Aufbruch Richtung Süden

Guadeloupe ist unser Wendepunkt. Wir wollten uns zwar noch Kits und Nevis anschauen, die sind uns aber jetzt doch zu weit nördlich. Würde einige lange Segeletappen gegen Wind und Welle bedeuten, das Wetter ist sehr unbeständig, da bleibt man dann auch gleich mal ein paar Tage unfreiwillig wo hängen, oder man kann dort ohnehin gar nicht bleiben, weil sie Inseln nur bei schönem Wetter sicher zum Ankern sind. Zurück nach Dominica, bleiben wir noch über Nacht auf den Les Saints, damit sind es zwei gemütliche Segeltage, wir konnten Montag in der Früh noch ausklarieren und das Motoröl für den Zweitakter kaufen, die 18 Meilen sind locker zu schaffen. Beim Nachkaufen wird uns bewusst, dass wir seit Mindelo auf den Kap Verden in keiner Marina mehr angelegt haben, immer vor Anker waren und damit jeden Weg an Land mit dem Beiboot erledigen mussten. Meist sind die Strecken vom Ankerplatz zum Land recht weit und Wind war ja auch meist genug. In letzter Zeit sind wir einige Male unfreiwillig gepaddelt, der Motor hat seit seinem Bad im Salzwasser so seine Mucken, Robert hat ihn mehrmals zerlegt, gereinigt, geölt und was man sonst so servicieren kann, trotzdem, manchmal nimmt er einfach kein Gas an, stirbt nach kurzer Fahrt ab, dann heißt es paddeln, was beim Beiboot kein Vergnügen ist.
Auf den Les Saints nehme wir, nachdem wir uns die einzige Bucht im Süden, die noch frei zu ankern ist angesehen und für zu eng empfunden haben und die Felsen doch zu exponiert sind, doch eine Boje. Mit dem Umweg waren wir spät dran und der Kassier abends schon da, morgens sind wir früh weg, Gebühr wurde damit keine fällig, haben letzte Woche eh brav gelöhnt.

 

Dominica ist an diesem Tag unter einer dichten Wolkendecke, diese lüftet sich, zeigt uns kurz unser Ziel um dann erneut in einer schwarzen Wand zu verschwinden. So geht es die ganze Strecke mit den dazugehörigen wechselnden Winden und Regen, auch beim Ankern regnete es, dafür ist es windstill. Und windstill soll es die nächste Woche auch bleiben, damit sitzen wir hier mal fest, was mich nicht stört, wollte ich ohnehin hier noch einige Ausflüge machen. Dominica ist die letzte so üppig tropische Insel, nicht verbaut und mit Plantagen ausgebeutet, hier ist alles noch recht ursprünglich, die Steilheit der Landschaft lässt größere Plantagen gar nicht zu und die zwei Nationalparks sind ohnehin Regenwald und unberührte Bergwelt. Robert ist jetzt auch wieder fit, wir können gemeinsam wandern gehen und die Insel noch mal so richtig genießen. Es ist so anders als auf den französischen Inseln, die Dörfer und Städte viel kleiner, neben den recht großen gemauerten Häusern gibt es hier auch noch viele kleine Holz- und Blechhütten, die aber oft liebevoll renoviert und gepflegt sind, mit Blumen im Garten, Hühner, Hunde und Ziegen mitten im Ort immer dabei. Hier wird man noch von Hähnen geweckt, sieht Hühner mit ihrem Nachwuchs über die Straße laufen, Hunde rasten bevorzugt unter abgestellten Autos oder auf der Straße. Nicht jeder schafft den Sprung zur Seite wenn ein Auto heranbraust, besonders die relativ gut ausgebaute Straße nach Roseau ist eine inoffizielle Rennstrecke mit den Leichen am Wegesrand. Die Busfahrt ist nur was für starke Nerven, überholen und Gas geben ist eine Leidenschaft der Kleinbusfahrer, da kann man nur hoffen, dass niemand entgegen kommt, gehupt wird hauptsächlich auf den engen Nebenstraßen, denn hier ist Linksverkehr, den man aber nur an der Richtung des Ausweichmanövers merkt, normalerweise fahren alle in der Mitte der Straße, auch immer gut für Schreckmomente. Trotzdem nehmen wir für unsere Ausflüge die billigen Kleinbusse, man steigt irgendwo auf der Strecke zu oder aus, wird sogar etwas abseits der normalen Route geführt, die Einheimischen bis vor die Haustüre. Am Busbahnhof, also Platz im Ort an dem die Busse mal abgestellt sind wird man gleich gefragt wo man hin möchte, dann streiten sich einige in welchen Bus man einsteigen soll, wer also das Geschäft macht, fürs vermitteln hätten die Burschen dann auch gern mal ein Kleingeld vom Busfahrer.

