Panama, es geht durch den Kanal 

Mit etwas Wehmut verlassen wir die San Blas Inseln, kurzer Stopp vor Chichime und ein Zwischenstopp in der Bucht von Portobelo, so können wir die Strecken in Tagesdistanzen segeln und treffen noch Bernd und Birgit, die dort hängen geblieben sind. Auch Robert von der Marie Luise liegt hier vor Anker, aber weil wir nur eine Nacht bleiben, verpassen wir ein Treffen. Uns zieht es rasch in die Marina, wir müssen bald wissen was zu bestellen ist, sonst geht es sich nicht mehr aus, dass Julian im Jänner die Sachen mitbringt.

Am 28.1. erreichen wir den großen Hafen von Colon, funken brav, wie beschrieben Christobal Tower an, die sich aber nur mäßig für uns interessieren. Auch die Marina meldet sich nicht gleich, wir zuckeln langsam unter Motor den großen Wellenbrecher entlang bis zur Marinaeinfahrt. Man muss nur warten können, jetzt bekommen wir gute Assistenz um in der engen Shelter Bay Marina unsere Luke zu erreichen. Wir buchen gleich knappe drei Wochen, damit reduziert sich der Preis auf 30 Dollar pro Tag, besser als fast 50 Dollar, wenn man nur ein paar Tage bleibt. Trotz Feiertagen heißt es jetzt Arbeitseinsatz, hier in der Marina ist es aber recht bequem, man hat gute Toilettenanlagen und Duschen und sogar ein Swimmingpool. Die Marina liegt am westlichen Zipfel der Bucht von Colon, mitten im Naturschutzgebiet, eingeschlossen von Urwald. Früher war hier ein Militärstützpunkt der Amerikaner, ihre Häuser wurden nach der Übergabe des Kanals und dem Rückzug der Amerikaner verlassen, ausgeräumt und zerstört. Sie sind überall im Gebiet verteilt, asphaltierte Straßen durchziehen den Wald und man sieht auch Reste von kultivierter Fläche, Mangobäume, Bananen usw. und besonders morgens kann man Vögel, Affen und allerhand andere Tiere beobachten. Zeitweise ist fast ein Lärm von den durchdringenden Schreien der Brüllaffen, in der Marina lebt ein Kaiman, ein ca. zwei Meter großes Krokodil, mit etwas Glück sieht man es schwimmen oder auf der Wiese liegen und in einem Baum schläft, eng zusammen gerollt ein Faultier.

Ideal wäre es hier mit den Rädern die Gegend zu erkunden, zum Beispiel zum 10 km entfernten Fort Lorenzo und zum Rio Chagres zu radeln, wir verkneifen es uns aber, denn wir wollen hier rasch unsere Arbeiten erledigen um nachher Zeit für Ausflüge mit Julian zu haben. Unsere erste Erkundung beschert uns fast einen Schock, das Relais, welches wir besorgen müssen, kostet in Europa 60 Euro, hier möchten Sie uns das gleiche um 250 Dollar verkaufen, welch Glück dass sie es lagernd haben und nicht bestellen müssen, würde eine Wartezeit von mindestens 10 Tagen bedeuten. Wir lehnen trotzdem dankend ab, bestellen bei SVB und hoffen, dass Julian das Teil mitbringen kann, was dann auch super funktioniert. Robert zerlegt die Ankerwinsch, der Schaden betrifft die Kabel, welche über die Zeit langsam vor sich hin gerostet sind, zu viele Litzen können jetzt nicht mehr leiten und beim Ausbau brechen die Kabel auch vom Elektromotor ab. Normalerweise würde man jetzt dazu neigen einen neuen Elektromotor zu investieren, neue Kabel müssen ohnehin her und alles frisch verkabelt sollte es dann auch wieder über Jahre verlässlich funktionieren. Hier spielt es aber sicher keinen neuen Motor und zum Bestellen aus Europa sind wir jetzt definitiv zu spät. Robert investiert einige Tage und Joachim, ein Deutscher, der hier auf einem Schiff lebt und beim Brückenbau arbeitet, hilft uns und bringt uns zu einem Werkstättenkontainer. Dort werden tatsächlich, mit einfachsten Mitteln die Kabel wieder an den Motor geschweißt. Die Kabel bekommen wir in Colon und die Dichtung und das Relais bringt Julian mit, dann ist alles schnell eingebaut und es funktioniert, welch Erleichterung. Neben all den anderen Arbeiten, kleinere Reparaturen, Service von Motor, nähen der Sprayhoot, waschen aller Decken und Pölster, sogar die Chouchpölster bekommen eine Pflege verpasst, war echt nötig nach der langen Zeit, wird immer wieder gefeiert, Silvester, Ankunft anderer Segler, Verabschiedung, usw. Hier gibt es einen überdachten Grillplatz mit Tischen und Bänken für locker 50 Personen, Sonntag ist immer Pot-luck, da ist echt was los, so auch zu Silvester. Perfekter Grill, jeder kann auflegen was ihm schmeckt und jeder bringt eine Beispeise mit, so gibt es eine super Auswahl an Salaten, Couscous, Reis usw. Herbert von der SY Kalimera legt dann, wie es sich gehört zu Mitternacht den Donauwalzer auf, mit Walzerklängen begrüßen wir das neue Jahr, eine besondere Stimmung so weit weg von der Heimat. 

