Huahine bis Marquesas

Ende August, Andrea und Harry sind gerade abgeflogen und eine Schlechtwetterfront zieht über die Society Islands, die müssen wir hier aussitzen. Irgendwie schade, denn die würde uns mit südlichen Winden einen Halbwindkurs nach Rangiaroa, unserem geplanten nächsten Stopp bringen. Wir starten trotzdem nicht, denn eine regnerische Front jagt die nächste mit wechselnden und heftigen Winden, bis zu 40 Knoten und die Welle soll 3-4 Meter haben, draußen wahrscheinlich noch höher. Da ist auch Rücken- oder Halbwind kein Honiglecken und wer weiß ob wir dann überhaupt bei einem der Pässe in die gewünschten Atolle hinein können. Wir studieren verschiedene Wettervorhersagen und zuletzt sollte der Wind auf der Strecke auch noch auslassen, also viel Welle ohne Wind, so entscheiden wir uns das schlechte Wetter hier zu bleiben. Wir wechseln noch auf eine der freien Bojen und bleiben die ärgsten Tage am Schiff. Unser Anker hat sich bereits um die wenigen kleinen Korallenköpfe am Boden gewickelt, damit verkürzt sich diese und schert und reißt, bei starker Belastung der sichere Tod der Kette. Nicht unbedingt gleich, aber sie altert halt schnell und irgendwann würde sie dann brechen oder im besten Fall vorher getauscht werden müssen. Starkwind bedeutet immer Anspannung und jede Geschichte von gebrochener oder frei gekommener Kette schießt einem da in den Kopf und macht schlechtes Gefühl. Zur guten Stimmung trägt die brandaktuelle Story aus Palmerston, Cook Island, von der Su-An, einer deutschen Segelyacht die wir in Tahiti gesehen haben, auch nicht gerade bei. Ihre Boje ist gebrochen und sie hatten Glück, dass sie noch wach waren und rasch reagieren konnten. Motor starten und immer schön im tiefen Wasser bleiben, und dann rasch aus der Schockstarre raus neu Ankern oder eine neue Boje nehmen. Die werden einem dort zugewiesen, doppelt fies, denn dann sollte man schon annehmen, dass sie regelmäßig kontrolliert und gewartet werden. Unsere Boje ist auch in 15 Meter Wassertiefe am Grund irgendwie befestigt. So tief kann man ohne Flasche schlecht tauchen und dann sieht man nicht super gut, also bleibt nur Vertrauen. Nach einer überstandenen Nacht ist man schon etwas beruhigter und wägt sich in Sicherheit. Gut, dass unser Gehirn und Gefühl nicht immer Alarm schlägt, wäre nicht zum Aushalten und würde an der Situation nichts ändern oder verbessern. Die Situation bleibt nämlich immer kritisch, denn wenn eine Kette oder Halterung bricht, kündigt sie das vorher nicht an, irgendwann ist es einfach soweit und dann hast du Glück oder Pech und bei starkem Wind halt eher die schlechten Karten. Insgesamt dauert der Spuk vier Tage volles Programm, mit heulenden Winden und gespannten Seilen, dann lässt der Wind nach und kommt aus allen Richtungen und damit auch Welle, die uns wieder mal heftig aufschaukelt. Beides nicht gerade ein Traum Programm aber wir haben es überstanden und es ist ohnehin immer genug zu tun und  Zeit zum Lesen ist auch gewesen.

Und wie es im Buche steht, kommt hinter so einer Front die Flaute, einige Tage ohne Wind, da stehen wir weiter hier und so vergehen fast zwei Wochen bis wir wieder Segel setzen und endlich die nächste größere Strecke in Angriff nehmen. Huahine gefällt uns sehr gut, immer besser je länger wir hier sind, man könnte hier anwachsen. Wir packen wieder unsere Räder aus und machen ausgedehnte Runden mal in den Süden, dann in den Norden der Insel und weil sie doch etwas bergig ist, bekommen wir einen ganz schönen Muskelkater, mal was Neues.