Hier versucht jeder rasch mal Geld zu machen, mit Geschäften die keiner verlangt hat, eine etwas anstrengende Art, man muss auch immer wieder dankend ablehnen, denn sie versuchen wirklich alles.

Zuerst mal Kontakt aufnehmen - hello, where are you from? Dann gleich mal „oh nice“, das kenn ich ja, sehr sympathisch, dann geht's weiter mit, ich hab Ketteln, Muscheln, Bilder, kann euch als Guide begleiten, euch Fisch verlaufen oder Gemüse, oder... die Liste lässt sich unendlich fortsetzen. Am Ankerplatz werden wir auch regelmäßig gefragt ob sie nicht unser Unterwasserschiff reinigen sollen, ist ja wirklich die meiste Zeit auffällig bewachsen, aber wenn nötig schrubben wir selbst mal drüber. Die Antwort, "danke das passt so", bringt uns trotzdem jedes Mal zum Schmunzeln.

Portsmouth ist ein langgezogener Ort und man geht immer die Hauptstraße entlang, denn hier sind alle kleinen und größeren Läden, der Fischmarkt, gleich nebenan an der Straße die Gemüsestanderln, die kleinen Bars, in denen immer die gleichen Einheimischen sitzen, die Polizeistation und ganz unscheinbar auch das Gericht. Wenn das Gericht tagt wird die Straße kurz mal abgesperrt und auf dem Schild um Ruhe gebeten, gut angezogene Männer verraten, dass hier die Verhandlungen stattfinden werden. Über dem Fleischgeschäft, welches nur einige große Kühltruhen mit riesen Packungen Knochenfleisch hat, spielt immer laute Musik die man schon von weitem hört, muss ziemlich anstrengend sein, wenn man den ganzen Tag so beschallt wird. Bei unserm ersten Aufenthalt ist am Gehsteig nahe der Polizeistation immer eine Frau am Boden gelegen, scheinbar schlafend. Alle sind ausgewichen oder drüber gestiegen. Mir scheint sie ist psychisch krank und in einem tranceartigen Ausnahmezustand. Beim zweiten Stop hier war sie nicht mehr da, wäre schon interessant was mit ihr passiert ist und überhaupt wie man hier mit den Menschen umgeht die nicht ganz so der Norm nach sind. Wahrscheinlich fällt man hier nicht so rasch auf, denn eingeraucht und gut mit Rhum gefüllt sind hier viele.

Unsere Ausflüge beginnen alle gleich - hello, no thank you, we are fine, have a nice day,... dann rein in den Bus, meist eng gedrängt mit der heimischen Bevölkerung, hier reist man aber ohne Tiere und die meisten auch ohne viel Gepäck, haben wir auch schon anders erlebt. Hier sitzen die Einheimischen mit ihren Handys, spielen, hören Musik oder telefonieren, was bei dem Lärm eh eine Leistung ist. Stopp, der Bus hält, man reicht, möglichst abgezählt das Fahrgeld dem Fahrer unter die Nase, aussteigen, Türe zu, der Bus düst weiter und man steht auf der Landstraße. Nett ist auch, dass sie einem beim Umsteigen an einen weiteren Bus verkaufen wollen, da bemühen sie sich wirklich, hupen und sprechen alle möglichen anderen Busse an und wenn sich keiner findet bringt uns der Bus noch bis zu seiner Reviergrenze, damit wir nicht auch noch durch den ganzen Ort laufen müssen. Die Bevölkerung hier ist wirklich nett und abseits der Touristenhotspots auch gar nicht auf Geschäfte aus, auch das ist eine Erfahrung. Für uns sehr schade, denn bedeutet reisen heutzutage immer ein Tourist zu sein, der für einen dafür geschaffenen Businesszweig ein Geschäft sein muss. Und wenn man das nicht ist, wenn man einfach nur hier ein bisschen leben möchte, einkaufen gehen, wandern, große Enttäuschung. Diese Art von Tourismus verdirbt die Leute, sie warten wie Spinnen im Netz auf ihre Beute, die wird dann möglichst rasch und effizient abgezockt und im Flieger oder Kreuzfahrtschiff wieder entlassen. Oder wir sollen halt weiter segeln.

