Panama, San Blas Islands

Sonntag, gleich nachdem der Anker gefallen ist, schüttet es in Strömen, unglaublich diese Wassermassen. Wir liegen im Schiff, der Regen hämmert an Deck, nicht allzu lange, dann lässt der Lärm nach und es regnet wieder normal. Dazwischen klärt es ein wenig auf, aber sonnig wird der Tag nicht mehr. Montagfrüh dann der gleiche Anblick, alles grau in grau, nur die Umgebung ist intensiv grün und von überall her Geräusche von Vögeln, Affen, Hunden und wer sonst noch hier in den Wäldern und Orten wohnt. Ungewohnt, welch Kontrast zu den trockenen, sehr europäischen ABC Inseln, auf denen wir die letzten drei Monate verbracht haben. Wir rüsten uns zum Landgang, zuerst in die Linton Bay Marina um unser Cruising Permit zu holen, 185 Dollar, gilt ein Jahr, kürzere und dafür billigere Varianten bieten sie nicht an. Erinnert ein wenig an Kroatien, hier können sie uns Segler ausnehmen, denn wegen der Kanalpassage kommen sicher immer genug hier her und zahlen. Am halbfertigen, neuen Marinahaus sitzt eine Ansammlung Segler, dort gibt es Internetempfang, sogar ein freies Netz, diese Gelegenheit nutzen wir auch gleich mal. Zu lange wollen wir uns nicht aufhalten, denn wir müssen noch nach Portobello, den Hauptort dieser Region zur Immigration und weil es in dieser Marina keine Waschmaschine gibt, müssen wir die Wäsche nach Portobello mitnehmen. Der Bus geht, nach Auskunft der Dame im Marina Office um 12 Uhr, wir starten mit zwei großen Rucksäcken um halb zwölf Richtung Straße und sehen den Bus gerade vorbeifahren. Mit Fahrplänen haben sie es hier nicht so genau, der nächste kommt in einer Stunde, vielleicht. Wir warten und Robert sieht man die Freude an, er leidet gerade unter einem Kulturschock, man hat das Gefühl er wurde in einen falschen Film eingespielt. Es dauert nicht lange da nimmt uns ein Kanadier, der hier ein Jahr Auszeit mit Familie verbringt, mit in den Ort. Er versorgt uns auch gleich mit einigen Informationen, zum Beispiel, dass hier alles eher teuer ist und die Menschen abweisend und unfreundlich, er hat es sich schöner vorgestellt und zieht in ein paar Wochen weiter nach Mexico. 

Bei regnerischem Wetter sieht es nirgends einladend aus, alles macht einen traurigen und schmutzigen Eindruck, hier besonders, denn die meisten Straßen sind jetzt eine Ansammlung von Wasserlacken und Schlamm. Portobello, ist kein Hafen im heutigen Sinn, eine größere Bucht in der früher Schiffe gut ankern und laden konnten, daher der Name. Von hier aus verschifften die Spanier Gold aus Südamerika und Produkte aus dem Pazifik die sie über einen mühsamen Landweg von der Pazifikküste hier zum Atlantik gekarrt haben. Ein großes Lagerhaus und die schon sehr verfallenen Forts zeugen noch von der kolonialen Geschichte, und in der Kirche, die nicht besonders alt aussieht, steht eine schwarze Christusstatue, die ebenfalls aus der Zeit stammen soll. Die Wäscherei ist in chinesischer Hand, direkt am Kirchplatz, gut und günstig, sonst bietet der Ort noch einige chinesische Minimarkets, Lokale mit Pollo arsado und immer wieder bunt bemalte Fassaden. Ich mag diese Bilder, sie sind farbenfroh, emotional und originell und geben auch den verfallenen Gegenden einen gewissen frischen und lebendigen touch. Da es wieder mal regnet sind wir froh nach zwei Stunden alles gesehen und erledigt zu haben, das VISA bei der Immigration kostet auch 105 Dollar pro Person, man kann es sich auch nicht ersparen, damit sind wir hier gleich mal 400 Dollar los. Dafür haben wir sicher keine Probleme mit behördlichen Kontrollen, die zwar selten sein sollen, aber wenn, kostet es viel und macht Schwierigkeiten. Die Rückfahrt mit dem Bus ist etwas abenteuerlich. Vollgestopft mit Menschen und deren Gepäck, nicht nur wir haben die großen Rucksäcke mit, bekommt Robert gerade mal einen Stehplatz in der Türe, ich sitze auf einer großen Sofafläche neben dem Fahrer. Jeder Stopp bedeutet für Robert aus- und dann wieder einsteigen und zeitweise klettert der Busfahrer aufs Dach um Gepäck abzuladen. Südamerikanisches Bussystem, mit etwas über einem Dollar auch recht günstig. 

