Zwischenstopp

Ancona ist am frühen Abend erreicht. Die Nacht werden wir auf jeden Fall hier bleiben, am besten vor Anker, so wie wir es gewohnt sind. Vor der Marina ist eine große freie Fläche fürs Ankern ausgewiesen, guter Sandgrund, gerade mal dreieinhalb Meter tief. Im Internet recherchiere ich was es zu Ancona zu wissen gibt, Hauptstadt von Marche eine hügelige Region, etwas südlich von hier wächst der Montepulcano, hab ich schon oft beim Italiener getrunken, jetzt weiß ich auch wo der herkommt. Ancona hat eine sehenswerte Altstadt, also beschließen wir am nächsten Tag Ancona zu besichtigen. Eine weitere Herausforderung. Um an Land zu gehen müssen wir zumindest für einige Stunden im Hafen anlegen. Am Funk in der Früh erfahren wir vom Hafenmeister, dass man als privates Schiff nur in der Marina anlegen darf, dort sind sie freundlich, weisen uns einen Platz zu und knöpfen uns im Büro gleich mal 63,44 Euro ab. Tagesliegen ist nicht eingeplant, man verrechnet auf jeden Fall eine Nacht, Papiere und Pässe werden kopiert, Formulare ausgefüllt, alles hat seine Bürokratie - Italien hat auch genug davon, unser bisheriger Eindruck.

Die Kosten und die Prozedur erinnern uns an kroatische Marinas, genau so wie wir es eigentlich nicht brauchen und wollen. Na ja aber die Stadt zu besichtigen ist es uns wert, wir werden halt die Annehmlichkeiten der Marina nutzen dann zahlt es sich aus. Das stellt sich dann aber als nicht so einfach heraus. In der Dusche geht während der Haarwäsche das Wasser aus, mit den letzten Tropfen kann ich die Aktion beenden, das wifi scheint nicht zu funktionieren, oder sie wollen uns den Code einfach nicht geben, der Stromanschluss passt nicht, hier haben sie irgendwelche Spezialstecker, bei denen alle Adapter die wir an Bord haben nichts taugen. Aber so wie es aussieht muss man den Strom noch extra zahlen, ist halt eine 5 Stern Nobelmarina. Da bekommt man ein Gefühl dafür wie es reichen Leuten geht wenn sie unter sich sind und für wenig Leistung viel zahlen. Wahrscheinlich fällt es ihnen gar nicht auf, sind sie ja selten in einer anderen Welt in der die Dinge ohne großen Aufwand und Kosten funktionieren.

Nach Ancona empfiehlt uns die Dame an der Rezeption per Taxi oder zu Fuß zu gehen, sie meint es sind 3 km ins Zentrum. Wir entschließen uns für unsere Fahrräder, die wir für unsere Landausflüge an Bord haben. Die Marina liegt neben den Bahngleisen und dem Autozubringer, also nicht einladend für einen Dreikilometerhatscher. Per Rad ist der Hafen und die Stadt schnell erreicht, wir erkunden nicht nur die Altstadt sondern auch die zwei Hügel auf denen die Cattedrale di s. Ciriaco und die Cittadella stehen, beides geschlossen, aber der Ausblick von da oben ist sehr schön. In der Altstadt im Cafe Roma können wir über wifi uns im Internet rumtreiben, wie die Jungend, sind wir auch schon abhängig von der Technik?

Zurück in der Marina, ein letzter Versuch am Abend auch hier wifi zu bekommen - ich würde noch gerne über die nächsten Städte recherchieren damit wir unsere nächsten Stops planen können. Hier im Süden von Italien gibt es deutlich mehr Ortschaften, die Küste ist nicht mehr so flach, Ankern wird aber trotzdem selten möglich sein. Wir haben bis jetzt etwa die halbe Strecke bis zu unserem südlichsten Punkt in Italien, dann geht's direkt rüber nach Korfu. Mal sehn ob wir dafür eine Woche oder mehr brauchen. Bisher sind wir auf jeden Fall keine Meilenfresser, keine Hetzer, gemütliche Globetrotter würd ich sagen.