Grenada Marina

Die erste Arbeitswoche ist um, Zeit sich wieder mal mit Neuigkeiten zu melden. Auf der Homepage wird alles zeit verzögert auftauchen, denn hier haben wir zwar gratis Internet, allerdings nur nahe der Marinagebäude, also auch mit Verstärkerantenne an Bord nichts zu machen. So marschieren wir fast regelmäßig so gegen 14 Uhr Ortszeit vor zur ehemaligen kleinen Bar, sitzen im Schatten mit Blick aufs Meer, meist mit einem angenehmen Lüfterl und checken Mails und Whats-App und nutzen die Zeit um mal nach Hause zu skypen, denn so ab 19 Uhr in Österreich ist es günstig Verwandten und Freunde zu erreichen. Das braucht dann recht viel Zeit, sodass wir sonst keine Lust mehr auf weiteres Internetgetue haben. Außerdem funktioniert die Wartung der Homepage nur über den Computer und mobil sind wir ja mit Handy und Tablet unterwegs und zu meiner großen Freude haben sie bei Jimdo, unserer Homepage ein neues Update mit neuem Aufbau und Design verpasst, da muss ich mich mit Ruhe neu orientieren, also es wird dauern. 

Das mit der Bar ist auch sehr originell. Gerade jetzt, wo die meisten Segler ankommen und ihre Schiffe flott machen, ist die gemütliche Bar wegen Renovierung gesperrt, das Ersatzlokal ist zwischen den Werkstätten, wenig attraktiv zum Sitzen und Internet bekommt man dort auch kaum rein. Da spielt’s nichts mit gemütlichem kalten Caribbier, wir haben zum Glück noch ein paar Dosen Bier aus Martinique an Bord ausgegraben, nehmen wir zur Feier des Tages dann zur Internetstunde mit. So hat unser Generalputz, den wir wegen des Schimmels an Bord machen müssen, auch seine guten Seiten. Ich war wirklich in jedem Winkel, hab alles ausgeräumt, bis in den letzten Winkel der Pilgen geputzt und alles wieder verstaut. Besonders viel Aufwand war die Säuberung aller Polsterungen, Decken und Pölster und leider müssen auch alle Textilien gewaschen werden, also jeden Tag mindestens eine Waschmaschiene, alles zum Trocknen aufhängen und wenn möglich vor dem nächsten Regenguss ins Trockene bringen. Wegen trinken und essen brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wir hatten noch Trockenbrot von den Kanaren, Kichererbsen, Dosen mit allerlei Leckereien, teilweise noch aus Italien und Griechenland. Und das Wasser hier schmeckt zwar ein bisschen nach Chlor, ist aber ohne weitere Aufbereitung trinkbar, so sparen wir uns die Mikropur gleich mal auf, möchten ja nicht noch zusätzlich Chemie zu uns nehmen.

