Tahiti

Donnerstag, gleich nachdem es halbwegs hell ist, brechen wir auf, raus aus dem Südpass Fakarava und Kurs auf Tahiti anlegen. 250nm sollten in zwei Tagen zu schaffen sein, 15 Knoten Wind, volle Segel, es geht gut dahin. Über Nacht lässt der Wind schon nach und am zweiten Tag dümpeln wir schon mit drei Knoten dahin, so wird das nichts mit der raschen Überfahrt. Wir sind wieder mit SY Rebell und SY Sweet Chariot unterwegs, beiden geht es auch nicht besser, nur werfen sie schon am zweiten Abend die Nerven weg und beginnen zu motoren. Nachdem wir es vor Sonntag ohnehin nicht schaffen lassen wir uns noch durch die Nacht treiben und stehen ein bisschen auf dem spiegelglatten Meer herum. Schon schön so friedliche Sonnenauf- und Untergänge, die Ruhe ist sagenhaft, wenn wir nicht doch irgendwie rasch ankommen wollten, könnte man es hier auf offener See gut aushalten und einfach wieder auf Wind warten. Dieser ist aber leider auch in den nächsten Tagen nicht zu erwarten, frühestens Dienstag, Freitag kommt Tina, das wird uns zu knapp.

Also starten auch wir irgendwann den Motor und schieben uns sanft über die große Fläche Richtung Tahiti, welches man schon in der Früh des dritten Tages gut sehen kann. Dass es dann rasch wieder verschwindet liegt an einer dicken Wolkenbank die sich über der Insel ausbreitet und sie verschluckt. Später erfahren wir, dass es den ganzen Tag geregnet hat und auch heftige Böen am Ankerfeld für Unruhe sorgten. Driftende Schiffe beschädigen die noch gut Stehenden, zu knapp Ankernde schwoiten zusammen, da möchte man eh nicht mitten drin sein. Da unsere Tankanzeige nicht funktioniert, wissen wir nicht wieviel Diesel wir noch haben. Wie viele Stunden können wir motoren? Nach meiner groben Berechnung über die Motorstunden mal Verbrauch haben wir noch locker 150 Liter, Robert traut dieser Rechnung nicht, also schauen wir nach. Matratzen raus, Abdeckung entfernen, Öffnung mit Tankanzeiger aufschrauben. Man sieht sauberen Diesel, wir halten eine Messlatte hinein und vermessen auch, soweit möglich den Tank. Länge x Breite x Höhe ergibt das Volumen, blöderweise läuft der Tank konisch zusammen, damit wird die Berechnung etwas ungenau. Trotzdem, auch bei stark eingegrenztem Volumen haben wir noch 170 Liter, das geht sich locker aus. Wir bewegen uns langsam auf die Insel zu und manchmal ist es gar nicht so blöd langsamer zu sein, abends kommt Wind auf und wir segeln den Rest der Strecke, in den Squalls sogar mit 8 Knoten.

Zwei Bisse an den Angeln aber leider keiner, der es bis an Bord geschafft hätte.

Mit dem Sonnenaufgang erreichen wir die Einfahrt, auch hier muss man hinter ein langes Riff fahren, neben der Einfahrt üben sich wieder mal Wellenreiter und gleich dahinter liegt die Marina Taina, das ausgedehnte dazugehörige Bojenfeld und das Ankerfeld, Masten soweit das Auge reicht, man erinnert sich sofort an St. Anne oder Le Marin auf Martinique. Der französische Einfluss ist unverkennbar, die Häuser, größere Wohnblöcke oder Reihenhäuser könnten überall in Europa stehen, Einfamilienhäuser haben schöne Gärten, überall ist es saftig grün und Mangos hängen von den Bäumen. Eine vierspurige Schnellstraße führt aus Papeete kommend entlang der Küste gegen Süden, der große Carrefour ist in Gehdistanz, Tankstelle und Internetpoint bei der Gemeinde auch. In die Stadt fährt ein Bus, allerdings nicht allzu oft und mit 2 Dollar je Strecke auch nicht sehr günstig, besser man versucht es mit Auto stoppen, geht ganz gut.

