Tobago
Am Samstag treffen wir uns noch zum Abschied auf der Miss Pezi, sonntags stünde noch der Schiffsputz an, am Nachmittag wollen wir los. Blöd aber auch, dass gerade an diesem Sonntag in Le Marin Flohmarkt ist, den können wir natürlich nicht auslassen, und schon ist der Vormittag weg. Übrigens wirklich empfehlenswert, gute Stimmung mit Musik und ganz unterschiedliche Stände, vom Hausrat, Seglerzubehör, Freizeitutensilien und natürlich Klamotten. Man könnte sogar kleine Hanfpflanzen erstehen, so ein Starterset für die eigene Plantage. Zurück an Bord letztes Frühstück mit frischem Baguette, letztes französisches, knuspriges Brot und dann noch ein wenig Skype und telefonieren und schon ist es drei am Nachmittag. Robert beginnt schon das Schiff auf zu klarieren, alles nochmals festzurren, Beiboot wieder rauf usw., mit dem Schiffsputz wird’s nichts mehr, mal sehn wie sich das ausnimmt. Vielleicht polieren sich die grünen Algen während der Fahrt ohnehin von alleine weg und die Arbeit wäre quasi Fleissaufgabe.

Wir verlassen mit Rückenwind die große Bucht von St. Anne, tröten beim Vorbeisegeln noch zum Gruß zu Miss Pezi, ihre zwei Hunde sind ohnehin immer sehr wachsam an der Bordwand und hätten uns sicher eh verraten, aber so ist es ganz seemännisch. Und dann Kurs zwischen Martinique und St. Lucia raus auf den offenen Atlantik. Bis es dunkel wird sind wir an allen Untiefen vorbei, die Inseln ohnehin gut beleuchtet, Sterne und der noch fast volle Mond machen die Nacht ausreichend hell. Wie versprochen haben wir Wind bis 25 Knoten und gute zwei Meter Welle, es geht zügig dahin, den Umständen entsprechend eher ruppig. Dreimal haben wir etwas Aktion in der Nacht, Squalls rauschen über uns hinweg, macht gleich mal Wind bis 35 Knoten und kurzfristig starken Regen. Wir müssen auch die Genua stark reffen, dann passt der  Ruderdruck wieder. Man freut sich immer, wenn die Nacht gut gelaufen ist, man ist etwas angeschlagen, weil nicht ausgeschlafen und durch das Ausgleichen der Schiffsbewegungen auch verspannt. Der Tag ist sonnig, der Wind konstant um die 20 Knoten, die Welle wird weniger. Man könnte sagen Genußsegeln, rund um uns immer wieder Wolkenformationen, deren Regenwände ins Meer hängen, eine streift uns knapp, sonst bleiben wir trocken und beobachten das Schauspiel des Kommen und Gehen der Wolken aus sicherer Distanz. Leider kein Fisch, obwohl wir ganz eifrig regelmäßig die Köder von Seegras befreien, echt schade. Wir rasten auch untertags abwechselnd, manchmal hat man sogar eine Stunde echten Tiefschlaf und schon rauschen wir in die zweite Nacht, noch 60 Seemeilen vor uns, wir schaffen vier bis maximal fünf Knoten, die Nordwest setzende Strömung scheint uns schon ordentlich zu bremsen. Es ist einfach super, wenn das Schiff wie auf Schienen läuft, man nur beobachten muss, das Meer, die Sterne, den Mondaufgang, die Wolken, heute sind deutlich weniger da und zum Glück auch keine Squalls. Eine unspektakuläre Nacht, nur ein Militärschiff, welches uns lange in ca. 10 Meilen Abstand folgt, irritiert uns ein wenig, womöglich wollen die uns kontrollieren? Wir schalten zur Sicherheit mal den Funk ein, es wäre schon peinlich wenn die uns rufen und wir überhaupt nicht reagieren, das würde uns wahrscheinlich auch gleich verdächtig machen. Es bleibt ruhig, irgendwann überholen sie uns und verschwinden hinter dem Horizont.