 

Dienstag nutzen wir um einige Arbeiten am Schiff zu erledigen, es ist sogar relativ sonnig und wir trocknen langsam alles auf. Abends begrüßen wir noch die Crew der SY Atanga, die von Santa Martha hier her gekommen sind. Wir kennen uns von letztem Jahr aus der Grenada Marina. Hier in Panama treffen wir einige Seglerfreunde wieder, alle, die Jänner, oder auch ein wenig später durch den Panamakanal wollen. Vielleicht können wir in einer kleinen Gruppe gemeinsam durchgehen, oder uns zumindest als Linehander aushelfen. 

Unser kleiner Ausflug in den Ort Porto Linto am Mittwoch wird durch heftige Regenschauer eingeschränkt, wir stellen uns gut eine Stunde unter ein Dachsims und warten um dann bei leichterem Regen unsere Wege fortzusetzen. Der Ort ist winzig, die kleinen Läden wirklich klein, die Variante mit einem Regal mit Dosen drauf und ein Kühlschrank mit Getränken und Wurstwaren. Hühner laufen wieder frei rum und ein Schwein schläft im Straßengraben und mangels Mistkübel finden sich überall kleine Mülldeponien. Hier ist es wahrscheinlich nicht einmal bei Sonnenschein gemütlich, wir wandern ca. einen Kilometer die Landstraße entlang zum angeblich größeren Geschäft (drei Regale), dort erstehen wir ein Toastbrot und weil wir schon da sind gehen wir die drei Kilometer auf der Schotterstraße bis zur Panamarina um uns den Yard mal anzusehen. 

Panamarina ist in französischer Hand und alle sind sehr freundlich. Wir erfahren die Preise, die für hier moderat sind und könnten in den nächsten Wochen hier auch gekrant werden, falls nötig. Wir erfahren auch, dass es in Panama vier Telefonwertkartenanbieter gibt und man nie weiß wo man mit welcher Karte ein Netz erwischt. Hier in der Marina geht Cleo, in Porto Linto eher Digicel, wir nehmen eine Karte und versuchen so zumindest ein bisschen Internet zu bekommen. Die Dame ist uns auch sehr behilflich, aktiviert die Karte in ihrem Handy und sie funktioniert dann auch im Tablet. Weit kommt man mit 250 Mb nicht, aber zum Email schauen, ein bisschen WhatsApp und Wetterbericht herunter laden reicht es, nach einer Woche ist es ohnehin aus und wer weiß, ob wir es auf den San Blas dann auch nutzen können. 

Am Weg zurück nehmen wir noch ein paar Bananen und Kokosnüsse mit, trinken ein Bier im Restaurant an dem auch der Anlegesteg ist, besuchen noch kurz SY Atanga, dann zurück an Bord. Gerade rechtzeitig, denn es beginnt wieder stärker zu regnen, ein ungewöhnlicher Dauerregen, hört die ganze Nacht nicht mehr auf. 