Die nächsten Tage haben wir genug Programm, Montag geht's gleich mal nach Papeete um einen Zahnarzt aufzutreiben und die Behörde auf Moto Ute, die Insel vor der Stadt, aufzusuchen. Der uns empfohlene Zahnarzt ist bereits in Pension, der Neue gerade nicht da und Termin wäre frühestens nächste Woche. Die ganze Kommunikation mit der Sprechstundenhilfe mit ihrem wenigen Englisch und meinem bisschen Französisch, aber wir schaffen es und sie ist so nett und telefoniert für uns herum um einen raschen Termin bei einem Kollegen aufzutreiben. Und sie bringt uns persönlich die paar Straßen weiter hin, dass ist wirklich ein Service. Um drei hat Robert um umgerechnet 100 Euro ein neues Inlett, alles ok, der Zahnarzt modern ausgerüstet, hygienisch, Papeete kann mit Europa diesbezüglich locker mithalten.

Der Zahnarzt hat seine Praxis gleich im Zentrum, wir nutzen die Zeit um das Angebot am Markt und all den Geschäften der Gegend zu sondieren, der Weg nach Moto Ute, ca. 3 km geht sich an diesem Tag nicht mehr aus.

Hier bekommt man wirklich alles, manches sehr teuer, vieles würde bei uns auch nicht viel billiger sein und das chinesische Angebot, welches es auch hier reichlich gibt, ist ohnehin überall hübsch gleich. Schwierig würde es nur werden, wenn die Sache nicht lagernd ist, denn Bestellungen und Transport brauchen Zeit, da ist ein Monat oder mehr schnell mal um, also rechtzeitig unsere Farben für nächstes Jahr ordern, denn auf unserem Yard auf den Marquesas müssen wir alles mitbringen, oder dort noch länger warten bis es geliefert wird. Wir erstehen eine neue Cafekanne und den gesuchten traditionellen Kokoshobel. Ein echt feines Ding, simpel, ein gezahntes Rundmesser über das man die Nuss führt und feinste Raspeln erhält. Diese ausgepresst ergibt Kokosmilch, den Rest kann man als Kokosraspeln verarbeiten, sehr gehaltvoll und gut. Mein erster Versuch ist nicht ganz perfekt, ich bekomme nur ca. die Hälfte des weißen Fleisches heraus, aber immerhin, Übung macht den Meister und wir haben hier genug Nüsse an Bord und Nachschub steht auch ausreichend herum.

Der Behördengang am nächsten Tag ist schweißtreibend aber rasch erledigt, der Hafenmeister möchte einem gar nicht sehen, es gibt ja Internet, es reicht ihn zu informieren. Beim Zoll muss man die Papiere fürs Duty-Free einkaufen aber persönlich beantragen und abholen. Wir lösen den Schein fürs Diesel tanken, um 84 Dollar Cent der Liter statt 140 ist schon die Mühe wert, den für Alkohol, da wäre der Preisvorteil noch besser, bekommt man erst bei der Ausreise. Sie wollen illegalen Alkoholhandel strickt unterbinden und sie kontrollieren auch. Die gekaufte Ware würde versiegelt, wie beim Flug, an Bord geliefert und darf erst nach Verlassen des Landes geöffnet werden. Kommt für uns heuer also nicht in Frage, hier wird der Bierkonsum auf hin und wieder ein Genussflascherl reduziert, Wein ist eine Delikatesse, Rum geht noch halbwegs, Wodka oder andere Spirituosen bleiben im Regal.

Wie immer staunt man, was lokales Obst und Gemüse kostet, man möchte meinen es sei günstig, aber Grapefruits kosten um die 1,5 Euro, Mango 3 Euro, Limetten gar 5 Euro und Ananas 10 Euro das Kilo. Wir kaufen trotzdem mal ein und hoffen in Zukunft auf unseren Spaziergängen und Wanderungen wieder reichlich zu finden. Auf jeden Fall stimmt die Qualität und wir unterstützen hier die Leute und schonen die Natur wenn nicht alles 1000te Kilometer transportiert wurde.

