2750 Meilen nach Rapa Nui

Die Nacht auf Montag schlafen wir schlecht, da hätten wir gleich Nachtwache schieben können. In der Früh dann, wie vereinbart um neun Start, man hat den Eindruck keiner möchte gleich hinten ankommen, alle drei Schiffe bewegen sich unter Motor aus der Bucht. Der angesagte resche Wind von zwanzig Konten lässt auf sich warten, erst nach dem Huck kommt eine Brise auf und wir setzen den Gennaker und weil wir unseren Motor nicht überstrapazieren, segeln wir schon eine Weile hinter den anderen her. Über Tags geht es ganz gut voran und gegen Abend frischt der Wind endlich auf und erreicht seine angesagte Stärke. Wir sind so mit dem Fisch zerlegen beschäftigt, hatten wieder guten Fang, ein Bonito und zwei Golddoraden, dass wir beinahe das Bergen des Gennaker übersehen hätten. Bei fast 20 Knoten bekommt man ihn schlecht runter und es besteht die Gefahr das er zerreißt. Glück gehabt, alles gut gegangen, keine Schäden. Noch vor Einbruch der Dunkelheit wird Groß im zweiten Reff und Genua, ausgebaumt Butterfly gesetzt, über Nacht fast zu viel bei dreißig Knoten, die es inzwischen hat. Die Windsteuerung lässt sich nicht mehr gut einstellen, läuft ständig aus dem Ruder, bzw. kann der Kraft der Wellen nicht ausreichend Gegendruck geben. Wir steuern immer wieder von Hand und bemühen uns mit allen Tricks sie zu guter Arbeit zu bringen. Diese Tätigkeit beschäftigt uns auch noch den nächsten Vormittag, außerdem wechseln wir auf die Fock, ist deutlich angenehmer vom Druck im Schiff und wir sind nur geringfügig langsamer. Die anderen zwei sind gestern und über Nacht ohnehin vorne weg gerast, wir sehen sie nicht mehr und haben auch kein AIS Signal von Ihnen, bei unserem morgendlichen Austausch am Funk sind sie 16 und über 20 Meilen vor uns. Wir richten uns mal auf Komfortsegeln ein, denn mehr Speed bedeutet bei unserem Schiff gleich viel mehr Bewegung und dann wird das Leben zusätzlich anstrengend. Mein morgendlicher Café und Roberts Tee kommt schon in Becher mit Deckel die in die Halterungen an der Steuersäule gesteckt werden, alles was fliegen kann fliegt jetzt, besonders Tassen, Teller usw.

Die ersten Tage sind immer etwas anstrengend, man muss sich erst wieder an den Rhythmus und die ständige Bewegung gewöhnen, zuerst kann man kaum schlafen, dann ist man übermüdet und schläft kurz und tief. Unter Tags begleiten uns Delphine und die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel. Endlich ist es soweit, wir steuern Kurs auf Rapa Nui, die Osterinsel, ein Kindheitstraum dort einmal hinzusegeln. In vier Wochen sollten wir spätestens dort sein, man kann es kaum fassen, emotional ist es einfach weit und lang.

Die zweite Nacht ist schon recht komfortabel, wir lassen den Autopilot steuern und schlafen abwechselnd gut. Der Wind schläft jetzt zusehends ein und er beginnt zu drehen, wir sind im Kalmengürtel angekommen, mal sehen wie wir da durchkommen und wann und wie lange wir stehen. Noch geht es voran, inzwischen mit Halbwind oder am Wind, was bei so wenig Wind und Welle die Segel immer wieder schlagen lässt, die anderen sind weiterhin gut voraus, über unseren Kurzwellenfunk und Mails mittels Paktor Modem können wir uns täglich mit beiden Schiffen verständigen und auch Informationen weitergeben.

Für den dritten Tag steht schon Arbeit an, die Windsteuerung muss nochmal runter und zerlegt werden, sie tut nicht so wie sie soll. De ja vue, hatten wir auf unserer Atlantikstrecke auch. Gleiches Bild, Robert zerlegt alles im Cockpit, ich hol Werkzeug aus allen Kisten, reiche es wie eine OP-Schwester und räume anschließend alles wieder weg. Roberts chirurgische Maßnahmen haben geholfen, Patient geheilt, kann wieder arbeiten. Und weil Robert gerade in Fahrt ist, wird der Reservespibaum auch wieder aktiviert. Wer rastet der rostet, gilt auch für das technische Zeug am Schiff, bewegliche Teile lassen sich nur mehr mit Spezialbehandlung wieder in die Gänge bringen.

Nebenbei wasche ich die Wäsche, nur das Notwendigste mit der Hand, würde zu lange vor sich hin stinken und die Geschirrtücher müssen regelmäßig ausgekocht werden. Ich gieße meine Kräuter, lasse den Wassermacher eine Stunde laufen, gerade genug für ein bis zwei Tage Trinkwasser und sortiere Obst und Gemüse. Zufrieden stelle ich fest, dass wir von allem noch haben und dass wir keine Verluste durch Verderb zu beklagen haben.

Der Wind hat nachgelassen und die Welle auch, der Stille Ozean entwickelt sich zum Ententeich, nur noch wenig lange Dünung, wir essen an diesem Tag kaiserlich am Tisch von Tellern. Die Sonne kommt auch wieder durch, obwohl der Himmel in der Nacht einen dicken weißen Pelz bekommen hat, es war auch ein wenig feucht in der Früh und deutlich kühler als in der Karibik, was uns nächtens sehr entgegen kommt. Eine dicke Regenwolke bewegt sich verdächtig auf uns zu, löst sich aber genauso rasch wie sie entstanden ist wieder auf, kein Regen, kein zusätzlicher Wind. Wieder Delphine und rund um uns Wasser, nur die Sonne verrät uns in welche Richtung wir unterwegs sind, sonst könnte man glatt im Kreis fahren ohne es zu merken, abgesehen vom Kompass natürlich, der uns exakt unseren Kurs zeigt. Wir riskieren jetzt immer wieder einen Blick drauf, denn bei den jetzt drehenden Winden würde unsere Windsteuerung ja immer dem Wind nachgehen und tatsächlich schlimmsten falls auch wieder zurück fahren.

Die Tage und Nächte vergehen rasch und weil wir wenig Bewegung im Schiff haben ist es recht angenehm, man schläft besser und kann auch alle Tätigkeiten, zum Beispiel die Haushaltsführung fast ganz normal erledigen. Zu unseren täglichen Routinen gehört jetzt auch gleich in der Früh den Computer hochzufahren und den Funk einzuschalten. Wir holen uns über Kurzwelle die neuen Grib-Files die uns die Wind- und Wetterverhältnisse der nächsten Tage voraussagen und legen das Bild mit den Windpfleilen über die Karte. Auf der Karte haben wir auch unseren Kurs in jeweils 120 nm Abstand mit Wegpunkten abgesteckt, sollte in etwa das Tages Etmal sein. So sieht man gleich wo man ist, wie weit vom Kurs abgekommen und wie man am besten in den nächsten Tagen segelt. Ab Freitag sollten wir endlich den Südwind erreichen, der dann auch wieder etwas stärker sein sollte, zumindest für ein paar Tage. Bis dahin geht es wirklich langsam dahin, wir driften stundenlang nur mit der Strömung durchs Meer, manchmal können wir Segel setzen und mit selten über vier Knoten dahinschleichen.