Wir haben unsere Ausflüge also alle ohne Guide gemacht, mit Karte, Navi, Hausverstand und eben dem nötigen Abenteuer, wenn man mal nach dem Weg suchen musste, umkehren und an einer anderen Stelle den Fluss queren usw., wir mögen es so den Tag zu verbringen, man erlebt mehr, wird noch überrascht, entdeckt entlegene Winkel an die man sonst nicht kommen würde und trifft Menschen, die einem nett weiter helfen. Bei unserem Ausflug ins Kalinagogebiet sind wir auf dem Weitwandertrail ein Stück durch die Kulturlandschaft, steil bergauf und bergab auf rutschigen Pfaden, kaum zu glauben, dass hier die Bauern ihre Ernte vom Feld weg transportieren, es gibt hier aber keine Straße, also muss es so funktionieren. Die Felder sind meist nicht größer als bei uns in den Gärten und zwei Säcke Gurken oder Süßkartoffeln sind dann die Ernte, welche am Markt oder am Straßenrand verkauft wird. Wir sind gewöhnt, dass es von allem mehrere Steigen voll gibt, hier wird stückweise angeboten, was eben gerade reif war. Wir haben einer Kalinagofamilie, rote, sehr dicke und extrem süße Bananen abgekauft, sind hier eine Spezialität. Was kosten sie? Was sie geben wollen, also geben wir mehr als am Markt üblich, sie wollen uns dafür noch weitere Bananen geben, oder andere Früchte, unglaublich nett. Und so treffen wir an diesem Tag lauter hilfsbereite, freundliche und fröhliche Menschen, deutlich anders als in den Städten am Meer. Sogar Rang hohe Politiker dieser Region stellen sich persönlich bei uns vor, freuen sich, dass es uns hier gefällt, netter Smalltalk, sie weisen uns den weiteren Weg. Ein Bus der Kirche von Nazareths nimmt uns gleich zweimal mit und zeigt uns den Weg zum Tete Chien, einem quasi heiligen Ort hier. Hier kommt, dem Mythos nach, eine Schlange aus dem Wasser, die eben magische Bedeutung hat. Die Felsformation ist eindrucksvoll, der Platz hat was Besonderes, der Ausblick ist traumhaft. Zurück dann im gleichen Bus, er nimmt noch einige andere mit, alles kostenlos.

