Neuseeland/Opua

 

Fast den ganzen Freitag haben wir am Zollsteg verbracht. Das war nicht weiter schlimm, in bunter Gesellschaft aller neu angekommenen Schiffe gab es viel zu erzählen. Die Stimmung war gut, alle waren erleichtert gut angekommen zu sein. Nachdem kein Platz mehr in der Marina war und wir bei 20 Knoten Wind ohnehin in keinen engen Marinas manövrieren wollen, haben wir in der großen Bucht zwischen all den Bojen- und Ankerliegern einen Platz gesucht und den Anker fallen lassen. Keine schlechte Wahl wie sich in den nächsten Tagen heraus stellt, denn in der Marina beißen einem wieder einmal Kleingetier. Da helfen auch Mückengitter nur bedingt, weil die Biester durch kleinsten Lücken schlüpfen. Wir liegen etwas geschützt hinter einer Landzunge und so bekommen wir auch weit weniger vom reschen Wind ab.

 

Samstag wandern wir gleich Vormittag nach Paihia, dem nächsten größeren Ort um erstens mal die Füße zu vertreten, zweitens einzukaufen und drittens uns mit allen möglichen Informationen bei der Touristeninfo auszustatten. Der Wanderweg geht die Küste entlang, wunderschöne Ausblicke auf die Bay of Island mit Russel und anderen Orten. Außer Opua, welches scheinbar nur aus der Marina und Werft besteht, sind alle Orte sehr touristisch, viele nette Lokale, kleine Geschäfte, Supermärkte, Boutiquen und vielen guten Second- Hand Geschäften. Ein Eldorado für Robert und auch mir gefallen diese Oasen des Tauschhandels.

 

Mit zwei vollen Rucksäcken zieht sich der 1,5 Stunden Wanderweg etwas, aber so ist das halt als Segler.

 

Abends gibt's Party auf der SY Saga und schon ist der erste Tag vorbei. Sonntag ist Regen angesagt und Wind, wir sind mitten in einem Tiefdruckgebiet (998hp) mit für uns ungewöhnlich instabilem Wetter. Die meiste Zeit ist es sogar etwas sonnig und windstill, nur wenn der Wind zulegt, dann gleich auf 25 und mehr Knoten und das aus den unterschiedlichsten Richtungen. Nachdem wir so beinahe unser benachbartes Schiff geküsst hätten, haben wir um geankert und uns eine größere freie Fläche gesucht. Hier muss man auf alles gefasst sein, trotzdem haben wir ein gutes Gefühl das Schiff über Tag hier am Anker zu lassen. Wie immer brauchen die ersten Arbeiten ganz schön Zeit, ein halber Tag Wäsche waschen und trocknen, denn bei dem Wetter ist ein Trockner kein Luxus und Internet aktivieren. Im Marina Gebäude kann man ganz gut und günstig das Netz benutzen, aber erstens sind wir nicht immer da und zweitens ist es an Bord schon bequemer, also muss wieder eine Simkarte her. Two degrees ist ein günstiges Netz, wir haben eine gratis Simkarte im Touristenoffice bekommen und müssen jetzt unser Paket rauf buchen. Robert verzweifelt an dem Prozedere, denn wenn man endlich alles eingegeben hat akzeptiert er unsere Kreditkarten für die Bezahlung nicht. Nach vielen Anläufen hat er dann übers Telefon eine Möglichkeit genutzt und endlich, wir können wieder alle Geräte nutzen.