Der Ort Fare ist schön, obwohl nach touristischen Kriterien das so nicht stimmt. Gerade werden die Straßen renoviert und es ist eher staubig, und es gibt nur zwei Straßen, zwei Dutzend Häuser, einen Supermarkt, Apotheke, Bank, Post, zwei Baumärkte, eine Tankstelle, zwei Souvenierläden, eine Tauchbasis und Verleihstellen für Autos, Mofas und Räder, Boote und was man hier sonst noch brauchen könnte. Der Ort zieht sich in beide Richtungen noch weit die Landstraße entlang, mit weiteren Häusern und auch dem einen oder anderen Geschäft, zum Beispiel Perlenläden, dort ist man zu Fuß aber eher nicht unterwegs, außer man sucht was Bestimmtes oder geht sich die Füße vertreten. Nördlich an den Ort schließt ein Resort an, vom Wasser aus sieht es klein aus, zieht sich aber weit nach hinten bis zur Landstraße mit schönen Bungalows, einem Restaurant und einem exklusiven Perlenshop. In einem Baumhaus untergebracht bieten sie wunderschöne Schmuckstücke und Perlen zum Aussuchen aller Preisklassen. Meine Schwester findet da noch die Ohrstecker für die Töchter, schöne Perlen, ein Paar eher grün schimmernd, das andere etwas bläulich. Ich bin nach wie vor fasziniert von der Schönheit der Perlen hier, sehe sie mir gerne an und dann haben sie auch anderen Schmuck oder nette Dinge, aus Perlmutt, Holz oder Knochen. Wobei die Holz und Knochenkunst eher auf den Marquesas ausgeübt wird, da freu ich mich schon drauf. In die andere Richtung aus dem Ort raus befindet sich eine Destillerie mit Verkostung und Verkauf, da kommt man auch kaum dran vorbei und der Kokosvanillelikör ist mein absoluter Favorit. Fast vergessen hätte ich die Roulettes, kleine Lokale mit preiswertem Essen, besonders mittags für die Einheimischen, den Yachtclub mit preiswerten Sundowner und angeblich auch guter Küche und das Gemeindehaus, wie immer unser Internetort. Was aber hier besonders nett ist, an der Straße rund um den Hafen und Supermarkt stehen jeden Vormittag Lokals mit Fisch und Gemüse, frisch aus dem Wasser und von den Gärten, so gute Tomaten hatten wir schon lange nicht mehr und wir kaufen fermentierte und leicht gesalzene Kokosmilch zum Kochen, ist hier in allen Gerichten drin, echt preiswert und halbwegs haltbar, abgefüllt in eineinhalb Liter Wasserflaschen. Eine gute Alternative zu Kokosmilch in Dosen und unsere Packungen Kokosmilchpulver aus der Karibik gehen langsam aus. Natürlich wird auch reichlich Obst angeboten, immer Bananen, Papaya und meist Mangos und selten was anderes, aber Obst finden wir ja meistens oder man bekommt es unterwegs geschenkt, daher kaufen wir selten was.

Wir sind auf den Geschmack gekommen und machen jetzt bevorzugt Fischgerichte mit Vanille- Kokossauce oder Suppen mit Kokosmilch, da müssen wir auf jeden Fall noch mehr Vanille kaufen und so radeln wir zuerst in den Süden zur, uns bekannten Vanilleplantage um noch ein paar Päckchen nach zu kaufen. Inzwischen wissen wir, dass das Kilo ungefähr vierhundert Dollar kostet, je kleiner die Päckchen, umso teurer. Wir kaufen nochmals fünfzig Gramm um zwanzig Dollar, damit sollten wir auskommen. Inzwischen haben wir Bananentage, denn unsere zuletzt gefundene Staude ist über Nacht gelb geworden und muss rasch gegessen werden. Wir essen reichlich, ich mache ein wirklich gutes Bananenbrot und den Rest koche ich ein, wäre ja schade drum. Bei jedem Ausflug kommt wieder was mit, wir pflücken im Gestrüpp zwischen den Resten der Mareas im Wald Papayas und die eine oder andere Brotfrucht, finden ein paar Mangos und bekommen eine Avocado geschenkt. Die findet man selten und die Bäume sind hoch, also kommt man schlecht ran. Wir beobachten eine Frau beim Pflücken, sie ist Schweizerin und hat sich hier nieder gelassen, eine nette Unterhaltung, die Welt ist klein. Rasch haben wir genug Frisches an Bord um die nächsten Wochen durch zu kommen, auf den Tuamotus wird man wieder nichts bekommen und wir wollen, wenn möglich, kein Gemüse aus Konserven.

Bei unserem Ausflug in den Norden besuchen wir nochmals die Mareas und finden auch den Weg zur anderen Seite des Berges zu einem besonders schönen Ort. Am Hang befindet sich eine der Steinplattformen mit wunderbarem Ausblick über die gesamte Ostküste. Am Rückweg nehmen wir so ziemlich jede Abzweigung der schmalen Wege, der Wald wird dichter und auf fast jedem Baum klettert wilde Vanille und der Wald duftet auch danach. Grüne Schoten auf grünem Hintergrund, hoch oben lassen sich kaum finden, aber man sieht die eine oder andere Blüte und es ist fast wie beim Gold suchen, Vanillerausch. Nach einigen Stunden kommen wir zu unseren Rädern zurück und radeln noch die lange Halbinsel im Osten ab und zurück über die Sandpiste außen an der großen Lagune, am Flughafen vorbei. Kurz vor dem Ort schließt sich der Kreis.

Abgesehen von unseren ausgedehnten Ausflügen machen die Treffen mit anderen Seglern und die sich dadurch ergebenden gemeinsamen Erlebnisse den Ort besonders schön. Zuerst treffen wir uns mit Kale und Karin von der SY Moana, die beiden kennen wir schon seit Gambier, haben uns aber noch nie länger unterhalten. Jetzt passt es und wir verbringen zwei nette Nachmittage und Abend zusammen. Beide sind in Pension, haben zuhause alles aufgegeben und reisen. Kale war zu DDR Zeiten im Spitzensport und Radrenntrainer, toll seine Erzählungen und ein Sohn leitet Bio-Shrimpsfarmen in Costa Rica, da lernen wir auch einiges dazu. Seine Erzählungen vom Blitzschaden fahren bei uns ein wie der Blitz, schon wieder einer und wo? Auf den San Blas, genau dort haben wir auch geankert und Glück gehabt das alles bei uns vorbei gegangen ist. Vier Monate haben sie gebraucht bis sie alle Teile aus Amerika und Europa hatten und in Panama einbauen konnten, alles alleine, denn die Moana ist ein altes Schiff und nicht mehr versichert. 15.000 hat es sie gekostet, wenn man die Kabel auch noch alle tauschen muss und arbeiten lässt kostet es locker das Doppelte.