Unsere Taktik von Martinique auf offenem Atlantik Richtung Süden zu segeln geht auf, wir müssen nie hart an den Wind, können locker 30 Grad vorhalten, die uns die Strömung versetzt und erreichen um 10:30 am Steuerbordbug Charlotteville auf Tobago. Schon die Ansteuerung ist atemberaubend, eine dicht bewachsene grüne Insel, Vogelgekreische schon von weitem, man sieht fast keine Häuser und auch der Ort Charlotteville versteckt sich dezent den kleinen Strand entlang. Davor ankern duzende bunte Fischerboote, oder fahren mit ihren zwei Auslägerangeln, welche biegsame Bambusstöcke sind, herum. Alle grüßen freundlich, keiner ist aufdringlich und will was von uns, ungewohnt, angenehm.

Auch an Land, entspanntes Lächeln, freundliche Worte, die Dame bei der Immigration ist unheimlich bemüht, alles geht unkompliziert flott. Wir gönnen uns zwei Ankommensbier in einer der kleinen Buden und treffen dort gleich auf einen Deutschen, der seit sieben Monaten hier lebt. Er meint schön ist es hier, einiges komisch, aber wir werden schon selbst draufkommen. Wir haben hier auch Ankernachbarn, David und Danila aus Canada, sie begrüßen uns auch gleich und versorgen uns mit ersten Tipps. Nur zwei Yachten in der Bucht, das letzte Mal sind wir so in Brava auf den Kap Verden gestanden, alles klein, einfach, familiär. Der erste Eindruck überzeugt uns, hier lässt es sich eine Zeit bleiben, hier ist wirklich noch ein Stück untouristische Karibik, etwas abseits der ausgetretenen Wege. Für heute ziehen wir uns an Bord zurück, Überfahrt beenden und alles fürs Wohnen vorbereiten, unsere neue Sonnen- und Regenplane wird erstmals montiert alles zum Trocknen aufgelegen und dann wieder verstauen, gut lüften und sich ausstrecken, liegen ohne herum geworfen zu werden, ankommen, entspannen, das sind die schönen Momente einer Reise, immer wieder ein besonderes Gefühl.

 
Wie bei allen bergigen Inseln ziehen immer wieder dunkle Wolken auf, es schüttet, diesmal nicht bei uns sondern einige hundert Meter weiter über dem Kamm, danach ziehen weiße Nebelschwaden zügig vom Land Richtung Himmel, die Sonne scheint schon wieder, maximal eine kurze Unterbrechung garniert mit Regenbogen. Hier soll es viel Fisch und Langusten geben und Mangotime ist auch, sind wir im Paradies? Vom Cockpit aus beobachten wir gleich einen der Fischer wie er mitten in der Bucht, gleich neben uns einen  riesen silbernen Fisch an der Angel hat, er muss kämpfen, nach einer guten halben Stunde gibt er auf, mehrmals ist er rausgesprungen, über ein Meter lang, wir konnten leider nicht erkennen was für einer es war, vielleicht ein Tarpun. Schlussendlich gibt er auf, schneidet die Angelleine ab und lässt ihn wieder frei. Wir sind fasziniert, Robert gleich munter und hoch motiviert vom Schiff aus zu fischen, na da gehen wir es ja gleich ganz schön rasch an. 
Da ich kein Freund von den kleinen Fischen mit den vielen Gräten bin, lässt es Robert bald wieder sein, denn so einen großen werden wir hier sicher nicht gleich angeln. Bisse hatte er tatsächlich einige, hier ist was los im Wasser. Unsere ersten Erkundigungen am nächsten Tag sind auch durchwegs positiv, Fisch und Langusten kann man, zu fairen Preisen erstehen, also werden wir hier, auch ohne eigene Erfolge gut versorgt sein. Und Mangos glauben wir auch gleich bei unserem ersten Spaziergang auf, ganz reif, müssen gleich verarbeitet werden, was ja kein Problem ist, zweieinhalb Kilo Marmelade.