 

Unser nächster Ausflug ist mit den Rädern nach Kawakawa. Man fährt mit den Rädern auf einer stillgelegten Bahnstrecke, durch ein Tunnel und über eine historische Brücke und dann auf einem Radweg vorbei an Weiden und Wiesen. Der Ort ist weniger touristisch, ein altes Hotelgebäude mit urigem Lokal, einige Geschäfte und die Sehenswürdigkeit hier- eine öffentliche Toilette gestaltet von Friedensreich Hundertwasser. Muss man natürlich besucht und benutzt haben, wenn man schon hier ist. (die Toilette ist bisher das einzige Bauwerk Hundertwassers auf der Südhalbkugel. In Whangarhei wird gerade ein Museum nach seinen Plänen verwirklicht)

 

Neuseeland war für Hundertwasser eine Wahlheimat und der Ort hat sich mit und durch ihn der Kunst verschrieben. Auch andere Gebäude sind bunt bemalt, Straßenlaternen verziert und schief und ein Park soll Kunst und Natur verbinden. Hundertwasser hat in seiner Eröffnungsrede zur Toilette 1999 gemeint, dass es wichtig ist mit kleinen Dingen Schönheit und Spaß ins Leben zu bringen. Harmonie mit seiner Umgebung und mit der Natur wären wichtiger als Geld und Macht. Da hat er hier in dem kleinen Ort eine Oase gefunden und wir genießen es hier zu sein.

 

Jeden Tag ein wenig Bewegung, man spürt seine Muskeln wieder und abends am Schiff kuschelt man sich unter die Decken, weil es nachts mit 12 Grad empfindlich kalt wird. Die Petroliumlampe spendet nicht nur angenehmes Licht, sie wärmt den kleinen Raum auch erstaunlich schnell, wir sind jetzt mehr unter Deck und es ist gemütlich. Unter Tags ist es meistens sonnig und auch relativ warm, zeitweise ist in der Früh Nebel oder es regnet, nichts trübt aber die gute Stimmung und unseren Tatendrang. Ein Seglerflohmarkt war auch schon und Robert hat einiges verkaufen können. So vergeht die Zeit rasch, jetzt sind wir schon eine Woche hier.

 

Mit dem Rad nach Paihia geht es dreimal über den Berg, da müssen wir noch schieben, besonders mit dem Einkauf in den Satteltaschen. Die nächsten Tage gibt es Trainingsrunden nach Kawakawa oder eine lange Wanderung nach Russell, wieder stetig auf und ab durch dichten Wald und zuletzt vorbei an Farmland und Villen. Russell ist ein nobler Touristenort, nett einmal durch zu schlendern, dann geht's mit der Fähre zurück nach Paihia und von dort den Küstenwanderweg wieder nach Opua. Im Fahrradverleih wieder eine der vielen netten Begegnungen die Neuseeland so sympathisch machen. Der junge Typ ist ein Fan von Österreich und von Friedensreich Hundertwasser. Er war hier, hat bei seinen Eltern eingekauft und.... Voll Begeisterung verrät er mir einen inspirierenden Platz der mit Friedensreich hier verbunden ist, ich soll ihm dann berichten. Neugierig gemacht recherchieren wir abends ein wenig und sind erstaunt was wir alles nicht wussten. Hundertwasser hat ein 1910 gebautes italienisches Frachtschiff 1968 erworben und bis 1972 in Italien umbauen und dabei auch für ihn typisch künstlerisch gestalten lassen. Wie auch bei seinen Häusern haben die Techniker sicher graue Haare bekommen und sind an die Grenzen des Machbaren gegangen. 1975/76 ist er dann mit einem Kapitän in 18 Monaten von Italien nach Neuseeland gesegelt und schließlich hier in Opua hängen geblieben. Hier angekommen hat  er sich nicht nur künstlerisch betätigt sondern auch Land erworben und der Natur zurück gegeben. Nach seinem letzten Willen ist er auch hier auf seinem Grundstück begraben und ein eigens gepflanzter Baum wacht über ihm. Insgesamt hat er 10 Jahre auf seinem Schiff, Regentag gelebt und gearbeitet, das Schiff liegt jetzt in Tulln als Museum vor Anker.

 

Müde sitzen wir abends an Bord, inzwischen schon wieder in der Abendsonne, es ist deutlich wärmer geworden und bis 20:30 hell und nutzen unsere freien Stunden beim Internet.