Die Moana nutzt noch den Rest des starken Windes und segelt nach Raiatea weiter. Sie haben noch bis Oktober Zeit für die Society`s, dann müssen sie zurück nach Tahiti und ihre neue Ankerwinsch einbauen, wenn sie endlich den Weg über den Erdball gefunden hat und auch den Zoll verlassen darf. Da vergeht rasch noch mal eine Woche bis man alle Formalitäten erledigt hat, mit und ohne Agenten wird die Geduld hier ordentlich strapaziert. Ganz haben wir das System noch nicht durchschaut, aber zum Glück brauchen wir eh nichts und das bleibt hoffentlich auch so.

Spontanität ist was Schönes, wir treffen, alle mit Rädern im Schlepp, am Steg Mike und Kate von der SY Adagio und laden sie für Abend zum Sundowner zu uns ein. Die beiden waren ja so nett und haben mich in Fakarava zum Tauchen mitgenommen und anschließend die Flasche wieder gefüllt. Hier sind sie mit den Rädern unterwegs und wandern oder Mike ist Wellen reiten, echt sportlich. Wir vereinbaren für den nächsten Tag eine Wanderung auf den Mt. Mouatapu,   etwas Kletterei über Felsen, aber ein toller Ausblick, so die Beschreibung. 9 Uhr starten wir mit den Rädern und auf geht's Richtung Sendemast, der steht am Fuße des Berges. Die Räder sperren wir beim letzten kleinen Shop an der Straße an einem Masten und wandern mal über die Forststraße zum Sendemast. Bis dahin kein Problem, wir knacken die ersten Kokosnüsse, verteilen die Edelstahlstrohhalme und trinken uns mal fit. Axt und die Strohhalme gehören hier, genauso wie Schweizer Messer, Leatherman und Moskitospray zur Standardausrüstung, sobald man das Schiff verlässt. Zum Glück sind die ersten großen Felsen gleich beim Einstieg in den Pfad, so bleibt Robert ein Rückzug auf halber Strecke erspart, er bleibt lieber gleich da und wartet auf uns. Das letzte Erlebnis mit Felsen und Höhenangst und die entzündete Ferse sind noch nicht so lange her. Der Pfad ist steil, aber gut zwischen den Bäumen zum Klettern, schweißtreibend trotz des Schattens. Bald tun sich die ersten Ausblicke auf, zuerst Richtung Norden, dann die Ostküste mit den vorgelagerten Motus und Richtung Südwesten all die Berge in ihrem dichten Grün. In Huahine ist nur die Küste und ein Stück in die Täler hinein besiedelt und bewirtschaftet, der Rest ist üppiger Wald durchzogen mit Pfaden, jedoch ohne Straßen oder breiteren Wegen. Sowas findet man bei uns kaum noch, ich genieße die Stille und all die Eindrücke, wir rasten kurz am Gipfel und treten, mangels Schatten da oben jedoch bald den Rückweg an. Am Heimweg besuchen wir noch das Muschelmuseum, welches uns Mike ebenfalls als sehr interessant beschrieben hat. Eine private Sammlung von einem sehr netten Franzosen der für uns extra noch mal aufsperrt und uns auch führt. Ohne Erklärungen wären es ein duzend Vitrinen mit Muscheln unterschiedlicher Farbe, Größe und Form, für uns kaum zu unterscheiden. So lernen wir, dass ein ganzer Haufen von den Kegelschnecken, sogar ganz kleine super giftig sind, manche sogar für den Menschen tödlich. Sie haben so eine Art Harpune die sie rausschleudern und damit ihr Opfer, meist ein vorbeischwimmender Fisch haken und vergiften. Wichtig ist, dass der nicht mehr fliehen kann, denn sie würden ja nicht nachkommen, leblos wird die Beute dann herangezogen und verspeist. Normalerweise sind sie für den Menschen nicht gefährlich weil sie sich ja eher zurückziehen und Menschen viel zu groß als Beute sind. Wenn man aber so eine hübsche kleine Schnecke zum näher anschauen unter den Neopren steckt und mitnimmt, kann es schon mal sein dass sie ihr Gift los wird und man im günstigsten Fall einen Stich wie von einer Wespe hat oder eben am injizierten Muskelrelaxans an Atemlähmung stirbt. Robert hat öfter so kleine Dinger mit, jetzt, wo wir wissen dass die sogar tödlich sein können ist er gewarnt und vorsichtiger. Sonst sieht man Schnecken und Muscheln als Babys, wie sie wachsen und wie sie dann groß sind, dabei Form und Farbe ändern, Wie Kaurymuscheln unter Wasser mit ihrem Gewebe eingehüllt und so kaum zu erkennen sind und vieles mehr. Sogar ein Nautilus, kennen wir als Fossile, hat er dabei. Die sind übrigens die ältesten Tiere die sich in der Evolution nicht verändert haben und sie sind verwandt mit den Kalamari. Sie bewohnen nur den vorderen Teil des Hauses, dahinter ist ein spiraliges Labyrinth in dem sie Wasser oder Luft einbringen und so steigen oder sinken können, eine Art Tarierjacket, wie wir beim Tauchen benutzen. Nach all den Erklärungen sieht man Muscheln und Schnecken mit ganz anderen Augen, unglaublich die Natur.