Wirklich sonnig wird es auch die nächsten Tage nicht, immer wieder ziehen Fronten mit teils heftigem Regen durch, dazwischen wenig Regen oder auch mal etwas heller. Die Phasen nutzen wir dann für unsere Landausflüge, zum Beispiel auf die unbewohnte Insel auf der man freilebende Affen trifft. Im dichten Gestrüpp kann man sich nicht gut fortbewegen, daher kommen wir nicht weit und bleiben am Strand, rund um das verfallene Haus und auf einem Platz unter zwei großen Bäumen. Zwei Affen begleiten uns von Anfang an, immer mit einem Sicherheitsabstand, turnen sie mal vor und mal hinter uns herum. Elegant wie die sich fortbewegen und wenn sie gehen sehen sie aus wie kleine Menschen mit Antenne, denn der Schwanz wird dann hoch getragen. Sie gehen ganz aufrecht auf den Hinterbeinen und das sehr flott, zum Unterschied zum Faultier welches wir gut eine viertel Stunde beobachtet haben und dann war es gerade mal von der Unterseite des Astes auf der oberen Seite, so kann man auch leben. Wir besuchen noch unseren neuen Nachbarn, Franz von der SY Bright Star, ein Insider, ist schon seit 13 Jahren unterwegs und schon öfter hier in Panama gewesen, da bekommen wir wieder einige hilfreiche Tips, Danke.

Unser Ausflug nochmal nach Portobello fällt Freitag dann ins Wasser, weil es gerade, als wir das Boot verlassen wollten zu schütten beginnt und der momentan starke Wind unseren Anker slippen lässt. ein neues Ankermanöver, gut, dass wir an Bord waren und bis alles wieder passt, ist der Bus natürlich weg. Außerdem müssen wir jetzt die neue Ankersituation beobachten, falls wir jetzt einem anderen Schiff zu nahe kommen müssten wir nochmals umankern. So ein Bordtag ist auch nicht schlecht, der Regen, den es wieder reichlich gibt, wird gesammelt, 40 Liter Nutzwasser, kann man gut brauchen und dann bereiten wir uns für die nächste Segelstrecken vor, Sonntag wollen wir Richtung San Blas aufbrechen. Am späten Nachmittag und Abend ist bei uns dann noch full house, Joachim und Sabine von der SY Atanga, Franz von SY Bright Star und gerade eingelaufen Silvio und Beatrice von der SY Barbarossa finden Platz im Cockpit. Informationsaustausch und Seglergeschichten, könnte lange werden, da alle noch was zu tun haben und wir morgens früh los wollen, wird es aber nicht all zu spät. Silvio kommt gerade von den San Blas, konnte dort, in Porvenir nicht einklarieren, was seinen Zeitplan auf den Kopf gestellt hat, denn nochmals die 40 Meilen gegen den Wind zurück, bei dem momentan auch nicht wirklich einladendem Wetter ist nicht sinnvoll. Schade, wollten wir uns auf den San Blas treffen und etwas Zeit gemeinsam verbringen. So kreuzen sich unsere Wege nur kurz, hoffentlich treffen wir uns im Jänner wieder. Sein erster Eindruck war auch nicht überwältigend, Chichime ist Anlaufpunkt für Tagesausflugsboote, dementsprechend voll und schmutzig. Überall hinterlassen die Menschen Ihren Plastikmüll, warum man den von einer einsamen Insel nicht wieder mitnimmt, ist uns ein Rätsel. Franz rät uns noch Chichime, falls wir es anlaufen sollten nur bei guter Sicht zu tun, denn die Einfahrt ist schmal, gesäumt von den Riffen an denen man rasch stranden könnte. Wir werden hier unsere ersten Rifferfahrungen machen, immer gut Ausschau halten und die Karten mit GPS Track im Hintergrund.

 