Am 2.1. ergibt sich dann für mich gleich die Gelegenheit mit der SY Sapphira als Linehandler durch den Kanal zu gehen, Herbert und Tadeja haben Greg und Elina, dem amerikanisch- kanadischen Paar zugesagt und weil die dritte Person ausgefallen ist, bin ich eingesprungen. Es kann nicht schaden sich alles mal vorher anzusehen bevor man sein eigenes Schiff durch die Schleusen bringt. Alles klappt gut, wir starten zwar bei strömendem Regen, was den ersten Tag recht unangenehm macht, bekommen aber am zweiten Tag recht viel Sonne ab, sind immer gut in der Zeit und müssen sogar immer wieder warten. Zwei Tage sind dann schon recht lange und ermüdend, angekommen in Panama City gehen wir noch in die Altstadt essen und dann eine letzte Nacht auf der Sapphira, dann geht's mit der Nostalgiebahn zurück nach Colon. Die Zeit läuft und die Vorbereitungen für unsere Passage werden vorangetrieben. Am 2.1. Vormittag haben wir die Vermessung, am 5.1. zahlen wir die 1875 Dollar, die Kanaltransitgebühr inklusive Kaution, in der Citibank in Colon ein und danach vereinbaren wir, gemeinsam mit der SY Rebell unseren Termin. Eigentlich wollten wir den 16.1., da geht aber nichts mehr, also nehmen wir den 15.1. und organisieren uns Leinen und Fender, die nur so heißen, denn es sind mit Plastik umwickelte Autoreifen. Auch die Linehandler müssen jetzt fixiert werden, wir brauchen noch zwei weitere Personen. Wir bekommen ein nettes Angebot von einer russischen Familie, die an unserem Steg liegt, sie würden mit uns durchgehen und wir sollen sie im Gegenzug begleiten, klingt vernünftig. 

Für Samstag Mittag wird die Übergabe der Leinen vereinbart, telefonisch mit Federico, einem Taxler, der dieses Geschäft, wie viele andere, nebenbei betreibt. Wir sind schon etwas nervös als er zum vereinbarten Termin nicht auftaucht, dann echt erleichtert als er verspätet mit all dem Zeug da ist und etwas verärgert dass er uns gleich zwanzig Dollar mehr abknöpfen will als vereinbart und noch dazu die Autoreifen nicht mehr zurücknehmen will. Wir sollen sie verschenken oder entsorgen, was uns aber je Reifen 1-2 Dollar kosten wird. Ein eigenartiges System, man fragt sich wo die all die kaputten Autoreifen her haben und warum sie die nicht öfter verwenden? Ist schließlich auch Arbeit und Material sie mit Plastik einzuwickeln. 5 Dollar zahlt man pro Reifen und dann die Entsorgungsgebühr. 

Wir versuchen ein wenig zu diskutieren und wollen ihm die Autoreifen auch wieder mitgeben, mal sehn ob er sie in Panama City dann nimmt, jedenfalls haben wir uns nicht breitschlagen lassen und sind bei den vereinbarten 120 Dollar für das gesamte Paket geblieben. Ist ohnehin teuer genug, aber hier ist man bereits glücklich wenn alles so halbwegs klappt und man nicht zusätzliche Probleme und Kosten hat. Die ergeben sich hier nämlich rasch, denn kassieren wollen sie alle, wenn geht ein bisschen mehr.