Hier wird auch Schlangenöl verkauft, ist heilsam gegen alles, ein echtes Wundermittel aus der Naturheilkunde, die hier noch gelebt wird. Es wäre noch so vieles interessant hier, dafür ist unsere Reise dann doch nicht geeignet, da müsste man länger an einem Ort bleiben und ob man dann soweit angenommen wird, dass man an die Informationen heran kommt, wer weiß. Man ist ja doch Weißer hier, obwohl man an solchen Tagen keine Ressentiments spürt. Am Rückweg dann ein Regenschauer, der einzige übrigens die ganze Woche, auch das ist Karibik, da ist es dann gleich heiß und schwül und jede Abkühlung erwünscht. Wir stellen uns trotzdem bei einem der kleinen Geschäfte, die es überall gibt unter und warten auf einen Bus, netter Smalltalk, ein entspannter Tag. Da das Internet der Lokale am Strand bis zum Boot doch nicht ausreichend stark sendet, sitzen wir immer wieder mal in der „Sandys Bar“, trinken Fruchtsaft, Bier oder Shandy und nutzen das Internet. Besonders Julian ist hier Stammkunde geworden und jettet täglich mit seinen Freunden, stellt neue Videos ins Netz, Surft ein wenig herum um, für nach der Reise, ein Auto und Job zu checken und was man sonst so alles erledigen kann. Sonnenuntergang sind wir meist schon am Schiff, draußen fressen einem eh die Sandflöhe und Moskitos, am Schiff sind es wenigstens nur die Gelsen und davon überschaubar wenig.
Gemütliche Abende, Thuna ist hier wieder günstig und gut, der Grill im Dauereinsatz. Wir Ankern auch diesmal wieder im Norden der Bucht, im Gebiet welches von den PAYS betreut wird. Lieber wäre es denen ja wenn man an die Bojen geht und sie versenken in der Woche auch täglich weitere Betonblöcke rund um unser Schiff, da wird dann bald eh kein Platz zum Ankern mehr sein, ein verpflichtendes Bojenfeld wird uns wahrscheinlich das nächste Mal erwarten. So erleben wir hautnah, wie alles weiter eingegrenzt und reguliert wird, schade, wollten wir mit dieser Reise doch ein bisschen weg vom regulierten Alltag. Vielleicht ist das eine Illusion, dass es das auf der Welt noch gibt und vielleicht wären wir eh nicht mehr fähig ohne Plänen, Naviagtionsgeräten, Reisehandbüchern und Guides uns frei zu bewegen und sicher unterwegs zu sein. Wir wollen es aber wieder lernen, zumindest nicht alles vorgegeben zu bekommen, ist ja dann fast wie Fernsehen nur das man selbst ein Darsteller ist und nach Drehbuch sein Ding abspult.

Übrigens, Fernsehen gibt es bei uns ja auch keines, seit wir Österreich verlassen haben, also über ein Jahr. Geht uns nicht ab, Nachrichten lesen wir im Internet und Dokumentationen kann man, wenn gutes Netz vorhanden ja auch mal ansehen. Einen Kinoabend im Cockpit auf Julians Laptop hatten wir uns gegönnt, ein lustiger Film, ist dann ein echtes Highlight, so wie früher wenn mal Kino im Dorf war oder man beim Wirten Fernsehen gegangen ist, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, kenne wir ja nur aus Erzählungen.

Die Tage vergehen wie immer rasch, unsere Arbeiten an Bord bleiben weitgehend liegen, weil es viel zu viel Interessantes gibt und man die Zeit echt nicht mit Herumputzen verschwenden möchte. Dafür haben wir uns Zeit in La Marin auf Martinique vorgenommen, dort gibt es dann wieder eine Generalsanierung von Mensch, Wäsche und Material.

Hier noch ein Ausflug zum Chaudierepool, soll ein schöner Fluss mit Wasserfall und Pool in das man von den Felsen rein springen kann sein, Baden in den Flüssen ist hier ohnehin ein wahrer Genuss. In Martinique sind die Flüsse durch Chemikalien schon so belastet, dass man nicht mehr drin Baden soll und außerdem sind sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum zu erreichen. Mit ein Grund länger hier zu bleiben.