Sonntag sechs Uhr früh, es wird gerade hell, lichten wir den Anker und verlassen die Linton Bay, wie sich später heraus stellt auf der falschen Seite, denn wir starten unsere 40 Meilen Strecke mit kreuzen bei hoher Welle, da sind nicht mehr wie drei Knoten Fahrt drin. erst gegen Nachmittag dreht der Wind zu unseren Gunsten und wir können direkt auf unser Ziel zufahren, und weil es sich bei Helligkeit ohnehin nicht mehr ausgeht planen wir um, segeln durch die Nacht gleich zu den Hollande Cays , oder daran vorbei zu den Coco Bandero. Wir reffen was geht, denn jetzt brauchen wir nicht mehr als drei Knoten Fahrt damit es zum Anlegen schon wieder hell ist. Eine wunderbare mondhelle Nacht, Vollmond und Wind 15 Knoten und mehr, angesagt waren keine 10 Knoten, wäre ideal um Meilen zu machen, man erwischt es nicht immer richtig. Wettertechnisch haben wir es uns verbessert, in der Früh kreuzen wir noch zwei schwarze Fronten, dann scheint die Sonne und auch auf unserem Ankerplatz stehen wir an der Grenze zwischen blauem und grauem Himmel, noch nicht so kitschig wie in den Prospekten, aber die ersten kleinen Inseln zeigen sich schon als Ansammlung von Kokospalmen auf weißem Sand. Rundherum spielt das Meer alle Farben, die Riffe sollen toll zum Schnorcheln sein, mal sehn ob das Meer schon sauber und ruhig genug ist damit man was sieht. der Anker hält zwar, aber wahrscheinlich an einem Stein oder Korallenstock, nicht ideal, entweder müssen wir noch umankern oder wir verlegen uns zu einer anderen Insel, Auswahl gibt es genug, jetzt ist alles in Reichweite, die große Strecke ist geschafft, wir erstmal müde und froh angekommen zu sein. 

Ich geh mal Schnorcheln um den Anker zu sichten, was sich als unmöglich heraus stellt, zu viele Schwebstoffe, Sicht maximal fünf Meter, aber man sieht, dass wir auf einer Sandflächen mit Seegras stehen, jedoch so abschüssig, dass der Anker wahrscheinlich auf 14 Meter abgerutscht ist. damit stehen wir hier nicht gut, denn mit maximaler Kettenlänge kommen wir dem Riff hinter uns zu nahe, also umankern, am besten gleich auf den Platz den in der Früh noch der kanadische Kat belegt hatte, jetzt sind wir alleine hier. 

In der Nacht ist es windstill, man hört das Rauschen der Brandung vom schützenden Riff, klingt ein bisschen wie ein Gebirgsbach, hin und wieder Vogelpfeifen. Auf einer der Inseln lebt eine Familie und betreut die Kokospalmen. Abends zieht der Rauch ihres Feuers über uns und Delfine gleiten an unserem Schiff vorbei, mit einem Caipirinha lassen wir den Tag ausklingen. 