Da sind zum Beispiel die Taxler, bevor man einsteigt fragt man nach dem Preis, der immer unverschämt hoch ist, man bietet dann ein paar Dollar, je nach Strecke, was natürlich empört abgelehnt wird. Dann muss man sich abwenden und ebenfalls beleidigt so tun als ob man halt wen anderen sucht oder zu Fuß geht, dann wird eingelenkt und man einigt sich auf ein bisschen mehr als das eigene erste Angebot. Normalerweise sind dann alle zufrieden und der Taxler freundlich, manchmal sind sie auch angepisst und unfreundlich und dann versuchen sie beim Aussteigen nochmals den Fahrpreis zu erhöhen. Ein großer Fehler wenn man die Summe nicht abgezählt hat, denn beim Rausgeben ist der Taxler dann im Vorteil und man muss sich schon echt beschweren dass man sein Wechselgeld bekommt. Auch wenn man diese Spielchen nach einiger Zeit schon kennt, ist es doch immer wieder anstrengend und lästig, aber in Colon muss man mit dem Taxi fahren, die Stadt ist so herunter gekommen, dass man nicht sicher unterwegs ist. Man fällt auf jeden Fall auf und auch wenn man nicht viel mit hat, ist es immer noch genug für jemanden der gar nichts hat und in einem verschimmelten Haus ohne Fenster lebt. Unser erster Eindruck von dieser Stadt war bei Regen und knöchelhohem Wasser auf den Straßen besonders triest, bei Sonnenschein und mit etwas mehr Zeit sieht man die eine oder andere nette Ecke, der Gesamteindruck bleibt aber.

Normalerweise kommt man gar nicht in die Stadt hinein, man fährt mit dem Shoppingbus, ein Service der Marina, direkt zum Einkaufszentrum Quatro Alto, welches am Rande der Stadt, gleich beim Autobahnverteiler ist. Dort hat man dann zwei Stunden Zeit für Batteriegeschäft, Elektriker, Marinestore, Chinesenstore und den Supermarkt REY. Wenn man schon dort ist wird jedesmal was mitgenommen, wir haben eine Liste was noch alles besorgt werden muss damit wir gut über den Pazifik kommen und auch dort nicht all zu viel Haltbares kaufen müssen. Denn zum einen ist das Angebot oft dürftig und wenn vorhanden, dann teuer. Zum Schluss sind wir gut gefüllt, besonders Konserven und Getränke sind jetzt ausreichend an Bord. 

Der Shoppingbus ist fast ein Muss, er fährt pro Richtung bis zu einer Stunde, entweder über die Scheusenbrücke oder mit der Fähre, in beiden Fällen heißt es oft warten, denn der Schiffsverkehr hat Vorrang und man beobachtet wie sich die Frachtschiffe, Kreuzfahrtschiffe und Segler in die Schleusenkammer schieben. Dann gehen die Tore zu, wunderschöne geschmiedete Tore, ein tolles historisches Bauwerk. 

Was ich sagen wollte, wenn man den Shoppingbus verpasst kostet einem die Strecke mit dem Taxi 20-25 Dollar, kann man sich nicht all zu oft leisten. 

Wir nehmen uns für ein paar Tage einen Leihwagen, was ebenfalls einiges an Problemen und Ärgernissen bedeutet. Wir buchen, wie schon oft im Internet eines der günstigen Angebote, in Colon ist die Auswahl nicht so groß wie in Panama City, aber es gibt doch eine ganze Liste. Zu unserem Erstaunen gibt es die Firma gar nicht, zumindest nicht am Flughafen, der schon fast geschlossen hat und nur noch für ein paar Privatjets zur Verfügung steht. Wir finden auch keine andere Niederlassung und zu kennen scheint die Firma auch niemand hier. Blöd dass sie uns die 90 Dollar schon mal von der Kreditkarte abgebucht haben, wir müssen bei der Bank die Zahlung blockieren und mittels Formular Einspruch erheben, etwas aufwendig mit schwacher bis nicht vorhandener Internetverbindung. Jetzt heißt es warten und hoffen dass dieser Betrag nicht abgebucht wird. Wir bekommen dann natürlich ein kleineres und teureres Auto von einer anderen Autovermietung, man ist glücklich überhaupt noch eines zu bekommen uns schluckt den fast doppelten Preis. Wir nutzen die drei Tage mit Auto um Julian vom Flughafen zu holen und Ausflüge zu machen und natürlich um die schweren Sachen zu transportieren. Bei der Rückgabe dann die nächste Überraschung, zuerst müssen wir das Auto noch waschen lassen, oder mehr zahlen, wer hat so was schon mal erlebt bei einem Leihauto? Wir noch nie. die Wäsche wird dann am Straßenrand von einem Mann mit zwei Kübel und zwei Fetzen für drei Dollar erledigt, wird sicher ein Freund sein, der so ein fixes Einkommen hat. Dann entdecken Sie eine Beule an der Karosserie, die angeblich vorher noch nicht war. Wir schauen uns das Auto bei der Übernahme immer genau an und versuchen alle Kratzer ins Protokoll eintragen zu lassen, vielleicht haben wir diesmal was übersehen oder wir haben tatsächlich was abbekommen, was bei den Schlaglöchern auch nicht ganz unmöglich wäre. Jedenfalls hat uns das weitere 125 Dollar gekostet, so wird man sein Geld hier rasch los. 

