Trinidad

Jetzt sind wir den vierten Tag hier, recht viel ist noch nicht erledigt und das Wochenende inklusive Montag Feiertag naht auch schon wieder. Zu Fuß ist alles weit und man geht immer recht befahrene Straßen entlang, meist am schlecht gemähten Grünstreifen, den Lacken und dem gleichmäßig verteilten Mist ausweichend, auf diese Art werden wir unsere Besorgungen nicht erledigen können. Richtung Chaguaramas Bay mit den Yards und den Yachthändlern geht es sogar noch, sind etwa zwei Kilometer, in die andere Richtung, nach Port of Spain wären es fünf oder mehr und in die Richtung müssen wir, wenn wir eine Bank erreichen wollen. Neuer Tag, neue Aktivitäten, wir aktivieren unsere Räder, die abgesehen von dem Platten als Andenken an Grenada recht gut beisammen sind. Robert wechselt den Schlauch und wir organisieren uns den Shuttledienst, der uns und die Räder mit einer größeren Zille zum Yachtclub an Land bringt. Es ist warm, aber nicht übermäßig heiß, so läßt es sich radeln, nach so langer Zeit ist es anstrengend und der Verkehr macht die Strecke nicht unbedingt zum Genuss. Die Hauptstraße führt durch einige Vororte, die alle aus typisch karibischen Bretterbuden und zusammen geschusterten Häusern bestehen. Kleine Läden und jede Menge Fast Food Buden, mit denen scheint das beste Geschäft zu gehen. Und überall wo man hin sieht oder tritt die typischen weißen Styropor und Plastikboxen, Plastikbesteck und Getränkeflaschen, echt schade das sie hier so viel Mist erzeugen und dann nicht mal ausreichend Müllbehälter aufstellen um alles halbwegs ordentlich entsorgen zu können. Wir radeln, zuletzt sogar eine zweispurige Schnellstraße bis zur ersten Shoppingmall noch vor Port of Spain. Glücklich mal aus dem Verkehr abgebogen zu sein suchen wir erneut nach einer Bank oder einem Bankomat. Inzwischen haben wir herausgefunden, dass die meisten Bankomaten hier unsere Maestrocard nicht akzeptieren, da geht nur was mit Kreditkarte, doch hier gibt es eine Bank, die uns die ersehnten Scheine ausspuckt. Jetzt zurück zum Segelmacher, nochmal den Auftrag besprechen und die Anzahlung tätigen. Irgendwie ist die Luft her außen, wir radeln noch eine Weile Richtung Ende der Bucht und kehren mit reichlich Mangos an Bord zurück.

Für Freitagmittag haben wir telefonisch den Gasflaschenservice aktiviert. Zwischen zwölf und eins warten wir, wie vereinbart mit unserer Flasche am Yard, niemand kommt, echt lästig. Ein neuerliches Telefonat klärt, dass er leider erst so gegen vier kommen wird, wir könnten das Geld, 100 TTD hinterlegen und die Flasche bei der Security lassen. Machen wir dann auch, denn irgendwie ist Warten kein tolles Tagesprogramm. Viel mehr gibt der Tag dann nicht mehr her, denn es beginnt zu schütten inklusive Gewitter und wir zählen wieder mal den Abstand zwischen Blitz und Donner, drei geht sich grad aus, also mindestens ein Kilometer. Der Donner knallt so heftig, dass man eher den Eindruck hat man wäre mitten drin und eben gerade hat es irgendwo eingeschlagen. Wie es sich für die Tropen gehört dauert das ganze keine Stunde, diesmal klärt es aber nicht gleich auf sondern bleibt grau und es nieselt immer wieder so vor sich hin. Immerhin sind wir bei der ersten kurzen Regenpause halbwegs trocken zurück an Bord und können jetzt den restlichen Nachmittag lesend verbringen. Mittels Mail haben wir mit Alice vom Katamaran Apatiki für Abend beim Fest von Raga (ein Segleroriginal) in der Peaks Marina als Tageshighlight und Treffpunkt vereinbart. Wenn nichts dazwischen kommt, das Wetter hätte es beinahe geschafft, denn bei strömendem Regen wollten wir da nicht hin radeln und irgendwo halbnass oder triefend rumstehen, aber, da gegen Abend der Himmel noch recht hell wurde, haben wir uns aufgerafft und sind los. Es dauerte dann recht lange bis alles aus dem Trockenen auf die Wiese umgesiedelt und aufgebaut war, die Zeit, die wir dort waren gab es nur wenig Livemusik und viel aus der Konserve, es gab Gegrilltes und Beilagen für alle frei, wer das spendiert konnten wir nicht erkunden. Raga, ein Segler, der maßgeblich oder alleine für das Fest verantwortlich zeichnet kommt dann, Captain Jack Sparrow zum Verwechseln ähnlich, aufs Fest und genießt sichtlich die Stimmung, die langsam in die Gänge kommt. Wir unterhalten uns gut mit Cisa und Leo einem brasilianisch- argentinischen Seglerpaar, welches hier am Yard steht und ihr Schiff renoviert. Nebenbei sind sie aber sehr sportlich und aktiv, er Triathlet oder Quattroathlet, mit Paddelboot als Dingi und mit Fahrrädern an Land unterwegs. Sie haben unsere Räder gleich als brauchbare Dinger erkannt und uns zu gemeinsamen Radtouren eingeladen. Mal sehn ob wir da mithalten können, auf jeden Fall haben wir mal klar gestellt, dass wir nicht im Wettkampftempo bergauf radeln. 

