Deja-vu

Eindrücke, jeden Tag neue und doch viel Bekanntes, deja-vu. Griechenland ist wirklich sehr vielfältig, nicht nur die Inseln, die Landschaft, die Küste, die ja für uns besonders wichtig ist, jede etwas anders und doch wieder ähnlich, auch die Menschen die man trifft, Situationen die sich ergeben. Da gibt es so viel zu berichten, dass man gar nicht weiß wo und wie man anfangen soll. Am auffälligsten ist, dass alle Ionischen Inseln sehr britisch sind. Scheint einerseits der britische Einfluß aus der Geschichte zu sein, die waren da nämlich auch, aber da waren im Laufe der Geschichte so ziemlich alle Völker und Nationen die sich ständig was unter den Nagel gerissen haben, dass alleine ist es sicher nicht. Hier gibt es ganz viele britische Touristen, an Land und auch als Segler. Jedes zweite Schiff hat eine britische Flagge, scheint für die Briten so wie für uns Lignano oder Kroatien zu sein. In den Geschäften dann auch die typischen britischen Wabbelpuddings, Würstchen und weiches Brot usw. Die Preise haben sich auch an den britischen Tourismus angepasst, für uns eher teuer, für Briten immer noch günstig. Was aber von besonderem Vorteil ist, hier sprechen alle sehr gut englisch, in jedem Geschäft, am Hafen, auch im Landesinneren, einfach überall, so klein und entlegen kann das Dorf gar nicht sein. Typisch griechisch sind die Ionischen Inseln eigentlich nicht, zumindest was unsere Klischees betrifft. Es gibt keine weißen Häuser und auch kaum Ortschaften mit engen Gassen, Plätzen, Windmühlen und so weiter. Windmühlen hat es schon gegeben, aber nur noch die steinernen Türme, die Windräder sind schon entsorgt. Die Häuser sind eher so wie bei uns am Land, schöne große Häuser in gepflegten Gärten, oft ein eigener Gemüsegarten nebenbei und üppige Bougainvillea, Oliander, Trompetenblumen und vieles mehr. Der Anblick der schönen Farben und riesigen Pflanzen fesselt den Blick immer wieder und ich kann's mir nicht verkneifen auch immer wieder am Fotoapparat herumzudrücken. So hab ich schon eine ganze Sammlung schöner Häuser mit tollen Blumen und Straßenzüge, die vor allem durch das Farbenspiel der Fassaden, bunte Türen und Fensterläden und eben den Pflanzen, die mit besonderen Farbtupfern das Ambiente vervollständigen, begeistern.

Robert meint dann immer, schau dass ist was für deine Sammlung Eingangstore und schöne Häuser. Einige der Bilder schaffen es dann auf die Homepage, ich möchte ja auch alle anderen Blumenfreunde an diesen außergewöhnlich schönen Orten teilhaben lassen. Irgendwie kann man seine Herkunft ja doch nicht verbergen, wir sind als Kinder mit Pflanzen aller Art begeistert worden. Die Orte ziehen sich meist an einer Hauptstraße entlang, wenige Seitengassen, irgendwo dann eine Kirche mit Kirchturm nebenbei und Friedhof rundherum. An der Straße oder an einer Kreuzung ein Café oder eine Taverne, ein Mini Market, ein Bäcker und was uns sehr erstaunt, sehr viele Fleischereien. Die sind alle sehr gepflegt und haben gute Qualität und dazu noch recht günstig. Dafür gibt es wieder Erwarten wenig Obst und Gemüse und das eher teuer aus dem Kühlregal. Das hat den Nachteil, dass es außerhalb dieser klimatischen Bedingungen, eben bei uns an Bord, rasch verfällt und man dem Verderb entgegen ißt. Deswegen kaufen wir immer ganz wenig ein und verarbeiten es rasch. So haben wir derzeit zwei Nektarinen, die auf Joghurt und Honig warten, eine Gurke, drei Tomaten und so weiter. In Zakynthos gibt es einen Markt am Ende des Hafens, ich sehr erfreut radle heute Früh dort hin und erlebe nur versperrte Buden. Der Markt ist nur drei Tage die Woche offen, Freitag eben nicht. Wollte eh nur schauen. Samstag dann doch ein größerer Einkauf wirklich guten Gemüses vom Markt, man muss Gelegenheiten eben nutzen.