Panama ist ein ganz eigenes Land, langgezogen und etwa in der Mitte die engste Stelle mit dem Panamakanal. Hier befindet sich auch fast die gesamte Infrastruktur, die Städte, Industrie und eben der Kanal, der sicher eine der Haupteinnahmequellen des Landes ist. Ein Frachter zahlt angeblich bis zu 1,5 Millionen Dollar für die Durchfahrt, da wundert man sich, dass sich das noch rechnet und so gesehen ist das Durchschleusen für uns Segler ja richtig günstig, ohne Agent knapp unter 1000 Dollar, dazu kommen dann noch die Leinen und Autoreifen und je nach Vereinbarung Kosten für die Linehandler. Wir haben alles in allem 1135 Dollar bezahlt. Die Hauptverkehrsverbindung, die Panamerikana geht von Panama City an der Pazifikseite entlang, Nebenstraßen sind rasch Schotterstraßen und wenn betoniert dann mit unglaublich vielen Löchern, Richtung Süden mussten wir schon bald mal umdrehen. von der Shelterbay Marina bis Panama City fährt man gute zwei Stunden in jede Richtung, damit sind die Ausflüge auch etwas eingeschränkt will man am selben Tag wieder zurück und nicht den ganzen Tag im Auto sitzen. Wir besuchen den Nationalpark um Gamboa für unseren Geschmack zu touristisch. Da verliert der Wald rasch seinen Reiz und Tiere sieht man auch kaum, kein Wunder wenn Horden geführter Touren sich die Wege entlang quälen. Am schönsten ist die Ecke um die Marina, kurze Fahrstrecken und man kann in jeder Richtung in den Wald und zu einsamen Buchten spazieren und man kann Tiere beobachten, ganz toll. 

Panama und Mittelamerika ist eine ganze Saison wert zu bleiben, wenn das Schiff sicher abgestellt ist, kann man ausgiebige Landausflüge machen. Am besten die langen Strecken mit dem Flugzeug oder dem Überlandbus und dann Quartiere nehmen. ist dann natürlich nicht billig, aber anders kommt man nie an die wirklich entlegeneren, interessanten Gebiete, wie zum Beispiel hier ins Dariengebiet ganz im Süden, angrenzend an Kolumbien. Vielleicht passt es auf dem Rückweg, falls wir die Runde wirklich so legen dass wir wieder durch den Kanal zurück in die Karibik gehen. Bis dahin vergeht aber sicher noch viel Zeit und Pläne ändern sich bekanntlich auch immer wieder. 

Jetzt geht's erst mal Richtung Pazifik! 