Viel Zeit verbringen wir beim Internet, endlich geht es wieder, relativ rasch, Net-banking funktioniert auf jeden Fall und das wird genutzt. Etwas erschreckt sind wir, dass sie in den letzten zwei Monaten die Datenschutzbestimmungen geändert haben und für fast alles neue  Registrierungen und Codes gefordert werden. Meine elektronische Unterschrift kann ich gerade noch retten, sonst wäre ich gesperrt worden, neuer Antrag nur in Österreich möglich.

Die Homepage lässt sich auch wieder bearbeiten, rasch stelle ich die Berichte seit Gambier rein und dann werden E-Mails und What's App durchforstet, beantwortet und gelöscht. Mit der Kommunikation hapert es immer noch, denn wir haben hier 12 Stunden Zeitverschiebung, wir sind selten vor 10 Uhr unterwegs, also 22 Uhr in Österreich, und  um sechs am Abend ist es stockdunkel, da ist man an Bord und rennt nicht Kilometer weit auf der Schnellstraße herum. So hoffe ich jeden Tag, dass ich ein bisschen was weiter bringe, denn alles auf einmal geht einfach nicht. Mit einer Telefonwertkarte, welche wir uns auch besorgt haben, telefonieren wir jetzt von den blauen Telefonzellen mit unseren Eltern, relativ günstig und es funktioniert ganz gut. Irgendwie interessant, dass man einerseits hier ein sehr europäisches Gefühl hat, hoher Standard, ähnliches Angebot, nur mit der Technik funktioniert es nicht so oder es ist einfach unverschämt teuer. 1 Minute telefonieren  (mit dem Handy) würde 4,99 Euro kosten, Internetwertkarten werden hier über Zeit abgebucht und wenn man bedenkt, dass man ständig in langsamen Netzen hängt, ist das eine teure Version, die wissen wie der Rubel rollt.

So verläuft der Tag, hier noch die dicken Säcke mit der Wäsche, der Wassertank ist entleert und gereinigt und wir fahren x mal mit den Kanistern um wieder aufzufüllen, alles wird geputzt und wir stauen effizienter als sonst um die Gästekabine frei zu bekommen. Zufrieden mit der Arbeit besuchen wir noch unsere befreundeten Yachten und laden Toby und Sam mal zum Abendessen, hier werden sich unsere Wege trennen, eine schöne lange gemeinsame Reisezeit geht zu Ende, man weiß nicht ob, wo und wann man sich wieder sehen wird, es heißt Abschied nehmen.

Freitag noch vor 5 Uhr brechen wir auf und marschieren die 3 km zum Flughafen, ein bisschen Morgensport schadet nicht, holen Tina und Viktoria, die bereits gelandet sind und innerhalb von 20 Minuten durch alle Kontrollen durch waren, ab. Die zwei sind nach 30 Stunden Reise erstaunlich fit, wir schleppen alles zum Bus, dann zum Dingi und zum Schiff, das große Auspacken beginnt und Frühstück muss auch her, denn im Flieger gab es nicht mehr recht viel. Der Vormittag vergeht dann mit den ersten Erzählungen, wir haben uns über ein Jahr nicht gesehen und dann kommen alle Freunde die mitgebrachten Dinge abzuholen. Nachmittag fahren wir tanken, denn den Diesel bekommt man Duty-Free nur ins Schiff und auf dem Schiff befindliche Kanister, nicht in mobile Gebinde. Nicht ganz logisch aber für uns passt das so, 177 Liter und wir sind wieder voll und Thomas seine 120 Liter sind mit ihm auch auf unserem Schiff mitgefahren, alles noch vor dem Wochenende erledigt, denn da geht, aus welchen Gründen auch immer, Duty-Free tanken auch nicht.

Nachmittag werden Masken und Schnorchel getestet, einzelne Korallenköpfe auf Sand, einige schöne Rochen, kleine bunte Fische, aber die Korallen sind weitgehend tot, überwuchert mit den braunen krautartigen Pflanzen, die auch überall herum schwimmen. Schade, ich hoffe, dass es nicht auf allen Gesellschaftsinseln so ist, weil zu viel Tourismus eben alles zerstört.