 

Wenn wir nachlesen was es in Neuseeland zu sehen gibt stolpert man natürlich rasch über den Kiwi, ihren Nationalvogel. Man bekommt ihn selten zu sehen, weil er nachtaktiv ist, wir haben auf dem Weg nach Russell zwei so ähnliche Vögel kurz beobachten können die dann rasch im Gebüsch verschwunden sind. Nachdem sie eher kürzere Schnäbel hatten waren es wahrscheinlich Weka, die ebenfalls nicht fliegen können und als sehr neugierig bekannt sind und auch in der Nähe der Orte wohnen.

 

Kiwis sind kleine flugunfähige Vögel, die nach einer Maorilegende dem Waldgott am Boden zur Hilfe gekommen sind um Insekten zu vertilgen, dafür können sie nicht mehr fliegen und den Himmel bewohnen. Als Dank sind sie berühmt geworden, was sie aber trotzdem fast nicht vor dem Aussterben retten kann. Katzen, Hunde, Mader und andere kleine Jäger gefährden vor allem die Jungtiere, die einige Tage nach der Geburt schon alleine auf Futtersuche herum rennen. Sonst werden Kiwis bis zu 20 Jahre alt, leben als Paar, reviertreu zusammen und die Männchen brüten die Eier aus, das nenn ich fortschrittlich.

 

Das ganze Land identifiziert sich mit dem netten kleinen Vogel, er ist tatsächlich ein Sympathie und Werbeträger geworden und sogar die Kiwifrucht, die eigentlich chinesische Stachelbeere heißt hat hier ihre Namensänderung erfahren und ist so in Europa in die Regale gekommen.

 

Jeden Tag erfahren wir hier Neues, das Land ist vielfältig und spannend und jeden Tag gibt es neue nette Begegnungen. Neuseeländer sind neugierig und interessiert- woher kommt ihr, wie reist ihr und so weiter. Und dann erzählen sie auch gerne ihre Geschichten, viele segeln hier, so ähnlich wie in Österreich jeder was mit Skifahrern anfangen kann. In der Bucht von Opua gibt es regelmäßig Regatten, abends düsen die Schiffe, eindrucksvoll mit Lage und Crew auf der hohen Kante, knapp an uns vorbei, grüßen, scherzen und freuen sich wenn ich sie fotografiere. Man spürt den Spaß am Segeln und auch die Zusammengehörigkeit in den Yachtclubs, auch so ein verbindendes Element in diesem Land.

 

Jeden Abend besucht uns eine Ente und bettelt um Brot. Gar nicht scheu sitzt sie gestern, um auf sich aufmerksam zu machen, gleich bei uns im Cockpit. Die weiß nicht wie sehr Robert sie schon taxiert ob sie wohl in die Pfanne passen würde, oder sie vertraut auf meinen Schutz, weil ich sie lieb gewonnen hab. Morgens dann ein neues Highlight- Orcas ziehen durch die Bucht. Eine Gruppe von 10 Tieren gleiten langsam an uns vorbei, blasen ihre Fontänen in die Luft und zeigen die Rückenflossen und den Rücken. Springen tun sie leider nicht, aber auch so sind sie gut zu beobachten. Orcas, oder auch Schwertwale gehören zu den Delphinen und sind große Jäger der Meere. Hier in Neuseeland jagen sie Fische und andere Wale, sonst auch Robben und Pinguine, sie sind sehr spezialisiert und leben und jagen in Gruppen. Erwachsene sind 7-8 Meter lang, wiegen einige Tonnen und haben die typisch schwertförmige Rückenflosse, die bis zu 1,8 Meter lang sein kann. Daran erkennt man sie auch, denn als erstes taucht neben unserem Boot diese auffällige Flosse und eine Fontäne auf. Orcasichtung, Frühstück an Deck, die Sonne wärmt schon, Neuseeland ist wunderbar.