Wir bekommen einen Termin um halb Vier auf den Flats, die Linehandler, unsere Freunde aus Russland, Andrey und seine Tochter Anastasia kommen gleich von der Marina mit, an den Flats , der Ankerplatz vor den Industriedocks nahe der Kanaleinfahrt, nehmen wir den Advisor an Bord und dann geht's Richtung Schleuse. Jetzt beginnt die Koordination, wir wollen gemeinsam mit der SY Rebell geschleust werden, ein großes rotes Kontainerschiff wird mit uns durch gehen und dann ist da noch die Motoryacht Samara, die, so sagt man uns, vor uns festmachen wird. Mit Rückenwind sind wir viel zu schnell, wir lassen uns die meiste Zeit nur mehr treiben und warten bis der Riese uns überholt hat und wir dahinter in die Kammer dürfen. Zuerst aber noch mit der SY Rebell zusammen binden. Leinen rechts anschlagen, es wird gefunkt, nein doch links, wir ändern alles, was schon ein bisschen Arbeit bedeutet und dann noch mal alles um und zu guterletzt müssen wir rechts und links an der Samara festmachen. Was ürsprünglich sicher ganz ruhig funktioniert hätte ist jetzt ein bisschen ein Gewurschtel, falsche oder zu kurze Leinen, zu weit vorne am Schiff, oder zu weit hinten usw, es braucht eine Zeit bis wir beide gut hängen und dann gibt die Motoryacht Gas. Ab jetzt haben wir praktisch nichts mehr zu tun, denn die dicken Leinen zur Schleusenwand werden vom wesentlich größeren Motorschiff aus bedient, wir hängen dran, werden ordentlich hin und hergezerrt und hoffen nur nicht gegen die Wand gedrückt zu werden. Ist nie gefährlich, aber wenn es so brodelt neben dir und du warten musst bis die Motoryacht endlich wieder etwas Gas gibt um das Päckchen gerade zu drehen wird einem schon mal heiß. Eine unruhige Aktion, die bis in die Dunkelheit dauert, die großen Bojen für unseren Übernachtungsstopp sieht man nur noch wenn sie wer mit der Taschenlampe anleuchtet. Die erste Erleichterung und gute Spagetti machen uns müde, wir gehen alle bald zu Bett und schlafen erstaunlich gut. Um sieben Uhr, wir sind gerade aufgewacht kommen bereits die Advisoren für den zweiten Tag an Bord, Motor an, Leinen los, auf geht`s durch den großen Gatun Stausee. Hier muss man unter Motor fahren und zwar konstant über fünf Knoten, so ist die Strecke berechnet. Wir bringen mit 1800 Umdrehungen fast sechs Knoten zusammen und sind damit gut in der Zeit. Nach etwas über fünf Stunden sind wir vor den Pedro Miguel Schleusen, in der zwischen Zeit haben wir Kaffee und Kuchen zum Frühstück, Toast und Sandwiches zur Jause und jede Menge Wasser gereicht. Alle wollen gut versorgt sein, man hat auch ein warmes Mahl vorbereitet, doch jetzt steht wieder Konzentration und Arbeit bevor, da kann man nicht in Ruhe essen. Beim Raufschleusen ist man hinter dem Frachter, runter geht's dann vor dem Riesen. Diesmal können wir mit der SY Rebell ein Päckchen machen, es klappt ohne zusätzliche "wir machen doch alles anders" Aktionen, jedes Schiff hat eine Seite die Leinen zur Schleusenwand zu bedienen, auch dass ist ganz einfach und ohne Herumgezerre. Ich finde es ganz lustig wie man zu zweit gut steuern kann, ich bin zeitweise das Heckstrahlruder, leicht rückwärts und ich drehe uns wieder gerade oder bremse uns ein. wenn wir beide Gas geben geht's flott dahin, Bernds Advisor gibt die Kommandos, da hab ich den leichteren Job und muss nur hin und wieder was tun, sonst werden wir mitgefahren. In der ersten Schleuse müssen wir doch einige Zeit warten bis der Frachter hinter uns fest an seinem Platz steht, Robert nutzt die Zeit um das vorbereitete Chilli zu wärmen und die Brote zu toasten. Dann geht's rasch die drei Stufen runter und der große Moment, das letzte Schleusentor öffnet sich und gibt den Blick auf den Pazifik frei. Noch einmal gemeinsam Gas geben, raus aus der Schleuse, an den Rand des Fahrwassers, Päckchen lösen und Ziel Balboa ansteuern. die Strecke ist lang genug um das Chilli zu essen, die Advisoren, wir haben an diesem Tag auch einen Lehrling an Bord gehabt, werden abgeholt und wir steuern weiter auf den Ankerplatz La Plaita zu. Die Recherchen haben nämlich ergeben, dass man für jede Person, die in Balboa das Schiff verlassen möchte 10 Dollar zahlen muss, oder man geht an die Boje und zahlt zwischen 30 und 40 Dollar pro Tag. Für den Transport der Leinen wollen sie auch 12 Dollar, eine Abzocke, zu der wir heute keine Lust haben. Der Ankerplatz in La Plaita ist fast leer, nur drei Schiffe teilen sich die große Fläche, wir stehen gut, Robert bringt Andrey und Anastasia mit dem Dingi zum Yachtclub und weil er gleich wieder fährt und auch nicht fragt kostet es vorerst mal nichts. Andrey erzählt uns später, dass sie sechs Dollar pro Person fürs Aussteigen haben wollten, er hat es aber nicht verstanden und auch nicht gezahlt. Jetzt kehrt erst mal Ruhe ein, wir sind da, im Pazifik, wir haben es geschafft und Robert meint, "jetzt haben sie die Tür hinter uns zu gemacht", also doch ein bisschen Ehrfurcht vor dem großen Stillen Ozean. 