Auch dieser Ausflug beginnt mit dem Weg zum Busplatz, nur diesmal scheint kein Bus in unsere Richtung zu fahren, mehrmals werden wir gefragt ob wir nicht ein Taxi nehmen möchten. Wollen Sie uns heute auf jeden Fall mal was abknöpfen? Wir sind etwas irritiert, wandern dann aber zur Busstation ums Eck, wo der Bus den Ort verlassen wird, dann werden sie uns schon mitnehmen, so unser Plan. Wir warten und inzwischen kommt eine größere Gruppe, deutlich als Unseresgleichen zu erkennen auf die Busstation zu. Ebenfalls Segler, am Ankerfeld unsere Nachbarn, so lernt man sich kennen. Auch sie wurden am Busplatz abgewiesen und in diese Richtung geschickt. Also warten wir nun schon zu acht, ist schon fast ein voller Bus - und so läuft es hier - es kommt ein Mann spricht uns an, vereinbart zum normalen Bustarif seinen Bus, den Schulbus zu holen und uns zum Ausgangspunkt der Chaudierepools zu bringen. Ist zufällig sein Heimatort, sehr nett erzählt er uns noch einiges und erklärt uns auch wie wir am besten von da wieder zurückkommen. Da die anderen Segler, eine Mutter mit ihren zwei Töchtern und ein junges Paar, keinen genauen Plan haben, schließen sie sich uns an und wir wandern gemeinsam zum Fluss. Ein netter Tag, wir unterhalten uns angeregt auf Englisch, denn sie sind alle aus Israel und sprechen miteinander Hebräisch, am Abend sitzen wir noch gemütlich in Sandys Bar zusammen, lernen noch den Vater der Familie kennen und eine weitere israelisch, schweizerische Familie, die heute hier angekommen ist. Sie alle kennen sich gut, die Kinder sind befreundet, da ist gleich was los, inklusive Abenderschöpfungsgeschrei der Dreijährigen.
Der Fluss und das Pool sind wirklich schön zum Verweilen, wäre auch gut für ein Picknick, hier könnte man Feuer heizen, was Grillen, nebenbei Baden. Das rein springen von den Felsen ist hier natürlich der große Reiz, Mut ist gefragt und als Julian mal mit Seitwärtssalto über die Klippen springt hat er die Bewunderer auf seiner Seite. Ich filme und bekomme alles ganz gut auf die GoPro drauf, Julian hat einen guten Blick wo und wie man die Kamera halten muss, dass der ganze Act drauf ist, ich sitze im Wasser und arbeite nach Weisung. Am nächsten Tag gibt es noch ein kurzes Relingsgespräch, die Familien brechen auf zur River Tour und anderen Events, wir bereiten uns für den Sprung nach Martinique vor, schade, dass sie alle nach Guadeloupe weiter segeln und wir sie vielleicht nicht mehr treffen werden. Die zwei Jugendlichen sind Kitesurfer, ihr Video von den Grenadinen ist beeindruckend, echt toll, da bekommt man Lust das mal auszuprobieren, oder man lässt es, weil man sich ja nichts verreißen möchte, sieht nämlich schon recht anstrengend aus. Aber die Grenadinen locken uns jetzt, die Strecke bis dahin werden wir so kurz wie möglich halten und so zieht es uns jetzt wirklich weiter Richtung Süden.

Sonntag ist der erste Tag an dem wieder Wind angesagt ist, was beim Auslaufen auch stimmt, dann müssen wir aber bald mal den Motor zur Hilfe nehmen, denn sonst bleiben wir gleich hier vor der Küste Dominikas stehen. Zum Glück geht es dann eine gute Strecke mal wieder recht gut voran. Alles in allem haben wir aber diesmal leider viel mit dem Motor fahren müssen, denn die Welle war diffus und doch fast ein Meter hoch und der Wind schwach bis null. Unter diesen Bedingungen erreichen wir erst bei Dunkelheit San Pierre auf Martinique, es ist halbwegs mondhell, so sieht man die anderen Ankerlieger gut, wir suchen uns einen Platz zwischen den recht eng stehenden Schiffen, unangenehm wenn man beim herum schwojen einender so nahe kommt. Trotzdem schlafen wir recht gut und weil noch immer oder schon wieder kaum Wind ist bleiben wir vorerst mal hier. Mir gefällt San Pierre sehr gut, der Ort hat etwas mystisches, ist wenig touristisch mit toller Bergkulisse im Hintergrund. Nachteil ist, dass man sehr nah am Strand ankern muss, dahinter ist es gleich 20 Meter tief und dass immer etwas Schwell in die Bucht steht. Man schaukelt doch recht heftig vor sich hin. Trotzdem, ohne Wind macht es keinen Sinn weiter zu segeln. Ich nutze die Tage hier gleich mal zum Wäsche waschen, hier gibt es auch eine Münzwäscherei, 8 Euro für eine siebenkilo Maschine, vier Maschinen hab ich beisammen, dann ist alles Bettzeug, Badetücher, die Decken aus dem Salon und all die Shirts und Hosen wieder gewaschen. Mit dem leichten Wind lässt sich an Deck alles gut trocknen, ein großer Arbeitsschritt ist damit erledigt. Sonst geht sich nicht recht viel aus hier, zum Schnorcheln war das Wasser zu trüb und die Rhumdestillerie, welche wir mit Julian noch mal besuchen wollten, fällt dem auffrischenden Wind zum Opfer. Wir legen Dienstag gegen Mittag etwas rasch ab, es dreht uns zunehmend Richtung Ufer und auf ein anderes ankerndes Schiff, also umankern oder weg, wir entscheiden uns für Zweiteres und nutzen den Rückenwind. Den Großteil der Strecke geht's dann aber doch gegen den Wind, wir erreichen aber recht unproblematisch die Anse de Arlet, unsere Schildkrötenbucht und weil wir ja früher hier sind als geplant, bleiben wir gleich mal einen Tag zum Schnorcheln und Rasten. Donnerstag geht's dann wieder nach Le Marin, zwölf Meilen aus denen gefühlte dreißig werden. Neun Stunden kreuzen wir Richtung Le Marin, den Felsen Rocher du Diamant sehen wir ausgiebig von allen Richtungen, der scheint uns einige Stunden nicht aus den Augen zu lassen und an den vielen Bojen, die sie hier ausgelegt haben verlieren wir gleich zwei unserer Köder, kein guter Tag. Ganz langsam entfernen wir uns von dem Felsen und knapp vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das große Ankerfeld vor der Marina. Genug Platz, Anker hält, hier stehen wir erstmals wieder ganz ruhig, kein Geschaukel, ungewohnt, angenehm.