Der nächste Tag beginnt mit Sonne, die sich aber nicht lange hält und erneut von Regenschauern abgelöst wird, so lokal, dass es schöne Regenbögen gibt, abends dann sogar Abendrot. wir nutzen den Tag zum Schnorcheln, die Riffe sind schön, es gibt reichlich Langusten, jedoch, wegen starker Strömung fast unmöglich zu jagen. Nach eineinhalb Stunden sind wir müde und haben eine ganz schön lange Strecke zum Boot zurück. noch bevor wir uns niederlegen beginnen heftige Gewitter mit, teilweise starkem Wind aus den unterschiedlichsten Richtungen. Robert beobachtet die Situation noch eine Weile und wir drehen tatsächlich zu nahe zum Strand der Insel, zuletzt streifen wir einen Korallenstock und müssen rasch weg, der Anker fällt ein Stück weiter weg vom Strand. Erst gegen zwei Uhr beruhigt sich das Wetter und wir trauen uns ein wenig zu schlafen, die Nächte sind jetzt stockdunkel, sodass man die Gefahrenstellen nicht mal erahnen kann. Wie froh sind wir, wenn der Sonnenaufgang unsere Umgebung wieder zeigt und wir gut stehen. Trotzdem haben wir vorerst genug vom Riffplatz und verlegen uns nach Nargana/ Corazon de Jesus, ein eher moderner Doppelort mit, für Gunaverhältnisse,  guten Einkaufsmöglichkeiten. Hier treffen wir Bernd und Birgit von der SY Rebell und verbringen die nächsten zwei Tage hier. Frederico, eine lokale Größe kümmert sich um alle Segler und bietet seine Dienste an, wir vereinbaren mit ihm eine Tour am Rio Diabolo. Mit einer Motorzille werden wir den Fluss aufwärts gebracht, an die Stelle, wo die Wasserleitung den Fluss kreuzt. Ab hier wird es dann zu seicht, das Wasser ist schon recht klar und viele Gunaboote werden bis hierher gepaddelt und Wasserkanister und Tonnen mit Flusswasser befüllt. Wir wandern bis zum Friedhof, Frederico erzählt allerhand Geschichten, die wir nur sehr rudimentär verstehen, keiner von uns kann wirklich spanisch, schade. Am Ufer des Flusses sehen wir drei Krokodile, die zu schnell abtauchen um sie auf ein Foto zu bekommen. Wir verstehen aber, dass sie manchmal im Ort Hunde fressen, sonst lauern sie auf Vögel und anderes Getier was sich nahe ans Wasser traut. Sehr selten fallen sie auch Menschen an, was etwas beunruhigend ist, denn große Exemplare gibt es auch im Meer an allen Inseln und Riffen. Am Heimweg stoppen wir an einem der zahlreichen Felder die in den Dschungel integriert sind. Überall sieht man Kokospalmen, Mangobäume, Zitrusfrüchte, was sie sonst noch anbauen ist etwas weiter vom Ufer entfernt, gut versteckt. Am Ufer liegen immer wieder Kanus und ein Weg führt ins üppige Grün, sicherlich eine anstrengende und aufwendige Art der Landwirtschaft, hier aber gut im Einklang mit der Natur, was man schon selten erlebt. Wir bekommen von einem Freund Fredericos Trinknüsse geöffnet, ein paar Hiebe mit der Machete und wenn sie ausgetrunken ist wird sie in zwei Teile gehackt und das weiche Fleisch mit einem Teil der Schale als Löffel aus gegessen. Hier in diesem Ort sind die Gunas nicht mehr so traditionell und auf Touristen eingestellt. sie grüßen freundlich und laden uns für den Abend zu ihrem Fest ein.

Ein echtes Highlight sind die abendlichen Feierlichkeiten zum Tag der glücklichen Mütter, begleitet von einem Feuerwerk, Konfetti, Leuchtketten und allerhand Schmuck auf den Straßen. Nur wenige Frauen sind in der traditionellen Tracht, viele Kinder allen Alters bevölkern die Straßen und den Veranstaltungssaal und die Frauen, die die Tanzeinlagen präsentieren sind in schönen Abendkleidern und in Tüll gehüllt. Ein rhythmisches Lied beherrscht den Abend, einzeln vorgestellt wird vorgetanzt und eine Gewinnerin gekürt. Diese erhält einen großen goldenen Schlüssel und scheint jetzt so eine Art Mutter fürs Dorf, fürs nächste Jahr zu sein. 

Danach gibt es noch ein paar Tanzgruppen, zu unserm großen Erstaunen erklingt der Donauwalzer, sie tanzen ihn eher wie eine Polka, aber sie amüsieren sich gut. 

Frederico findet diese Öffnung nicht so schlecht, denn er meint, dass in den ganz streng traditionellen Dörfern die Jugend noch gefährdeter ist ihren Weg nicht zu finden. Drogen scheint auch hier ein belastendes Thema zu sein und in der Medizinstation des Ortes wird intensiv über HIV aufgeklärt und gratis getestet. ein Sohn Fredericos ist an Aids gestorben, seine anderen vier Kinder leben und arbeiten in Panama. 

Der Ort selbst ist eine Mischung aller Baustile die sich hier umsetzen lassen, außer das Haus vom Chef sind alle ebenerdig, viele noch traditionell aus Palmmaterial, aus Stein mit Wellblech, selten wirklich massiv. Einrichtung gibt's wenig, geschlafen wird in Hängematten, oder bereits auf Matratzen und fast überall gibt es einen Fernseher, der dann den ganzen Tag läuft. Nicht alle Geschäfte erkennt man von außen, oft steht in einem normalen Haus ein Backofen und man bekommt frisches Brot, oder es gibt ein paar Regale mit Konserven und Steigen mit etwas Obst und Gemüse. Dort wo es gestern noch Huhn gegeben hat ist es heute aus, dafür bekommt man eines ein paar Häuser weiter, gerupft und gefroren. 