Samstags gäbe es auch ein Sammeltaxi zum Markt, allerdings um sechs Uhr, da passen wir mal, ohne Wecker keine  Chance und den wollen wir für ein paar Tomaten nicht bemühen. 

Wir stellen uns um halb Neun, das ist eher unsere Zeit an den Straßenrand und warten auf so einen Sammelkleinbus, werden dann rasch von der kleineren Version, PKW mitgenommen, kostet so um einen Euro pro Person und Richtung. Das Zentrum ist wie erwartet, sehr chinesisch dominiert, mit dem üblichen Angebot, dazwischen etwas afrikanischer oder indisch, in der Georgestraße wird Obst und Gemüse auf Ständen und von Autos aus verkauft. Einmal die Straße rauf und runter, ein paar Nebenstraßen und ein kurzes Stück am Independent Square, dem großen Boulevard entlang, die Rucksäcke mit Gemüse und Obst gefüllt und schon ist es Mittag. Vielleicht sind wir größere Menschenansammlungen nicht mehr gewohnt und irgendwie fühlt man sich nicht sicher, wurden wir auch vom Taxifahrer auf die Kriminalität aufmerksam gemacht. Man beobachtet dann genauer und es fallen einem all die verwahrlosten, herumschleichenden und am Straßenrand liegenden Personen vermehrt auf. Auf jeden Fall zieht es uns wieder raus aus der Stadt und zurück aufs Schiff. Unsere Gasflasche steht gefüllt bei der Security, noch weitere 20 TTD müssen den Besitzer wechseln, so kommt die Füllaktion auf umgerechnet 16 Euro, mit all dem Service ein normaler Preis. 

Jetzt haben wir uns an all die Vorzüge unseres Yachtclubplatzes gewöhnt, die Räder bei den Werkstätten an den Zaun gesperrt, beginnt, wegen dem Wind, der gerade mal 10-15 Knoten ist, schon wieder eine heftige Schaukelei. Die Bucht liegt äußerst ungünstig offen gegen Osten und die kleinste Welle baut sich hier zu kleinen Bergen auf. Trotzdem, der Wind kühlt angenehm und wir lesen uns schaukelnd dem Abend entgegen. 

Eine der Vorzüge hier sind brauchbare Duschen und Internet, welches wir bei guten Bedingungen auch von Bord aus nutzen können. Frischwasser tanken von Land ist jetzt wichtig, denn wir stehen in einer braunen Brühe mit Schlieren die verdächtig bunt wie Öl schimmern, da möchten wir nicht einmal unsere Zehen reinstecken, der Wassermacher ist versiegelt und der Abwasch muss jetzt auch mit Süßwasser bestritten werden. Da fahren jedes Mal ein paar Kanister zum Steg zum Füllen mit, geht hier alles sehr unkompliziert. 

