Grenada - Martinique
Ingrid und Heinz checken mit uns am 23.12. noch die letzten Einkäufe und einmal Wäsche waschen, erste Versuche mit dem Stand-Up Bord gehen sich auch noch aus, dann wird es rasch Abend und wie immer rauscht noch ein heftiger Regenschauer durch. Das Wetter bleibt auch so, einmal schöpfen wir 60 Liter Regenwasser aus unserem Beiboot in Kanister, willkommenes Süßwasser fürs Schiff. So viel Regen und mit den Squalls auch stark auffrischender Wind bleibt eine Herausforderung für die nächsten Tage. Wir starten am 24.12. trotzdem mal Richtung Carriacou, 30 sm oder mehr, wie wir wissen. Bei bis zu 30 Knoten Wind stark gerefft gegen hohe Welle erreichen wir zum Heiligabend gerade mal Ronde Island, eine fast unbewohnte Insel auf halber Strecke mit einer Bucht in der man so recht und schlecht geschützt ankern kann. Für unsere Weihnachtsfeier ein fast idealer Ort, wir sind mit einem anderen Kat alleine, sehr idyllisch, die Welle und das Schaukeln sind gut auszuhalten, wir genießen das Abendessen bei Kerzenschein, kleinem Magic Christbaum und Weihnachtsmusik aus der Konserve. Der kleine Kartonchristbaum ist mit einer Zierkette und Glitzer ausgestattet und dann sind da noch die magischen Stäbchen die man laut Anleitung in den Stamm des Baumes stecken soll um ihn wachsen zu lassen. Wir haben ihn nicht vermessen, aber recht viel größer ist er nicht geworden, keine Gefahr dass er beim Dach rauswächst. Er ist so praktisch klein und unser einziger Hinweis auf Weihnachten, sodass er noch eine Weile mitfahren darf.
Am 25.12. geht's dann weiter und wir erreichen, nach einem weiteren anstrengenden Segeltag Sandy Island, stehen wieder mal in der Strömung und mit pfeifendem Wind an der Boje. Die Nächte sind
damit ziemlich unruhig und durchwachsen, denn abgesehen von den Geräuschen, die einem immer wieder zum Nachschauen animieren, regnet es häufig und heftig, Fenster zu, Fenster auf, denn warm,
schwül bis heiß ist es immer und der Luftzug durch das geöffnete Fenster ist fast ein Muss.
Trotzdem hier ist es wunderschön und wir müssen Schnorcheln gehen, legen es sehr geschickt an indem wir mal zur Insel hinschwimmen, dann rauf marschieren um mit der Strömung dem Riff entlang
wieder zurück zum Schiff zu kommen. Wir sehen Rochen, Schildkröten und ich erstmals Calamari, ein ganzer Schwarm, so wie wir sie immer gefüllt essen, schön dass sie hier ungestört rum
schwimmen können und kein Ende in der Pfanne fürchten müssen. Hier ist Naturschutzgebiet und absolutes Fangverbot, nur Schauen und die Natur bewundern. Sogar Heinz und Ingrid sind von der
Unterwasserwelt begeistert, haben als Taucher schon viel gesehen, hier kann es mithalten, für uns ist es ohnehin was Neues und Besonders. Wir schaffen es auch täglich mindestens einmal ausgiebig
zu schnorcheln, so soll Urlaub sein.
Mit dem vorwärts kommen ist es etwas schwierig, Union Island wäre auch nur mit Mühe zu erreichen, also nehmen wir lieber den Anleger auf Petit Martinique und ankern vor Petit St. Vincent, einer noblen Hotelinsel. Unser Ausflug mit dem Dingi ans Riff erweist sich als schwieriges Unterfangen, Robert und Heinz bleiben im Boot und wir kämpfen mit der Strömung. Ingrid wäre zügig an der Insel vorbei getrieben, ein zurückschwimmen fast unmöglich, dann doch besser mit Mühe zurück ins Beiboot. Trotzdem ein lohnender Ausflug, soviel Rochen sieht man nicht alle Tage.
