Kykladen

Drei Monate Griechenland, Ionische Inseln, Peloponnes, Saronischer Golf und jetzt Kykladen. Viele Eindrücke, wie unterschiedlich die verschiedenen Ecken von Griechenland sind, hier sind wir aber da, wo Griechenland so ausschaut wie auf den Ansichtskarten oder Reiseprospekten. Die weißen Häuser mit den meist blauen Fenstern und Türen, alle Stiegen und auch die Straßen großflächig weiß gestrichen. Dazwischen graue Steine, manchmal auch andere Farben, aber immer gut zusammen passend. Alles mit vielen kleinen netten Details dekoriert, die wenigen Pflanzen blühen meist üppig, das Basilikum wächst in dekorativen großen Büschen, da wirken unsere paar verhungerten Blatterln richtig mickrig. Gestern hat unser Basilikum an Bord wahrscheinlich aus Scham die letzten Blätter abgeworfen. Der Rosmarin hält sich noch tapfer, bekommt aber auch nicht diese Fülle, an der man hier so vorbeiläuft. Es ist so schön hier, dass man sich gar nicht satt sehen kann, ein perfektes Ambiente und auch Mykonos hat trotz Jetset seinen Reiz.

In Lavrion haben wir meine Schwester mit Schwager an Bord genommen und unseren Törn begonnen. Kea, Kythira, Syros, Mykonos mit Dilos und Paros sind sich in dieser einen Woche ausgegangen, ein dichtes Programm, der Wind hat uns zum Glück auch keinen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir hatten zwar die drei Tage Meltemi, mit Winden bis zu 35 Knoten, den wir aber gleich für die etwas längeren Überfahrten nutzen konnten. Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,5 Knoten ergibt ein gutes Etmal, bis Mykonos sind wir im dritten Reff gerauscht, in der Marina hat es dann nicht so geklappt. Zuerst eine funktionslose Muring am Boden mit dem Anker gefangen, dann nochmals das selbe Manöver, rückwärts Richtung Steg, der Anker hält nicht, diesmal haben wir den Anker vom Boot gegenüber eingefädelt, das ist noch unangenehmer, weil nicht nur wir kämpfen sondern ein zweites Boot ein neues Manöver fahren muss. Wir konnten uns nur noch längsseits an den Molenkopf retten und weil so viel Wind war und wir dort gar nicht so schlecht gelegen sind, haben wir zusätzliche Springs ausgebracht, gut abgefendert und sind dort geblieben. Robert nüchtern, heute haben wir das Hafenkino gegeben, noch eine Vorstellung geben wir hier nicht. Mykonos Marina ist, wie fast alle griechischen Marinas oder Häfen, nicht fertig, daher auch die fehlenden oder inzwischen kaputten Moorings, keine Toilettanlagen, kein Strom. An der Außenmole legen Fähren und Kreuzfahrtschiffe an, im inneren Hafen die kleineren Boote. Nach Mykonos fährt stündlich ein Wassertaxi um € 2,- damit muss man sich nicht mit anderen Touristen um Taxis wetteifern oder auf der Bundesstraße zu Fuß gehen. Die Distanz wäre nicht das Problem, aber die Autos, Mofas und Squards fahren auf der engen Küstenstraße so knapp, dass man nicht weiß wo hin ausweichen. Im Ort selbst kein Verkehr, weil die Straßen eng sind, viele Stufen und wo irgendwie geht, stehen Tische von Lokalen, dazwischen ein Geschäft neben dem anderen, noble Boutiquen, Juweliere usw., hier kaufen die Reichen ein. Klein Venedig muss man natürlich auch gesehen haben, dass sind Häuser, die ganz am Meer stehen. Die Tische der Lokale wurden daher bei den doch recht hohen Wellen immer wieder überspült, alle zogen es vor etwas weiter hinten zu sitzen und das Schauspiel der Wellen vom trockenen Platz aus zu genießen. Da wir am Nachmittag angekommen sind, haben wir gleich einen schönen langen Abend im Ort verbracht. Die Menschenmassen verteilen sich erstaunlich gut, oder es war für Mykonos eh schon die Nachsaison im September. Auf jeden Fall konnte man stehen bleiben wo man wollte, fotografieren und Platz in Lokalen bekam man auch. Die Gassen sind so verwinkelt, dazwischen kleine Plätze mit und ohne Kirchen, man verliert rasch die Orientierung und sieht auch immer wieder Touristen, die verzweifelt ihr Zimmer suchen und wenn sie dann den Namen des Vermieters vergessen haben wird es schwierig. Am Freitag dann der Ausflug nach Dilos, der vorgelagerten Insel mit den antiken Ausgrabungen. Mit dem eigenen Boot darf man dort nicht anlegen, sodass wir, wie alle anderen, mit der Fähre rübergefahren sind. Drei Stunden, natürlich über Mittag, wir haben gerade die elf Uhr Fähre geschafft. Die Wege zwischen den Häuserresten, Tempel, Markthallen, Gymnasium und was sonst noch alles freigelegt wurde sind weitläufig, bis auf den Berg haben wir uns alles anschauen können. Dilos, eine Ausgrabung die sich lohnt, da gibt es wirklich viel zu sehen. Danach nochmals ausgiebig das bunte Treiben von Mykonos und natürlich die Windmühlen, die ja auch jeder vom Foto kennt und zuletzt rauf in die Chora, das alte Zentrum der Insel. Begabt wie wir sind haben wir rasch den richtigen Bus erwischt, der Busfahrer hat uns auch vor dem Ort aussteigen lassen, sonst wären wir in einer der Hotel- und Badebuchten gelandet, unfreiwillige Inselrundfahrt. Da stehen wir am Rand der Straße, rund herum mehr oder weniger weiße Häuser, meist einzeln oder in kleinen Gruppen zusammengefasst über die ganze Hochebene verteilt, wo ist der Ortskern mit den netten Gassen? Gibt es hier nicht, nur einen Dorfplatz eingesäumt von Lokalen, die natürlich alle ihre Spezialitäten anpreisen und somit die Auswahl schwer fällt. Nach einem guten Essen wieder zur Straße und mit dem Bus runter zum Meer, dann noch rasch durch den Ort zum Hafen und mit dem Wassertaxi zurück in unser Zuhause, dem Boot. Es steht noch da, hat den starken Wind gut ausgehalten, es scheint uns auch niemand reingefahren zu sein, gut so, Erleichterung, wirklich müde noch ein Ouzo zum Abschluss und dann brechen alle weg.