Mit den neuen Wetterinformationen ist um acht Uhr ein Funkgespräch mit Toby von der Sweet-Chariot vereinbart, wir tauschen unsere Schiffspositionen aus, berichten, wenn es was zu erzählen gibt, wie zum Beispiel ein Fischfang oder Defekte an Schiff und Mannschaft und wir übermitteln die Wetterinfos. Zusätzlich geben wir an Toby weiter was wir von Bernd und Birgit von der SY Rebell über Mail erfahren haben. Dann lesen wir unsere Mails und beantworten Sie und geben die morgendlichen Infos an Rebell. Nachdem die Technik nicht immer so problemlos funktioniert, manchmal dauert es bis die Funkverbindung gut genug ist um Daten über die Stratosphäre hin und her zu morsen und auch die Sprechverbindung ist sehr wetterabhängig. Donnerstagabend war Toby in einem Gewitter und dadurch nicht zu hören. All das und anschließend Frühstück und es ist schon zehn am Vormittag.

Donnerstag, unser 4. Tag auf See ist durchgehend bewölkt, zuerst mäßig, dann zunehmend mit den sich auftürmenden schwarzen Wänden, die in gutem Abstand an uns vorbei ziehen. Im Osten, dort wo die Kolumbianische Küste ist regnet es immer wieder aus den Wolkentürmen, im Westen schieben sie sich zusammen um vor uns die Seite zu wechseln, wir segeln Richtung Südwest und immer in einen hellen Bereich am Himmel. Zuletzt doch so grau, dass wir Regen abbekommen, wir duschen gleich mal und warten, denn wo Regen ist häufig auch kein Wind, erst danach geht es wieder weiter. Über Tags kontrolliere ich alle Stauräume in der Bilge, lege alles trocken, denn ein bisschen Feuchtigkeit sammelt sich immer. Der Vorfilter vom Wassermacher muss gewechselt und gereinigt werden, ist an und für sich keine große Sache, nur muss man am Boden liegend herum schrauben und hantieren, gut, dass wir da nicht seekrank werden. Zufrieden mit unserem Tagwerk legen wir uns zum Rasten und Lesen. Ich bin gerade in die Reise der „Kon Tiki“ von Thor Heyerdahl, „ein Floß treibt über den Pazifik“, vertieft, wir segeln ja im gleichen Gebiet wie die damals.

Das Buch ist wirklich lesenswert, für alle, die Abenteuer und Wissenschaft mögen, denn mit dieser Reise wurde bewiesen, dass die Floßkonstruktionen der Bewohner in Peru und die in Polynesien nicht nur für Fahrten an der Küste geeignet waren. Sie waren seetauglich und Thor Heyerdahl beschreibt anschaulich, wie die Mythen vom Sonnengott Tiki und die Kunst der Statuen, wie sie am imposantesten auf der Osterinsel sind von Peru aus den Weg gegen Westen zu den Inseln Polynesiens gemacht haben. Dort haben sie sich mit der heutigen polynesischen Bevölkerung, die später aus dem Osten eingewandert ist vermischt und weiter entwickelt. So seine Theorie, muss nicht stimmen. Genauso gut könnten die Polynesier schon sehr früh bis Südamerika gekommen sein und die Süßkartoffel und Kürbisse, an denen viel bewiesen werden soll, als Handelsware mitgenommen haben. Immerhin haben sich in Südamerika Hühnerknochen gefunden die genetisch zu den Henderln aus Polynesien passen, die also scheinbar gegen Osten gereist sind. Abgesehen von den interessanten historischen Details und seinen Forschungsergebnissen berichtet er von der Vorbereitung der Reise, dem Bau des Floßes nach alten Plänen und Skizzen aus Balsaholzstämmen die unter abenteuerlichen Bedingungen im Urwald von Ecuador eigens dafür gefällt wurden und über den Fluss Richtung Meer gefahren wurden, nach Lima verschifft und dort zur Kon-Tiki zusammen gebaut wurden. Und dann all die abenteuerlichen Schilderungen der Seefahrt, die sie in 101 Tagen bis zu den Tuamotu gebracht hatten. Unglaubliche Strapazen, Abenteuer, echt spannend, da sitzen wir hier auf unserem Schiff in der Flaute wie in einem First Class Hotel mit Full-Service. Auf jeden Fall beeindruckt mich die Nähe zur Natur und die Weisheit, die sie von alten Kulturen übernommen und gefördert haben. Das einfache Leben mit wenig technischen Hilfsmitteln ist anstrengend und fordernd und bedarf viel überliefertem Wissen. Aber es ist auch schön, wir müssen erst wieder lernen auf die Natur zu achten und ihren Rhythmus zu verstehen, wir üben uns gerade darin.

Freitagabend 15nm nördlich vom Äquator, wir haben den Sekt schon fast geöffnet und Mails an unsere Freunde rausgeschickt, Wind aus, Regen, dann beginnt wie aus dem Nichts der angesagte Südwind mit bis zu 15 Knoten. Segel wieder rauf, unser Sportprogramm, denn in den Flauten schlagen die Segel so sehr, dass wir sie bergen müssen und dann danach eben wieder neu setzen. Wir werden aber immer flotter, ist ja auch Übungssache.

Mit diesem Südwind, der noch dazu ein bisschen von Südwest kommt können wir gerade mal 250-260 Grad hart am Wind segeln, deutlich mehr West als Süd, wo wir hin wollen. Das einzige Gute daran ist, dass wir so von der Küste Ecuadors wegkommen und uns vom Humboldtstrom, der dort von Süden raufschiebt besser fern halten. Unsere Etmal werden damit aber nicht besser, zuletzt 98nm, da rechnet man besser nicht nach wie lange wir noch brauchen, wäre frustrierend.

Die Nacht geht es dann sehr zügig dahin, wir nähern uns dem Äquator tangential, statt der 15 nm sind es dann 40 oder mehr, aber um 3:30 ist es dann soweit. Robert hat das Display unseres Plotters so eingestellt dass man die Koordinaten größer sieht und wie auf einer Uhr runter zählen kann. Wir versuchen mit einer ganzen Fotoserie den historischen Moment von 00Grad Nord, bzw. Süd festzuhalten, lassen den Sektkorken knallen und klemmen uns mit unseren Gläsern im Schiff zwischen Wand und Kasten ein, genau jetzt ist es ruppig und man tut gut daran alles fest zu halten. Die Nacht ist schwarz, kein Mond, keine Sterne, nur unsere Positionslichter und fluorisierende Streifen von Plankton in den Wellen erzeugen ein wenig Kontrast. Nachdem man den Äquator ohnehin nur am Display sieht, das Meer macht südlich und nördlich dieser imaginären Linie keinen Unterschied, wir sind auch so mutterseelen alleine der Mittelpunkt unserer Scheibe, haben wir auch nächtens nichts verpasst.

In der Früh laden wir wieder einen neuen Wetterbericht, funken und Mailen mit den zwei anderen Schiffen und tauschen Positionen aus. Toby und Samantha auf der Sweet-Chariot sind südöstlich geblieben und schaffen es kaum Kurs West zu machen, was blöd ist, denn so stranden sie in Ecuador, was sie jetzt auch ernstlich überlegen und dann auch tun.

Bern und Birgit sind genau die 50 Meilen südlich von uns und segeln den gleichen Kurs West.

Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes, denn bis zum 5.Breitengrad Süd sind wir weiterhin in der Intertropischen Konvergenzzone, oder Kalmenzone, also mit wenig und wechselnden Winden, bevorzugt aus Süd und schwach. Unter diesen Bedingungen wird es länger dauern bis wir die Strecke hinter uns gebracht haben, seelisch muss man sich auf vier Wochen bis zum Ziel einstellen, Vorräte haben wir ja genug um gut zu leben, ist ja keine Frage des Überlebens.

Leider kommt die Sonne schon die letzten Tage kaum mehr durch, heute Samstag, der 6. Tag, ist ein richtiger Herbsttag, diesig, wolkenverhangen und nördlich von uns steht eine bedrohliche schwarze Wand mit einer weißen Walze obendrauf. Der Himmel sieht wie abgeschnitten aus und es fehlt der übliche Kontakt zwischen Himmel und Horizont. Da braut sich was zusammen, das letzte Mal haben wir so eine Wolke in Monopoli in Süditalien gesehen, eine Stunde später gab es einen heftigen Sturm mit Starkregen und das ganze Hafenbecken war verwüstet.

Nachdem sich das düstere Gebilde rasch zusammenschiebt beschließen wir am anderen Bug zu gehen und auszuweichen, was uns auch gelingt. Wir bleiben weiterhin trocken, es ändert sich weder am Wetter noch am Speed wesentliches, so vergeht die nächste Nacht wieder ohne Mond und Sterne und der Sonntag begrüßt uns mit ein wenig blau zwischen den Wolken. Die Sonne kann man immer noch nur an den etwas helleren Wolken erahnen. Astronavigation mit dem Sextanten, den Winkel zwischen bestimmten Sternen oder der Sonne und dem Horizont zu messen, um danach die Position auf der Erdkugel zu bestimmen, würde unter den Bedingungen nicht funktionieren. Auch wenn wir prinzipiell wissen wie man es macht, bräuchte es Übung, die nautischen Tabellen oder das Rechenprogramm um aus Zeit und Winkel den Ort zu bestimmen, gut, dass wir heute nicht mehr darauf angewiesen sind und mit dem GPS unsere Position eindeutig am Plotter abzulesen ist.

Der Sonntag bringt erneut wenig Wind aus südlicher Richtung, ab Nachmittag ein wenig Südwest, worauf wir erneut mehr West als Süd machen und so dümpeln wir auch über Nacht dahin bis wir feststellen, dass wir über zwanzig Grad nach Norden geschoben werden, wir sind in den Nordwest setzenden Ast des Humboldtstroms geraten und müssen jetzt schleunigst schauen Meter Richtung Süd gut zu machen.

 

Damit verbringen wir den Montag, 8.Tag auf See, bei 6-8 Knoten Wind müssen wir Richtung Südost segeln, was mit dem Versatz ohnehin 160 Grad ergibt, nur leider nicht mal zwei Konten Fahrt, bedeutet einen Strom von ca. 1,5 Knoten gegen uns. Unser neuer Wetterbericht besagt auch, dass wir hier in der nächsten Woche kaum mit brauchbareren Winden rechnen können, es wäre gut, wenn wir bis Mittwoch ca. 100nm südlicher sind, dann könnte es wieder etwas besser weiter gehen. So schieben wir uns Montag in gemütlichem Spaziertempo über die inzwischen durch das Sonnenlicht glitzernde, fast unbewegte See.

Seit einigen Tagen haben wir kaum mehr Schiffe gesehen, ein oder zwei Frachter sind weit an uns vorbei gezogen, im Morgengrauen haben wir kurz ein Schiff am Horizont gesehen, so groß wie eine Schachtel, könnte eines der Fischerboote sein von denen die anderen berichtet haben. Wir sind 200nm von der Küste entfernt und staunen daher umso mehr als uns eine Stunde später eine offene Zille entgegen fährt und wild deutet. Sie haben ein Netz oder eine Langleine ausgelegt und wollen, dass wir daran vorbei und nicht drüber fahren. Machen wir gerne grüßen noch, sie auch und bald sind sie verschwunden und wir wieder alleine. Ein seltsames Bild, mitten auf der Scheibe, zwei schwarze Fahnen und zwei Schiffe, beide sehr klein für das unendliche Blau.

In der Nacht dann unsere erste Begegnung mit einem der Netze schleppenden Fischerboote, die Bernd und Birgit schon öfter knapp passiert haben, wir sehen ihn nur am Horizont, immer weit genug weg gut beleuchtet allerdings ohne AIS Signal. Wenn man da nicht Wache schiebt und Ausschau hält könnte man sie glatt rammen oder in ihr Netz geraten.

Abends bekommen wir Besuch von zwei Möwen, die nichts Besseres zu tun haben als auf unser Schiff Landeanflüge zu trainieren. Abwechseln fliegen sie einen Kreis um uns herum und zielen auf unseren Mast und wollen tatsächlich auf unserem Windmesser oder der Antenne landen. Keine gute Idee, Robert zückt die Steinschleuder und verjagt sie, wir wollen da oben keinen Bruch den wir jetzt lange nicht richten könnten. Frech sind sie allemal, wir ertappen sie wie sie gut in Deckung hinter der Genua auf unserem Bugkorb saßen und mitreisten. Man sieht hin und wieder auch andere lustige Gesellen, zum Beispiel zwei kleinere Vögel die auf einem Stück Holz sitzend an uns vorbeitreiben, sieht aus als würden sie sich unterhalten und auf einem Floß herumschippern.

Bei diesen Geschwindigkeiten ist es fast sinnlos zu angeln, trotzdem, wir schleppen sie sicherheitshalber hinter uns nach und essen, bis zum nächsten Biss unseren bevorrateten Fisch, gestern als Curry mit Reis.

Bis in die Morgenstunden des Dienstags haben wir uns von der Strömung endlich freigekauft und können wieder Richtung Süden segeln. Der Stille Ozean macht es einem aber nicht leicht, denn der Wind kommt jetzt genau aus Süd, so können wir uns entscheiden etwas Südost oder Südwest anzulegen, bedeutet kreuzen was bei der minimalen Geschwindigkeit natürlich doppelt blöd ist. Die direkte Strecke als Etmal ergibt dann knappe 80 nm bis Mittwochfrüh. Zeitweise gab es ganz guten Wind, dazwischen einige Flauten, die wir diesmal aber treibend verbringen konnten. Immer wieder Gewitterfronten am Horizont, wir beobachten sie und bekommen auch diesmal nur ganz leichtes Nieseln ab, so wie Graupelschauer bei uns im Herbst aus dem Nebel. In der Nacht sieht man selten ein paar Sterne, der Mond ist ohnehin Neumond und zeitlich so versetzt, dass er erst gegen die Morgenstunden aufgeht, die Nächte bleiben dunkel und etwas feucht. Hatten schon schönere Nachtwachen, aber man kann es auch schlechter erwischen.

Bernd und Birgit sind ca 100 nm vor uns und berichten, dass sie den ganzen Tag von einem Squall in den nächsten gesegelt sind, damit immer viel Wind, drehend und aus. Bedeutet Segel raus und rein, dichter, fieren, usw. und das ganze bei Regen, echt beschissen. Das ist für uns immer wieder faszinierend, wie man so knapp neben einander so unterschiedliche Wetterbedingungen haben kann und so sind wir ganz froh hier und nicht dort zu sein.