Wir waren auch schon zweimal in St. Georges einkaufen. Gemüse, Eier und was man sonst so an Frischem hier bekommt. Die Auswahl ist wieder so wie auf allen englisch geprägten Inseln, nicht überwältigend und für Obst und Frisches scheint derzeit nicht Saison zu sein. Keine Mangos, keine Ananas, selten mal Papayas, farblose und wahrscheinlich auch geschmacklose Tomaten, Salat immer leicht angefault,… wir waren über den Sommer in Österreich wirklich verwöhnt, immer frisches Obst und Gemüse aus dem Garten von Roberts Mutter und reichlich Fleisch am Grill. Hier sind wir froh wenn wir mal was anderes als Hendelhaxen oder Flügerl finden und idealerweise keine gefrorene Großpackung mit der wir auch nichts anfangen können. Ein besonderes Highlight war der Allerheiligenstriezel, den wir noch aus Graz mitbekommen haben. Der hat unsere Arbeitsmoral über die ersten vier Tage mit Mangomarmalade aus dem Vorrat gestärkt, da kann fast keine schlechte Laune aufkommen. Insgesamt sind wir trotz der wirklich mühsamen, schweißtreibenden Arbeit guter Dinge. Man schwitzt ja auch ohne Arbeit hier, die ersten Tage brannte die Sonne auf der Haut, jetzt sind wir schon etwas braun und halten es schon ein wenig länger ohne Schatten aus. Ist auch nötig, denn sonst werden wir mit dem Schleifen und Streichen gar nicht fertig, denn angenehm ist es am ehesten in den Morgenstunden so zwischen  sechs und acht, dann ist es heiß, oder es regnet, meist nachmittags und dann und wann in der Nacht. Selten länger, meist richtig heftig, dann stehen wieder überall große Lacken, bevorzugt rund um unser Schiff, so ist es sogar an Land gar nicht leicht trockenen Fußes das Schiff zu verlassen. Diese enorme Feuchtigkeit mit dem Urwald in Wurfweite hinter unserm Boot ist auch der Grund für die Gelsenplage, die uns die meisten Probleme bereitet. Die Gelsen sind klein und flink, wir zählen beide schon locker fünfzig Stiche, vielleicht gehen einige auch auf das Konto der extrem bissigen Ameisen die an den trockenen Wiesenstücken wohnen, die wir ja zum Stehen und Gehen benutzen, wäre es besser die ganze Zeit im Wasser zu stehen? Und alles juckt höllisch, besonders nächtens, trotz Gelsengitter vor Fenster und Tür jagt Robert regelmäßig die kleinen Biester, die sich sichtlich gut verstecken und aus dem Hinterhalt angreifen. Seine Jagderfolge werden besonders gefeiert wenn eine noch nicht Angesoffene erlegt wird, ein ersparter Stich! 

Wenn wir schon mal von all dem Getier hier berichten, im Schiff zum Glück kein Ungeziefer, keine Kakerlaken, ein kleiner Frosch hat sich mal rein verirrt, war aber rasch wieder rausbefördert, eine kleiner Gecko hat sich unter unseren Leinen ein Nest gebaut und sogar kleine weiße Eier gelegt. Den haben wir leider beim Brüten gestört und samt seiner Nachkommen von Bord befördert. Interessanterweise war er nach ein paar Tagen wieder unter den Leinen und aufgeschreckt entschwand er rasch Richtung Bug. Zuletzt ist ihm Robert im Ankerkasten begegnet, von dort sollten wir ihn auch noch entfernen. Der scheint sehr reviertreu zu sein und alles daran zu setzen seinen Brutplatz zu verteidigen, echt blöd für ihn, denn den gibt es so gemütlich ja jetzt nicht mehr und ich glaub auch nicht, dass Geckos zu guten Schwimmern gehören, also hat er am Schiff kein gutes Leben.

Besonders in der Nacht ist es oft recht laut. Vögel melden in allen Tonlagen und Frösche quaken, richtige Urwaldgeräusche, für uns auch recht ungewohnt, normalerweise Ankern wir ja ein Stück weit weg vom Land und unter Tags ist es deutlich ruhiger im Wald. Auf jeden Fall freuen wir uns schon wenn uns endlich der große Kran holt und ins Wasser befördert. Jeden Tag verschwinden ein oder zwei Schiffe rund um uns, der Platz leert sich, wir wollen ja nicht alleine übrig bleiben, also zügig weiter arbeiten, auch wenn einem die Arme schon fast abfallen, die Finger wund sind und auch sonst fast jeder Muskel verkatert oder verspannt ist. Abgesehen von den Arbeiten zu denen man sich ja in den unmöglichsten Lagen verrenken muss, klettert man täglich unzählige Male die Leiter rauf und runter und turnt auch so im und am Schiff über alles mögliche hinweg. Irgendwie bewältigt man einen Ganztageshindernisparkour abzüglich der Internetzeit meist so 8 bis 9 Stunden. Das Ende des Arbeitstages ist mit Einbruch der Dunkelheit so um sechs, da lassen sich maximal noch ein paar Kleinigkeiten Indoor machen, draußen ist es stockdunkel, hier drehen sie die Sonne ja innerhalb von einer Viertelstunde ab. Krönender Abschluss jedes Tages ist die Dusche, die nahe beim Schiff, sehr sauber und angenehm kühl ist, manchmal geh ich auch schon unter Tags mal kurz abduschen, ein Luxus, den es, wieder unterwegs eh nicht mehr geben wird. 