Die Leinen werden wir nicht mehr los, wir erreichen Federico nicht mehr, sind eh nicht böse die Arbeit auf morgen verschieben zu können, für heute reicht es, ein Sundowner und wir brechen müde weg. 

Im Plaita Yachtclub muss man fürs Dingiabstellen wöchentlich zahlen, blöderweise von Montag bis Sonntag, 50 Dollar, laut Information von einer französischen Yacht die neben uns ankert. Ab Mittwoch wird anteilig verrechnet, aber wir wollen vorerst nicht jeden Tag raus, außerdem schaukelt es hier durch vorbeikommende Schiffe immer wieder mal recht heftig, wir verlegen uns nach Las Brisas, auf die andere Seite des Dammes, dort gibt es einen Fähranleger den man auf der Rückseite als Dingisteg benutzen kann, gratis, deshalb hängen dort auch jede Menge Dingis, alles was schwimmen kann, umso älter und schäbiger, desto besser. Bis Mittag sind wir unsere Leinen los, die Autoreifen müssen wir tatsächlich selbst entsorgen, jeweils zwei in die großen Müllcontainer, die am Parkplatz stehen, alle auf einmal passen nicht rein. Mit Julian nutzen wir die zwei Tage noch um ein wenig von Panama City zu sehen, wobei wir den ersten Tag fast ausschließlich im öffentlichen Bus im Stau durch die Stadt gefahren oder besser gestanden sind, so sieht man alles, was auf der Busroute liegt, recht genau, das Zentrum mit den teilweise schön renovierten Bauten natürlich nicht. Das schaffen wir dann am zweiten Tag, auch ein Besuch am Fischmarkt geht sich noch aus, Ceviche in kleinen Bechern, echt lecker und für abends Calamari, wir wollen Roberts und Julians Geburtstage würdig feiern. In Albrook ersteh ich noch besonders gute Zimtschnecken, denn zum Backen komm ich heute nicht mehr. Am 19.1. müssen wir Julian kurz nach fünf Uhr raus zum Taxi bringen, Flug geht um acht und wir wollen um halb acht los um die Strecke nach Colon zu schaffen. Wir fahren mit Andrey, Marina, Anastasia und Lada auf ihrer SY Lady Mary durch den Kanal. Dann haben wir alle unsere Nasen im Pazifik und irgendwie beginnt schon die Aufbruchsstimmung, man liegt jetzt schon zu lange rum, beschäftigt sich zu viel mit Schiff, Reparaturen und Einkäufen, es wird Zeit für die Ruhe am Ozean.

Jeden Tag gibt es neue Überraschungen was einfache Dinge kosten können, oder dass sie uns hier eigentlich nicht haben wollen. In der Flamenco Marina wollen sie 21 Dollar fürs Dingi pro Tag, wo ist die Information mit fünf Dollar her und seit wann ist sie verändert? Oder ist hier Willkür am Werk und man hat Pech wenn man den falschen Tag erwischt. Am besten man koordiniert seine Landausflüge mit einem anderen Schiff und bringt sich gegenseitig an Land, dann braucht man sein Dingi nicht zwischen Steg und Steinwald aufreiben lassen. Unsere luftgefüllten Boote sind besonders gefährdet, bereits ein kleines Loch und die Luft geht aus. Angeblich sind in diesen Tagen auch zwei löchrig geworden und man weiß nicht ob nicht sogar absichtlich angestochen, was besonders gemein wäre. 