Gemüse und vor allem Melonen kauft am besten von fahrenden Händlern, die direkt vom LKW weg ihre Waren feilbieten. Da kann man auch ein bisschen mehr nehmen, weil es sich deutlich besser hält und weil die Händler ohnehin eher großzügig ins Sackerl klauben. Diese fahrenden Verkäufer sind einer der Eigenarten die uns sehr an China erinnern, dort spielt sich auch viel auf der Straße ab und viel wird so unter der Hand verkauft. Die Autos fahren auch mit Lautsprechern durch die Gassen und Orte und kündigen sich so schon von weitem an. Wir verstehen sie zwar nicht, aber auch wir wissen, dass jetzt wieder wer kommt und es etwas zu kaufen gibt. Auf Korfu sind wir so hinter einem Lebendhuhnverkäufer hergefahren, in jedem Dorf ist er einige Hendln losgeworden. Hühner gibt es wirklich in vielen Gärten und ich glaub dass wir jeden Tag in der Früh von einem Hahn geweckt worden sind. Da sind die Hühner noch glücklich, bis sie dann doch auch beim Fleischer ihr Ende finden. Und was die Autos und LKWs betrifft, so dürfte von denen bei uns kein einziger fahren, so kaputt sind die schon. Sie passen aber hier zum Verkehr, der auch eher chaotisch ist. Jeder fährt drauf los, gebremst wird ungern, auch nicht für Fußgänger, so wie in China. Das nicht verstehen der Sprache und auch das nicht lesen können der Schrift sind wir auch von China gewohnt. Man schaut sich mit der Zeit ein, lernt einige Worte, aber von verstehen weit entfernt.

Die Ionischen Inseln sind sehr grün und fruchtbar. Im Prinzip gibt es auf allen Inseln Oliven, Wein, Zitronen, Feigen und sonst einiges aber nicht in so großer Menge. Zakynthos hat im Süden große Olivenhaine und Wein, sehr gepflegt und wie scheint auch sehr ergiebig. Wir haben auch ein Olivenmuseum besucht und so einen guten Überblick über frühere und jetzige Pressvorgänge bekommen. Im Prinzip arbeitet die Olivenpresse hier so wie bei uns die Öhlmühlen oder die Obstpressen. Die Bauern bringen die Oliven in Säcken und bekommen anschließend die daraus entstandene Menge Öl minus 10% die sie für die Mühle zahlen. Wirklich gutes kaltgepresstes Olivenöl in Kanistern, da hält sich's angeblich am besten. Da wir mit dem Fahrrad unterwegs waren, konnten wir uns leider nicht eindecken.

Hier in Zakynthos haben wir das erste mal einen größeren relativ ebenen Flecken Land erlebt, die meisten Inseln sind doch viel steiler und da läßt sich halt nicht so einfach viel rausholen. Und für uns mit dem Fahrrad ist es natürlich ideal, wenn es nicht so endlos und steil bergauf geht. Die zweite Insel, die mir als eher flacher in Erinnerung ist, war Meganision, die Insel die ausschaut wie ein Rohrschachklecks, so steht es zumindest im Hafenhandbuch und ich als Psychologin merk mir das natürlich und hab so meine Fantasien. Auf jeden Fall haben flachere Inseln weit mehr große Buchten mit Sandstränden an denen man gut ankern kann, sehr sympathisch. Auf Zakynthos ist der Süden ja besonders, weil auch Naturschutzreservat wegen der Schildkröten die hier ihre Eier ablegen. Wenn man am Strand von Lagana war kann man sich das schwer vorstellen. Der Ort ist, seit wir in Griechenland sind, der absolut touristischste. Erinnert ein bisschen an Las Vegas, in Klein halt, aber unheimlich viel Leuchtreklamen, Bars, Clubs usw., untypisch für hier, aber eben auch Griechenland. Die Schildkröten legen ihre Eier neben dem Touristenstränden an langen Sandstränden mit großzügiger Dünenlandschaft dahinter ab. Dort hat man nur beschränkt Zugang und ein Nationalparkwächter hütet so zu sagen die Eier der Schildkröten. Diese große südliche Bucht von Zakynthos ist wirklich ganz anders als alle bisherigen von uns besuchten Inseln, eine interessante Mischung und obwohl wir etwas nahe an der lokalen Disko geankert haben, erträglich laut. Übrigens auch eines der schönsten Tauchreviere in der Adria, laut Beschreibung, viele unterschiedliche Tauchmöglichkeiten auf kleinem Raum, gut mit dem Tauchboot zu erreichen, ideal für gemütliche Taucher. Vielleicht werden wir auch noch zu Tauchern, interessant klingt es schon was sich so unter uns abspielt. Hier gibt es auch viele antike versunkene Schiffwracks, Geschichte unter Wasser, ein neuer Aspekt. Es gibt aber auch sonst noch einiges was uns so auffällt und uns an andere Reisen und frühere Erlebnisse erinnert.