Neben der Arbeit hat man wenig Zeit und Lust auf geistige Dinge, selten lese ich abends noch ein bisschen, aber meistens ist man zu müde und beginnt so um acht mit schlafen. In der Nacht ist man wegen einsetzenden Regen zum Fenster schließen, zum Gelsen jagen oder weil es zu heiß zum Schlafen ist ohnehin immer wieder mal wach. 

In der zwischen Zeit rinnen uns die Tage nur so durch die Finger. Zum Glück hat man schon wieder wenig Zeitgefühl, so kommt es einem nicht so vor dass man schon beinahe zwei Wochen da herum werkt und das Ende ist zwar in Sicht, aber es tun sich immer neue Arbeiten auf. Jetzt müssen wir schon wählen was wir unbedingt noch hier in der Werft und was wir auch später machen können. Ich hatte gestern meinen ersten Lagerkoller und Durchhänger, möchte noch vor dem Wochenende ins Wasser, was sich aber doch nicht ausgeht, sich fügen und das Beste aus der Zeit hier machen. 

Im jetzt winterlichen Österreich  kann man sich wahrscheinlich schlecht vorstellen, was da alles so an Arbeiten anfällt. Robert sagt immer, wenn du eine Sache angehst fällt dir gleich noch eine weitere in die Hand, so zum Beispiel die Winsch, die man zum Streichen abmontieren musste und jetzt in alle Einzelteile zerlegt putzen, schmieren und wie ein Puzzle wieder zusammen bauen muss. Am Heck, welches auch neu lackiert wird musste auch die Windsteueranlage, Badeleiter, Deckel der Backskisten und natürlich alle Kanister und Motorservicemateril, Gaskartuschen und so weiter entfernt werden. Steht und liegt jetzt alles rum, eh klar. Heute ist vielleicht wieder ein Tag an dem eine Arbeit fertig wird und man ein Erfolgserlebnis hat, die letzte Zeit wurde es zusehends wieder chaotischer und alles sieht wieder mehr nach Baustelle aus. Man muss sich an den Dingen, die erledigt sind die Motivation erhalten, so zum Beispiel das Beiboot. Hatte einige Cuts am Boden, wurden gekittet und anschließend gestrichen, abgelöste Gummistreifen wieder aufgeklebt, alles geputzt und schon fast mit der hässlichen Plane versehen, die den Gummi vor den UV strahlen schützen muss. Eine Verschönerung der Planenlösung steht nicht an, ist ein zusätzlicher Diebstahlschutz, denn da würd ich mir auch ein schöneres klauen, noch dazu wo die sowieso alle stärkere Motoren haben. Unser Drahtseil, mit welchem wir es immer am Steg absperren ist leider dem Rost zum Opfer gefallen, also es hängt noch so braun am Boot, aber man kann es bereits mit einem Nagelzwicker abbeißen, da muss auch noch eine neue Lösung her. Das Drama, was das Beiboot betrifft ist der Motor, raus aus dem Ankerkasten zurück an seinem Platzt am Heck, zeigt sich der Vergaser verrostet, nichts geht mehr. Robert verfällt in Verzweiflung, ich versuche mal ganz wenig aufzufallen und warte auf die vorgeschlagene Lösung. Neben dem Herumschauben, ölen und einsprühen mit MOS 2 Spray, ohne den geht gar nichts,  schaut Robert mal den Marine Katalog durch was ein neues Dingi und Motor kosten würde. Der Motor sollte dann gegen 10 ps haben, da sind gleich mal 2000 Euro weg und ein neues Schiff mit Alurumpf, der dann hoffentlich dicht ist, würde hier in Grenada gleich noch 3000 Euro dazu kosten. In Martinique wäre alles weit günstiger zu haben, also sollte unser Gefährt zumindest bis Jänner durchhalten und man glaubt es kaum, nach mehreren Stunden Arbeit springt der Motor tatsächlich wieder an. Der Erfolg trügt allerdings, denn im Wasser rührt er sich keinen Millimeter und Robert investiert neuerlich einige Stunden um alles durchzumessen und den Fehler ausfindig zu machen. Am Nachmittag tragen wir dann den Patienten zur Motorenwerkstätte in der Werft, liegt rein zufällig genau am anderen Ende des Geländes, ein längerer Fußmarsch, erst die letzten 100 Meter nimmt uns ein Marinero auf seiner Ladefläche mit. Am nächsten Tag, nach nochmaliger Fehlersuche werden zwei Teile als kaputt identifiziert, wobei beide natürlich erst auf Bestellung, man weiß nicht genau wann, geliefert werden können und so um die 200 Euro kosten werden. Unsere Gedanken und Berechnungen richten sich immer mehr auf einen neuen Motor aus, zu viel sollten wir in den Alten nicht mehr reinstecken, wir haben mit seinem langsamen Sterben ohnehin gerechnet. Jetzt gleich ist halt etwas ungünstig, wir paddeln schon fleißig zwischen Schiff und Marina hin und her und stellen uns schon mal vor wie wir unseren Besuch samt Gepäck so an Bord bekommen werden.