Das Wochenende bleiben wir noch in Tahiti, besuchen zuerst einen Flohmarkt, dann die Stadt und den Markt mit Kunst von den Marquesas. Dort sollten auch Tanzvorführungen sein, die aber leider an diesem Tag nicht stattfanden. Am großen Markt im Zentrum waren auch nur einige wenige Stände offen, rundherum die Geschäfte haben Samstagnachmittag schon geschlossen, da wirkt eine Stadt gleich wie ausgestorben. Wir wandern noch zum Robert WAN Museum und bewundern die Perlen, die es dort ausgestellt und auch zu kaufen gibt. Robert WAN ist ja der Perlenspezialist, die ausgestellten Stücke besonders rein, schön und teuer. Faszinierend ist aber auch, dass sie einen Vorhang aus Perlen und eine Truhe voll mit den schönen Dingern haben. Viele tausend Stück, alle nicht edel genug um Schmuckstücke zu werden, da merkt man wie viel produziert werden muss um wenige wirklich perfekte Perlen zu erhalten. Zum Glück wird die Ausschußware zu billigem Modeschmuck verwertet, wäre sonst schon sehr schade drum, man bekommt Ketten mit einer Perle schon um 10 Dollar, die dann auch so ausschauen.

Sonntag nutzen wir nochmal die Duschen der Marina und verabschieden uns bei einem Snack mit Sundowner bei Bernd und Birgit. Montagfrüh legen wir dann ab und segeln, bei recht hoher Welle Richtung Raiatea. In der Nacht verlässt uns der Wind dann ein wenig, gerade genug um bis in der Früh den Passe Te Ava Moa auf Raiatea zu erreichen. Wir nehmen eine der drei Bojen in der Baie Hotopuu und lassen uns von Robert an Land bringen. Gleich an der Landzunge sind die Ausgrabungen, die größten in ganz Französisch Polynesien, Marae Taputopuatea, alte Versammlungsplätze, Grundmauern von Häusern, Opferstätten,...

Alles ist auf Schautafeln erklärt, es gibt sogar ein Informationshäuschen, die Dame spricht leider nur französisch, die Prospekte gibt es auch nicht vielsprachig. Eintritt wird keiner verlangt, die Anlage ist wie ein Park angelegt, nett zum Spazierengehen. Hoch motiviert wandern wir noch zum Scheitel der Bucht um dort zu einem Wasserfall zu kommen. Arbeiter eines Schotterwerkes am Weg versichern uns, dass es hier weit und breit keinen Wasserfall gibt, der Fluss ist auch gerade nur ein Rinnsal, also sind keine größeren Wassermassen zu erwarten, wir drehen um und finden am Heimweg noch zwei Papaya, ein paar Grapefruit und eine umgefallene Bananenstaude. Obst gibt es hier kaum und nur sehr teuer zu kaufen.

Zum Baden lädt die Bucht nicht ein, wir segeln die Insel entlang und gleich durch bis zum Schnorchelgarten auf Tahaa. Der wurde uns empfohlen und nach doch schon einigen Tagen Urlaub ist ein tropisches Unterwassererlebnis ein Muss. Es ist wenig Wind und so können wir vor dem Riff, nahe den kleinen Inseln und dem darauf befindlichem Resort ankern. Wir fahren mit dem Dingi zum Strand, wandern die Insel bis zur Außenseite und lassen uns dort, mit einer Flasche Brotstücken ins Wasser. Gleich sind wir umringt von zahlreichen Schmetterlingsfischen, die schönen gelben mit den etwas längeren Nasen, ein blauer länglicher Fisch, ebenfalls mit langer Nase und ein Papageienfisch. Die sind auf Flaschen konditioniert, wenn man ein paar Brotstücke raus lässt sind sie gleich da und fressen eifrig. Sie fressen auch aus der Hand und später picken sie von außen an die Flasche um zu den Stücken zu kommen. Alle anderen Fische sind scheu wie überall, wenn man sich langsam bewegt bekommt man sie vor die Kamera, sonst sind sie hinter einer Koralle und beobachten bis man wieder verschwindet. Ein kleiner Oktopus gibt auch seine Vorstellung, immer wenn er sich bewegt ist er braun, sobald er sich hin setzt nimmt er die Schattierung des Felsens an und das so schnell, dass man ihn rasch nicht mehr sieht. Robert scheucht ihn einige Male auf, toll zu beobachten, dann lassen wir ihn wieder in Ruhe.