Weil der Beamte der Immigration am Dienstag nicht da war, müssen wir Mittwoch um halb zehn nochmals zum Office. Wir sind pünktlich und werden mit etwas warten belohnt, hier ticken die Uhren auch nicht ganz so genau und so um halb elf ist er dann eh schon da und erledigt alles recht rasch. Schon unglaublich was in Zeiten des Internet alles an Formularen ausgefüllt, in Bücher eingetragen, gestempelt, Dokumente kopiert werden muss, noch hat der Kuli nicht ausgedient. In unserer Wartezeit konnten wir im kleinen Vortragssaal im „Freien Netz“ unsere Mails checken und What's App bemühen, gut wenn man die Vorteile gleich nutzt anstatt sich zu ärgern. In der Touristeninformation bekommen wir auch noch Karten von der Insel und einige Infofolder und wir erfahren, dass es keine Busse gibt, nur ein Sammeltaxisystem zwischen Charlotteville und Scarborough, der Hauptstadt. Ist auch ok, schade nur, dass die anderen Strecken scheinbar gar nicht befahren werden, wie kommen wir dann zu unseren Wanderungen? Es bleiben immer Fragen offen, so bleibt es spannend und man muss immer wieder mal was Neues ausprobieren oder improvisieren. Auf Anraten des Beamten, der ebenfalls Fischer ist verlegen wir uns noch in die Pirates Bay, etwas abseits vom Ort auf sieben Meter Wassertiefe feinster Sand, besser als 15 Meter und Schlamm. Der kleine Strand wird hin und wieder von Kajaks angefahren und abends spielt ein Junge sehr lange und konzentriert mit dem Ball, der wird vielleicht mal ein berühmter Fußballer. Pelikane zischen im Tiefflug an uns vorbei und stürzen sich ins Wasser und auch sonst sind hier viele Vögel zu Hause, abends ein lautes Gekreische, dauert ein wenig bis alle ihre Plätze gefunden haben und wahrscheinlich die Wichtigkeiten vom Tag noch beschnattert sind, dann kehrt Ruhe ein, nur Grillengezirpe, falls es hier auch Grillen gibt, begleitet uns in die Dunkelheit und ein komisches Geräusch was an elektrische Spannungen erinnert. Das dauert auch nur bis es ganz dunkel ist, dann ist es wieder vorbei, vielleicht sind das Fledermäuse. Hier gibt es angeblich über 200 verschiedene Vogel- und siebzehn Federmausarten, genug für unterschiedlichste, uns unbekannte Laute. 


Es ist Regenzeit und es regnet wirklich immer wieder mal, teilweise recht heftig, da kann man gleich mal einige Liter aus dem Beiboot schöpfen, unsere Auffangsysteme sind noch nicht installiert, wird aber jetzt Zeit, wäre ja fad ohne Arbeit. Dafür sind die Planen über den Fenstern montiert, so können wir auch wenn es regnet lüften, ist wichtig sonst ersticken wir bald mal im Schiff und es würde auch wieder schimmlig werden. 
Donnerstag ist wieder mal Feiertag und wir trauen unseren Augen nicht, bis elf Uhr steuern insgesamt vier Yachten zügig auf unseren Ankerplatz zu. Alle stellen sich genau in unsere Bucht, ziemlich nah, weil hier nicht allzu viel Platz zwischen den Riffen ist. Es stellt sich dann heraus, dass es sich um Einheimische handelt, also Wochenendgäste aus Trinidad, alle kennen sich und feiern am Nachmittag gemeinsam mit Musik aus den 70 Jahren am Kat. So kommen wir kurz in den Genuss einer Oldieparty, welch vertraute Klänge, gefällt uns weit besser als der Rapp, den wir sonst immer ans Ohr bekommen. Wir sind ausgiebig Schnorcheln und der Strand wird dann noch von Familien mit Kindern allen Alters belebt. Die werden mit den Fischerbooten samt aufpassender Mutter gebracht und später auch wieder abgeholt. In der zwischen Zeit geben sich zwei der Väter mal ein "Hatzerl" mit ihren 40 PS auf den Fischerbooten die sie alle fahren, so hat jeder seine Freude. 