                    

Beim Abschieds- Sundowner auf der SY Adagio, übrigens ein sehr schön renoviertes altes Schiff, zeigen uns die beiden noch Videos vom Tauchen in Fakarava und von einem Thuna, ca 75 kg schwer, 1,80 groß, unglaublich, so ein Fang. Fast eine Stunde hat Mike benötigt bis er ihn ran geholt hat und nochmal fast eine halbe Stunde bis er endlich tot war und Ruhe gegeben hat. Bei so einem riesen Vieh sind unsere kleinen Mengen Alkohol eine homöopathische Dosis und schnell mal den Hirnstich oder den Kehlschnitt ist auch nicht so einfach.

Ein ganz besonderes Treffen dann am Wochenende, am späten Nachmittag kommt eine Dingi auf unser Schiff zu und grüßt schon von weitem. Die Seenomaden, Wolfgang und Doris erkennen wir gleich, sie sind gerade mit einer deutsch- österreichischen Chartercrew unterwegs um etwas Geld für ihre weitere Reise zu verdienen. Spontan ist schön und wir vereinbaren uns um fünf zur Happy Hour draußen beim Yachtclub. Zuerst unterhalten wir uns schon gut mit ihren Gästen, dann kommen Doris und Wolfi dazu, sie wollten noch einen Schäkel besorgen, was hier nicht so einfach ist. Wir wollen aushelfen, Wolfi hat aber eine andere Lösung gefunden. Wir bleiben länger hocken, bis die Mägen knurren und alle zum nächsten Roulette aufbrechen.

Am nächsten Morgen treffen wir uns wieder im Ort beim Einkaufen am Markt und später noch bei Ihnen am Kat. Wir bringen unsere Festplatte mit und überspielen Ihnen ein paar Dateien mit denen wir hier unterwegs sind. Der Kat gehört einem Österreicher der hier damit Charter macht und so sieht das Ding, was ohnehin nie Luxus war jetzt auch aus. Teilweise ist nicht mal Innenverkleidung in den Kojen, alles leicht verdreckt und Kakerlaken rennen in der Nacht auch herum. Technisch gibt's auch Probleme, ihr Turn begann am Hard und Werkzeug ist weniger an Bord als wir so zum Wandern mitnehmen. Hoffentlich klappt alles mit ihren Gästen, die jetzige Mannschaft ist sehr nett und gut drauf, da steckt man auch Mängel besser weg. Insgesamt sind sie zwei Monate unterwegs, dann geht's wieder zurück nach Österreich und im Frühling auf die SY Nomad, die jetzt in Vancouver steht und auf die Weiterreise wartet. Noch am selben Tag segeln sie in den Süden und tags darauf Richtung Moorea. Gute Reise und noch eine schöne Zeit, wir sehen uns dann hoffentlich in Österreich wieder.

Montag packen wir mal zusammen und Dienstag wollen wir los, am Ankerplatz ist null Wind, draußen sollte es 12 Knoten aus Ost haben. Endlich draußen, Richtung Nordhuk und der Wind ist auch da, wir setzen Segel und gleiten noch schön langsam an Huahine vorbei. Der Ostwind ist ein Nordost, wir können 100 Grad oder genau Nord segeln. Da besser 100 Grad gerade auf Moorea zu, welches wir im Morgengrauen auch fast erreichen. Dort wollen wir aber nicht hin und so legen wir vorher um und nehmen mal die müden 10 Grad, die jetzt anliegen. Prinzipiell schöne Segelbedingungen, wenn man Leichtwindsegeln mag, fast keine Welle, wenig Wind und Speed selten gegen vier Knoten, eher schon mal 2,5-3. Die Nacht war ruhig und der Tag beginnt genauso, man bewegt sich am Schiff kaum anders als am Ankerplatz, so sanft gleiten wir, perfekt gesteuert vom Windpilot über die glitzernde See. Moorea und Tahiti verschwinden langsam hinter uns und vor uns liegt wieder mal das unendliche Blau. Die Nächte sind gerade Neumond, bzw. eine schmale Sichel von Mond und dadurch ziemlich finster, bis endlich alle Sterne am Himmel sind. Die ergeben dann doch ausreichend Licht um beim Rundumblick nicht nur schwarz zu sehen, wobei diese Nacht kaum mit Begegnungen zu rechnen ist. Weit westlich liegen die Cook Inseln, nicht gerade Metropolen, links von uns die Tuamotus, kaum besiedelt und nordöstlich noch über 600nm weit entfernt die Marquesas. Die Versorgungsschiffe  fahren alle von Tahiti weiter südlich als wir, Segler eher auch und größere Fischerboote haben wir in Polynesien noch nie gesehen. Trotzdem einer bezieht Lager im Cockpit und beobachtet, zumindest alle halben Stunden ob sich was tut und es ist nichts, so wie erwartet. Die Sterne funkeln um die Wette, jetzt scheinen sie alle da zu sein, dicht an dicht, ich blicke stundenlang in den Himmel, auf die Wellen, die man auch ganz gut sieht und träume vor mich hin.