 

Freitag geht's jetzt endlich los zum Twin coast Trail, unserer längeren Radtour. Vielleicht stellen wir uns blöd an, aber die Organisation ist gar nicht so leicht wenn man nicht unendlich Geld in die Hand nehmen möchte. Alleine der Transport mit den Rädern zum Start an der Westküste würde uns 130 NZD kosten und dafür müssen wir noch warten dass sich weitere Radler finden, sonst kostet es gleich 220 NZD. Bei der Buchung von einem Zimmer in der Mitte der Strecke stellt sich heraus, dass wir die notwendigen Apps fürs „air bnb“ buchen nicht laden können, dafür sind unsere Geräte schon zu alt. Eine Flut von Mails beschäftigt uns einen ganzen Abend und weil uns das dann alles zu unsicher ist, buchen wir ein doppelt so teures Motel und radeln von hier aus Richtung Westen.

 

Nach einer tollen Geburtstagsfeier auf der SY Saga bringen uns die Zwei Freitag noch mit all unserem Gepäck (Satteltaschen und Rucksack) an Land. In der Werft satteln wir unsere Räder und ziehen los. Bis Kawakawa kennen wir die Strecke ja schon, ist quasi zum Einfahren, dann geht's auf den Bahndamm hinter dem Ort, vorbei an einer großen Schlachterei und zwei Straßendörfern, die man vom Radweg aus gar nicht sieht. Immer wieder quert man Bäche und ausgedehnte Feuchtgebiete, später radelt man länger durch das hier typische Weideland um schlussendlich auf einer tollen Hochebene das Panorama zu genießen. Insgesamt ist die Etappe 45 km Schotterpiste mit unterschiedlich grobem Schotter und gegen Ende zieht es sich ein wenig, weil die Beine schon etwas müde werden. Es geht stetig leicht bergauf und meist auch ohne Schatten. Man will aber nicht klagen, denn wir haben wolkenlosen Himmel und angenehme 25 Grad und wer will schon frieren oder es nass und gatschig haben.

 

In Kaihoe angekommen suchen wir mal unser Motel über das man fast drüber stolpert wenn man durch den Ort radelt. In dem Ort würde man nicht länger verweilen wenn er nicht so günstig auf der Strecke liegen würde. So wenig Scharm ist schon fast abweisend, keine netten Lokale mit schattigen Gastgärten, kein Zentrum, kein Park mit Bänken, nur eine Hauptstraße mit einigen Geschäften und Fast-Food bzw. Take-Away-Essen, zwei große Supermärkte und viele Autohändler und Werkstätten. Ein Zentrum der Gegend für deren täglichen Gebrauch, nichts für Touristen, abgesehen von den drei Motels.

 