Freitag in der Früh werden wir von unseren neuen Ankernachbarn besucht, sie fragen uns, ob sie uns was vom Ort mitbringen sollen und laden uns für Nachmittag am Strand zum Barbecue ein. Es gibt genug, wir müssen nichts mitbringen, wir sind eingeladen. Ich backe trotzdem mal einen Kuchen und eine Flasche Wein geht auch mit, wäre sonst ja unhöflich. So ausgerüstet paddeln wir auf unsere Einladung zu, gut, dass wir uns mit englisch verständigen können, wiewohl sie es perfekt können, weil es ihre Muttersprache ist und wir uns teilweise mit ihren Slangausdrücken recht schwer tun. Aber wir kommen mit fast allen ins Gespräch, sie sind an unserer Reise und an unserem Leben interessiert, wir lernen viel über Trinidad und Tobago, haben etwas Einblick in die wohlhabendere Schicht der Insel, alle haben Firmen oder gute Jobs, sie sind gesellig und lustig, wir lachen und trinken viel, nebenbei wird Kricket gespielt und Musik darf auch nicht fehlen. Interessanterweise waren fast alle auch schon mal in Europa oder haben Freunde und Verwandte überall in der Welt. Wir unterhalten uns über Lech am Arlberg, weil Ricky schon mal im Winter dort war, Schnee ist hier ja was Faszinierendes. Schrecklich finden sie es, das bei uns die Badeseen keine 27 Grad oder mehr haben, sie finden die Temperaturen hier gar nicht so übermäßig warm und 18 bis 23 Grad ist definitiv kalt. Nachdem das Gegrillte und die köstlichen Salate verzehrt waren und die Sonne sich dem Horizont näherte, wird das Limen, wie sich die gemütliche Zusammenkunft hier am Strand nennt, beendet und das Geschehen auf den Kat verlegt. Dort wird es mit Musik und Alkohol spät, es wird getanzt und wir bekommen eine weitere Spezialität serviert, einen Chilidrink mit Austern. Die Austern sollen den fast zu scharfen Chiligeschmack neutralisieren, was sie tatsächlich tun, trotzdem bedarf es einiger Anstrengung die glitschigen Dinger in den Magen zu befördern und dort auch zu behalten. Beim Tequila pass ich dann, denn von dem Zeug hatte ich meinen ersten Rausch mit Kotzerei und da wären die Austern ganz sicher rasch wieder „back to sea“.

