an dem man 10 US Dollar bezahlen sollte bevor man am verschlossenen Gatter vorbei den Rest des Weges zum Wasserfall darf. Bei den Salton Falls, zahlen wir 10 EC pro Person und fahren mit dem Auto noch ein gutes Stück die Schotterstraße hinunter, der Rest des Weges ist ein kurzer gatschiger Pfad zum Wasserfall und den Pools, in denen man auch herrlich baden kann. Meistens sind wir alleine und genießen es, sogar an den Trafalgarfalls, ein Must für jede geführte Tour, kommen uns nur einige Touris entgegen. Unser spektakuläres Bad, das Wasser ist natürlich auch angenehm temperiert, nicht so wie unsere Gebirgsbäche, haben wir dann wieder alleine. Neben den Flüssen, Wasserfällen, Naturpools und Regenwald, wo wir auch wieder reichlich Früchte und Coacoa finden, sind die Strände an der Nordostecke einen Besuch wert. Die Nummer One Beach ist einer davon, ein großer Fluss mündet hier ins Meer, der lange Strand mit feinstem Sand, Kokospalmen, reichlich Nüssen am Boden, Schwemmholz und allerlei andere Deko, paradiesisch.
Leider an der Windward Seite, daher starke Brandung und hohe Welle. Nichts zum Baden im Meer und auch nichts zum Ankern, kein Schiff weit und breit, wahrscheinlich wäre es sonst hier auch voll und nicht so idyllisch.

Ein Besuch im Kalinago Territory, die letzten Kariben, die hier ein eigenes Ressort haben und einem im kleinen Museumsdorf ihre Geschichte und Kultur näher bringen, ist eines der Highlights. Eine super Führung, Brot und viele Pflanzen zum Verkosten und Handwerkskunst zum Bestaunen und natürlich zum Kaufen. Schöne Körbe, Schnitzereien, Schmuck aus Naturmaterialien, nicht teuer, aber für uns unmöglich mitzunehmen. Insgesamt leben noch ca. 3000 Kalinago auf Dominica, sind in das raue, unwegsame Gebiet hier im Osten vertrieben worden und können hier, zumindest ansatzweise ihre Kultur erhalten. Das Schulsystem ist allerdings englisch geprägt, wie auf der gesamten Insel, ihre Sprache geht damit langsam verloren und das Wissen um die Schätze und die Heilkraft der Natur wahrscheinlich auch. Uns hätte eine Wanderung, hier mit naturkundigem Guide, eventuell in abgelegene Dörfer, aber zumindest durch das Gebiet noch sehr gereizt, leider konnten wir es in dieser Woche, die ja noch dazu Osterfeiertage waren, nicht mehr organisieren. Ein Grund, hier nochmals her zu kommen, auch kein Fehler, oder?

 

Wettermäßig hat die Woche gepasst, in der Nacht meist heftige Regengüsse mit Starkwind, in der Früh meist noch bewölkt, regnerisch, Die Sonne setzt sich dann aber durch und untertags nur wenige, meist leichte Regenschauer, gut zum Aushalten. Wir genießen es einmal mehr für einige Tage an einem Ort zu sein, das Schiff steht gut, der Anker ist tief eingegraben, die 40m Kette hält auch in den Starkwindböen. Die gemeinsame Zeit mit Walter und Caroline und mit Christian von der Rodeo vergeht viel zu rasch. Ausflüge, gemütliches beisammen sitzen, Grill oder Pasta bei uns am Schiff, oder Reparaturhilfe auf der Rodeo mit ausgezeichnetem Punsch, an den Strandbars, bei Sandys Bar oder bei Felix, der Künstlerkneipe, am Markttag im Ort, bei kurzen Wanderungen in der Umgebung, die Tage verfliegen.