Mittwoch, der 10. Tag, Robert trägt die Positionen am Plotter ein und da lässt es sich nicht vermeiden auch einen Blick Richtung Ziel zu werfen. 1870 Meilen fehlen uns noch, ist das viel? Es ist weniger als die 2000 nm Stecke über den Atlantik, aber wir sind halt auch schon eine gute Zeit unterwegs und es geht lang nicht so zügig dahin wie mit dem stetigen Rückenwind nach Barbados. Vorsichtig berechnet wird der Monat voll werden bis wir die Moais  an den Klippen sehen werden und da sollten wir jeden Tag mindestens 100 nm schaffen.

 

Seit unserem Einkauf sind es jetzt 20 Tage her, die Woche auf den Las Perlas, so schön sie war, ist versorgungstechnisch nicht so ideal, wobei wir auch hier auf der glücklichen Seite zu sein scheinen. Noch verderben uns keine Lebensmittel und es ist immer noch frisches Gemüse an Bord, allerdings lichten sich die Boxen und die Auswahl wird auch weniger. Wir nähern uns der Kraut und Kürbisphase und leider haben wir unser Obst gestern aufessen müssen. Die Bananen sind wie auf Befehl alle vorgestern gereift und dann muss man rasch ran und die letzte Ananas wollte auch nicht mehr länger mitfahren. Besser jetzt essen als später über die Reling hüpfen lassen.

Zum Glück haben wir von Andrew, der Vater unserer befreundeten russischen Familie noch einen genialen Tipp was das Müllsammeln betrifft bekommen. Organisches kommt ins Meer, Dosen und Tetrapack gewaschen und gefaltet sammeln, Metall könnte man eventuell sogar ins Wasser schmeißen, aber muss nicht unbedingt sein, ist ja nicht so viel.

Und Plastik wird, wenn nötig zerkleinert und in leere Plastikflaschen gestopft, dicht gepackt, so dass ganz schön viel rein passt. Bisher haben wir erst eine volle Flasche und wenn man sich bemüht bekommt man noch ein Stück hinein, ist nebenbei auch fast ein amüsantes Gesellschaftsspiel. Man vertreibt sich ja mit allerhand den Tag, so auch mit dem entwirren und aufwickeln einer in Aruba gefundenen geflochtenen Angelschnur, auch dieses Projekt haben wir erfolgreich abgeschlossen.

Aber zurück zu dieser genialen Müllpackidee, da bräuchte man zu Hause pro Monat auch gerade mal einen kleinen Eimer vor die Türe stellen und die Berge an Müll würden nicht so rasch in den Himmel wachsen, abgesehen davon, dass man gar nicht so viel Plastik produzieren sollte.

Neben unserer täglichen Kommunikation mit SY Rebell und SY Sweet-Chariot, können wir unsere Eltern mit dem Sattelitentelefon anrufen und zumindest melden dass wir wohl auf sind und auch sonst freuen wir uns über die Mails die wir mit Informationen von Freunden und Freundinnen bekommen. Vom Winter die neuesten Schneemeldungen und dass es im Osten von Österreich leider eher nass, kalt und regnerisch ist, kein schöner Winter. Was sich sonst so auf der Welt abspielt bleibt uns verborgen, da können Trump und unsere Regierungstruppe ganz schön viel Blödsinn machen. Ich finde es aber auch mal ganz spannend und angenehm von all dem Wahnsinn der Welt fern zu sein, man hat damit, zumindest vorübergehend eine unberührte, schöne, heile Welt, bisher sind uns auch noch keine pazifischen Müllinseln begegnet.

Es scheint so, dass von Landratten betrachtet diese Strecke, ein Monat unvorstellbar ist, unter Seglern klingt das eher als "schon lang", aber es kommt auf die Bedingungen an, ob man es genießen kann oder sich nur ein rasches Ende wünscht. Bisher nervt am ehesten das unstetige langsame segeln, man hat doch einiges an Arbeit nur um wenigstens immer ein bisschen voran zu kommen, gestern haben wir "zeig mal deine Segelwäsche" gespielt, hatten sogar den Spi auf Halbwind fliegen lassen und weil dann doch zu instabil eine neue Kreation mit ausgebaumter Genua auf Halbwind. Was tut man nicht alles nur damit die Segel nicht schlagen, was bei fast kein Wind und Welle eines der Hauptprobleme ist. Segel rauf und runter ist für uns kein nettes Spiel, Robert muss jedes Mal zum Mast und wir hieven das Groß ohne Winsch hinauf. Runter braucht es auch Assistenz um wieder in seine Lacy Bags zurück zu finden und Reffen bedeutet ebenfalls Arbeit am schaukelnden Schiff. Erst gegen Mitternacht kommt endlich der gewünschte stabilere Südwind auf, bis 15 Knoten, da läuft das Schiff wenigstens mal ruhig vor sich hin. Die Windsteuerung tut seit einigen Tagen ja auch wieder ihren Dienst, Wache schieben heißt jetzt primär aufpassen dass man nicht wegen einem Winddreher völlig in die falsche Richtung fährt. So schaffe ich es sogar in meiner Wachschicht halbstündlich die Augen zu schließen und einzunicken.

Donnerstag, der 11.Tag, endlich segeln wir kontinuierlich, mit ca 10-12 Knoten Wind, dazu passender Welle, hart gegen an. So wird es uns allerdings kaum gelingen vier Knoten Speed im Schnitt zu halten, bedeutet wieder nur knappe 100 nm Etmal, aber die dafür recht gemütlich. Ein bisschen Kopfzerbrechen macht uns die Abdrift nach West, die uns zusätzliche 20 Grad zur Seite schiebt, wir hoffen jetzt mal auf mehr östliche Winde in den nächsten Tagen und weiter südlich, sonst müssen wir noch mal einen oder mehrere Tage Südost einlegen, was die Strecke deutlich verlängern würde.

Unsere bisherigen Bedingungen sind fast optimal, wir lesen viel, ich mache täglich ein bisschen Krafttraining und Yogaübungen und lerne Französisch, wann sonst kommt man dazu, so viel Zeit hat man sonst nie!

Freitag und Samstag bleibt der Wind so um die 10-12 Knoten, zeitweise ein bisschen mehr, da bekommt man mit fünf Knoten Fahrt schon fast einen Geschwindigkeitsrausch, dazwischen immer wieder mal sechs Knoten mit Welle. Insgesamt bringt uns das jeweils fast 100nm Etmal, also im Schnitt vier Knoten. Wir sind zufrieden, denn solange wir gut weiter kommen und das Ganze für einen am Wind Kurs recht bequem, soll es uns recht sein. Heute Früh hatten wir erstmals Lage und laut Wetterbericht bleibt der Wind Südost. Robert's trockener Kommentar, „jetzt können wir uns einen Fuß gleich einkürzen“. Auf jeden Fall müssen wir uns jetzt auf mehr Schiffsbewegung einstellen, Rebell segelt schon den zweiten Tag in den stärkeren südlichen Winden und meint, dass man am besten sitzen bleibt.

Die Feuchtigkeit in der Nacht, die Wolken und Squalls, scheinen jetzt hinter uns zu liegen, es ist deutlich wärmer und trockener, unter Tags sogar heiß und sonnig. Noch ist die Welle moderat, ich blicke lange auf die See rund um uns und bin glücklich hier mitten im Stillen Ozean sein zu dürfen. Meine Gedanken reisen in die Südsee und dann hol ich mir unsere Bücher und lese mal die Revierbeschreibungen der Osterinsel, von Pitcairn und Französisch Polynesien.