Gestern hat Robert sich am Funknetz, welches täglich morgens um 8 und abends um 18 Uhr lt. auf 8173 von Seglern betrieben wird, gemeldet. Man tauscht Informationen und Positionen aus und so wissen einige wo man gerade unterwegs ist, was eine Suchaktion und Hilfestellung in einer Notlage realistischer machen würde. Auch wir erfahren damit wer, wo unterwegs ist und bei welchen Bedingungen. Die jetzt gerade die Tuamotus erreichen, haben die Nacht schon keinen Wind gehabt, weiter westlich, nahe den Society`s gab es in der Nacht Squalls und Regen, bei uns konstanten leichten Wind, Sterne und jetzt Sonne. Der Windwinkel passt etwas besser, schon mal 20 bis 30 Grad, da wird der Umweg nicht all zu groß. Trotzdem müssen wir mit ein bis zwei zusätzlichen Segeltagen rechnen, unerfreulich, aber damit erhöht sich unsere Wahrscheinlichkeit einen Fisch zu angeln, doch ganz gut. Ganz unspektakulär hängt mitten am Tag ein Thuna dran, 60cm, 5kg, ein Prachtstück, Danke!

Routiniert kommt unsere Tötungswanne, Alkohol, Spitz und Messer zum Einsatz und noch am Vormittag wird der Fisch zerlegt und weiter verarbeitet.

Mir gefällt wie immer das Leben auf See, noch dazu mit Anglerglück und besten Bedingungen, Robert ist angepisst wegen zusätzlicher Tage auf See, ich versteh es nicht und kann ihn dann doch etwas umstimmen. Wir diskutieren auch mal wieder über die unterschiedliche Wahrnehmung und den Umgang mit Situationen die man, trotz guter Planung, dann so nehmen muss wie sie kommen. Man hat es nicht in der Hand etwas zu ändern und so ist die beste Wahl sich zu fügen und das Beste daraus zu machen. Scheint mir leichter zu fallen als ihm obwohl ich ja auch gewohnt bin zu planen, zu steuern und zu gestalten. Hier auf See hab ich das Bedürfnis nur was Sicherheit betrifft und das ist gut so.

Am dritten Segeltag legt der Wind zu und wir geben mal das erste Reff in`s Groß und reduzieren die Genua auf die Hälfte. Das Schiff liegt gut in den Wellen, die sich aber zunehmend unangenehm aufbauen, bis zu drei Meter hoch und eher kurz und vor allem nicht regelmäßig und nicht alle von der gleichen Richtung. So passiert es, dass wir immer wieder in ein Wellental krachen. Das Schiff zittert und es macht einen irrsinnigen Krach, alles, was bei solch Bewegungen fliegt ist schon unterwegs gewesen und neu verstaut, jetzt hofft man bei jedem Schlag nur, das nichts bricht. Prinzipiell sollte unser Schiff solche Belastungen aushalten, aber man weiß ja nie, die Anspannung steigt, man leidet mit dem Schiff mit und möchte alles tun damit sich die Situation verbessert. Leider bleibt der Wind und auch die Welle auch am nächsten Tag noch genau so, es ist eher ungemütlich, der Appetit hat sich verflüchtigt, essen ist anstrengend und wird so weit geht vermieden. Trotzdem meldet sich hin und wieder der Hunger, nur wer will bei den Bedingungen schon kochen und dann von einem Teller essen auf dem das Essen nicht liegen bleibt. Es dauert zwei Tage bis wir die erste Portion von unserem gefangenen Thuna zubereiten und essen, wir breiten dazu Antirutschmatten aus und können alles ziemlich ruhig essen, den Umständen entsprechend, die meisten Menschen würden auch darauf verzichten, glaub ich.