Leider ist der Schnorchelgarten so seicht dass man kaum zwischen den Korallen durch kommt ohne sie zu berühren und die meisten sind auch wieder abgestorben und mit Kraut überwuchert, trotzdem ein Erlebnis.

Bei Wind steht man hier denkbar schlecht, also wird uns die Entscheidung weiter zu segeln abgenommen, Aufbruch nach Bora Bora. Zwanzig Meilen mit Rückenwind sind rasch erledigt, am Nachmittag stehen wir schon im perfekt blauen Wasser im Westen der Insel Toopua. Diese lässt sich an Land praktisch nicht erkunden, hinter den Häusern, die alle einen Bootssteg haben gibt es nur Gestrüpp, keine Wege oder Straßen, dafür überall Hunde, die die Grundstücke bewachen. Wir wandern die meiste Zeit im seichten Wasser, begleitet von drei niedlichen Welpen die sehr verspielt um uns herum tollen. Zuletzt werden wir von einem Mann aufgefordert mit unseren drei Hunden wieder abzuziehen, hier ist alles privat und er möchte nicht gestört werden. Auffällig unfreundlich sind die Leute hier, auch die Sandstrände des Motu Tapu dürfen wir nicht genießen, privat, mit Barbecueplatz und Steg, Ausflüge von Hotels wahrscheinlich, wir sind unerwünscht. Die Riffe bieten auch hier dasselbe Bild, wenig Korallen, einige schöne Fische, kaum größere, außer einer riesigen Muräne die aus ihrer Höhle faucht. Die Attraktion findet dann außerhalb des Riffes statt, einige Ausflugsboote verraten den Spot und es sind auch zahlreiche Bojen zum Festmachen ausgelegt, wir schnappen uns eine und ab ins Wasser. Haie, dutzende Schwarzspitzenhaie kreisen um uns, ein toller Anblick, die Mädels sind sich nicht sicher ob sie sich nicht doch fürchten sollten, aber bevor sie einem wirklich nahe kommen drehen sie ab. Nur unten am Boden liegt ein riesiger Grauhai, der soll uns nicht zu nahe kommen.

Die Strecken sind mit dem Beiboot recht weit, da wird Schnorcheln zu aufwendigen Ausflügen, aber wenn man so viele Haie sieht, lohnt es sich.

Bora Bora ist nicht so toll wie immer beschrieben, vielleicht sehr schön wenn man in einem der Resorts in einem der hübschen Häuschen über dem Wasser wohnt und voll versorgt wird und mit dicker Brieftasche den einen oder anderen Ausflug mitmacht, als Segler ist man hier nicht sonderlich willkommen und hat Mühe an die schönen Orte ran zu kommen. Die Hauptstadt, Vaitape, besser Hauptort, denn er besteht aus einer Gasse mit einigen Geschäften, Sportplatz und Kirche, alles eher schmutzig, nichts lieblich hergerichtet und auch keine Lokale die zum Verweilen einladen würden, muss man nicht besucht haben. Am Hafen gibt es freies Internet an der Touristeninformation, wir füllen im Supermarkt unsere Vorräte und sind auch schon wieder dahin. Die Boje vor dem Mai Kai scheint gratis zu sein, zumindest kommt keiner kassieren oder fordert einem auf ins Lokal zu kommen, über Tags hat es ohnehin geschlossen und bei Regen, der sich blöderweise den ganzen Tag hier an den Berg geheftet hat, treibt es uns auch nicht an Land.