Sonntag ist unser 14. Tag auf See, sollte in etwa Halbzeit sein, bergab geht es ja bekanntlich schneller. Bezüglich des Wetters haben wir uns zu früh gefreut, die wunderschöne sternenklare Nacht trübt zunehmend ein und gegen vier Uhr früh ist nicht mehr viel von den Sternen zu sehen. Eine dicke schwarze Wand hat sich schräg vor uns aufgebaut, der Wind wird wieder unstetig. Mit etwas mulmigem Gefühl beobachte ich in welche Richtung dieser Squall ziehen wird und ob wir jetzt mal was abbekommen werden. Er geht vorbei, hinterlässt aber für Sonntag Wolken und zeitweise Nieselregen.

Dienstag, der 16. Tag, die Tage vergehen, jeder auf seine Weise. Sonntag war bewölkt, der Wind legte zu und es war eine ungemütliche, dafür aber etwas flottere Fahrt. Alle Fenster bleiben zu, Wellen spritzen manchmal über das Schiff und die wollen wir auf keinen Fall drinnen und womöglich im Bett haben. Wegen der ruppigen Bewegungen beschränkt man tatsächlich alle Tätigkeiten auf das äußerst notwendige. Immer mit einer Hand anhalten oder schon mal mit einem Ruck ausgehoben werden und unsanft wo dagegen stoßen. Auch wenn am Schiff alle Kanten abgerundet sind, jetzt weiß man spätestens warum, holt man sich da und dort blaue Flecken. Auf diesem wilden Ritt geht es bis Montag dahin, wir schaffen 136 Etmal, bedeutet fast sechs Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit, ist viel für uns und unser Schiff, besonders am Wind. Ist auch sehr ungemütlich und eigentlich gar nicht so erstrebenswert wenn das eine Woche oder länger so dahingeht. In der Nacht reffen wir schon mal, in der Früh auf Montag dann noch weiter, wir werden langsamer, etwas über fünf Knoten Speed, aber dafür auch bequemer, so könnte es bleiben. Tut es leider nicht, denn der Wind lässt nach und es dauert nicht lange und wir reffen wieder aus. Der Montag wird dann ein Traumsegeltag. Sonne, ausreichend Wind für gute Fahrt, wenig Welle, sanfte Bewegungen, so könnte man Gäste von der Schönheit des Segelns überzeugen. Die Weite des Horizonts, die Stille, nur ein sanftes Plätschern der Welle und ein Rauschen wenn sie am Schiff vorbei zieht. Man genießt wieder die gesamte Bewegungsfreiheit, weil man diese relativ gleichmäßige, gutmütige Schaukelei gut ausgleichen kann. Die Bewegung erinnert mich immer an das Schaukeln in einer Hollywood Schaukel, man gerät in Trance.

So könnte es weiter gehen, tut es aber auch nicht, denn in der Nacht auf Dienstag schläft der Wind vollkommen ein, wir stehen und nehmen dann, die schon bekannte "zwei Knoten oder darf es ein bisschen mehr sein" Fahrt auf. Zeitweise hat man das Gefühl zu stehen, gar kein Geräusch mehr und auch sonst keine Anhaltspunkte die eine Fahrt zeigen würden. Da hilft nur der Blick auf die Instrumente, die Windsteuerung arbeitet brav, wir bewegen uns in die richtige Richtung, also lassen wir die Nacht so vorüber gehen.

Ein piepsen begleitet uns schon seit Tagen, zuerst könnten wir gar nicht orten wo es herkommt und hatten auch keinen Verdächtigen ausgemacht. Später verrät sich die Windanzeige, sie fällt immer wieder aus und tut dies mit einem Pieps kund, vorerst nur selten, über die Zeit immer öfter, aber sie fängt sich auch schnell wieder und zeigt weiterhin Windgeschwindigkeit und Windwinkel. Robert hat eine Kabelverbindung im Verdacht, die aber in der Steuersäule liegt, welche wir jetzt nicht zerlegen können, also müssen wir, falls die Anzeige ganz ausfällt, für den Rest der Strecke auf sie verzichten. Wäre nicht allzu schlimm, denn den Windwinkel sieht man auch am Verklicker am Mast und die Geschwindigkeit fühlt man oder man benutzt kurzfristig einen mobilen Windmesser, der irgendwo als Reserve mitfährt.

Wenn man so ganz langsam dahin schleicht tauchen immer wieder dieselben Fragen und Gefühle auf - können wir was verändern, so kommen wir nie an,...

Ändern lässt sich nicht viel, denn mit dem Motor fahren macht keinen Sinn, haben noch 1200 Meilen vor uns und Diesel für maximal 500 Meilen, noch dazu wollen wir so wenig wie möglich verbrauchen. Hat viele Gründe, ein wichtiger ist aber auch, dass man auf Rapa Nui den Sprit in Kanistern von der Straßentankstelle zum Steg tragen und mit dem Beiboot zum Schiff führen muss. Wer möchte 300 Liter oder mehr so herum schleppen? Wir nicht, also bleibt der Motor still. Was für uns viel wichtiger ist, wir werden ankommen, wenn es so langsam geht halt ein paar Tage später. Für uns macht das hier fast keinen Unterschied, schade ist nur, dass unsere zwei befreundeten Schiffe deutlich früher ankommen werden und wir dann weniger oder gar keine gemeinsame Zeit auf der Insel haben werden. Kann man aber nicht ändern, denn diese Art zu Reisen bedeutet sich die Zeit nehmen und sich den Bedingungen anpassen, wie blöd wäre es hier zu hetzen oder sich einen Stress zu machen, weil man "Zeit verliert".

Ist das nicht genau unser Denken aus der Arbeitswelt? Immer pünktlich, hetzen zum nächsten Termin, Ort, alles genau getaktet, da ist kein Spielraum für warten und schauen und sein, hier und jetzt, heute und morgen, ohne wesentliche Veränderung. Mit diesem gutem Gefühl starten wir in den Dienstag und bekommen wieder sanften Wind, der uns unserm Ziel näher schaukelt.

Auch der Mittwoch verwöhnt uns mit Sonne und angenehmen Wind, in der Nacht dann etwas ruppiger, aber alles im grünen Bereich. Donnerstag erneut Kaiserwetter, so würde man es bei Bergtouren sagen. Nachdem sich die orange Sonnenkugel über den Horizont geschoben hat entfaltet sich der strahlend blaue Himmel, garniert mit ein paar weißen Wölkchen, hellblau in gutem Kontrast zum tief blauen Meer. Die Wellen bleiben sanfte kleine Hügel an deren Spitzen es silbern glitzert und weil wir jetzt schon fast einen Halbwindkurs segeln stampft der Rumpf nicht mehr gegen die Wellen und sie schlagen auch nicht mehr mit donnerndem Lärm seitlich ans Schiff. Unsere Ovni legt sich sanft, ganz leicht zur Seite und schiebt sich vorbei an der Welle um auf die nächste zu zugleiten. Man spürt wie sich das Schiff in den Ozean schmiegt, ein gutes Gefühl, man fühlt sich sicher und wohl. In der Nacht sind auch wieder reichlich fliegende Fische auf ihrer Flucht durch die Luft bei uns aufgeschlagen. Einer ist Robert sogar direkt auf den Bauch gesprungen, andere haben ihre schuppigen Spuren auf unserer Sprayhood hinterlassen. Wenn sie uns in die Hände fallen befördern wir sie auch rasch wieder hinein, dann überleben sie mal diese erste Flucht, irgendwann werden sie wahrscheinlich gefressen werden. In der Früh unser Rundgang einmal übers Vordeck, wir sammeln acht Fischleichen ein, der Kleinste ist gerade mal fünf Zentimeter lang, hat aber schon eine tolle Sprungkraft. Nachdem unser Versuch mit Ihnen zu angeln über zwei Tage keinen Erfolg gebracht hat, ihr Kollege schwimmt schon etwas aufgelöst erfolglos hinten an der Angelschnur her, kommen alle rasch zurück ins Wasser. So ist der Kreislauf der Natur, wir würden dann die größeren Fische essen, wenn sich wieder mal einer an unserer Angel verbeißt, leider passiert das hier im Pazifik praktisch gar nicht.

