Tahiti bis Huahine

Wie immer ist auch am letzten Tag bevor Besuch kommt genug zu tun. Wäsche waschen, Wasser füllen, Frisches einkaufen und am Abend das Leihauto holen. Wir werden von einem netten jungen Meeresbiologen mitgenommen und sind etwas zu früh am Flughafen. Wir nutzen die Zeit und besorgen noch zwei frische Blumenketten, wer weiß ob in der Nacht noch was zu bekommen ist. Die Übernahme vom Auto klappt problemlos, etwas irritiert wie pingelig sie kleinste Lackschäden notieren. Hoffentlich finden sie dann nichts zusätzlich bei der Rückgabe, wir wollen nicht schon wieder unsere Kaution loswerden. In der Marina ist der ganze Parkplatz belegt, scheint gerade heute eine beliebte Abendveranstaltung im Lokal zu sein, wir parken ganz hinten zwischen zwei abgestellten Schiffen, was soll`s. Um Mittnacht starten wir dann mit Taschenlampe bewaffnet zum Dingisteg, am Auto hängt ein Zettel, zum Glück kein Strafmandat. Hier bekommt man einen handgeschriebenen Zettel der einem freundlich darauf hinweist, dass man diese Parkplätze für kleine Motorboote freihalten soll, maururu, danke, echt nett. Wir sind pünktlich am Flughafen und begrüßen mit Blumen, wie es sich gehört, meine Schwester Andrea und ihren Mann Harry, quetschen uns mit all dem Gepäck ins kleine Auto und düsen zur Marina. Am Schiff sind wir dann doch noch ein wenig auf, es gibt genug zu erzählen. Dann aber noch ein wenig Schlaf, wir wollen gleich in der Früh mit dem Leihauto unsere Inselerkundung starten. Zuerst geht`s ab in den Süden nach Teahupoo, ein Wellenreitparadies an dem gerade eine Meisterschaft ausgetragen wird. Sonntag ist dann das Viertelfinale, jetzt ist Pause, von Land aus würde man ohnehin nichts sehen, die Brandungswellen sind viel zu weit draußen. Wir genießen den Ausblick in die Lagune und die gepflegte Anlage und fahren dann auf den Aussichtspunkt Plateau de Taravao. Die Landschaft hier ist sensationell. Überall wird was angebaut oder es sind ausgedehnte Viehweiden, sattes Grün an Land, tiefblau bis türkis das Wasser, blauer Himmel mit weißen Wolken und ein Ausblick weit über die Insel. Man sitzt hier und da herum, kurzer Besuch im Botanischen Garten und schon ist der Tag fortgeschritten, letzter Stopp Papeete, dort wollen wir noch ein bisschen shoppen und dann an den „Roulettes“ (fahrende Esstände) am Hafen was essen. Leider haben alle Geschäfte zu, so spazieren wir in all den schönen Parkanlagen herum und entern die Fressmeile sobald Tische und Stühle heraus gestellt sind. Wir sind ohnehin eher müde und die Nacht bricht schnell über uns herein.

Samstag geht's dann Richtung Norden los, zuerst die Geschäfte und den Markt in Papeete durchstreifen und seltene Obstsorten, wie zum Beispiel Ochsenherzen und Rambutan zum Kosten kaufen, dann am Venuspoint Picknick, wie in alten Zeiten. Wir sitzen auf einer Bank und halten das Essen fest damit es der Wind nicht holt. Hinter uns wartet ein Hund geduldig mit treuherzigem Blick, da muss was abfallen. Gestärkt geht es dann weiter zum Papenoo Tal, für eine Wanderung fehlt leider die Zeit, danach zum Wasserfall Faarumai. Dieser ist einen Besuch wert. Über eine hohe Felswand stürzt das Wasser in ein Becken, nicht gerade viel, weil es in letzter Zeit auch nicht viel geregnet hat, aber trotzdem eindrucksvoll. Nach einem kurzen Besuch an den schönen langen schwarzen Stränden drehen wir um und fahren Richtung Papeete zurück. Die Trou Du Souffleur sind eine weitere Sehenswürdigkeit, die man fast übersehen könnte. An der Felsküste pfeift es aus Lavaröhren und manchmal soll es auch raus spritzen, wenn genug Welle herein steht. Wir hören es gerade mal ein bisschen gurgeln, bei Windstille gibt es nicht mehr her und genau dort, wo sich alles abspielt, weist ein Warnschild auf Steinschlag hin, da sollte man nicht lange verweilen, würde ich sagen.  Beim Grab von Pomare dem V., geht noch eine Brotfrucht mit, ein Jugendlicher ist so nett und holt uns eine große von ganz oben vom Baum, welch Service.