So nahe an den Mangroven und der Flussmündung ist das Wasser trüb, nicht einladend zum Baden, außerdem gehen alle Toiletten, die kleinen Hütten am Wasser sind Plumpsklos mit der Öffnung über dem Wasser, direkt in die Lagune. 

Wir ziehen weiter nach Green Island, nicht weit von hier, wieder ein paar Inseln mit Riffen. Vor einer der Inseln, südlich von Sabudupored werfen wir den Anker im grünen Wasser. Dort wo es heller ist, türkis, gelblich, hellbraun ist sicher ein Riff, Sand, Seegras und Korallenköpfe, daher die unterschiedlichen Farben. Bei gutem Wetter, welches sich jetzt langsam durchsetzt, sieht man die gefährliche Umgebung ganz gut, die Nächte sind aber immer noch zappenduster, teilweise mit Sternenhimmel, der Mond geht erst sehr spät auf, zumindest die zweite Hälfte der Nacht sieht man die Umrisse der Inseln. 

Endlich Zeit zum Schnorcheln und jagen, Robert fängt wieder reichlich Langusten und ich genieße es an den tollen Korallenbänken und Wänden entlang zu gleiten. Gestern ist sogar ein zwei Meter Hai an mir vorbeigeschossen, hat uns nicht umrundet und ist auch nicht nochmal aufgetaucht, hatte was anderes im Visier. Die Vielfalt unter Wasser kann mit den Tauchspots der ABC Inseln locker mithalten. Hier gibt es keine Tauchbasis man hat die Riffe ganz für sich alleine. Die nächsten drei Tage nutzen wir um alle Riffe rund um unseren Ankerplatz zu betauchen, ein paar Runden mit dem SUP um die Kokosinseln gehen sich auch aus und nachmittags oder abends sitzen wir gemütlich mit Bernd und Birgit beisammen. 

Dienstag wollen wir mal weiter zu einem der nächsten Riffe, bei Westwind, stehen wir hier schon ganz schön in der Welle mit Heck Richtung Land, da wird es ungemütlich. Gerade als wir aufbrechen wollen kommt wieder mal ein Regenguss über uns, nicht lange, aber es bleibt bewölkt, was zum Erkennen der Riffe nicht optimal ist, da werden wir uns einen leicht zugänglichen Platz suchen müssen. 

Der nächste Ankerplatz ist an den Naguargandup Cays vor Canbombia. die Insel wird von zwei Familien bewohnt und bewirtschaftet, im Dreimonatszyklus wird abgelöst. Jetzt wo hier Ferien sind, sind auch Kinder hier, sonst müssen sie in Rio Sidra zur Schule gehen. Wir treffen hier Fritz und Gitti von der Tifricat und Franz von der Bright Star, die gerade am Weg Richtung Green Island sind. Fast jeden Tag kommen Gunas in ihren Booten vorbeigepaddelt, selten unter Segel und manchmal mit Motor und sie verkaufen alles, was sie aus dem Meer fischen, bevorzugt Langusten und kleine Fische. Manchmal kaufen wir Ihnen was ab, gestern für jeden einen Fisch, so groß wie bei uns die Forellen. Auch Molaverkäufer geben sich ein Stelldichein. Zuerst Lisa, von der im Bauhausbuch ein Bild drin ist, dann weitere, alle von Rio Sidra. Ich kaufe jeder ein Stück ab, sie haben alle eine große Auswahl unterschiedlichster Motive, wunderschön, leider nicht gerade preiswert. Aber für Handarbeit ganz ok, ich finde es schön, wenn eine Kultur so erhalten werden kann und auch mit Stolz weiter getragen wird.