So nebenbei werden wir auch informiert, dass ein Sturm, Bret, der sich zu einem Hurrican auswachsen kann auf dem Weg nach Tobago ist und dienstags hier in dieser Bucht vielleicht schon mit 50 Knoten Wind und mehr aufschlagen wird. Man könne schon bleiben, aber besser wäre es weiter in den Süden zu fahren, am besten nach Trinidad, denn dort scheint er nördlich vorbei zu gehen. So eine Meldung schreckt uns schon und wir checken rasch mal alle verfügbaren Wetterberichte zum Vergleich der Vorhersagen, noch haben wir Zeit uns zu entscheiden. Samstag in der Früh werden wir mit einem „Good Morning“ von einem Fischerboot geweckt, er will, dass wir alle um ankern, weil wir zu nah in der Bucht stehen und sie hier Fischen möchten, also gleich mal fünf Schiffe Anker auf und neue Manöver, ist ja rasch erledigt, nur stehen wir jetzt auf über 10 m Wassertiefe und es schaukelt ein wenig mehr. Ist aber angesichts der Tatsache, dass wir dem herannahenden Sturm, die Prognose wird nicht viel besser, ausweichen sollten, ein kleines Ärgernis. Besonders auch deswegen, weil dann gar niemand Fischen kommt, scheint so eine kleine Machtdemonstration zu sein, ich bin hier im Recht und ihr seid hier Gäste und irgendwie störend. Die einheimischen Yachties stört es mehr als uns, fühlen sie sich im eigenen Land schikaniert. Dies gipfelt auch darin, dass sie zwischen Trinidad und Tobago genauso wie wir Aus- und Einchecken müssen und ein Zwischenstopp im Süden von Tobago bleibt ihnen genauso verwehrt, es bedarf dafür neuerlicher Bürokratie und Permits,  die man allerdings nur in Scarbourgh bekommt, das lohnt für einen Tag bestimmt nicht.

 
Auch Sonntag ist es noch nahezu windstill, man kann sich gar nicht vorstellen dass es in 48 Stunden hier vielleicht gröbere Schäden geben wird. Für uns die erste Erfahrung dieser Art, zum Glück rechtzeitig informiert und gut beraten, wir dachten nicht, dass wir hier im Süden und noch dazu so früh in der Saison schon überrascht werden. Nachmittags paddeln wir mit dem Stand-Up Bord zum angesagten Limen, trinken weit weniger aber immer noch mehr als genug, essen Jambalaya, eine Art Paella mit Salaten, wieder unheimlich köstlich. Kochen können sie wirklich perfekt und in großen Mengen, es bleibt immer mächtig viel über, diesmal werden badende Familien mit versorgt und zwei Hunde bekommen auch noch was ab. Mein Bord dient den halben Nachmittag als so eine Art Poolbar, besonders die Ladys genießen ihre Drinks so im Wasser stehend. Nachher probieren sich einige im Paddeln, was aufgrund der bereits bestehenden Koordinationsschwächen noch deutlich erschwert wird. Kurz vor dem kapitalen nachmittäglichen Regenschauer übersiedeln alle an Bord, mein Robert schläft gleich mal ein, die heutige Abendmusik hören wir wieder von der Ferne, noch mehr Limen schaffen wir einfach nicht mehr. 
Sonntag sind alle etwas angeschlagen, man trifft sich im Ort um die Bürokratie zu erledigen, der heutige Wetterbericht macht uns die Entscheidung nicht leichter, denn das Zentrum des Sturms scheint nördlicher, so etwa über St. Lucia drüber zu gehen und Windfinder und Passageweather behaupten glatt, dass hier nicht mehr wie 20 Knoten zu erwarten sind. Leider widerspricht das immer noch der Hurricanwarnung, die mit 40 Prozent Wahrscheinlichkeit Tobago noch im Visier hat. Wir sind hier mal ab und in Trinidad angemeldet, würden bei unserem nicht eingeplanten Besuch im Süden gleich mal die Reparaturen am Boot machen lassen, Sorge bereitet uns nur, das zurück segeln nach Tobago, wieder gegen Wind, Welle und Strömung, genau das wollten wir uns ja ersparen. 
Soweit all unsere Erkundigungen, wir beschließen gegen Mitternacht abzulegen, der Mond geht jetzt gerade sehr spät auf und vorher ist es ziemlich dunkel. Wir verlassen bei wenig Wind die große Bucht und segeln mit 15 Knoten Wind in die Nacht hinein. Am besten segelt es sich Butterfly mit ausgebaumter Genua, so wettern wir die Squalls gut ab und bald wird es wieder hell, die Angeln rein, denn man soll keine Chance ungenutzt lassen. Diesmal haben wir Glück und es geht uns ein schöner Thuna, 50cm lang und 1,6kg schwer an die Angel. Auch diesmal wechseln die Wolkenformationen im Minutentakt und regnen sich rasch wieder aus. Wir sind bis auf die letzte Front immer davor oder dahinter unterwegs, wir scheinen ein gut angepasstes Tempo zu haben. Weil wenig Wind segeln wir einige Stunden mit Spi, bei 6-8 Knoten Wind immerhin 4 Knoten Fahrt und so erreichen wir relativ stressfrei Trinidad, lassen uns Zeit um in die große Bucht von Chaguaramas einzufahren und so gegen siebzehn Uhr vor dem Yachtclub TTSA, von dem auch unsere einheimischen Segler her sind, vor Anker zu gehen. 