In den Tobago Cays wimmelt es nur so von Schildkröten, diesmal sehen wir deutlich mehr als vor einer Woche, als wir mit Alex und Steffi da waren, scheint auch vom Wetter abzuhängen. Trotz starkem Wind sind hier diesmal deutlich mehr Schiffe, Weihnachtszeit, da sind auch Urlauber unterwegs und erstmals tauchen die Maxiyachten und Luxusliner auf, so wie auf den Balearen oder sonst wo in der Adria. Das Personal fährt, die Crew ist für ein paar Tage Urlaub angereist, da kommt so eine riesen Motoryacht vor Anker und zwei Stunden später ist sie wieder dahin, irgendwie komisch so ein Freizeitprogramm, denkt man sich. Die Schiffe verteilen sich aber gut, immer noch Platz genug und sehr entspannt im Wasser und auf den Inseln und das Türkis rund ums Schiff ist unbeschreiblich. Der Wind bleibt ein Hammer, hier steht man voll in Wind und Strömung, da rauscht es wie bei einer Flussfahrt und Bewegung ist auch genug im Schiff. Etwas Probleme bereiten uns die Wellen wenn wir zu viert mit dem Dingi gegen an motoren. Dass wir nass werden ist irgendwie schon normal, dass wir aber so viel Wasser schöpfen und dann eben voll sind, ist dann doch etwas zu viel. Heinz opfert sich, steigt aus und schwimmt den Rest der Strecke zurück zum Schiff, wir motoren langsam weiter, halten Schnorcheln und Flossen fest, damit die nicht davon schwimmen.
Nicht das wir einen fixen Zeitplan hätten, aber für die große Strecke brauchen wir einen nicht zu starken Ostwind, alles andere wäre mühsam und man möchte es weder ungemütlich noch gefährlich. Außerdem können wir in Bequia nur freitags oder montags ausklarieren, also dann doch besser Freitag und am Wochenende, am besten noch vor Silvester weiter. Bis Bequia geht es ausnahmsweise mal recht gemütlich, das Ausklarieren benötigt freitags natürlich etwas Zeit da einige große Crews, so mit 12-20 Pässen vor uns anstehen und jeder Pass kontrolliert und gestempelt wird. Alles erledigt bereiten wir uns für die Nachtfahrt vor, denn bis St. Lucia werden es so 80 nm sein, etwas kreuzen rechnen wir sicherheitshalber dazu und wir wollen auf jeden Fall noch bei Tageslicht ankommen, um idealerweise auch noch unsere Gasflasche nachfüllen zu können. Hinein in die fast mondlose Nacht, die Sterne und die Lichter von St. Vincent beleuchten unsere Strecke aber ausreichend, AIS läuft mit und meldet alle größeren Schiffe, die roten und grünen Lichter einiger Segler sieht man auch gut. Zweimal stehen wir kurz in der Flaute und bemühen auch den Motor um nicht rückwärts zu treiben. Die Angeln schleppen wir die gesamte Strecke nach, vielleicht hat ja auch nächtens ein Raubfisch mal Hunger und wir einen an der Angel, leider nein. Wie vermutet vergeht die Nacht rasch und es bleiben noch gute 20 nm bis zur Rodney Bay. Zuletzt wird es auch noch recht mühsam, eine riesen Regenfront spült uns kräftig ab, die Insel verschwindet im Grau, wir kreuzen langsam aber stetig in die Bucht hinein und an der Riffkante ist ein kleiner Barracuda dran, kleine Narkose, rasch von der Angel genommen und gemurkst, Angel wieder rein und gleich ein zweiter Biss. Diesmal ist ein kleiner, ca 60cm langer Hai dran, wehrt sich auch nicht arg und ist rasch mal hinten auf der Badeplattform begleitet von einer heftigen Diskussion ob wir ihn verspeisen wollen oder ob wir ihm die Freiheit schenken. Heinz bewaffnet sich mit dicken Handschuhen, hält ihn fest und entfernt den Haken, wir versuchen ihn noch zu fotografieren und schwups ist er wieder drin.
Das war`s dann für den Tag und auch für den Rest der Reise bis Martinique. Zwischen den Regenschauern erledigen wir alles in der Rodney Bay, Gas füllen, einkaufen und ein Sun Downer. Um sieben hier ist es in Österreich Mitternacht, das nutzen wir, spielen den Donauwalzer und stoßen aufs neue Jahr an, dann brechen wir alle rasch weg. Ich bekomm von Silvester gar nichts mit, Robert hört einige Schüsse, Feuerwerk hat keiner von uns gesehen und Musik war erstaunlich dezent, Silvester wird hier scheinbar recht friedlich begangen.