Weil wir noch Zeit haben fahren wir zum Belvedere, einem schönen Aussichtsrestaurant, ob lohnenswert lässt sich streiten. Der Ausblick über Papeete mit Moorea im Hintergrund ist schön, die Straße hinauf abenteuerlich, eng, kaum Platz zum Ausweichen, wie bei uns die Zufahrtswege zu Bauernhöfen. Ich finde es gar nicht so arg weil ja zum Glück weder Schnee noch Eis ist und hinunter kommt uns gerade mal ein Auto entgegen. Alles gut gegangen, Zeit um die Mannschaft in der Marina abzusetzen und das Auto zurück zu bringen. Falls nicht noch später was auftaucht ist alles ok, zwei schöne Ausflugstage und ein ganz guter Überblick über Tahiti liegen hinter uns.

Sonntag sind 10-15 Knoten Wind angesagt, dann lässt er wieder aus, wir legen ab, raus aus der Lagune Richtung Moorea. Leider stellt sich die ganze Strecke kein richtiger Wind ein, wir probieren ein wenig segeln, starten dann aber den Motor und fahren dem Riff entlang zur Cooksbay an der Nordküste Mooreas. Zwei Wale schmeißen sich gekonnt aus dem Wasser, ein toller Anblick, zu kurz um ihn auf ein Foto zu bringen, aber wir haben es ganz nahe erlebt.

So ist es am besten, die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen und sie nicht unbedingt mit einem Ausflugsboot zu verfolgen, noch dazu sind wir uns eh nicht sicher, ob wir uns schnorchelnd im 100 Meter tiefen Wasser wohl fühlen würden.

Moorea muss bewandert werden, wir gehen die Runde über die drei Pinien, zum Belevedere und zurück über die Marae und Ananasfelder. Einmal regnet es uns heftig ein, bis zum Schiff sind wir wieder fast trocken, trotzdem hat sich Harry ein wenig verkühlt, was ihn die nächsten Tage etwas einschränkt.

Dienstagabend besuchen wir die Tanzshow und das Erdofenessen im Tikidorf. Kostet etwa 100 Euro, dafür haben sie ein Hol- und Bringservice vom Ankerplatz weg, eine Führung durch das Freilichtmuseum, das feierliche Öffnen des Ofens mit Erklärung was da alles drin ist und in den letzten sieben Stunden auf heißen Steinen gegart wurde. Dann das üppige Buffet, eine Vorführung wie man die Pareos binden kann und zuletzt die aufwendige Show mit Tänzen und Feuer. Die Speisen aus dem Erdofen schmecken alle ein wenig gewöhnungsbedürftig, stark rauchig und das Ferkel ist schon ganz schön fett. Da freut man sich über reichlich Salate, Reis und Brotfrucht. Nach 22 Uhr klettern wir wieder in den Bus der alle Besucher zu ihren Unterkünften zurück bringt. Immer gibt es eine zusätzliche Herausforderung. Unser Dingi steht gut am Steg des Moorea Beach Café, man kommt nicht ran weil das Lokal schon geschlossen hat. Da hilft nur eines, beim Nachbargrundstück zum Wasser und dann der Küste entlang im hüfttiefen Wasser bis zum Steg waten und dann muss man bei Dunkelheit noch die enge Ausfahrt zwischen den Korallen treffen. Alles klappt und wir fallen müde in unsere Kojen. Irgendwie blöd, dass wir entweder viel oder gar keinen Wind haben, wir müssen Mittwoch nutzen und die lange Strecke nach Huahine segeln, sonst schaffen wir es in den zwei Wochen nicht mehr. Wir packen zusammen und starten zu Mittag, zuerst kaum Wind und viel Welle, naja, die Abdeckung, wird schon werden. Leider ist es mehr als die Abdeckung der Insel, wir umfahren eine große schwarze Wolke, erst danach der Wind, umgelegt wie mit einem Schalter. Den Rest der Strecke geht's zügig durch die Nacht, idealer Kurs um auszubaumen, wir surfen mit bis zu 9 Knoten mit den Wellen, echt super und in der Früh erreichen wir mit gutem Licht Huahine und ankern vor dem Hauptort Fare.