Inzwischen segeln wir nordwestlich an Rangiaroa, das von uns angesteuerte Tuamotus Atoll vorbei, der Wind ist immer noch eher nordöstlich und so kommen wir mehr nach Nord als nach Ost. Wir müssten umlegen und wieder einen Tag Richtung Südwesten zurück um unser Ziel zu erreichen. Bei der Welle haben wir dazu keine Lust, da ist es besser wir segeln weiter und weil sich auch die anderen Atolle am Weg weit zu südlich befinden, gleich zu den Marquesas. Es ist eine logische, pragmatische Entscheidung, der Wind sollte eine Woche so durch halten und wir wollen dann einfach angekommen sein, ausrasten und unser Schiff zum Abstellen vorbereiten. Zeitweise lässt der Wind ein wenig nach und manchmal verschwindet auch die Welle wie weggezaubert, dafür überraschen uns einige Squalls, die fast ohne Wolken und wenn überhaupt nur mit ein bisschen Regen rasch über uns hinweg ziehen. Es gibt Stunden da wünscht man sich, das man endlich ankommt und rechnet mal nach wie lange es noch dauern wird, dann geht es wieder etwas ruhiger dahin und man entspannt sich, egal, es läuft gut und wir werden ankommen. Zwischen mühsam und geht eh ganz gut geben sich Tag und Nacht die Hand und wir uns den nächtlichen Schichtwechsel. Inzwischen haben wir jede Nacht mindestens eine Schiffsbegegnung, wo die bloß alle her kommen und noch dazu die meisten ohne AIS. Das letzte hatte dann doch mal ein Signal und war ein chinesischer Trawler, vielleicht schalten die in der Nacht ihr AIS aus weil sie hier illegal fischen, wir müssen auf jeden Fall wieder wachsamer sein und eben Ausschau halten. Am fünften Tag haben wir bereits vierhundertfünfzig Meilen gesegelt und haben noch immer fast fünfhundert vor uns, oder eher siebenhundert, weil wir ja viel zu nördlich segeln und irgendwann umlegen und zum Ziel kreuzen müssen. Wir hoffen jeden Tag auf den Winddreher der eine kleine südliche Komponente hat, dann würden wir Meter Richtung Ziel gut machen, aber bis jetzt bleibt es hartnäckig beim Ostwind, mehr als zwanzig Grad Kartenkurs bringen wir nicht auf den Bildschirm und wir segeln vierzig Grad, verdammte Abdrift.

Siebenhundert Meilen, mindestens sieben Tage, die Strecke macht uns echt zu schaffen. Abgesehen von den wirklich blöden Bedingungen haben wir uns auch nicht darauf eingestellt, mental nicht auf die Zeit programmiert. Es braucht jetzt bis man sich auf die neue Distanz und die Tage auf See einstellt, annehmen und das Beste draus machen. Wollten wir so rasch das nächste Übungsbeispiel? Man ertappt sich immer wieder beim Rechnen, wann werden wir ankommen und das dauert noch. Wahrscheinlich sind wir dann fast so lange unterwegs wie über den Atlantik und den haben wir in 16 Tagen bewältigt.

Mit Lesen vergehen die Tage und auch die Nächte recht rasch, alles andere reduziert man aufs nötigste, Katzenwäsche und Toilettengang, beides anstrengend und wenig Genuss, aber wenn's pressiert.

Sonntagvormittag dann wieder ein Biss an der Angel, wir springen hin und der Kerl springt auch und zum Glück reißt er auch gleich die Angelschnur ab und nimmt den Köder mit. Ein Thuna, so groß wie wir ihn bei Mike am Film gesehen haben, mannsgroß und auch sicher so schwer. Wir hätten ihn wahrscheinlich eh kaum an Bord gebracht und dann, was sollen wir mit so viel Fisch anfangen, wir können ihn nicht mal verschenken, denn bis wir ankommen, sollte er schon verarbeitet sein, oder zumindest eingefroren werden. Haben keinen Tiefkühler an Bord, also gut für ihn, dass er jetzt gepierst weiter schwimmen kann. Ist auf der Strecke übrigens schon die zweite abgerissene Angel, Anglerglück heißt in Zukunft nicht nur Biss, sondern bitte von einem handlichen Fisch, die ganz großen sollen besser an uns vorbei schwimmen und wenn geht uns unsere Köder lassen, das wäre ein Deal. Solche Wünsche scheinen hier fatal zu sein, der nächste Biss ist tatsächlich eine Babydorade, gerade mal so groß wie zwei Forellen, ganz schlecht zu filetieren, Robert befreit sie vom Haken und wir schenken ihr die Freiheit. Die soll erst mal groß werden und Kinder kriegen. In der Nacht konkretisier ich mal besser meine Wünsche an die Sternschnuppen, der Thuna war perfekt und könnte Modell stehen.

In der Nacht auf Montag dann endlich der Winddreher, wir segeln mal 40 bis 50 Grad auf dem Plotter, also laut GPS fast in die gewünschte Richtung. In der Früh reffen wir aus, der Wind hat nachgelassen und wir wollen den guten Kurs optimal nutzen, noch 380nm bis Nuku Hiva, oder 422 nach Hiva Oha, mit 60 bzw. 70 Grad, die Woche werden wir noch brauchen, auch bei besten Bedingungen.