Das Wetter bleibt wechselhaft, auch in der Früh der fast übliche Regen, dann klart es auf, wir beschließen gleich mal nach Martinique zu segeln. Leider erreichen wir die Insel genau zu den abendlichen Squalls, bzw. einer neuerlichen massiven Regenfront, die Insel verschwindet immer wieder um dann langsam wieder aufzutauchen, leider immer wieder noch weit weg, einige Schläge an der Kreuz. Es wird dunkel, der Wind legt auf 35 Knoten zu, die Genua reißt, also das Schothorn, alle Gurtbänder durchgewetzt. Genua wegrollen, Fock anschlagen, alles bei heftiger Welle und mit der Fock weiter aufkreuzen, was leider noch mühsamer ist und letztendlich am besten mit Motorunterstützung funktioniert. Und so wird es neun bis wir endlich vor St. Anne ankern können. So haben wir uns das neue Jahr nicht vorgestellt, aber Starkwind ist halt immer eine Materialprobe und man ist dann froh wenn nicht mehr kaputt ist. Bedeutet allerdings, dass wir nach Le Marin rein müssen und unser Segel einen Aufenthalt beim Segelmacher bekommt, eine Woche, ca. 200 Euro. Damit macht es keinen Sinn weiter zu segeln, wir bleiben also hier, verlegen uns nochmals nach St. Anne um besser Baden und relaxen zu können. Das Wetter bleibt so, man nutzt die sonnigen Stunden und lässt den Regen vorüberziehen.
Und es wird besser, also weniger Regen, weniger Wind, zuletzt praktisch gar kein Wind mehr, passt perfekt zum rumstehen und Ausflüge machen. Von St. Anne aus marschieren wir wieder die Küste entlang, Bay Saline, jedes Mal wunderschön und immer wieder verändert, diesmal gibt es keine großen Krabben und auch keine Krabbenfallen. Nur ganz kleine verschwinden rasch in den Löchern wenn man sich nähert, im Winter gibt es hier also keine Krabben und wenig Gemüse und Obst, scheint, dass sie hier auch Jahreszeiten und Saison haben. Und es ist erstaunlich viel los, nicht dass man ein Gedränge verspüren würde, aber besonders die Anse de Saline mit ihren Lokalen im Hintergrund ist gut besucht. In den anderen Buchten am Weg ist nach wie vor wenig los, am FKK Strand flanieren einige besonders auffällig rum, die wären sicher zu haben. Freitags ist Livemusik in St. Anne, sie spielen lang in die Nacht hinein, wir hören dann schon vom Boot aus zu, denn der Beginn der Vorstellung war eher schleppend und unsere Geduld nicht ausreichend, bzw. hat sich ja dann auch wieder die abendliche Müdigkeit breit gemacht. Am Schiff ist es halt gemütlicher als an der Hafenmauer herumzulungern.
Samstag und Sonntag erkunden wir sie Insel mit dem Leihwagen, zuerst ganz in den Norden, der Montagne Pelee ist leider ganz in Wolken gehüllt, die sich auch immer wieder heftig ergießen, trübt etwas die Outdoor Aktivitäten, sodass die Georges de Fallaise ausfallen, Alternativprogramm ist ein Wasserfall und der Sklavenweg und die Regenwaldumgebung. Noch etwas eingeschränkter wird das Programm nach Ingrids Sturz, rechte Hand geprellt oder angeknackst, ein Röntgen in der Heimat wird es dann zeigen, jetzt wird die Pfote mal gefascht und ruhig gestellt und zum Glück gehen wir ja nicht auf den Händen, also können wir uns die Strände im Osten, die Ortschaften und Forte de France auch noch ansehen. Ingrid und Heinz steigen am Flughafen aus, Heimreise in das fast 50 Grad kältere Österreich, für uns beginnen jetzt wieder einige arbeitsreiche Tage in La Marin bevor wir wieder weiter segeln können.
Montags ist unser erster Weg in die Marina, zwei Säcke voll Wäsche, drei 7kg Maschinen voll, in der Zwischenzeit das Leihauto zurückgeben und die Marina Shops abklappern, danach zum Leader-Preis einkaufen und zurück zum Schiff. Wir erfahren im Cruiser Net, welches es hier in Martinique auch gibt, dass wir in einem neu mit Bojen gekennzeichneten Ankerverbotsgebiet stehen. Im Jänner wird man aufgefordert sich um zu ankern, ab Februar wird dann Strafe kassiert. Gleich weg oder doch noch die Nähe zur Infrastruktur nutzen bevor wir aufgefordert werden und weg müssen. Wir entscheiden uns für Zweiteres und warten mal ab. Dienstags ist es dann so weit, die Polizisten erklärt uns, dass wir hier weg müssen und genehmigen uns das bis zum Abend zu schaffen, also noch rasch alles unterbringen, was wir erledigen wollen und dann weg nach St. Anne. Manchmal sind rasch erzwungene Entscheidungen gar nicht so schlecht, wir holen uns noch das angeschlagene und preisreduzierte WC um auch diese Baustelle dicht zu bekommen und abschließen zu können. Ich bin es vor allem schon leid wenn Robert tagelang im und ums WC am Boden werkt und verständlicher Weise schlechter Laune ist. So viel Lebenszeit will ich dem „Häusel“ nicht schenken und tatsächlich dauert es jetzt nur noch eine Stunde bis alles perfekt ist. St. Anne ist für uns einer der schönsten Ankerplätze, das Wasser klar, der Ort nett und hier trifft man sich mit alten Freunden, wir genießen die Tage und ankern gut bei, nach wie vor Flaute.