Unser Zimmer ist sauber und für unsereins sind ein Bett mit Nachtkästchen, ein Badezimmer mit fließend warmen Wasser in der Dusche und ein Fernseher und gratis wifi schon ein Kompfortgewinn. Schnell haben wir uns frisch gemacht und in Ausgeklamotten (voll überflüssig hier) nochmals im Ort umgesehen, den Supermarkt um Getränke und Essen erleichtert und uns ins Zimmer verzogen. So ein Radeltag macht müde und ich bekomm von der abendlichen Berieselung nicht mehr viel mit und schlafe gut. Am nächsten Tag geht's weiter Richtung Westküste, allerdings nicht ganz bis zum Ende, weil wir alles wieder zurück müssen. Wir radeln zum Omaperesee, um diesen fast herum und zurück nach Kaihoe, wobei wir vorher noch einen Abstecher zu den heißen Quellen von Ngawha machen. Das Highlight der Region ist ein wirklich uriges altes Thermalbad. Um 5NZD pro Person nutzen wir die Anlage, die aus einem Haus mit Kasse, Umkleide und WC besteht und rundherum die hölzernen Pools. Der Boden ist teilweise Schotter aus dem und zwischen den Holzbalken fließt stetig neues heißes Wasser zu. Die Pools sind unterschiedlich warm, die gemessene Temperatur wird an Tafeln angeschrieben und stimmt letztendlich nicht mehr, denn die 35 Grad von der Früh waren am Nachmittag dann fast 40 Grad. Das erklärt dann auch warum wir es nicht allzu lange drin ausgehalten und immer wieder die wenigen kühleren Pools belegt haben. Mit Schatten haben sie es auch nicht, alles liegt in der prallen Sonne, da heizt es einem zusätzlich noch ganz schön auf den Kopf. Wurscht, wir genießen die schwefeligen schwarzen und sandfarbenen Wässer und freuen uns über deren pflegende und heilende Kraft, die sicher unseren Muskeln und Gelenken gut tut. Duschen haben sie auch keine, denn man soll das Schwefelwasser einwirken lassen und den Duft noch ein wenig mit der nicht Badenden Welt teilen, was wir dann auch gemacht haben. Mit Fisch und Chips ziehen wir uns wieder in unser Zimmer zurück und genießen den Abend mit zwei Netflix Filmen, wenn man den Service schon mitgebucht hat.

 

Sonntag, am dritten Tag geht's wieder zurück nach Opua. Die Strecke ist zurück tatsächlich weitaus leichter zu fahren. Oft geht es leicht bergab, gerade so viel, dass man hin und wieder mal antreten muss um dann längere Zeit dahin zu rollen. Der Schotter bremst da schon ein wenig, auf der heute fast autofreien Bundesstraße geht es noch bequemer dahin und falls es doch stressig wird kann man rasch wieder auf den Radweg, der nebenan läuft, zurück.

 

Vier Stunden (mit Rastpausen und Reparaturstopp) brauchen wir für die Strecke und die Müdigkeit merken wir erst abends am Schiff wenn die Stufen vom Niedergang in den Schenkeln ziehen. Robert schafft es auch diesmal wieder in jedes seiner Reifen Platte zu fahren. Den ersten flickt er vor der Badeanlage, den zweiten keine 10 km vor Opua am Radweg in der prallen Sonne, immer noch besser als schieben. Prinzipiell sind diese Reparaturen Routine und schnell erledigt, nur unsere kleinen Pumpen bringen nicht recht den Druck in den Schlauch damit er wieder prall ist. Beim ersten Mal hilft eine nette Frau von einem Haus mit einer besseren Pumpe aus, beim zweiten Mal ein Wohnmobilfahrer der uns dann die Pumpe gleich schenkt, weil er meint die werden wir sicher wieder brauchen. Wir sind begeistert, so nette und hilfsbereite Menschen zu treffen. Den zweiten Platten hat sich Robert übrigens bei der Rettungsaktion eines Damenhutes eingetreten. Diesen haben wir dann beim vorbeifahrenden Zug (hat extra dafür angehalten) abgegeben zur Freude der Besitzerin.

 

Der Trail ist eine gute Möglichkeit sich den sehr dünn besiedelten Norden anzusehen, mit dem Auto wären es viele Kilometer ohne dass man wirklich wo gut stehen bleiben kann, die Orte nicht wirklich sehenswert und zu Fuß kann man hier praktisch nicht unterwegs sein. Neuseeland ist hier vollkommen eingezäunt, privat und Zutritt verboten, oft mit wachendem Hund gesichert. Streckenweise verläuft sogar ein Zaun zwischen Radweg und Straße oder ein zusätzlicher vor der Böschung und zu Beginn der Wiese dann noch einer. Dort wo Kühe stehen ist Strom drin, sonst ist der oberste oft Stacheldraht, nicht einladend diese zu queren.