Schichtwechsel um drei Uhr Früh, der Blick auf den Plotter zeigt uns vier AIS Signale, alle im Abstand von 5-8 Meilen und alle nennen sich Fischerboot mit Dimensionen von 2-4m, klein für Trawler und alle scheinen sie zu stehen und zu driften. Unser Kurs geht genau zwischen den Signalen durch, zwei, später drei bleiben links liegen, die anderen rechts. Gestern waren es reale Fischerboote ohne Signal, heute sind wir von unsichtbaren Schiffen mit reichlich Signalen und den dazugehörigen Alarmen umzingelt. Von wegen hier ist nichts los, das entpuppt sich als anstrengend, weil wir uns noch immer keinen Reim drauf machen können. Ich kontrolliere abwechselnd die Änderungen am Plotter, manchmal nimmt eines Fahrt auf und macht 3 Knoten, sonst eher 1-1,5, das könnte der Strömung entsprechen. Die meisten haben keinen Namen, eines aber einen chinesischen, damit vermuten wir, dass es sich um einen chinesischen Schleppverband handelt. Haben die Netzte, die sie über 4-5nm spannen und durchs Meer ziehen? oder sind das Schleppangeln und sie hängen nicht zusammen? Wir versuchen auf jeden Fall keinem der Signale zu nahe zu kommen, die nähesten sind 1,7 und 2 Meilen entfernt und trotzdem, auch bei Tageslicht, welches inzwischen mit strahlender Sonne scheint, nicht zusehen. Und wenn es auch noch so kleine Fischerboote wären müsste man sie mit dem Feldstecher erkennen können. Und während wir uns die Augen aus dem Kopf schauen, schwimmt zum Greifen nahe eine rote Boje, ca. so groß wie ein Kopf, mit 2 Meter Stab an uns vorbei. Die war nicht zu sehen und verschwindet auch rasch hinter den Wellen, wir hätten sie beinahe überfahren, gehört die auch zu dem unsichtbaren Fischerzeug von heute Nacht? Einige Zeit später noch so ein Ding, zum Glück beide Male knapp dran vorbei, wieder war das AIS Signal mindestens 1,5nm entfernt, wenn das ihr Signal war, ziemlich ungenau würd ich sagen. Eine etwas größere Boje ohne Stab und eine Boje mit dem Eintag AIS Mark scheint nicht zu dem anderen zwanglos verteilten Haufen zu gehören, ist aber genauso unsichtbar, denn wir passieren sie mit ein paar hundert Meter Abstand und sehen auch mit Feldstecher nichts. Auch im Funknetz in der Früh wird unsere Theorie bestätigt, dass es sich um chinesische Fischerflotten handelt, was und wie auch immer sie fischen, fern halten damit man sich nicht an so einem Netz oder Angel verfängt, leichter gesagt als getan, da muss das Glück schon auch mitmischen damit alles gut geht.

Um 9 Uhr sind wir endlich an dem Spuk vorbei, keine Signale mehr am Schirm und auch seit geraumer Zeit keine Bojen mehr gesichtet, der neue Tag beginnt. Nach einigen Stunden durchpflügen wir neuerlich ein Feld aus Signalen, passieren winzige Bojen mitten im großen Ozean, bis Abend kehrt wieder Ruhe ein und über Nacht gehört der Ozean wieder uns alleine. Kein Licht, keine Signale und kleine Bojen sieht man nicht, falls welche da waren, wir haben trotzdem aufmerksam Ausschau gehalten.

Es geht voran, zum Glück recht gemütlich, denn das Ziel kommt uns nur schwerfällig näher. Der direkte Weg sagt jetzt kaum noch was aus, wir hätten keine 300nm mehr (drei Tage), aber wir müssen erst mal noch ca 150 Meilen mit unseren 20-30 Grad gegen Norden um dann nochmals fast 300 zurück zu segeln. Das sind dann fünf Tage oder so. Auch der Dienstag ist sonnig und warm, hier mitten im Nichts, auf den Society Islands hat es stärkeren Wind und Regen und auf den Tuamotus ist es auch eher bewölkt, na da freuen wir uns mal hier in beständigen Auf und Ab durch die Zeit zu pflügen. Und die Zeit vergeht, neues Brot muss gebacken werden, da geht ein Bananenkuchen auch gleich mit, denn seit gestern sind rasch reifende Bananen wieder unsere Hauptmahlzeit. Trotz aller Tricks, sie an unterschiedlichen Stellen zu lagern (schattig, sonnig, im Kühlschrank,…) werden sie über Nacht, im Schutz der Dunkelheit gelb und reif. Eigentlich wollten wir auf den Tuamotus welche verschenken, die fallen uns jetzt auch noch alle zu und wir kennen es von früher, wenn Äpfel oder Weintrauben reif waren, hätte man viel für eine Banane als Abwechslung gegeben. Jetzt ist es genau umgekehrt.