Die Art der Menschen erinnert uns auch an Asien, im speziellen an China. Sehr gelassen, immer freundlich und immer interessiert am Kontakt mit dem Fremden. "Woher kommen sie?", viele haben dann eine Verbindung zu Österreich auf Lager oder tun zumindestens so, als wenn sie wüssten woher wir sind. Ein alter Mann in einem kleinen Supermarkt zum Beispiel hat uns gleich die Ennstaler Haltbarmilch im Regal gezeigt und gemeint, die vertreibt er schon seit 40 Jahren, sehr gute Milch meinte er! Macht uns dann schon ein bisschen stolz. Und auch die Orte haben oft so einen chinesischen Touch. Alles ein bisschen zusammengestoppelt, schön neben verfallen, halb fertig, nur oben ausgebaut und unten Rohbau und viel mit Blech verschalt. Viele Geschäfte, von denen man sich nicht vorstellen kann, dass sie eine Familie ernähren und lange Öffnungszeiten, die sicher mit keinem Arbeitszeitgesetz zusammen passen. Das Leben spielt sich eben im Lokal, im Geschäft oder auf der Straße ab, man hat aber den Eindruck, dass die Menschen zufrieden sind, vielleicht zufriedener als in unserer sehr geregelten Welt. Und zuletzt haben wir eine Tanzaufführung in Efimia gesehen, griechische Tänze zu einer Musik, die sehr orientalisch angemutet hat. Dieser leicht jammernde und atonale Gesang war für uns nicht typisch griechisch. Wir haben seither auch andere griechische Musik gehört, die schon eher unserem Klischee von hier entspricht, aber auch da gibt es eine große Bandbreite, eben auch die orientalische Variante, zu der auch griechisch getanzt wird.

Besonders wertvoll ist, dass man sich hier sehr frei bewegen kann und nur in den Zentren da und dort dem Touristennepp nicht entkommt, sonst ist man ein willkommener Gast, ohne dass man gleich für alles zahlen muss. Morgen werden wir die Ionischen Inseln verlassen, zurück zum Festland segeln und am Festland entlang Richtung Peloponnes. Dort erwartet uns wieder ein anderes Griechenland, zumindest was man so aus den Büchern rauslesen kann. Sind schon sehr neugierig, denn diese Vielfältigkeit, die vielen Eindrücke, die auch alte Erinnerungen wach rütteln, beschäftigen uns sehr.

Immer wieder Neues, immer wieder Überraschungen, auf zu neuen Ufern, hoffentlich passt morgen der Wind für die Überfahrt, angesagt sind 4 Beaufort, das entspricht 15 Knoten, damit wäre uns sehr gedient.

Jetzt ist eine gute Gelegenheit auf die vier Wochen Ionische Inseln zurückzublicken, wir haben uns fast alle Inseln angeschaut und alle in ihrer Art genossen. Das Wetter war uns gut gesinnt, sodass wir nur zweimal unsere Ziele dem Wind anpassen mussten. Hat sich im Nachhinein aber eh als Vorteil entpuppt, jedenfalls in unserem Gefühl. Vielleicht ist das auch eine Gabe das Leben positiv zu erleben und mit dem was man hat glücklich zu sein. Gestern Abend haben wir uns gefragt "und wo war es am schönsten?" Wir sind uns einig, dass wir es nicht sagen können, es hat uns auf allen Inseln gut gefallen und jede hat ihren Reiz. Aber es hat auch gut gepasst nach ein paar intensiven Tagen mit Landausflügen wieder weiter zu segeln, einen Badetag einzulegen und sich neu überraschen zu lassen. Enttäuscht wurden wir nie, wir haben uns aber auch von keiner Insel konkrete Vorstellungen gemacht, und so wollen wir es auch weiterhin halten, offen für neue Überraschungen und was uns so bekannt oder auch fremd vorkommt einfach nehmen, so wie es ist.