Mykonos hat das Potential anderes, was aber fast schöner und ursprünglicher ist in den Schatten zu stellen. Unsere Inselaufenthalte davor können mit Mykonos leicht mithalten. Da war zuerst Kea, ein kleiner Hafen Vourkarion und eine Chora, Hauptort am Berg, der klein aber fein ist. Von dort aus eine kurze Wanderung auf altem befestigtem Weg zu einem Löwen. Aus dem Stein gehauen, liegt er seit tausenden Jahren majestätisch in der Landschaft. Der Weg führt noch weiter bis zu einem alten Markt- und Versammlungsplatz an dem es frisches Wasser aus den Bergen gibt, gemauerte Tränken für Tiere und eingemauerte Ringe zur Befestigung der Selbigen in Parkposition. Jetzt war nur ein einziger Esel da, an den Baum gebunden, den wenigen Schatten nutzend und ein Grieche der sich einen Tank mit Wasser füllte, sonst ein einsamer Ort in den Bergen.

Kythnos hat ebenfalls die Chora auf der Hochebene, an der Küste einen neuen Ort mit Fähranleger, eher unattraktiv laut Hafenhandbuch und einen alten Hafen- und Kurort, Loutron, den wir auch anpeilen. Von dort aus wieder mit dem Taxi rauf auf den Berg, Autobusse fahren hier, wenn überhaupt für die Schulkinder, Auskunft über Fahrpläne bekommt man nicht oder zumindest nicht brauchbar. Wir haben auch den ganzen Tag keinen Bus gesehen, mit dem Taxi geht es aber eh problemlos und auch recht günstig. Die Kuranstalt, die angeblich noch in Betrieb ist, schaut schon recht geschlossen, fast verfallen aus. In der Ecke der Bucht gibt es aber einen Kanal mit dem heißen eisenhaltigen Quellwasser und ein kleines mit Steinen gelegtes Becken in dem man im über 30 Grad warmen Thermalwasser sitzen kann, ist eher was für kühle Herbsttage, wir suchen noch die Abkühlung im Meer.

Zur Insel Syros sind es auch etwas über 30 Meilen, wir segeln früh los und kommen noch bei fast leerer Hafenmole an. Ermoupolis ist eine größere Stadt, die größte der Kykladen, ein großer Hafen, ein venezianisches, großzügig angelegtes Geschäftsviertel und Kulturzentrum hinter dem Hafen. Ansteigend Richtung der zwei auffälligen Berggipfel die Wohnviertel und direkt unter den beiden Kirchen die Altstadtviertel mit engen gewundenen Gassen, die hier fast ausschließlich endlose Treppen sind. Ein Hügel ist katholisch, der andere orthodox, durch die Kirchen weit sichtbar gut zu erkennen. Besichtigungen aller Art sind hier auf den Inseln nicht unanstrengend, da legt man schon einige Kilometer und Höhenmeter auf steinigen Wegen zurück, trotz Wind immer gut durchgeschwitzt, da sind Badestopps zwischen den Hafentagen ein Muss.

Die Woche verging wirklich rasch, zu rasch, zuletzt noch Paros vom Hafen in Naousa aus, auch hier haben wir einen guten und sicheren Platz erwischt. Mit dem Leihauto ist auch Paros leicht in einem Tag zu umrunden, im Süden ein Badestop auf den Touristenstränden, im Landesinneren dann Lefkes mit seiner riesen Kathedrale, die gar nicht zu dem kleinen Ort und der einsamen Gegend passt. Von Paroikia, dem Fährhafen, geht dann montags die Fähre nach Santorin weg, Andrea und Harry verlassen uns, wir wieder allein an Bord lassen die Woche hier noch ausklingen und planen die weitere Route. Die Wettervorhersagen legen uns nahe die Kykladen noch vor dem nächsten Wochenende zu verlassen, der nächste Meltemi soll sehr unangenehm bis gefährlich werden.