Mittwoch, wieder so gegen 10 Uhr vormittags ein Biss, man scheint es irgendwie zu spüren, denn ich bin gerade in diesem Moment von unten rauf gekommen als der Gummi, der der Angelschnur die Dämpfung gibt sich maximal spannt. Robert, ein Fisch, diesmal wollen wir mitfilmen, funktioniert nicht ganz so toll, weil gerade der Akku ausgeht, aber einen Sprung, der großen Dorade hab ich noch drauf bekommen. Doraden springen und kämpfen, bis zuletzt, es ist schwierig sie aus dem Wasser an Bord zu bekommen, mit dem Gaff schaffen wir es und verfrachten sie in unsere Wanne. Alkohol, Gehirnstich und Kehlschnitt und dann beginnt sie wie wild um sich zu schlagen und versaut uns gehörig das Teak und einige Leinen, welche wir vor dem Blutbad schützen wollten. Mit 1.3 m und 13 Kilogramm ist sie auch etwas zu groß für die Wanne, ein Prachtstück, wir bewundern sie, ich putze mal das Gröbste gleich weg und Robert bereitet sich auf seinen Job zum Filetieren vor. Zum Glück ist die Fischverarbeitung schon recht gut voran geschritten bevor der Wind wieder zulegt, wir erneut reffen und trotzdem wie auf einem Rodeoritt über die Wellen schießen. Rund um uns bauen sich ständig Regenwolken auf, der Wind ist böig, aber wir bleiben von Regen verschont, obwohl eine Süßwasserdusche uns und dem Schiff schon ziemlich Not täte. Bei diesen Bedingungen fällt das Nachtmahl wieder aus, wir essen ein bisschen vom frischen Cevice, ein paar Cracker und Bananen. Robert ist die ganze Nacht schlecht und er entleert sich, danach kann er zum Glück schlafen und mit dem neuen Sonnenaufgang ist er wieder fit.

Luftlinie haben wir jetzt 200nm zu unserem Ziel, man sieht es natürlich noch nicht, wir sind alleine im immer noch auf gewühltem Meer, aber der Wind hat nachgelassen und wir gleiten schon deutlich angenehmer dahin.

Die nächsten Tage bescheren uns Leichtwindsegeln und weil die Welle nachlässt wird es immer gemütlicher. Manchmal könnte man glauben man steht, so wenig Schiffsbewegung spürt man. Wir segeln jetzt schon einige Zeit am Steuerbordbug, der Wind kommt etwas aus Nordost und wir halten einige Stunden sogar ganz gut Richtung Hiva Oa. Den Rest der Zeit segeln wir jetzt zur Abwechslung südlich an unseren angepeilten Inseln vorbei, echt frustrierend. In der Nacht auf Samstag lässt der Wind, wie vorhergesagt, endgültig aus, wir treiben noch eine Zeit mit 1,5-2 Knoten dahin, starten dann in den Morgenstunden den Motor um nicht ganz in die falsche Richtung zu treiben. Wir haben auch so schon das Gefühl die Strecke mindestens doppelt zu segeln, dass muss man nicht noch verschlimmern. Irgendetwas klingt komisch, der Propeller ist wahrscheinlich ziemlich zugewachsen und wir veranstalten jetzt ein Ringelspiel für all die Entenmuscheln die sich dort festgesetzt haben. Wir sind schließlich schon 11 Tage unterwegs, Zeit genug für die Besiedlungsoffensive der ungebetenen Gäste.

Wir sind bei fast Neumond gestartet, jetzt leuchtet er schon fast voll vom Himmel und heute Nacht hat sich der Mond mit einem blutroten Untergang verabschiedet. Ca. eine Stunde später taucht am östlichen Horizont, hinter einer Wolke die Sonne auf, ein schönes Schauspiel. Intensive Sonnenstrahlen kämpfen sich aus der dunklen Wolke, fast wie die Bilder vom heiligen Geist in den Kirchen, dann regnet es dort und wenig später löst sich alles auf. Ein neuer sonniger Tag beginnt, die Schleppangeln sind draußen, das Brot fast fertig und wir segeln erneut, 2,5 Knoten die Richtung gar nicht so schlecht, wir haben noch 100 Meilen vor uns.

 

Der Wind ist sogar wieder recht resch geworden, geht gerade noch ohne Reffen nur leider so östlich, dass wir den ganzen Tag keine Meter in die richtige Richtung gut machen. Am Nachmittag haben wir dann 80 nm nach Ua Pou und 110 nach Hiva Oa, der Wind lässt jetzt nach, wir müssen wieder den Motor nehmen, mit 2 Knoten würden wir noch Tage an den Inseln vorbei segeln und nur unmerklich näher kommen. Es reicht uns, wir wollen einfach nur mehr ankommen, mal wieder durch schlafen und Landausflüge machen. Über Nacht läuft der Motor, dann geht es noch ein paar Stunden unter Segel und zuletzt motoren wir an der felsigen Westküste von Ua Pou entlang in die Hakahetau Bucht. Die graue Wolkenhaube, die über der Insel steht, löst sich rasch wieder auf, kein Regen, dafür bläst es aber für windstill erstaunlich stark. Egal, wir ankern auf 12 Meter vor einer atemberaubenden Kulisse, der Schwell ist erträglich und wir sind vorerst ohnehin nur müde und genießen die Ruhe hier. Wir sind das einzige Schiff in der Bucht, der kleine Ort ist, im dichten Grün kaum zu sehen, dafür prangt eine große Betonmole zwischen den Felsen ins Meer. Dort legt alle paar Wochen mal das Versorgungsschiff an, sonst ist hier nicht recht viel los. Schöne Wanderungen ins Tal, zu den Bergen, Wasserfällen und eine Straße in den Hauptort, Hakehau an der Nordküste. Morgen wird die erste Herausforderung die Landung mit dem Dingi sein, davon aber im nächsten Bericht.