Sonntag ist es dann deutlich freundlicher, wir verlegen uns in den Süden, an eine Boje vor dem Lokal Bloody Mary und Robert fährt mit den Mädels schnorcheln. Nachdem wir hier die Einzigen sind wollen wir das Schiff nicht alleine lassen, ich nutze die Zeit an Bord für den gröberen Putz und um mal wieder meine Erinnerungen auf Papier zu bringen.

An den Riffen nahe des Hilton Hotels werden auch Fische gefüttert und man kann die Guides beobachten wie sie eine Muräne füttern und streicheln, ist quasi ihr Haustier. Die kleinen Schmetterlingsfische sind wie überall am gierigsten und kommen schon wenn man die hohle Hand aufhält, es könnte ja Futter drin sein. Größere Fische treiben sich hier nur vereinzelt herum und alle anderen Fische sind scheu wie überall. Trotzdem ein schöner Schnorchelplatz, den wir noch ein zweites Mal besuchen. Robert harpuniert in der Zwischenzeit einen Oktopus, gerade groß genug für ein Brodetto am Abend, eines unserer Lieblingsrezepte. Nachmittags gehen wir Mädels einen ausgedehnten Spaziergang am nahe gelegenen Strand, welcher ausnahmsweise für Einheimische und Reisende offen steht. Die angekündigten zahlreichen Lokale, kann man locker an einer Hand abzählen, wir verweilen in einem bei Café und Vanilleshake und warten den ärgsten Regenguss ab. Bora Bora bekommt viel Regen ab, denn der hohe Berg, der ja sehr fotogen ist, fängt die Wolken förmlich vom Himmel und spätestens am Nachmittag werden aus den weißen Schleiern dicke schwarze Wolken. Montag ist es noch windstill, Dienstag kommt dann Südost, den wollen wir nutzen um nach Moorea zu segeln. Die hohe ruppige Welle, Böen bis 30 Knoten, hart am Wind dem Ziel entgegen gekreuzt, lassen uns schnell direkt den kürzeren Weg nach Tahaa nehmen. Mit dem letzten Licht nehmen wir den Pass und suchen uns einen Ankerplatz. Leichter gesagt als getan, denn überall sind die Wassertiefen über 25 Meter, für uns zu tief zum Ankern. Sonst kann man ganz weit drinnen in den  Buchten, wo es dann rasch seicht wird, einen Platz suchen. Zum Glück gibt es in der Baie Ahe wieder Bojen für Charterschiffe, die man nehmen kann, wenn noch frei. In der Nacht pfeift der Wind noch heftig obwohl wir schon ganz gut in der Abdeckung der Insel stehen, gut, dass wir nicht weiter gesegelt sind. Wir nutzen den nächsten Tag für einen ausgiebigen Spaziergang in den Hauptort der Insel, Hanaee, auch kein bisschen hübsch, zwei Supermärkte, Schule, Kirche, Gemeindehaus und eine Markthalle in der gerade einmal ein Stand mit Muschelketten offen hat. Die Insel ist sehr gepflegt, überall schmucke Häuser mit ihren Gärten und wo immer Platz ist, wird angebaut, Obst, Taro, Maniok und hier auch Vanille. Diese wird oft unter Netzen gezogen, vielleicht verträgt sie den vielen Regen nicht so gut, auf jeden Fall ist Vanille sehr exklusiv, für 100 Gramm wollten sie 80 Dollar.