Unsere Genuar war beim Segelmacher und ist bereits fertig, sollte gleich montiert werden wenn wir sie holen, sonst liegt das nächste große Paket herum, das Material leidet bei zusammengefalteten Segel ohnehin. Bedeutet wieder Arbeit von einer Stunde, schätze ich mal. Geht sich heute vielleicht noch aus. Obwohl es heute ein erfolgreicher Tag war, wird es definitiv Montag, denn der Lack, den das Heck und einige Stellen an Deck bekommen, braucht einige Zeit zum Trocknen. Der erste Versuch das klebrige Zeug aufzutragen war wenig erfolgreich, denn so dick aufgetragen ließ es sich nicht gleichmäßig verteilen, was eine unschöne Oberfläche ergab. Verdünnt mit Wasser war das Ergebnis dann schon besser, das Heck ist nahezu fertig. Und die erste Schicht Antifouling ist auch schon aufgewalzt, jetzt sind wir schwarz statt weiß unter Wasser, verändert die Optik unserer schönen Seven Seas, sieht aber gut aus, schwarz macht ja bekanntlich schlank. 

Um uns herum stehen amerikanische und französische Schiffe, alle arbeiten fleißig, bzw. lassen arbeiten, das geht dann recht flott denn die Marina ist wirklich gut organisiert. Schräg hinter uns, also unser direkter Nachbar scheint ein Deutscher zu sein, die “große Freiheit Nr. 7.”, ein echt vergammeltes Schiff, alles verrostet, mit Moos und Schimmel überwuchert, scheint ausgeträumt der Traum von Freiheit. So ein Schiff ist echt eine Aufgabe und was die Arbeit und auch finanzielle Belastung betrifft durchaus auch ein Glotz am Bein. Verschrotten kostet letztendlich auch eine Menge, es so stehen zu lassen und Marinagebühren zu zahlen wird auch nicht billig sein und bei dem Zustand möchte ich nicht dabei sein wenn man den Kahn wieder flott kriegen möchte. 