 

Als wir Rio Sidra besuchten war gerade ein traditionelles Fest, das Chichafest, viele Frauen in Tracht, versammelt im Gemeindehaus. Eine Gruppe Männer ging mit Trinkschalen mit vergorener Zuckerlösung und Laternen von Haus zu Haus. dieses Fest wird zweimal jährlich begangen, am Abend sind alle leicht oder mehr betrunken, was wir aber nicht mehr mitbekommen, weil der Ankerplatz vor Rio Sidra eng eingeschlossen zwischen Riffen und gegen die momentan herrschenden Ostwinde total offen ist. Hier bleiben wir nicht über Nacht, wir segeln ein wenig, der Rest unter Motor, die vier Meilen zurück zu den Naguargandup Cays, vor Salardup fällt der Anker. 

Rio Sidra ist wesentlich schöner und auch noch etwas traditioneller als Nargana, die meisten Häuser sind hier noch aus Palmmaterial, wesentlich größer als in Nargana und alles sehr sauber. Trotzdem sieht man hier wie sie Fremde gewohnt sind und sich um sie und ein Geschäft bemühen. Wir wollten ein wenig einkaufen, Brot war schwierig zu bekommen, eventuell weil Feiertag war, aber vielleicht backen hier alle Familien selbst und man bekommt nur ein paar überzählige Weckerl. Da hat man fast ein schlechtes Gewissen jemandem was weg zu essen. Frisches Gemüse, also Tomaten, Gurken, Paprika, Zwiebel, Kartoffel und Kochbananen gab es in einem Laden, der sogar gut angeschrieben war, ein anderer hatte Bier, der Einkauf war damit erledigt.

 

Am nächsten Tag verabschieden wir uns von Birgit und Bernd, sie nutzen den jetzt einsetzenden Ostwind für eine rasche Fahrt nach Colon, wir bleiben noch. So gut der Ankerplatz ist, große Bucht, die Riffe weit weg, man steht offen. Die Insel gibt keine Abdeckung gegen den jetzt bis 25 Knoten wehenden Nordostwind, wir stehen wieder mal in der Welle und Strömung, sodass man meinen könnte wir fahren die ganze Nacht und nachdem sich diese Wetterlage bis Weihnachten nicht ändern wird, tun wir gut daran uns ein ruhigeres Platzerl zu suchen. Kurz sind wir versucht das Weihnachtstreffen auf Green Island sausen zu lassen und ebenfalls mit Rückenwind, zuerst tiefer in den Golf von San Blas zu fahren und dann rasch Richtung Colon, dann starten wir doch eine Versuch mit Aufkreuzen die Holandes Cays zu erreichen, von dort können wir nochmals alle Optionen betrachten und wählen. Unser gewählter Ankerplatz vor Waisaladup ist vorerst ein Genuss, wir stehen ruhig, kaum ein Wind, die Insel hält tatsächlich den immer noch sehr starken Ostwind ab. Wir ankern auf sieben Meter, mit Ankeralarm, denn durch die Strömung drehen wir uns ständig 180 Grad herum, man weiß dann nie genau wo man steht, wenn dann doch durch ein Gewitter Wind aufkommt und wir sind diesbezüglich ja gebrannte Kinder. Hier ist an und für sich ein schönes Riff, leider wieder mal mit viel Strömung und aufgewühltem Wasser mit schlechter Sicht, also segeln wir lieber weiter. Wir kreuzen an den Holandes Cays entlang und schauen uns alle anderen möglichen Ankerplätze an, dort und da kommt ein Schiff hinter einem Riffsaum heraus, alle auf dem Weg weg, keines steuert gerade auf diese, sonst sehr beliebten Ankerplätze zu. Und man sieht auch maximal drei oder vier Masten, wir schließen daraus, dass es hier jetzt nicht so gemütlich und sicher zum Ankern ist. Kurz entschlossen fallen wir ab und steuern, jetzt mit Halbwind auf Green Island zu. Franz kommt uns dann auch gleich mit dem Dingi entgegen und lotst uns durch den Riffpass zum Ankerplatz. 

Hier ist das weihnachtliche Österreichertreffen, Gitti und Fritz von der SY Tifricat, Hans und Eva von der SY Tangaroa und eben Franz sind schon hier. Der Ankerplatz ist genial, man steht auf ruhiger türkiser Fläche, gerade soviel Wind und Strömung, dass man ruhig steht und sich nicht ständig dreht, rund herum sind Riffe, die Robert ausgiebig zum Jagen nutzt und mit den abendlichen Treffen werden die Tage lang und vergehen rasch. 