Der Gulf of Paria, die große Bucht in der wir hier stehen ist, bis auf ein paar schmale Passagen dicht von Trinidad und Venezuela umschlossen, also fast kein Austausch und massenhaft Dreck der von allen Seiten, der Großschifffahrt auf Reede und den Ölplattformen kommt, wird hier hin und her geschwabbelt. Umso verwunderlicher, dass uns beim Hereinsegeln einige Delphine begleitet haben, einige Schildkröten an uns vorbei geschwommen sind und massenhaft Fische von Pelikanen, Reihern und Fischern gejagt werden. Albert, ein Lokal, empfahl uns allerdings hier keinen Fisch zu essen, letzte Woche war in der Bucht auch ein Massenfischsterben, mit dem dazugehörigen Verwesungsgeruch, na Mahlzeit, da vergeht es einem ohnehin. 

Ab Montag gehe ich jetzt jeden zweiten Morgen um 6:30 zum Joga, ich muss mir den Wecker stellen, denn so verlässlich wache ich um diese Zeit nicht auf und zu spät kommen möchte ich auch nicht. Ich genieße es, mit Cisa, Leo und einigen anderen die Stunde Joga und anschließend dürfen wir noch im Pool des Crews Inn Yachtclub schwimmen, ein Genuss, denn das Becken ist hier groß und sauber. So um neun beginnt dann der Tag und weil Zeit genug ist, machen wir gleich montags eine erste Radtour in den Nationalpark. Wir radeln bis zum Ende der Straße, rauf aufs Plateau zum ehemaligen Militärstützpunkt mit halb verfallener Radaranlage. Zurück bergab geht es rasch, wir nehmen auch im Tal die Straße bis zum Ende, zur Maqueripe Bay und von dort mit einem Abstecher zum Golfclub wieder zurück. Nebenbei sammeln wir Mangos und Water-Apples ein, so lässt es sich leben. Ein besonderes Glück ist es, dass wir eine ganze Gruppe Brüllaffen über uns hinweg turnen sehen, alle anderen Male hören wir nur ihr beeindruckendes Brüllen. 

Dienstag und Mittwoch sind dann wieder Arbeitstage, unser Segel ist auch schon fertig, daneben nehmen wir uns die Zeit um unsere neuen Freunde zu besuchen, ein wenig zu plaudern und neue Pläne zu schmieden. Donnerstag gehen wir mit Cisa und Leo wandern, den Convigne River Trail, ist mit etwas über einem km angegeben, wir müssen aber zuerst mindestens fünf Kilometer hin marschieren, dann einem privatem Zoo ausweichen und mit mehreren Abzweigungen uns zum Beginn des Trails durchfragen, bzw. das GPS bemühen. Wir sind gut unterwegs, im Schatten lässt es sich recht bequem wandern und nachdem wir an den Ufern nur selten einen Weg erkennen können wandern wir gleich im Flussbett hinauf. Die Steine sind etwas glitschig, aber immer noch besser als ständig irgendein Grünzeug zur Seite drängen zu müssen, oder irgendwo drüber zu klettern oder drunter zu schlupfen. Wir finden Nutmegs, selten Cacao, leider nicht reif und sonst halt am Heimweg Mangos, ein Avocadobaum und Cashue, leider auch nichts zum Ernten. Unseren Jausenstop legen wir vor dem Beginn des Canyon ein, den wir nachher dann barfuß bezwingen und auch gleich oberhalb das Flussbett weiter waten. Irgendwo weit drinnen im Tal geht dann ein Trail den Berg hinauf, verlockend um eine Runde zusammen zu bringen. Also folgen wir den orangen Schleifen, die immer wieder an den Bäumen befestigt sind und den Weg markieren. Irgendwo verliert sich der Weg dann ganz und wir stehen mitten im Urwald, hören die Brüllaffen schreien und Robert befragt erneut das GPS, welches uns mindestens noch 3 Kilometer bergauf ausweist und dann kommen wir zu eine Straße in einem anderen Tal. Da müssten wir auf jeden Fall mit dem Bus zurückfahren, vorausgesetzt wir finden den Weg bis zur Straße, was ja nicht so aussieht. Also entschließen wir uns alles wieder zurück zu gehen, den Canyon wieder barfuß bis zur Hüfte im Wasser watend hinunter und auch sonst vorsichtig über die Steine, einige Male rutschen wir trotzdem aus, macht nichts, wir sind ohnehin nass und dreckig. 