Silvio und Patricia sind gerade beim Aufbrechen Richtung Raiatea und versorgen uns noch mit den wichtigsten News der Insel. Erster Tag Schnorcheln am großen Riff, ideal, nicht zu tief und viele bunte Fische, zwei Haie inklusive, auch für nicht so Geübte ein Genuss.

Der Ort Fare ist, wegen Straßenbauarbeiten etwas staubig, hat aber trotzdem seinen Charme, einen großen Supermarkt und eine nette, private Autovermietung. Wir reservieren für Samstag einen Kleinwagen um die Insel einmal zu umrunden. Reine Fahrzeit unter zwei Stunden, die Sehenswürdigkeiten gut verteilt, es geht sich alles recht gemütlich aus. An der Nordküste sind einige schöne Marae zu besuchen. Eine Wanderung auf den Berg macht für den Tag keinen Sinn, außerdem ist es zu gatschig und die Gelsen fressen uns. Insgesamt brauchen wir einiges an Mückenspray um den Tag ohne tausend Stiche zu überstehen. Hier scheinen sie, durch die ausgedehnten fast stehenden Lagunen deutlich mehr der lästigen Viecher zu haben.

Sehenswert sind die steinernen Fischreusen die teilweise sogar noch benutzt werden. Mit einem Taxiboot geht's im Osten der Insel auf eine schwimmende Hütte, Perlenfarm und Verkaufsraum für die schönen Stücke und Keramik, die hier hergestellt wird. Ein Familienbetrieb und wir haben dann noch die Gelegenheit zu den Werkstätten auf das Motu mit zu fahren und dort das Leeren des Brennofens mit zu beobachten. Wirklich schöne Stücke die da produziert werden. Ein weiteres sehr komfortables Haus steht noch auf Stelzen im Wasser, das Wohnhaus der Familie, sie sind auch wegen der Moskitos aufs Wasser geflüchtet und haben nur die Werkstätten an Land gelassen. Hier wohnen sie im Paradies, an der Riffkante, man kann die bunten Fische vom Lehnstuhl aus beobachten. Und der Seniorchef erzählt, dass sie unlängst wieder Wale in der Bucht hatten, einen mussten sie von einem Netz befreien und auch sonst sind sie mit ihren Booten immer zur Stelle, wenn der Naturschutz ruft. Die Begeisterung die dieser Mann versprüht ist echt ansteckend, man ist gerne hier. Den nächsten Stopp auf unserer Runde haben wir nur mit Mühe gefunden. Die heiligen Aale sind nicht, wie man vermuten könnte in einem schönen Becken, sie leben neben der Straße im Rinnsal, gut genährt, weil gefüttert, ein seltsamer Anblick.