Die Riffe sind auch eine der schönsten die wir hier bisher gesehen haben, wunderschöne Korallen und an der Riffkante viele größere Fische, die würden alle auch eine gute Figur am Grill machen, vielleicht fängt Robert ja noch einen. 

Ich bemühe mich gute Fotos mit der GoPro zusammen zu bringen, ist nicht einfach, denn die Fische sind rasch unterwegs und verstecken sich bevorzugt zwischen den Korallen wenn man nur in die Nähe kommt. Andere wiederum stehen zwar recht offen für ein Foto herum, sind aber so gut getarnt, dass sie am Foto mit dem Hintergrund verschmelzen, das wären dann richtige Suchbilder, was hab ich da fotografiert? 

Und dann ist da noch das Licht, nur wenn die Sonne kräftig scheint und man nicht all zu tief unten fotografiert, bekommt man Bilder mit halbwegs natürlichen Farben, sonst ist alles grünstichig, da muss noch ein Rotfilter her. Zusammenfassend, ich bin stundenlang, mit wenig Ausbeute beschäftigt, habe in meinem Kopf ganz viele wunderbare Bilder, dafür lohnt es sich auf jeden Fall, leider kaum welche um sie auf der Homepage herzuzeigen. 

Am 23.12. segeln wir dann gleich in der Früh nach Nargana um nochmal einzukaufen. Wir fliehen bei der Gelegenheit auch vom Rauch und Ruß der jetzt über den Ankerplatz zieht, die Insel wird gerade mit Feuern gereinigt. 

In Nargana treffen wir Ferry und Brigitte von der SY Alrisha, die ebenfalls auf dem Weg zum Weihnachtstreffen sind. Gemeinsam ziehen wir durch beide Orte, erstehen Brot, nicht viel, denn frisch wird erst am Nachmittag wieder gebacken, Bier und Rum und zuletzt auch noch ein bisschen Gemüse. Obwohl das Versorgungsschiff eben angelegt ud ausgeladen hat ist nicht allzu viel da, das Übliche, dazu ein paar Zucchini und Broccoli. Wir kaufen auch 15 Dollar Digicellguthaben, denn ab jetzt können wir das Internet wieder nutzen, auf Green Island geht es manchmal, aber ab Colon wird es dann gut funktionieren und wir müssen gleich nach den Feiertagen los, sonst verpassen wir die gute Phase mit 15-20 Knoten Rückenwind.

 

Außerdem hat sich ein weihnachtliches Reparaturprojekt eingeschlichen, die Ankerwinsch jammert nur mehr, Robert holt den Anker mit der Hand rauf, wir bauen danach ein Relais, welches Ferry als Ersatzteil mitführt ein und nachdem sie immer noch nicht einwandfrei funktioniert werden wir sie in der Marina zerlegen, warten und eventuell auch richten oder tauschen müssen. 

Trotzdem am 24 steht alles auf Weihnachtsfest, wir bereiten Kokoskekse vor und nehmen zum abendlichen Treffen Rumpunsch mit. Nachdem auf der Tifricat alle Platz gefunden und gemeinsam einige Runden gekippt haben, verlegt sich die Gesellschaft auf die Bright Star zu Franz. Dort ist Platz wie in einem Tanzsaal, Sofas und Hängematte sind gemütliche Orte und so rast die Zeit und die Weihnachtsnacht wird lang. Der harte Kern bleibt bis zwei und Ferry schafft es trotz lauter Musik in der Hängematte zu schlafen. Ein schönes Weihnachtsfest unter Palmen. 

 

Am 26. ist großes Verabschieden und Aufbruch, wir starten Richtung Colon mit Stopp auf Chichime und in Portobello. In Colon, in der Shelter Bay Marina wartet eine Menge Arbeit auf uns und wir bereiten uns auf die Kanalpassage vor. Davon aber im nächsten Bericht.