Nach acht Stunden, davon sieben unterwegs kommen wir wieder in unsere Marina zurück. Duschen und fertig machen fürs Barbecue, welches heute bei Power Boot stattfindet. Wir sind zwar sehr müde, trotzdem wird es mit dem Grill, den mitgebrachten Salaten und all den kleinen Snacks ein gelungener Abend. Wir lernen wieder neue Segler und deren Reiseberichte kennen. Schon interessant wie abwechslungsreich und schön es hier ist, besonders wenn man nicht über beide Ohren mit Arbeit eingedeckt ist, gut, dass uns der Wind hierher verblasen hat. Wir haben schon noch einiges auf unserer Liste, was erledigt gehört, bei manchen Arbeiten fehlt uns noch die Muße, so liegen dort und da Ersatzteile rum die auf Montage warten. Auch Stoff wartet darauf genäht zu werden, zu blöd wenn die provisorischen Lösungen ganz gut halten, da drängt es nicht so und schon schiebt man die Arbeit vor sich her. Und dann ist da der Regen, der oftmals genau dann loslegt wenn man sich zur Aktivität aufgerafft hätte, wer will schon im Regen stehend arbeiten und die technischen Geräte muss man ohnehin vor dieser nassen Gefahr schützen.

Wegen der Sicherheit, alles in allem scheint es ganz sicher zu sein, passieren kann überall was, wir hoffen, dass wir auch hier nichts Negatives erleben, bisher haben wir durchwegs freundliche Menschen getroffen und die Marinas und Stores sind alle mit Security bewacht. Dass Bewachung notwendig ist zeigt, dass hier sonst wahrscheinlich viel gestohlen würde, andererseits hilft es uns hier unbehelligt zu bleiben. 

Jetzt verlängern wir zum dritten Mal unseren Liegeplatz im Yachtclub, wo sind die drei Wochen bloß hingekommen? Die Tage vergehen wie im Flug, man gewöhnt sich an das frühe Aufstehen, sodass wir in der zweiten Woche samstags den Sammelbus zum Markt nehmen. Da ist man um acht schon wieder zurück vom Einkauf, was den Tag dann trotzdem nicht verlängert, weil wir todmüde den halben Tag schlafen und den Rest „limen“, so wie es sich hier gehört. Der Markt ist groß, lebendig, das Angebot vielfältig, in unheimlichen Mengen und zu guten Preisen. Wir kaufen trotzdem nicht all zu viel, denn Obst finden wir ja jetzt genug und Gemüse hält sich nicht all zu lange. Der samstags Regenguss ist kurz, intensiv und mit hälftigem Wind, so ein richtiger Squall, macht alles sauber, die Luft ist etwas kühler und angenehmer, echt einladend für eine Radrunde. Die wird ein kurzer Trip, denn wir finden recht bald vom Wind herunter gebeutelte Mangos und radeln mit zwei schweren Rucksäcken voll wieder nach Hause. Ergibt fünf Kilo Marmelade, Chutney, Kuchen, Obst zum Naschen, also einige Stunden Obstverwertung. So vergeht das Wochenende, die Woche beginnt dann wieder mit Joga, Radausflug, Einkaufstour und Arbeit an Bord, Robert richtet die Schubstange vom Ruder und ich nähe die Moskitoschutzhauben über die Fenster. Mittwoch organisiert Cisa ein Leihauto für einen Ausflug an die Ostküste. Wir wollen den River Secco Trail gehen und an der Maturabay die Schildkröten bei der Eiablage beobachten. Das Auto von Econocar ist günstig, dafür aber eine saudreckige Schepperkiste, was zu dem Tag aber ganz gut passt. Robert schafft es nicht allen Schlaglöchern auszuweichen was den Stoßdämpfern nicht recht viele Schäden zufügen kann, weil sie ohnehin schon kaputt sind. Es schüttet zeitweise so stark, dass man trotz Scheibenwischer nichts mehr sieht, unglaublich wie es dann in der nächsten Minute wieder hell und freundlich ist, blauer Himmel, ein paar weiße Wolken, Regenbogen. Der Trail ist dank des Wetters gatschig, so ein richtiger Haschlauf, gibt es nicht nur in Grenada, und weil es wieder schüttet sind wir auch triefend nass. Da wir uns zuerst vergangen haben und der Fluß schon recht reißend und braun daher kommt, entschließen wir uns bei einer der Querungen, bei der Leo bis zu den Achseln im Wasser verschwindet, umzudrehen, man muss nicht von allem haben. 