 

Karfreitag brechen Christian, Julian und ich noch zu einer größeren "advanced hike" Tour über die Morne Trois Pitons auf, ein sechsstunden Hike im Weltkulturerbe Nationalpark. Robert hat ein entzündetes Knie und muss sich schonen, er genießt einen ruhigen Bordtag. Um sieben Treffpunkt, noch vor acht sitzen wir im „Lokal Bus“ Richtung Süden, der Start gelingt nach Plan, doch dann verhungern wir an der Strecke, die Nebenstraßen werden am Karfreiertag kaum mit Bussen befahren und Autostop nimmt uns auch keiner mit. Um halb zehn geben wir auf, es wird zu spät und die Rückfahrt wird ja ähnlich aufwendig und zeitraubend sein, also muss Plan B her, zurück zur Hauptstraße, wieder Richtung Norden, zum Abzweig zu den Syndikat Falls und zum Milton River, eineinhalb Stunden in eine Richtung muss sich noch leicht ausgehen. Auf der Zufahrtsstraße werden wir von einem Pickup mitgenommen, damit entfällt der lange Straßenhatscher bis zum Einstieg und wir können gleich mal in den Regenwald eintauchen. Ein Farmer entpuppt sich als Kassier für die Nationalparkgebühr, welche ohne Quittung verhandelbar ist, ein Pfad führt noch an einigen Feldern vorbei bergab und verliert sich dann am Fluss. Nach der Überquerung, geht's dann ziemlich unwegsam weiter, keine Wanderung, sondern eine Kletterpartie im Urwald zum Wasserfall, der sich in ein flaches Schotterbett stürzt. Der Sprühnebel ist Abkühlung genug, wir klettern den Hang wieder hinauf und nehmen einen Pfad weiter nach oben, denn dann sollten wir wieder auf den „Waitukubuli Weitwanderweg“ stoßen. Den Wanderweg erreichen wir nicht, wir nehmen schlussendlich eine Runde durch den Regenwald, an kleinen Flussläufen bergab wieder zurück zum Milton River, nach Querung wieder hinauf und zuletzt auf unserer Zufahrtsstraße wieder zurück zur Hauptstraße. Ein tolles Erlebnis, hätte man so nicht buchen können, zurück geht's dann nochmal mit einem Pickup auf der Ladefläche, eine luftige Angelegenheit, ein Abenteuer.

Samstag ist Markttag im Ort, eine gute Gelegenheit lokale Früchte und Gemüse zu kaufen. Wir erstehen Dashiwurzeln und eine Frucht, die als Golden Apple benannt wurde, schmeckt sehr nach Mango, ist aber viel größer, hat zwei Kerne und rundherum dann gar nicht so viel Fruchtfleisch. Man hätte der Frucht mehr essbaren Inhalt zugetraut. Es gibt viele Stände und auf jedem liegen fein säuberlich aufgelegt die Schätze der Ernte. Alle sind sehr bemüht und erklären uns, wie uns unbekanntes Gemüse zubereitet werden sollte. Keine Massenprodukte, keine Massenabfertigung, die Preise sehr unterschiedlich, reichlich Vorhandenes und gut Wachsendes ist günstig, manches hat den Preis der Mühe, die es bedeutet diese Früchte zu ernten. Man kauft direkt beim Erzeuger und jetzt, wo wir auf der Insel schon unterwegs waren, hat man ein Gefühl, wie mühsam die Plantagen dem Regenwald abgerungen werden, wie rasch alles wieder zu wuchert, wie schlecht Zitrusfrüchte und Tomaten gedeihen und wie hoch Kokosnüsse, Brotfrüchte und Papayas hängen. Das hat dann eben seinen Preis.

Samstagabend dann noch ein Treffen bei Felix. Die Bar ist uns von Gitti und Fritz empfohlen worden, ist weniger eine Bar als ein Atelier, Felix, malt, bemalt T-Shirts, erzeugt Kunst aus Naturmaterialien und musiziert, wenn die Stimmung passt. Er verkauft Bier, Fruchtsäfte und Cocktails, liebevoll gemixt und er unterhält sich gerne mit den Gästen. Er segelt auch gerne, ist 1985 auch auf eigenem Kiel nach Frankreich gesegelt, hatte dort lange Zeit Familie und ist jetzt wieder zurück in seiner Heimat Dominica. Er genießt jetzt sein Künstlerleben, welches sicher genug Früchte abwirft, er hat Zeit, reichlich Gras und was einem sonst noch relaxt.

 

Sonntag dann der erste wirklich verregnete Tag, wir packen zusammen, schaffen Platz im Boot für die nächsten Gäste, verabschieden uns von Walter, Caroline und Christian. In der Nacht wollen wir starten, wir rechnen mit starkem Wind, der dann über den Tag nachlassen sollte. Bis Mittag wollen wir Pointe A Pitre erreichen, 40nm liegen vor uns.