Jetzt ist Zeit für ein gutes Mahl mit unserem Thuna und dann alles sicher machen für die Nacht, denn heute soll die Wave drüber ziehen.

Um elf ist es dann soweit, der Wind legt zu, bis zu vierzig Knoten und blöderweise baut sich auch starke Welle auf, bis zu ein Meter hoch. Wir sitzen beide im Schwerwettergewand einsatzbereit da, falls der Anker nicht hält müssen wir rasch reagieren, Motor an und gegen Wind und Welle freikaufen. Kein idealer Platz stellt sich rasch heraus, lässt sich jetzt aber nicht mehr ändern, da müssen wir jetzt durch und zum Glück ist nach zwei Stunde  das Ärgste vorbei, nur mehr 20 Knoten Wind und die Welle beruhigt sich. Ich leg mich mal nieder, Robert beobachtet noch die Situation, kommt dann aber auch zu einer späten Nachtruhe. Am nächsten Tag ist alles vorbei, der Kontrast könnte nicht größer sein, windstill wir stehen auf einer Glatze, die Bäume spiegeln sich im Wasser, welches hier sonst eher eine braune Brühe ist, in der alles was es an Mist gibt herum schwimmt. Zeitweise kommen auch Äste und andere Baum- und Palmen  Bestandteile vorbei, egal, wir sind froh alles ohne Schaden überstanden zu haben. Nach einer ersten Nacht endlich gut und tief schlafend, gehen wir unsere Projekte Segelreparatur und Ersatzteile besorgen an. Wie immer mit Höhen und Tiefen, vieles, was wir suchen finden wir so einfach nicht, der uns empfohlene Segelmacher ist übersiedelt und so auf die Rasche außer Reichweite, wir finden Ersatz und bringen unser Segel Mittwoch zur Reparatur. Blöderweise streiken gerade jetzt unsere Bankomatkarten, kein Bares, wir sollten aber die Anzahlung für unseren Segelauftrag leisten, da heißt es rasch wieder mal alles in Bewegung setzen damit wir auch dieses Problem in den Griff bekommen. Bei unserer Erkundungstour stolpern wir auch über eine österreichische Familie mit zwei Kindern auf dem Kat Apatiki, der am Yard steht. Toll wie sie Arbeit und Kinderprogramm so unter einen Hut bringen, wir verabreden uns für einen ausführlicheren Tratsch in den nächsten Tagen. Und nachmittags treffen wir noch auf Andrea von der SY Akka, ein deutsches Paar, welches bereits in den letzten neun Jahren einmal um die Welt ist. 

Wie man sieht sind wir gut in Trinidad angekommen, werden die Zeit hier nutzen und hoffentlich zufrieden und bald wieder Richtung Tobago aufbrechen können. Eigentlich wollten wir die Hurricanzeit hier im Süden sicher und ruhig verbringen und die Zeit für Landausflüge nutzen, nicht gestresst herum segeln oder sich irgendwo verstecken. Bret ist vorbei, es gibt zwar noch genug Buchstaben für Hurricans dieses Jahr, aber die werden hoffentlich alle weiter im Norden vorbei ziehen und uns nicht betreffen. Es bleibt spannend, alles Weitere  in “Tobago zweiter Anlauf”.