Die letzte Woche bricht an, wir koordinieren gemeinsam mit Bernd und Birgit unsere Stadtausflüge, nie ohne Rucksack, der auch immer gut gefüllt mit uns den Heimweg im überklimatisierten Bus antritt. Bus fahren ist in Panama City sehr günstig und wenn man das System mal durchschaut und sich etwas orientiert hat, gut nutzbar. Allerdings geht der Bus nach Amador, zu den Ankerplätzen selten und ohne erkennbare Zeiten, damit ist langes Warten vorprogrammiert und nach fünf steht man auch noch ausgiebig im Stau. In der Stadt ist es günstig für die größeren Distanzen die Metro zu nehmen und, wenn möglich die Strecken bis zum nächsten Ziel zu Fuß zu gehen. Wenn möglich deshalb, weil man immer wieder durch Slums muss und dort soll man auf keinen Fall gehen, Bernd und Birgit sind schon mehrmals in solchen Gebieten von Polizei eskortiert worden. Die sind echt aufmerksam und wollen keine negativen Schlagzeilen. Panama City ist eine Großstadt, muss man mögen, denn heiß, laut mit nicht zu wenig Abgasen, sehn ich mich nach Ruhe und Natur, trotzdem sehenswert und für uns sehr kontrastreich. Abgesehen von den desolaten Wohngebieten, die kein Ruhmesblatt sind, ist das Zentrum schön renoviert, tolle koloniale Prachtbauten und dahinter ragen die Hochhaustürme in den Himmel. So viele verschiedene, am besten gefällt mir der grüne gedrehte Turm, den man von fast jeder Perspektive sieht und wenn man zwischen den Hochhäusern entlang geht stehen zwischen drin einige der kleinen, renovierten alten Gebäude. Die Stadt ist in diesen Wohn- und Geschäftsgebieten nicht für Fußgänger gemacht, man geht oft unter Autobahnbrücken, Blick am besten nie weg vom Boden, denn Kanaldeckel, liegen so halb auf den Löchern oder fehlen ganz. 

Freitag ist dann der große Tag, zuerst der Großeinkauf mit Bernd und Birgit gemeinsam mit einem Taxi, der uns überall hinfährt wartet und uns auch berät. Am Gemüsemarkt ist das Gold wert, denn er zeigt uns wo man günstig große Mengen kaufen kann, da kommen 25kg Zwiebel und Kartoffel mit (jeder bekommt die Hälfte), dann zu den Gemüseständen wo man günstig haltbares kaufen kann und zuletzt zu den Obstständen wo man Ananas um unter einem Euro bekommt. Ungewohnt sucht man nach noch grünen Tomaten und unreifen Ananas, denn die sollen bei uns in den nächsten Wochen heranreifen und uns auch in drei Wochen noch frisches Essen bescheren. Hoffentlich fault uns nichts weg, dann müssen wir von Konserven leben, die wir ja auch reichlich an Bord haben. 

Die Wäsche kommt natürlich auch wieder mit, denn Münzwäscherei gibt es auch nicht grad ums Eck und einen Kanister Diesel füllen wir auch gleich nach, jetzt sind wir voll, bereit zum Ablegen. Wie zu erwarten stehen wir auch heute wieder im Stau und so kommen wir erst gegen 14 Uhr wieder zum Schiff zurück. Der Einkauf muss dann mit mehreren Fahrten mit dem Dingi auf die Schiffe gebracht und verstaut werden, dafür haben wir erst am Abend Zeit, denn vorher wollen wir noch Ausklarieren. Obwohl wir kurz nach drei dort sind dauert die ganze Prozedur bis halb fünf, Unmengen Formulare werden ausgefüllt, alles mehrmals kopiert und abgeheftet, 25 Dollar kostet das Ganze noch, Overtime Fee, aber dann haben wir die ersehnte Zarpe, das Ausreisepapier welches wir im nächsten Zielhafen zum Einreisen wieder brauchen. Immigration hat natürlich dann schon geschlossen, also am nächsten Tag wieder hin, Samstag natürlich wieder 25 Dollar. Wir wollen ohnehin nochmal an Land uns von unseren befreundeten Schiffen zu verabschieden. So werden die letzten Tage hier in Panama recht lang, eine schöne und aufregende Zeit geht zu Ende, wir verlassen jetzt die Kompfortzone, noch ein paar Tage auf den Las Perlas, dann endlich raus auf den Pazifik und Richtung Osterinseln. Davon aber im nächsten Bericht, wird jetzt aber dauern, denn dazwischen gibt es kein Internet. Wo wir gerade unterwegs sind kann man aber auf dem Positionsreport sehen, den wir über Kurzwelle aktuell halten wollen.