Die Strecke in den Ort ist laut maps-me 9 Kilometer, Robert und Tina können bald mal mit deutschen Seglern, die gerade ein Haus betreuen, mitfahren, ich gehe mit Victoria zügig die Straße weiter, über den Berg und dann sind wir etwas verwirrt. Wir sind in einer kleinen Bucht und weit und breit kein Ort, haben wir uns vergangen? Beim ersten Haus an dem wir fragen deutet uns die Frau, die Straße weiter ist richtig, sie quasselte was von Mille Kilometer, so groß ist die Insel auch wieder nicht. Also fragen wir sicherheitshalber ein paar Häuser weiter nochmal und die Frau ist sehr nett, holt ihre Schwägerin, die etwas englisch spricht. Sie meint auch, es ist noch weit zum Ort, sie werden uns fahren. Wir hatten nur einen kleinen Hügel in unserer Bucht überquert, der Berg in die nächste Bucht und diese dann bis zum Ort wäre wirklich ganz schön weit gewesen. Inzwischen ist ja, wie bei fast jeder Wanderung Mittagshitze. Unsere zwei netten Frauen berichten uns, dass sie letzte Woche ihre Tochter/Nichte, 19 jährig verabschieden mussten, sie starb an einem Hirntumor und wurde, wie hier üblich neben der Mutter im eigenen Garten begraben. Die Gräber gleich neben dem Haus und dem Gemüsegarten, ein eigenwilliger Anblick.

Zurück geht's dann auch rasch per Autostopp, aufs Schiff und abkühlen, schon perfekt wenn man in sauberem Wasser steht.

Die Attraktion am Abend, im Restaurant am Strand tritt eine lokale Gruppe mit Musik und Tänzen auf. Wir müssen noch die Boje räumen, da drei große Charterkats angesagt sind, für die gibt es Buffet, wir nehmen Getränke und genießen den Abend. Vorher haben wir da noch mal Glück, wir können uns an eine Boje der Perlenfarm legen, diese werden am Tag für Kunden reserviert gehalten, in der Nacht sind sie meist frei.

Musik zum Essen und danach wird getanzt und auch einige aus dem Publikum zum Tanzen aufgefordert. Sieht bei uns allen sehr komisch aus, denn den rhythmischen Hüftschwung bekommen wir nicht annähernd hin. Trotzdem ist es sehr lustig, sie zeigen auch wie sie die Tücher zu Kleidern und Hosen knoten. Die Hose für die Männer ist sehr eigenwillig, eher ein Latz der an den Hüften befestigt werden musste.

Zuletzt kommt noch eine Einlage mit Feuerfackeln, Südseefeeling, eine Show für Touristen, sehr schön.

Den langen Schlag nach Moorea haben wir immer noch vor uns, wir müssen weiter und weil wir die Strecke kreuzen müssen, werden wir zwei Nächte brauchen. Den Tag nutzen wir um innerhalb des Riffes so weit wie möglich Richtung Süden zu kommen. Wir machen noch in der Faaroa Baie  Halt, treffen dort Peter und Sandra von der SY Mazu und erkunden gemeinsam den River. Ein tropischer Fluss den man lange ins Landesinnere folgen kann, vorbei an Feldern zu einem verwilderten botanischen Garten. Leider wenig Zeit zum Verweilen, hier könnte man länger bleiben und die Landschaft mit all den Farben und Gerüchen auf sich wirken lassen. Und man sollte wandern gehen, denn zu Fuß unterwegs entdeckt man viele Kleinigkeiten und findet auch allerhand, hier wächst alles mindestens so üppig wie auf den Gambier. Jetzt beginnt die Mangozeit, überall hängen schon Früchte mit roten Backen von den Bäumen, die meisten allerdings in Gärten und unerreichbar hoch.

Bei Tee und Snacks verabschieden wir uns von Sandra und Peter und wir bekommen noch zahlreiche gute Tipps für Moorea und dann geht's los, raus aus der Bucht und weiter Richtung Süden zum Riffpass. Plötzlich ein Schreck, ein Ruck und metallisches Geräusch, wir hatten Grundberührung, das Schwert und das Ruder haben sich eingeklappt, es ist nichts passiert, aber so leicht kann man eine flache Stelle übersehen, besonders wenn man die Farbunterschiede wegen fehlender Sonne nicht mehr sieht und die Karte nicht so genau ist.