Immer wieder taucht die Frage auf ob man so lange eingesperrt, also auf engem Raum, nicht einen Lagerkoller bekommt? Interessant, gerade ich hab jeden Tag Tapetenwechsel gebraucht und konnte nie länger in einer Wohnung herum sitzen. Was ist hier so anders, dass es mich nicht stört bzw. mir sogar ein gutes Gefühl gibt hier zu sein?

Ganz praktisch fehlt hier der Anreiz und auch jede Möglichkeit mal kurz auszusteigen und sich die Füße zu vertreten. Es gibt ja auch nichts im Umkreis von 1000 und mehr Meilen zu sehen, dass was wir sehen wollen, die nächste Insel erreichen wir so. Wir sind unterwegs, freiwillig, ist wahrscheinlich auch nicht unwesentlich, wir stehen nicht und müssen warten, dass etwas auf uns zu kommt oder dass es endlich weiter geht. Flaute über Tage wäre sicher eine große Herausforderung für die Nerven. Wir haben mit den Segeln, nicht allzu viel aber doch immer wieder und mit dem Haushalt natürlich auch zu tun. Und vielleicht rede ich es mir nur ein, aber es macht einen großen Unterschied ob man unten im Schiff ist oder hier oben im Cockpit. Der Unterschied ist wie im Haus oder im Garten zu sein. Ich bin untertags fast immer draußen, ich genieße den Wind, die Sonne und einfach alles, lese, mache meine Übungen, lerne und geh hin und wieder ins Haus um mir was zu holen. In der Nacht bin ich gerne drin und schlafe, ab drei Uhr ist dann meine Schicht und ich übersiedle wieder heraus, kann Mond und Sterne bewundern und den Tag kommen sehen.

Robert ist untertags viel drinnen, schläft und liest, kommt nur manchmal heraus, eher erst Nachmittag oder abends, wir essen dann gemeinsam heraußen und lassen den Tag ausklingen. Wir haben unseren Rhythmus gefunden und sind dankbar, dass wir hier ohne große Aufregungen und mit wenig Anstrengung segeln können, so schrumpft die endlose Distanz kontinuierlich, die Tage rinnen dahin, man hat ohnehin wenig Zeitgefühl hier in dieser gleichmäßigen Weite.

Wenn man nicht Logbuch führen müsste, unsere Position und die der anderen Beiden am Plotter eintragen und damit immer Tag, Position und noch fehlende Distanz kontrollieren würde, wüsste man ganz bestimmt Wochentag und Datum nicht. Und die Distanz wäre noch weniger abzuschätzen, solange man die Insel nicht sieht, ist man unterwegs und es sieht immer gleich aus. Backbord Achtern geht Sonne und Mond auf, Steuerbord voraus versenkt sich die Sonne im Meer und hinterlässt für gut zwei Stunden ein Farbspiel in orange und rosa.

Inzwischen ist es Samstag, der 20. Tag auf See, geworden, Das Wetter ist durchwachsen mit Tendenz zu stärkeren Winden, die sich immer um schwarze Wolkengebilde herum entwickeln. Diese Squalls, sind uns bisher gut gesinnt, wir segeln meist vorbei, nutzen den stärkeren Wind, akzeptieren die kurze Flaute und nehmen dann meist, die für uns inzwischen normale Fahrt wieder auf. Durch die unterschiedlichen Windstärken, auch etwas drehend von der Richtung gibt es natürlich immer wieder höhere, teils mächtig schiebende Wellen. Wir suchen uns den Kurs mit dem wir möglichst gleichmäßig herumgeschoben werden, das ist nicht immer einfach, also akzeptieren wir auch unterschiedlich ruppige Phasen, Tag wie Nacht.

Manche Nächte gibt es wenig Schlaf, wenn Bewegung und Geräusche einem keine stabile, entspannte Lage finden lassen, steht man gerne wieder auf und beginnt seine Schicht, blöd ist nur, dass es heraußen in der Nacht zunehmend kühler wird. Sogar mit langem Gewand und Decke fröstelt einem. Die Zehen brauchen ohnehin Socken, sonst verkühlen wir uns noch. Das Thermometer zeigt 23 Grad Lufttemperaturen und 21 Grad im Wasser, wir müssen uns sichtlich noch umstellen um diese Wetterbedingungen als angenehm zu empfinden, sollte eigentlich kein Problem sein.

Letzte Nacht ist eine der Halterungen der Rutschkupplung unseres Windpiloten gebrochen, gut, dass wir einen Autopiloten haben der in so brenzligen Lagen das Ruder übernimmt. In der Früh kümmert Robert sich noch vor dem Frühstück um die Reparatur und danach ist alles wieder beim Alten, wir reisen, sitzen gemütlich beim Frühstück mit frisch gebackenem Brot und unser Windpilot arbeitet. Robert liebt frisches Brot, das wäre ein großer Lebensqualitätsverlust wenn irgendein Trockenbrot, Dosenbrot oder sonst was auf den Tisch kommen würde. Zu Hause tut man sich das mit dem Brot backen meist nicht an, auch wenn wir uns im Ort, vor dem wir ankern eines holen können, wird man rasch faul, hier 1000 Meilen weg vom nächsten Einkauf ist es ganz normal und gehört zu den täglichen Routinen. Genaugenommen backen wir alle zwei oder vier Tage, je nachdem wie lange sich das Brot hält und das liegt nicht am altbacken werden, die Chance bekommt es gar nicht.