Vorbei an schönen Ausblicken geht's zu einer Vanillefarm in der wir endlich ein paar Schoten erstehen und sehen wie Vanille gezogen wird. Das ist sehr aufwendig, daher ist Vanille auch so teuer. Jede Blüte muss händisch bestäubt werden, denn unter die Netze kommen zu wenige Bienen. Die Früchte brauchen dann 9 Monate oder so bis sie reif sind, dann müssen sie noch endlos lange trocknen bis man sie verwenden kann. Die Farm die wir besucht haben ist nicht besonders groß, trotzdem hat wurde in einer Saison 75 kg geerntet. 6 Schoten kosten 15 Dollar, deutlich billiger als in den Läden, aber wir vermuten, dass er sie im Großen weit günstiger abgeben muss. Trotzdem scheint es hier ein lohnendes Geschäft zu sein, überall erblickt man die typischen Netzhäuser unter denen die Vanille kultiviert wird.

Im Süden der Insel Huahine Iti, dem kleineren Teil der, nur durch eine Brücke verbundenen Inselteilen befinden sich die schönsten Sandstrände und ausgedehnte Riffe nahe dem vorgelagertem Motu Arara. Wir besuchen alle kleinen Läden die auf der Strecke zu finden sind und erstehen ein paar handbemalte Tücher und ein nettes Kleid für meine Nichte.

Die Kräuterfarm und eine Biogemüseanlage lassen sich beim besten Willen nicht finden, schlussendlich erfahren wir, dass Zweitere geschlossen wurde und der Kräuterguru letztes Jahr verstorben ist. Die Anlage, die wir später vom Ankerplatz aus besuchen wird zwar noch gepflegt, gibt aber nicht mehr recht viel her. Um fünf geben wir das Auto zurück und genießen einen Sundowner beim Yachtclub bevor es zurück an Bord geht.

Für die nächsten Tage verlegen wir uns in die südlichste Bucht Avea, Südseefeeling pur, die Farben, die Stimmung, alles perfekt, sogar Internet vom kleine Hotel, welches sich auch nett in die Landschaft fügt. Nach einem ausgiebigen Schnorchelausflug machen wir Rast am Motu Arara, mit mitgebrachtem Obstsalat und Kokoswasser. Manchmal ist es auch schön an einem weißen Strand oder im seichten Wasser zu sitzen. Robert öffnet die Nüsse und wir nehmen auch das weiße Fleisch mit. Einige Nüsse rasple ich fein mit unserem in Papeete erstandenen traditionellen Kokoshobel, mehr wie genug für Kuchen, Kokos mit Banane und was uns sonst noch alles so einfällt. Nach einigen Tagen Kokosessen haben wir dann alle wieder genug davon, fast so wie mit den Brotfrüchten. Die sind so groß, dass man einige Tage davon hat, als Kartoffelersatz, als Püree, frittiert usw.

Die Zeit vergeht viel zu rasch, Mittwoch segeln wir bei schon recht reschem Wind wieder zurück nach Fare und Donnerstag ist vormittags schon Abreise. Pünktlich, wie in der Vorhersage prophezeit beginnt es Mittwoch regnerisch und stürmisch zu werden. Unser Abschiedsessen verlegen wir daher auch aufs Schiff, lassen uns aber nicht lumpen und kochen gemeinsam das hiesige Nationalgericht, Fisch in Kokos-Vanillesauce. Dank Internet an der Gemeinde haben wir uns noch das Rezept geholt und im Supermarkt das Nötige eingekauft. Mit Vorspeise, Wein und Nachtisch ein perfekter Abend.

Die Dingifahrt am Donnerstag mit dem Gepäck an Land wird zu einem Duschvergnügen, gut, dass wir alles wasserdicht verpackt haben und Badegewand rasch gegen Short und Shirt getauscht ist. Das Taxi steht bereit und nach kurzem Verabschieden sind sie weg Richtung Flughafen.

 

Guten Heimflug, wir sehen uns ja bald wieder, Winter in Österreich.