Bei uns stellt sich jetzt zum Glück wieder die Phase ein wo sich alles wieder ordnet und man gleich das Gefühl hat bald fertig zu sein. Doch auch jetzt quälen uns immer wieder Kleinigkeiten, die reizen, so zum Beispiel das montieren aller Scharniere und Griffe, die zum Streichen entfernt wurden. Unter jeden Metallteil muss ein Plastikblättchen extra zugeschnitten und mit gestanzten Löchern und jede Schraube muss mit einer Spezialpaste isoliert werden, denn das Metall der Beschläge verträgt sich mit unserem Aluminium nicht. Oder das Entfernen der Kreppbänder nach dem Streichen, sollten ja leicht runtergehen und nicht mühsam fuzelweise zum Wegkratzen sein. Und dann die klebrigen Reste mit Azeton wegschrubben, kann mir keine bessere Morgenbeschäftigung vorstellen. Eine schöne abschließende Arbeit ist auch den blauen Streifen zwischen Unterwasserschiff und silbernen Rumpf zu kleben. War technisch kein Problem, der Streifen klebt ausnahmsweise auf Anhieb gut, leider haben wir etwas ungenau abgeklebt und jetzt eine Delle in der Wasserlinie. Lässt sich jetzt nicht mehr ausbessern, also fahren wir mit leicht schiefer Optik herum, von der Ferne sieht man es eh nicht so genau, aber ein bisschen ärgerlich ist es schon. 

Vielleicht ist es auch interessant so ein bisschen Einblick in das Werftleben zu bekommen. Oben an Deck kann man ja das Treiben unten am Boden gut beobachten. So fahren hier zum Beispiel die Arbeiter bevorzugt mit elektrisch unterstützten Dreirädern mit Transportkorb hinten dran herum und transportieren sich und Kleinzeug zwischen Werkstätten und Schiffen herum. Dann kommt wieder mal ein Kran, eher altertümliches Design und hebt so mir nichts dir nichts einen Mast von einem Kat. Kleinere Schiffe werden mit einem Traktor mit Tiefladeanhänger geholt, für die großen fährt der 70 Tonnen Kran aus. Auf Wunsch kommen rasch mal Arbeiter vorbei und verstellen die Stützen an  unserem Boot damit wir auch die letzten Stellen noch streichen können, das Segel wird vom Segelmacher sogar geliefert. Fast täglich sind wir einmal im Marineshop, jetzt auch schon um Dinge, die wir doch nicht brauchen wieder zurückzugeben, die Materialrechnung macht trotzdem fast 1000 Euro aus. So ein Refit vom Schiff kostet schon was. Und überall gibt es komische Leute, hier zum Beispiel einen jugendlichen Arbeiter der bevorzugt mit heulendem Motor Vollgas mit lauter Musik durchs Gelände düst und das gleich mehrmals hin und her, weil er muss sein Auto ja nutzen. Der taucht auch jeden Tag im Werftkino mal auf. Alle Arbeiter sind freundlich, grüßen immer beim Vorbeigehen, auch die Security kennt uns schon, sind ja wirklich schon lange Teil dieser Szenerie. Nachdem wir ja bis Montag noch am Trockenen sind, geht sich Samstag wieder eine Einkaufstour nach St. Georges aus. Jetzt geht das ja schon ganz routiniert vor sich, kenne wir doch alle Baumärkte und Supermärkte mit ihrer Auswahl und Preisen schon und legen unsere Einkaufsrunde effizient, zu Mittag zurück am Schiff, stürzen wir uns gleich auf die noch anstehenden Arbeiten. Die letzte Backskiste versetzt uns nochmals gehörig in Schrecken, eine Kakerlake versteckt sich in einem Faltkanister. Die geht rasch über Bord, aber ist sie alleine, männlich kastriert oder hat sie Familie? Sind die schwarzen Punkte überall nur Kakerlakensch…, oder sind das die kleinen Nachkommen? Ich putze auf jeden Fall wieder akribisch mit Essig und Insektengift und durchsuche zur Sicherheit auch innen nochmal alle Schiffsbereiche die mit der  Kiste über Kabelschächte in Verbindung stehen. Gott sei Dank ist unser Schiff dicht wie eine Konservenbüchse, nichts deutet auf weite Kakerlaken hin, also wollen wir mal davon ausgehen, dass sie ein Einzelgänger war, so eine Singelkakerlake. 