Freitag ist großer Einkauftag, deshalb sind wir auch hier hergesegelt, die Mühe für einen großen Supermarkt mit Steg für das Dingi, da braucht man die Getränke nicht weit zu schleppen und jetzt wird noch mal für die nächsten zwei Monate eingekauft. Und neue Köder können wir hier auch gleich wieder kaufen und vielleicht brauchen wir auch Ersatzteile für unseren Wassermacher, hat heute plötzlich aufgehört zu arbeiten, ein Unglück kommt selten allein, oder aller gutem Dinge sind drei, haben wir heute alles erfüllt. Damit kann es morgen nur besser werden.

Und tatsächlich entpuppt sich der Freitag als Glückstag. Am Vormittag entspanntes einkaufen, danach ein ausgiebiger Brunch und ein gemeinsames Durchstöbern der Angelutensilien. Wir basteln mit vorhandenen Fischen, Kalamari, Löffeln, Federn usw. neue Köder, Julian ist aber von all den Dingen nicht so richtig überzeugt. Sein verlorener Fisch hatte zwei Haken, einen unten und einen hinten, vorne weg waren noch zwei kleine Fische die quasi vom großen gejagt werden, soll für Raubfische zum Anbeißen animierend sein. Also brechen wir am Nachmittag nochmals zu einer Runde in den Ort und zur Marina auf und tatsächlich finden wir in dem riesengroßen Angelbedarfsgeschäft zwei günstige große Fische mit den richtigen Haken. Sie sind zwar etwas größer als der gerade Verlorene, aber vielleicht fangen wir damit ja auch noch etwas größere Fische, zum Beispiel einen Blue Marlin. In der Marina findet man rund um den Mistplatz auch immer wieder brauchbare Dinge, diesmal eine neue Eieruhr, ein Lavoar, wir haben unseres bei einer der Überfahrten verloren, eine Leine und eine Angelrute. So wie man Dinge verliert, findet man auch einiges wieder, so eine Art Tausch auf der Welt, nachhaltige Nutzung der Ressourcen.
Samstag werden wir es uns hier, bzw. in St. Anne noch gemütlich machen, Sonntag geht's dann weiter nach St. Lucia, inzwischen sind schon zwei Gasflaschen zu tauschen, ideal es gleich in der Rodney Bay erledigen zu können. Dort treffen wir uns auch wieder mit Walter und Caroline von der Toroa und dann geht's rasch weiter nach Bequia.

Und übrigens, der Wassermacher geht auch wieder, Robert hat den Fehler rasch gefunden und auch die nötigen Ersatzteile an Bord, zumindest für die erste Reparatur, einen besseren Schalter möchte er dann aus Österreich mitbringen, denn hier gibt es so was nicht oder nur sehr teuer.
Letzte Mails mit eigenem Internetkontingent, jetzt wird es dann wieder etwas komplizierter mit der Kommunikation, gehört aber auch dazu bei so einer Reise.

 

Irgendwie werden wir es schon schaffen auch von den Grenadinen was zu berichten.