Martinique 



Freitag wird es dann doch nichts mit ablegen, null Wind, da sind auch zwanzig Meilen zu viel, wir bleiben noch in La Gosier und besuchen mit Sabine noch den Wochenmarkt, essen köstliche Fladenbrote und so Art Roti, trinken Bier und verabschieden uns neuerlich, jetzt endgültig. 

 

Die Schlechtwetterfront mit fast durchgehender Bewölkung und immer wieder, teils heftigen Regenschauern und den dazugehörigen wechselnden Winden, scheint jetzt durch zu sein. Zurück an Bord lassen wir den Abend lesend ausklingen. Mit den e-Books ist das super, man kann bequem liegen und hat den Text immer gut im Licht, nicht so wie früher, wo man das Buch immer wieder unter ein mehr oder minder gutes Leselicht halten musste und wehe die Seiten neigten zum Spiegeln, dann war's echt ungemütlich zu lesen. Und im e-Book gibt's tausende Bücher, so groß könnte die Bibliothek an Bord gar nicht sein. Wir lesen so und es wäre sehr gemütlich, wenn Robert nicht plötzlich erstarrt und mir zuruft, schau mal da ist eine Kakerlake. Ich spring auf, hol mal eine Taschenlampe und tatsächlich rennt da so ein riesen Vieh knapp an Roberts Kopf vorbei zuerst Richtung Leinen und wie sie dann merkt, dass sie da direkt ins Licht rennt macht sie kehrt und verschwindet ganz schnell in einem der Schapps. Jetzt heißt es sie fangen und das ist gar nicht leicht, weil die sich gerne in die letzten Winkel verdrücken und unheimlich schnell sind und weil unsere Schapps voll sind mit Schlapfen, Taucherbrillen und Leinen. Also vorsichtig alles ausräumen, Insektenspray  im Anschlag und Lichtkegel der Taschenlampe suchend nach dem Vieh. Einmal entkommt sie noch, doch dann hat sie Robert mit einem Tuch gefasst und wollte sie über Bord schmeißen. Nach dieser Aktion liegt die eben Entsorgte, oder eine andere unter unseren Holzsprossen der Sitzbank, so dass wir gleich wieder mit dem Spray drauflos gehen, sie bewegt sich und flüchtet in den Boden, der ja ebenfalls unter dem Holzrost Luft hat, damit der Dreck drin verschwinden kann und das Wasser rasch abläuft. Also Bodenteile vorsichtig raus und sie nochmals fangen, leider ist sie spurlos verschwunden, was uns nach längerem Suchen die Aktion mit etwas Unbehagen abbrechen lässt. 

Die Nacht beschert mir Kakerlaken Träume, ich sehe mich schon das gesamte Boot auf den Kopf stellen und aus allen dunklen Ecken zischen diese unappetitlichen Kerle hervor, haben wir jetzt endgültig Ungeziefer an Bord oder war es wieder eine Einzelne, wie schon dreimal auf dieser Reise? Und wie kommt sie an Bord? Können die jetzt fliegen oder nicht? Haben wir sie in einem Rucksack mitgebracht oder ist sie mit unserm Beiboot mitgefahren, ungesehen unter dem neuen Stoffmäntelchen und im Schutz der Dunkelheit dann mal so zum Schauen aufs Schiff gekrabbelt? 

 

Auf jeden Fall wird am Samstag nicht nur Richtung Les Saintes gesegelt, sondern auch das gesamte Cockpit penibelste gereinigt, auch heute keine Spur mehr von der Kakerlake, im besten Fall ist sie bei der einzigen Öffnung die ihr der Boden gelassen hat rein und damit direkt ins Meer und ertrunken. Erste Blicke in die Bilge zeigen mal keine verdächtigen Spuren, so lassen wir es mal und hoffen, dass sie nur kurz an Bord war und zumindest im Schiff drinnen noch keine Vermehrungsaktion gestartet hat. Hier außen hätte sie keine Chance ihre Brut durchzubekommen, die wäre weggeputzt und ins Meer gespült, hier glänzt es wie schon lange nicht mehr. Jedes Mal lesen wir wieder nach, man muss seinen  Feind schließlich kennen und wenn noch ein Verdacht besteht, dass wir noch so blinde Passagiere an Bord haben, sollten wir mal diese Borsäure als kleine Jausenstationen verteilen. Die fressen sie angeblich und sterben dann, so würden wir immer wieder mal eine tote Kakerlake finden und zumindest die Lebenden dezimieren. Es ist ein ganz unangenehmes Gefühl so fast unsichtbare Gegner zu haben, nach einem Tag putzen mit Kontrollblicken in fast alle Winkel beruhig ich mich wieder und gehe wieder von einer eingeschleppten Einzelnen aus. Keine weiteren Maßnahmen mehr, ein schöner Segeltag mit wenig Wind und Spi, wir ankern wieder seitlich vom Ort und gehen gegen Abend noch Schnorcheln. Hier ist ein schönes Riff und Robert erwischt auch gleich wieder ein paar Langusten. Und weil es hier schön ist, bleiben wir den Rest des Wochenendes und montags, klarieren aus, holen uns noch ein paar Langusten fürs Abendessen und segeln Dienstag dann weiter nach Dominica. Jetzt hat der Wind deutlich zugelegt, in den Böen schon gegen dreißig Konten, zweites Reff und gereffte Genua und wir segeln perfekt und rasch nach Portsmouth.