Zum Glück ist der Wind inzwischen moderat und die Welle auch nicht zu hoch, wir kommen ganz gut voran, allerdings viel zu weit südlich. Nach zehn Stunden gehen wir auf den anderen Bug und segeln viel zu nördlich, so ist kreuzen eben. Blöd nur, dass der Wind nicht wie angesagt östlich bis südöstlich kommt, sondern nordöstlich, die zweite Nacht hätten wir den  Anleger, den wir von Raiatea aus gebraucht hätten, inzwischen sind wir wieder 30 Grad daneben, also kreuzen wir auch durch die zweite Nacht in der uns dann auch noch der Wind fast verlässt. Egal, wir kommen bis 10 Meilen an unser Ziel heran und die motoren wir dann direkt auf den Pass zu, mit dem Sonnenaufgang fällt der Anker, es reicht, wir wollen keine weitere Zeit herumkreuzen.

Lange Strecken haben auch ihr Gutes, ein schöner Thuna ist uns an die Angel gegangen, gleich in der Früh, Robert ist gerade wieder schlafen gegangen, also hat Tina ihn vertreten und den Fisch gemurkst. Professionell und dann haben wir ihn vermessen und fotografiert und zum Ausbluten aufgehängt. Filetiert hat ihn dann wieder der Chef und ich hab wieder mal Fischsuppe gemacht, mit den Filets hatten wir zwei Mahlzeiten.

 

Hier, auf Moorea muss man mit den Rochen tauchen, also keine Müdigkeit vortäuschen, Dingi startklar machen und über die Lagune zum Intercontinental Hotel, dort werden die Rochen angefüttert und die Guides spielen mit den wunderschönen Tieren. Die sind gar nicht mehr scheu und lassen sich streicheln, kommen ganz nahe heran geschwommen und wenn sie glauben man hat Futter kuscheln sie sich ganz heran mit ihren weichen Bauchseiten. An den Kanten und oben sind sie rau und sie beobachten alles genau mit ihren zwei kleinen Augen, auch wenn sie sich im Sand vergraben haben. Zwischen all den Rochen tummeln sich Haie und andere größere Fische, alle vom Futter angelockt, zum Glück nicht so auf Tuchfühlung, die Haie halten Abstand. Obwohl mit den Ausflugsbooten doch eine Menge Menschen im Wasser herumstehen oder auch schwimmen ist es nicht überfüllt und man kann die Tiere gut beobachten. Nur manchmal wirbeln alle viel Sand auf, dann wird das Wasser trüb und die Sicht schlecht. Wir verausgaben uns mit fotografieren und weil es so toll ist fahren wir noch ein zweites Mal hin. Unser Schnorchelausflug ans nähere Riff ist auch schön, ganz viele bunte Fische, nicht so eng beisammen wie in den Schnorchelgärten, dafür aber vielfältiger und für uns alleine.

Nachmittags gehen wir immer an Land, zuerst ich mit Robert in die Cooksbay, das ist die Nachbarbucht, einkaufen, dann alle zusammen von der Opunohu Baie zu den Wanderungen und zum Belvedere, dem Aussichtspunkt. Wären vom Parkplatz aus nochmal 5km auf der Straße, der Wanderweg noch weiter, zum Glück werden die Mädels von italienischen Touristen mitgenommen, wir können es später mal erwandern. Gemeinsam werfen wir noch einen Blick auf die Annanasfelder und Zitrusplantagen, Früchte soweit das Auge reicht und die Luft voll vom fruchtigen Duft.

Wie immer vergehen die letzten Tage noch rascher wie all die anderen, sind schon wieder drei Wochen um, kaum zu glauben.

 

Dienstag segeln wir nach Tahiti zurück, am Wind mit wenig Welle, Sonne und blauem Himmel, so stellt man sich Segeln vor, ein Traum. Mittwoch haben wir noch den ganzen Tag Zeit, die Mädels üben sich noch mit Toby am Wake-bord, anstrengender als es aussieht wenn es wer kann, aber es macht Spaß. Wir feiern Tinas Geburtstag vor und lassen den Tag gemütlich ausklingen.  Der Flug geht kurz vor Mitternacht, wir nutzen die drei Kilometer für einen Spaziergang, das Gepäck wird auf unserem Transportwagerl gezogen. Einchecken, verabschieden, wir wandern wieder zurück zum Schiff und sehen gerade beim Ankommen den Flieger starten.