Na und so nass und mit allem was wir so aus dem Wald mitbringen ziehen wir uns ins Auto zurück und tragen eine neue Schmutzschicht auf. Im Ort suchen wir abends nach was Essbarem, die Auswahl null, die einzige Garküche hat unterschiedliches Frittiertes, wir kosten uns durch, ich sehne mich nach Salat oder Gemüse. Zum Einbruch der Dunkelheit schleichen wir uns an den Strand um die Schildkröten zu sehen. Cisa ist Biologin und Tierärztin und kennt sich gut mit Schildkröten aus. Es ist mondhell, wenn nicht gerade von schwarzen Wolken bedeckt, so wandern wir den Strand entlang und sehen einige recht frische Spuren und Nester. Cisa erklärt uns worauf wir schauen müssen und tatsächlich sieht man dann ganz schön viel im Sand. In dem Bereich, in dem die meisten Spuren waren setzen wir uns so gegen neun an einem Baumstamm, rasten und warten. Ich blicke regelmäßig in beide Richtungen den Strand entlang, vielleicht kommt ja doch eine Schildkröte aus dem Wasser, unsere Hoffnung ist ja nicht all zu groß. Umso größer die Freude als dann wirklich nicht weit weg von uns eine große Leatherback Schildkröte aus dem Wasser kommt. Langsam schiebt sie sich den Strand hinauf zum weichen Sand und beginnt zu graben. Dann ist sie fast verschwunden, wir dürfen ein wenig näher gehen und sehen wie sie schräg im Nest hängt und Eier legt. Dann wird alles ordentlich zugeschaufelt und festgedrückt, zurück bleibt ein großes Areal umgegrabenen Sandes, die Tiere sind ja über einen Meter lang, sehr breit und schwer, dementsprechend dann auch die Schleifspur zurück ins Meer. Kurz bevor sie wieder im Wasser ist dürfen wir sie auch fotografieren, denn da stören wir sie nicht mehr bei ihrer Arbeit, die sonst vielleicht schief gehen würde. Eine zweite Schildkröte kam in der zwischen Zeit auch raus auf den Strand, ist aber ohne Nestbau wieder zurück, war wohl nicht der passende Platz und am Heimweg begegnen wir noch einer, die sich gerade auf den Weg raus aus dem Wasser macht. Wir werden noch einmal geduscht, hier regnet es mehr als man in der Dusche aufdrehen könnte, der nasse Sand klebt an Schuhen und Hosen, Sand hat im Auto ohnehin noch gefehlt. 

Alles gut gelaufen, wir hatten ja doch etwas Bedenken ob man hier in der Gegend das Auto einfach so stehen lassen kann, zurück in der Nacht dann fast kein Verkehr, auch mit Aufblendlicht sieht man die Schlaglöcher kaum, ein paar ordentliche Schläge lassen sich nicht vermeiden. Um zwei in der Nacht sind wir froh auch unser Schiff unversehrt vorzufinden. Ein toller Ausflug, trotz Wetter, welches man sich nicht ausgesucht hätte.

Inzwischen sind wir hier fast angewachsen, Dienstag, die dritte gezahlte Woche ist jetzt auch um, wir verlegen uns in die große Bucht von Chaguaramas, direkt vor die Peaks Marina. Dort kann man die Bojen tageweise zahlen und Donnerstag kommen Julian und Marisa auf Besuch, da ist es hier einfacher mit den Wegen und letzten Besorgungen. Cisa war so nett und hat uns wieder ein Auto gecheckt, so können wir es untertags für einen Ausflug nutzen und abends zum Flughafen fahren.