Sonntag, der 21. Tag, in der Früh wieder die übliche Runde einmal rund ums Deck, alles in Ordnung, liegen wieder Fische rum? Diesmal sind es kleine Kalamari, die unser Deck ersprungen und dann natürlich auch nicht wieder zurück ins Wasser gefunden haben. Leicht eingetrocknet kleben sie in ihrem Tintenfleck an Deck, hoffentlich kriegen wir die Flecken wieder weg, wären unschöne Erinnerungen. Wir sammeln sie ein und starten auch mit Ihnen einen Angelversuch und weil sie von Natur aus zäher sind als die Fische halten sie deutlich besser am Haken. Einbildung oder doch ein Zusammenhang, wir fangen seit drei Wochen wieder einen Fisch, eine kleine Dorade, gerade eine Mahlzeit, wunderschön blau und sonst helle, nicht so gelbgrün wie ihre großen Verwandten. Der Tag vergeht, wie fast alle rasch, man weiß gar nicht wo die Zeit hinkommt, schon ist es wieder Abend. Die Zeitverschiebung, jetzt sind es schon zwei Stunden, merkt man schon deutlich. Mit der Zeit, mit der wir aus Panama gestartet sind, wird es jetzt erst um acht Uhr hell, sonst konnte ich um sechs den Sonnenaufgang bewundern. Man glaubt es nicht, aber das macht meine Schicht unangenehm länger, denn irgendwie startet mit der Helligkeit der Tag, soll ich jetzt im dunklen schon rumtapsen und das Brot ins Rohr schieben, Kaffee kochen, Frühstück richten und alles zum Funken vorbereiten? Robert braucht den Schlaf bis acht und genau die zwei Stunden schläft er besonders fest. Soll es keine größeren Probleme geben, aber dadurch beginnt unser Tag deutlich später, das merkt man.

Vielleicht stellt sich jetzt, in der vierten Woche auch schon ein bisschen mehr Müdigkeit ein, wir schlafen beide auch unter Tags gerne mal ein paar Stunden und wir schauen schon öfter auf die Karten und die Strecke die noch vor uns liegt. Psychologisch interessant, kaum zählt man von den tausend Meilen runter hat man zunehmend das Gefühl schon bald da zu sein, jetzt dauert es nicht mehr lang. Ist alles relativ, heute Montag sind es noch über fünfhundert Meilen, also zumindest die Distanz die wir von Kreta nach Malta gesegelt sind. War unsere erste längere Strecke gemeinsam mit unserem Schiff auf Reisen, deshalb bleibt sie auch so in Erinnerung. Wir haben extra gewartet bis wenig Wind ist, wollten uns nicht überfordern, und dann haben wir auch ganz schön lange gebraucht bis wir endlich in Valletta angekommen sind. Also lange, damals, heute vielleicht ein Katzensprung, Distanzen und Zeit sind wirklich sehr subjektiv.

Heute war gleich am Vormittag ein großer Fisch an der Angel, ich konnte ihn gar nicht näher ziehen und Robert hat ihn dann auf der Strecke leider verloren. Schade, der hätte unseren Fischbedarf für die nächste Woche locker gestillt.

Wieder so ein gemütlicher Tag, es geht so dahin bis um vier am Nachmittag am Horizont wieder mal dunkle Wolkentürme auftauchen. Die nördlich von uns regnen gerade ab und sind an uns schon vorbei, die im Südosten kommen auf uns zu, mal sehen. Diesmal geht es aber rasch, plötzlich ist alles um uns herum grau, hellgrau, es nieselt und der Wind legt zu. Jetzt muss ich aus der Hand steuern, denn der Ruderdruck ist enorm und man muss jeden Wellenberg nutzen um das Schiff auf Kurs zu bringen bzw. zu halten. Wir laufen vor dem Wind ab, das ist ohnehin die Richtung in die wir wollen. Die nächste Phase in der der Wind kurz schwächelt reffen wir das Groß und ein Stück Genua weg, so geht's dann wieder zumindest zeitweise auch mit der Windsteuerung. Insgesamt dauert das Ganze etwas über eine Stunde, dann sieht man die erste blauen Flecken über dem Horizont, und statt der grauen Einheitssuppe tauchen weiße flauschige Wolkenberge auf, richtig hübsch, farblich mit den Pastelltönen die der Himmel jetzt aufzieht gut abgestimmt. Und genauso rasch wie alles zugezogen hat reißt es jetzt wieder auf und der Wind ist natürlich auch wieder weg. Wunderschöne Abendstimmung, wir reffen wieder aus und starten in die nächste Nacht.

Montag und Dienstag wiederholt sich genau dasselbe Szenario, unheimlich rasch wird aus noch gar nicht bedrohlichen Wolken eine zugezogene graue Fläche, Endzeitstimmung und der Wind legt zu. Wir üben uns und schaffen es sogar einmal noch vor dem Start, denn das Boot schiebt dann mächtig an, die Segelfläche zu reduzieren. So saust man dann durch den Squall, der ja nicht lange dauert, danach wieder blauer Himmel, der einen anblinzelt wie wenn nichts gewesen wäre. Sonst bringen die Tage nichts Neues, außer, dass wir Mittwochfrüh nur noch 340 Meilen haben, gute drei Tage. Bernd und Birgit sind Dienstagabend angekommen und Toby und Samantha starten Mittwoch ihren letzten Tag, dann sollten auch sie es geschafft haben.

Wir werden eben die drei Tage später ankommen, an dem Abstand hat sich seit der Wind zugelegt hat nicht mehr viel verändert, wir segeln jetzt auch ganz gleichmäßig, im Schnitt unsere 5 Knoten dahin. Interessant ist, dass hier im Pazifik Wind und Wellen kommen und gehen. Vor allem die Wellen, nach ein paar Stunden stärkerem Wind entwickelt sich eine bis zu drei Meter hohe Dünung, garniert mit Wellen aller Größe und Richtung, die dann teilweise zu spitzen kleinen Bergen werden und mit einer weißen Fontäne spritzen bevor sie verschwinden. Manchmal züngeln sie auch wie Flammen in der aufgewühlten See. Das Schiff wird oft ganz schön hoch gehoben, saust ins nächste Wellental, bekommt dann oft unvermittelt noch einen rüden Stoß auf den Hintern, macht einen Satz wie ein wilder Stier um dann etwas taumelnd wieder Kurs aufzunehmen. Ganz schön viel Arbeit für die Windsteuerung, sie macht ihre Arbeit gut, trotzdem kostet dieses ständige aus dem Ruder laufen unheimlich Speed und anstrengend ist es obendrein. Da freut man sich auf die Stunden in denen der Wind und die Welle wieder nachgelassen haben und es deutlich gemütlicher und vorerst auch  nicht wesentlich langsamer dahin geht.

Mittwoch erstmals das Gefühl schon lange unterwegs zu sein, man möchte ankommen. Hat es damit zu tun, dass es die anderen schon geschafft haben? Die letzten Tage oder Meilen ziehen sich aber immer, besonders wenn man sein Ziel schon sieht und noch den ganzen Tag braucht um endlich dort zu sein. Ungeduld ist kein guter Lehrmeister, wir werden die Strecke gut hinter uns bringen, vielleicht sogar die letzten Segeltage noch genießen, wäre schön, denn es ist schon einzigartig dieses Erlebnis, fast 3000 Meilen über den Pazifik unterwegs zu sein, ein Monat auf See um dann auf der Insel, die am weitesten von der nächsten bewohnten Insel entfernt ist zu landen. Pitcairn, ist ca. 1000 Meilen weg, dort wohnen noch die letzten Nachfahren von Christian Fletcher, dem Meuterer der Bounty, dort ist noch weniger los als auf Rapa Nui, es ist aber die nächste Zivilisation von hier aus. Angebunden ist Rapa Nui an Chile, wo sie politisch auch dazu gehört. Im Notfall würde man also nach Chile geflogen werden, wenn zum Beispiel das kleine Spital der Insel überfordert ist. Mit dem Flugzeug sind die Distanzen ja rasch überwunden, grad mal ein paar Stunden wofür wir Wochen gebraucht haben.