Sonntags poliert Robert noch den Alurumpf, ist ihm ein Bedürfnis, jetzt glänzt unser Schiff wieder mit dem typischem Muster der  Schleifbewegungen und zusehends wird Werkzeug weggeräumt, alles spricht für das Ende der Arbeiten, ich hoffe, es stimmt auch. Meine Sonntagsbeschäftigung ist neben Putzen das Aufpolieren der Fahrräder, die ja auch einiges an Rost angesetzt haben. Und weil sie nachmittags flott sind machen wir zur Feier des Tages einen Ausflug in die Sagesse Bucht, ein Naturpark mit besonders schönem Strand. Hin bewegen wir uns über Privatstraßen, abgesperrt mit Ketten und Toren, die aber leicht zu überwinden sind und ein Einheimischer meint auch, dass wir hier fahren dürfen, also geht es, meist im Gelände mal hin in die Bucht. Also wenn das der schönste Strand von Grenada ist, reißt er uns nicht vom Hocker, das beschriebene Lokal ist sogar in Betrieb, trotzdem radeln wir gleich zurück, denn es wird schon dunkel. Viele Gebäude auf der Strecke haben ihre bessere Zeit schon hinter sich, soweit man sie noch sieht, denn die Dunkelheit holt uns ein und unsere kleinen Lichter vom Chinesenmarkt kommen zum Einsatz. Wir radeln über die Hauptstraße zurück, eine Bergwertungen und reichlich Verkehr, Autoscheinwerfer die ziemlich blenden. Ein erster Ausflug, jetzt beginnt die Reisezeit, hoffentlich, morgen wird gekrant. Eine letzte Nacht an Land mit Gelsen und allem was wir hier begonnen haben zu gewöhnen. Hoffentlich ist alles dicht und wir finden uns mit dem Schaukeln und den neuen Abläufen wieder rasch zurecht, einer der größten Unterschiede wird sein, dass wir dann keinen Zugang zu Süßwasser haben werden, nur unser Wasser aus dem Tank, sonst Salzwasser, davon allerdings reichlich.

Montag am späten Nachmittag werden wir dann endlich sanft ins Wasser gesetzt, bekommen Anweisung den Motor zu starten und langsam aus der Box zu fahren. Unser Volvomotor ist zuverlässig, springt sofort an, Kühlung funktioniert auch, wir fahren, erstaunlich schnell, obwohl ich schon längst wieder im Leerlauf bin. Was so ein glattes Unterwasserschiff ausmacht und natürlich ist alles jetzt wieder ungewohnt, wir müssen uns quasi erst wieder einfahren. Wird beim Segeln dann sicher auch wieder ungewohnt und auch da tauchen unverhofft zusätzliche Arbeiten auf. In unserem Großbaum haben sich Vögel Nester gebaut, also zumindest Baumaterial zum Nestbau gelagert. Wir holen insgesamt 6 Behälter voll raus, von Erdreich, Ästen, Plastik, Netzen, Samen, Federn, … und beenden die Aktion erst als wir wieder durch den Großbaum durchschauen können und die Leinen wieder frei laufen. Unsere eigentliche Arbeit, das Einscheren der Reffleinen wird vertagt, die Dunkelheit beendet auch diesen Tag. 

Es bleiben die Sorgen um den Außenbordmotor und um zu einer Lösung zu kommen müssen wir auf jeden Fall näher an die anderen Marinas und die Hauptstadt ran. So segeln wir bei gutem Ostwind rasch mal ein paar Buchten weiter und paddeln nachmittags die Marinas der Gegend ab, bisher ohne Erfolg, aber mit neuen Adressen und Ideen.