Als wir Anker auf gehen merken wir, dass wir an irgendetwas fest hängen, zum Glück löst sich der Anker beim drüber fahren, kein Tauchgang erforderlich und wahrscheinlich war das auch unser Vorteil beim Sturm zu Beginn, denn sonst wären wir in dem schlammigen Boden sicher geslippt. Das mit dem angewachsen ist leider wörtlich zu nehmen, die Ankerkette ist auf den drei Metern, die frei im Wasser hingen total bewachsen, ein richtiges Biotop mit allem an Muscheln und Algen was in einem nährstoffreichen Wasser so drin ist. Man bekommt sie beim Einholen nicht gleich sauber, also vorerst so in den Ankerkasten, was uns eine extrem stinkige Nacht beschert, denn zu den sterbenden Muscheln gesellen sich Millionen von Fliegen, eine grausliche Kombination. Mittwoch wird alles gereinigt und die Kette eingeweicht, was nach einigen Stunden einen jaucheähnlichen Duft versprüht, regelmäßig Wasser wechseln ist die einzige Möglichkeit nicht am Gestank zu verzweifeln. 

Unser Unterwasserschiff wird ähnlich aussehen, werden wir uns aber erst in sauberem Wasser anschauen, hier würde man ohnehin kaum was sehen und eine Ölschicht von der Haut wieder runter zu waschen ist auch kein Spaß. Und das mit dem Öl wird noch ärger als wir es in der anderen Bucht hatten. Zwei Tage ist die Bucht voll mit Öl, man sieht es nicht nur im Wasser, man riecht es auch,  Tankstellenatmosphäre und das Schiff ist gute 20 cm über der Wasserlinie mit Öl versaut, das Dinghy natürlich auch, unsere Emotion drängt “nichts wie weg hier”.

Wir haben uns hier an fast tägliche Radausflüge gewöhnt, mal zu Einkaufszentren und Baumärkten, öfter in den Urwald und zu den Mangobäumen. Wir lieben Mangos und genießen Sie in allen Variationen und wir haben fast alle leeren Gläser mit Marmelade oder Chutney gefüllt um mangolose Zeiten überbrücken zu können. Sonntags haben wir uns über die Bikerouten im Urwald drüber getraut, ich musste mein Rad einige Male über Wurzeln und Bambus heben, sonst war es aber ganz gut zu befahren, trocken, weil es schon einige Tage fast nicht geregnet hat und die meiste Zeit eben, nur selten steil in ein Bachbett runter und auf der anderen Seite wieder rauf. Wieder hören wir die Brüllaffen ganz nah, sehen sie aber leider nicht, auch die bunten Papageien verraten ihre Anwesenheit nur durch bunte Federn die wir finden. 

Müde von all den Aktivitäten und Eindrücken müssen wir jetzt doch noch ein paar Arbeitstage einlegen, alles putzen, aufräumen, Gästekoje freimachen. Suleika, eine Seglerin aus Panama, die wir über Cisa und Leo kennen gelernt haben, taut einen Tuna auf, das Gefrierfach muss abgetaut werden und weil es wirklich ein großes Stück ist, bekommen wir reichlich Tuna geschenkt. Wir freuen uns, denn Fisch essen wir hier ja keinen, da haben wir grad eine Durststrecke. 

So vergeht die Zeit rasch, kurz bevor wir uns in die andere Bucht verlegt haben begrüßt uns Peter, ein Deutscher, der schon zwanzig Jahre hier wohnt und hier verheiratet ist. Von ihm bekommen wir noch einige gute Tipps, die wir leider nicht mehr nutzen können, weil wir ja schon am Weg nach Tobago sind. Ein Treffen oder ein Besuch bei ihm geht sich auch nicht mehr aus, vielleicht ein andermal, denn Trinidad ist eine Insel, die wir sicher wieder besuchen werden, nur im Wasser werden wir nicht mehr allzu lang stehen. 

All die schönen Erlebnisse werden von dem Dreck, der uns noch einige Arbeitsstunden bescheren wird getrübt und wie sich dann noch zeigen wird ist die Überfahrt nach Tobago beschissen. Ich will aber nicht vorgreifen, wir verlassen Chaguaramas am Samstag, vorerst guten Mutes, Julian und Marisa mit an Bord.