 

Warum hier alle Flächen so abgesichert sind? Wahrscheinlich nicht wegen störender Touristen die hier überschaubar wenige sind, eher schon wegen Besitzansprüchen von Maoris, denen das Land hier einmal gehört hat, bevor es von europäischen Siedlern enteignet wurde. Verträge sollen die  Maoris abgelten, was diese aber zum Teil als zu wenig und ungerecht empfinden. Neuseeland hat öffentliches Land den Maoris überschrieben, was aber gerade mal 3% der von Ihnen beanspruchten Fläche ausmacht und den jetzigen Siedlern kann man es auch nicht mehr wegnehmen. Auf einer Tafel am Radweg beklagt der Maorihäuptling diese Situation und meint der Radweg gehöre Ihnen eigentlich auch.

 

Sind die Zäune wieder einmal ein Mahnmal der Ungerechtigkeit die Europäer überall begangen haben? Für uns war es sehr schön hier zu radeln, Gast zu sein und den Duft des Frühlings zu genießen.

 

Zurück in Opua bekommen die Räder und wir eine Dusche, denn alles ist ziemlich eingestaubt.

 

Wir besuchen noch Kalle und Karin von der SY Moana, die inzwischen auch angekommen sind. Auch sie hatten Glück mit dem Wetter, eher zu wenig als zu viel Wind, nur mussten sie dafür eine Woche am Minervariff warten. Wir vereinbaren uns in demnächst Tagen mal zu treffen, jetzt sind sie noch sehr mit dem Ankommen beschäftigt und wir müde. Sarah von der SY Serenity bringt uns zum Schiff zurück, denn unser Dingi wollten wir ja nicht drei Tage am Steg hängen lassen, so ein Service ist eine große Hilfe.

 

Schön das Schiff unversehrt vor Anker vorzufinden, drei Tage weg zu sein ist für uns lange, machen wir normal nicht, aber hier haben wir uns sicher gefühlt, das Wetter war stabil und viele befreundete Segler sind in der Nähe.

 

Die nächsten Tage rasten wir ein wenig, füllen Wasser nach, waschen wieder mal, gehen einkaufen, was ja nach Paihia 6km in jede Richtung sind und so vergeht die Zeit rasch und unaufgeregt.

 

Donnerstag starten wir dann mal und verlegen uns an eine der Inseln in der Bay of Island, schon die Fahrt macht dem Namen alle Ehre. die Landzungen an denen man vorbei fährt geben ständig neue Blicke auf Buchten mit Sandstränden frei. Kleine vorgelagerte Felsen und höhere Berge im Hintergrund verschieben sich laufend und bilden eine Kulisse aus unterschiedlichem Grün. Die Landschaft ist so unwirklich ordentlich dass man sich fast wie in einer Kleinbahnlandschaft fühlt und die langsame Fahrt trägt zu diesem unwirklichen Gefühl bei. Nach drei Stunden für knappe 12nm fällt der Anker in einer der Buchten auf Urupukapuka, eine Naturschutzinsel. Inge und Thomas sind auch hier und eine Wanderung über die Insel ist schon vereinbart. Wunderbare Ausblicke, Wege über saftige Wiesen, lautes Summen Hunderter Insekten, alles blüht gerade, Vögel zum Greifen nahe und steile Klippen die tief ins Meer fallen. Auf der einen Seite sieht man in die Bay of Island, auf der anderen Seite aufs offene Meer, wunderschön, das Wasser mit 18 Grad auch schon ganz passabel, der neuseeländische Sommer beginnt und wir können uns gut vorstellen wie schön es ist hier Urlaub zu machen.

 

Bis zum Wochenende bleiben wir mal hier, einmal schwimmen sollte schon drin sein und dann mit passendem Wind nach Whangarei. Dort im Fluss ist das Wasser eher schmutzig, wir stellen das Schiff ab und bewegen uns wieder an Land. Opua liegt hinter uns und die letzten Wochen unserer heutigen Reise beginnen, da schwingt schon ein wenig Abschied mit.