Jetzt kehrt auch für uns Urlaubsstimmung ein, ein bisschen vor sich hin werken, aber den Rest des Tages genießen, rumhängen, lesen, tratschen, spazieren gehen, Stand Up paddeln,… zu Hause sind alle über den Winter mit Kälte und Schnee begeistert, ich bekomme immer wieder Bilder mit dick eingepackten Menschen, Schneemännern und Eiszapfen, Bilder die hier so unwirklich sind, Momente aus einer anderen Welt. Hier haben wir nur das Notwendigste mehr als Badekleidung an, schwitzen auch im Schatten und genießen es. Da ist es nicht ungelegen wenn es immer wieder bewölkt ist und Wind geht. An so einem Tag wandern wir mit Walter und Caroline die Halbinsel von Le Marin ab, insgesamt 4 Stunden, viele der schönen Strände entlang, am Abend gibt es dann einen perfekten Grill auf der SY Toroa. Auch mit Gunnar und Uschi treffen wir uns und genießen gemeinsam Thuna und französische Küchlein und montags einen Ausflug auf den Montagne Pelee.
Von unserer Seite ist alles gut organisiert, wir starten vom Ausgangspunkt l`Aileron knapp nach elf bei Nebel. Bergauf die hohen Stufen und über Felsen bis auf ein Plateau. Zum Glück reißt es hin und wieder auf und wir erhaschen einen Blick ins Tal, die Ost- und Westküste, zuletzt auch Richtung Norden. Manchmal sind die hellen Momente so kurz dass man die Kamera noch nicht gezückt hat und schon ist alles wieder weiß. Wir sind guter Dinge, es ist stimmungsvoll und mit Regenjacken ist Nässe und Wind gut auszuhalten. Beim Aufstieg unterbieten wir die angegebene Zeit, also geht sich die Runde um den Krater sicher auch aus, Robert dreht bevor es etwas ausgesetzt und steiler wird wieder um. Ich gehe mit Gunnar und Uschi weiter. Zwei heftige Regenschauer durchnässen uns dann doch etwas, es wird ungemütlicher und wir steigen vorsichtig bergauf und bergab über die immer rutschiger werdenden Felsen. Jetzt haben wir das Wetter, bei dem man hier besser nicht wandern geht, aber alles in allem sind hier gut ausgebaute Wanderwege, praktisch keine Chance sich zu verirren und richtig ausgesetzt ist es, soweit wir das bei dem Neben sehen auch nicht. Überall sind hohe Pflanzen, ausrutschen soll man halt nicht, aber das ist eh klar.
Nachdem das Wetter nirgends zum Verweilen eingeladen hat, sind wir nach vier Stunden wieder zurück beim Auto, trockenlegen und rasch Richtung Meer, dort ist hoffentlich noch Sonne. Leider Stau im Großraum Fort de France, bis wir endlich am Meer sind ist die Sonne weg und das angepeilte Lokal zu. Abendstimmung in einem anderen netten Lokal und gutes Essen, ein perfekter Ausklang dieses schönen Tages. Wandern am Montagne Pelee ist halt wie Lotto spielen, der Wetterbericht stimmt quasi nie und es wäre wirklich Zufall wenn man den Berg frei von Wolken erklimmen würde. Alles andere sind Abstufungen von schlechtem Wetter, die Stimmung bei Wind und Nebel oben am Berg ist trotzdem wunderschön, die Anstrengung und ein Muskelkater zahlen sich auf jeden Fall aus.
Mittwoch ist es dann so weit, wir segeln weiter Richtung Norden, noch ist guter Wind und wir wollen auf jeden Fall noch vor der nächsten Flaute Domenica und danach Guadeloupe erreichen.