Mittwoch schaffen wir unsere 110 Meilen Etmal, so berechnet kommen wir am Freitag spät oder in der Nacht an, die Ansteuerung wäre kein Problem, wir könnten auch in der Nacht ankern und uns die restlichen Stunden ausschlafen. Bernd und Birgit haben uns mit allen nötigen Informationen versorgt, berichten von ihren ersten Erkundigungen und es gefällt Ihnen. Auch Toby und Sam sind schon angekommen, haben die Einreiseformalitäten schon hinter sich und bewegen sich frei auf der Insel. Nur Sophie, ihr Hund muss noch an Bord bleiben, hier scheint er aber aussteigen zu dürfen, er hat einen eigenen Tier-Reisepass und alle Impfungen und Zeugnisse um sich lange Quarantäneaufenthalte zu sparen. In manchen Ländern dürfen Tiere trotzdem nicht einreisen, Reisen mit Tier an Bord ist eine zusätzliche Herausforderung.

Donnerstag ist es dann soweit, wie angesagt lässt der Wind nach, blöderweise schon in der Nacht. Zuerst ist wegen der noch hohen Welle das übliche Herumgeschaukel mit schlagenden Segel, wir sind wieder beschäftigt alles so gut geht zu fixieren, wechseln aber sobald es hell wird auf den Gennaker, ist jetzt die beste Wahl. Unser Versuch in der Nacht das Schiff ein bisschen mit Motorunterstützung zu stabilisieren schlägt fehl, da die Schraube ein komisches Geräusch von sich gibt und mit der gewohnten Drehzahl die dazu passende Geschwindigkeit ausbleibt. Die Propellerblätter falten sich nicht auf, sind wahrscheinlich in den letzten Wochen zugewachsen und müssen vor Gebrauch gereinigt werden. Ist jetzt in der Nacht kein Thema, vielleicht morgen, wenn wir wirklich zum Stehen kommen.

Bis Mittag geht es noch recht zügig voran, schon toll wie unser bunter Ballon das Schiff bewegt, mit jeder Stunde nehmen die Wellen ab und wir machen zeitweise sieben Konten Fahrt. Das rettet uns auch das donnerstägliche Etmal, 90 nm, denn in der Nacht stehen wir eine Zeitlang fast ganz, den Rest bewegen wir uns selten mit über 2 Knoten dahin. Im Prinzip ist es jetzt genau so wie in der Kalmenzone, tagelang sind wir so dahingedriftet und zwischendurch langsam gesegelt, jetzt stört es uns, wir sind frustriert, die Stimmung ist geknickt.

Noch dazu hat sich Robert bei einer unserer nächtlichen Segeltrimmarbeiten auf seinen Bookreader gesetzt und ihn damit unwiederbringlich zerstört. Da haben wir tausende EBooks an Bord und jetzt nur mehr ein Gerät um sie auch lesen zu können und da können wir noch von Glück reden dass mein E-Book schon vor Panama gestreikt hat und mir Julian ein neues mitgebracht hat. Jetzt haben wir zwei E-Bookleichen an Bord, Robert hat noch versucht aus den beiden einen funktionierenden zu basteln, gelingt leider nicht. Nachdem der Gennaker das einzige Segel ist mit dem wir überhaupt Fahrt ins Schiff bekommen segeln wir auch über Nacht mit ihm, was sehr unangenehm ist, weil er wesentlich mehr Betreuung braucht, besonders wenn der Wind zu einem Hauch von 3-4 Knoten wird. Wir sind schon nahe dran ihn runter zu nehmen und uns für den Rest der Nacht treiben zu lassen, nutzen dann aber doch die zwei Konten Fahrt und bewachen ihn eben. Bedeutet statt liegen und lesen, hinter der Winsch sitzen, Blick aufs Segel und Verklicker und jedes Mal wenn des Segel einfällt Schot dicht holen, Segel fangen, wieder fieren. Wenn das Segel bei so einer Aktion am Mast hängen bleibt kann es reißen, was es gestern auch schon getan hat, die kleine Reparatur, kleben, haben wir noch vor dem Nachtmahl erledigt.

Freitagfrüh, wir haben noch 150 Meilen vor uns und der Wind bequemt sich zumindest mit 7 Knoten zu blasen. Der Gennaker zieht stabil und wir gleiten mit 3-4 Knoten dahin, inzwischen haben wir uns seelisch eh schon damit abgefunden erst Samstagabend oder Sonntag anzukommen. Was ist ein Tag mehr schon für ein Problem? Heute müssen wir ohnehin beide einmal schlafen und morgen werden wir hoffentlich so oder so die Insel endlich mal sehen.

Samstag, der 27. Segeltag, 13:15 Land in Sicht, wir haben noch 40 Meilen vor uns können die Insel aber schon deutlich am Horizont sehen. Eine große und eine Kleine heben sich deutlich vom Blau ab und sie verraten sich auch durch die Wolkenhaube die über ihnen steht. Freude kommt auf, unglaublich, wir werden mit unseren 3 Knoten Fahrt zwar noch bis in die Nacht brauchen, aber wir sind jetzt gefühlsmäßig schon fast da. Der Tag beginnt leider mit unerfreulichen Arbeiten, Wasser in der Bilge, wir hatten von zwei Tagen wieder mal ausgetunkt und trocken gelegt und jetzt ist schon wieder Wasser drin. Wo kommt das her? Es ist nicht übermäßig viel, aber wir wollen kein Leck übersehen oder irgendeine undichte Stelle am Motor oder an der Toilette. Eine eindeutige Leckstelle haben wir nicht gefunden, blöd, wir müssen alle Anschlüsse, Borddurchlässe, Dichtungen,… weiter kontrollieren. Hoffentlich entwickelt sich das nicht zu einem größeren Problem, denn aus dem Wasser heben kann man das Schiff frühestens auf Tahiti, bis dorthin sind es weitere 2000 Meilen.

Ich nutze den Tag und reinige gleich mal das Schiff damit wir nicht staubig und vom Salzwasser klebrig ankommen. Unser Bett in der Bugkabine wird auch wieder aktiviert, vielleicht können wir es diese Nacht schon nutzen. Den Rest vom Tag kümmern wir uns um den Spi, braucht immer wieder mal Betreuung, wir schlafen abwechselnd und beobachten das Näherkommen von unserer kleinen Insel.

18 Meilen vor der Küste dann endlich wieder ein Biss an der Angel, spektakulär wie ein Großer zweimal mit heftigem Ruck danach schnappt und uns Fisch samt Köder von der Leine frisst. Hier gibt es Fische, die nächste halbe Stunde verlieren wir so noch zwei weitere Köder, einfach abgebissen, wäre schon interessant ob das Haie sind?

 

Am Abend gleiten wir am Nord-Huck vorbei, plötzlich riecht es süßlich und es gibt Geräusche, die wir nicht zuordnen können. Es ist inzwischen wieder deutlich wärmer geworden, eine schöne Nacht, in der wir uns langsam unserem Ankerplatz entgegen treiben lassen. Am 4.3. um 9:30 Motor aus, Anker hält vor Hanga Roa, genau 27 Tage waren wir jetzt unterwegs. Wir machen Schiff klar, aktivieren unser Beiboot und warten auf die Beamten der Behörde zum Einklarieren. Hier kommen sie an Bord und erst danach darf man an Land. Wir freuen uns endlich wieder einmal einen Fuß an Land zu setzen und wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Wahrscheinlich werden wir landkrank sein. Davon aber im nächsten Bericht.