 

Es ist Mittag und wir werden auch gleich von einem der PAIS begrüßt, sagen dem, dass wir Wasser nehmen wollen und begeben uns zur Boje an der der Wasserspeicher dran hängt. Dort warten wir und erfahren, dass es leider ein Problem mit der Leitung gibt und daher heute nichts mehr geht, wir sollen drüben am Fährsteg Wasser nehmen, was wir ja eigentlich vermeiden wollten, weil es dort schlecht zum Anlegen ist. Nach kurzem Überlegen bereiten wir Fender und Leinen vor und starten die Aktion. Anlegen funktioniert ganz gut, leider rauscht der Anker aus, denn der war schon vorbereitet und damit die Bremse entsichert. So schnell kann man den gar nicht stoppen sind die 60 Meter Kette schon ausgerauscht, jetzt mal egal, zuerst noch Fender zwischen den Autoreifen und das Schiff quetschen und Wasser tanken. Robert erledigt alles draußen an der Mole, ich versuche so gut geht alles am Schiff in den Griff zu bekommen, hole mal so weit geht den Anker hoch, richte das Geld her und hantiere mit dem Wasserschlauch, denn hier wollen wir keine Minute länger bleiben als nötig. Eine holländische Familie, die gerade von einem Ausflug an den Dingisteg zurück kommt, hilft ein wenig mit den Leinen und ist besorgt wie wir da wieder weg kommen, wir auch, denn der Wind drückt uns gegen die Pier. 

Dann geht alles schnell, wir belegen die lange Vorleine als Spring, ich sichere sie hinten über die Winsch bis Robert an Bord ist, dann übergebe ich sie ihm und fahre Vollgas rückwärts weg. Wir schaffen es ohne nochmal den Steg zu schrammen, gutes Manöver mit weichen Knien und dem nötigen Glück. Da sind die Ankermanöver dann sowas von leicht und früher waren wir jedes Mal angespannt uneinig und unzufrieden. Man lernt schon ganz schön dazu wenn man lange unterwegs ist, gut so. 

 

Die letzten Tage und Segelstrecken sind sehr entspannt, wir kennen all die Plätze an denen wir jetzt Halt machen und freuen uns, weil das Sicherheit gibt. In Portsmouth ist es ruhig, nur fallweise pfeifen ganz schöne Böen durch die Bucht und nächtens wird mit recht lauter Musik am Strand gefeiert. Das trübt die Nachtruhe ein wenig, dafür hat man halt gratis Konzerte in einer erträglichen Lautstärke. Zwei Nächte bleiben wir hier, dann geht's mit Tagesanbruch, also noch vor fünf Uhr, wenn die ersten rosa Schlieren am Himmel sind und neben dem Halbmond der Himmel schön langsam blau wird, los. Wie erwartet zuerst kaum Wind, dann wenig und so nach zwei Stunden etwas gequältem segeln geht's dann los, jetzt soll`s so bleiben, dann erreichen wir, wie berechnet noch bei Helligkeit San Pierre auf Martinique. 

So ist es auch, sobald wir aus der Abdeckung von Dominica raus sind legt der Wind zu und die Welle wird auch hoch und ruppig. Gut, dass wir rechtzeitig das zweite Reff ein geschoren und auch die Genua deutlich verkleinert haben, so liegt das Schiff gut im Ruder und lässt sich leicht steuern. Wegen der Welle ist es trotzdem besser aus der Hand zu fahren, sonst stampft man sich immer wieder mal ein, der Autopilot kann die Wellen nicht so elegant aussteuern. Der Wind bleibt uns mit Windstärke fünf erhalten, die Welle wird kleiner und wir können zuletzt sogar Halbwind fahren, da geht's dann gleich mit über sieben Knoten zügig dahin und wir erreichen unser Ziel eher als erwartet. Auf der Strecke beobachten wir auch eine große Schar Delphine, sicher über fünfzig Tiere, die sichtlich gemeinsam jagen, denn erst nach einiger Zeit ziehen sie alle in eine Richtung ab, davor brodelt das Wasser und immer wieder springen Delphine heraus, ein paar begleiten unser Schiff kurz, sonst nehmen sie keine Notiz von uns. Unser Anglerglück hält sich in Grenzen, außer einem Barracuda letzte Woche gab`s schon lange keinen Fang mehr, hier, wo man alle Fische wieder essen dürfte, gibt's keine mehr. Auf den Märkten bieten sie auch nur sehr kleine Doraden an, solche, die wir eher wieder frei lassen würden damit sie noch wachsen und sich vermehren können, wird hier alles leer gefischt? Hoffentlich nicht, vielleicht ist es nur gerade nicht Saison, auch beim Obst dauert es noch bis die Mangos endlich in großer Zahl reif sind. Heuer werden wir es sicher erleben, denn wir bleiben ja auch im Sommer da. 

 

Freitag ist Markttag in San Pierre, wir nutzen die Gelegenheit und kaufen frisches Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch und nutzen unser neues Vakuumiergerät um zwei Portionen haltbar zu machen. Wir beginnen auch diesbezüglich Erfahrungen zu sammeln, sollte uns dann bei größeren Fischfängen, oder wenn wir mal eine gute Einkaufsquelle haben, nutzen. Vakuumiert verlängert sich die Haltbarkeit im Kühlschrank auf drei Wochen oder so. Wir haben ja kein Gefrierfach und nach dem Einkochen, was ja bisher gut funktioniert, kann man den Fisch nicht mehr Grillen, was schade ist und sich dank Vakuum jetzt ändern soll.

 

Einklariert haben wir auch gleich und nach dem Frühstück geht's dann Richtung Fort de France, lächerliche 12 Meilen, die dann eher 25 werden und den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Anfangs geht's leicht der Küste entlang, wieder jagen Delphine, ein tolles Schauspiel. Ums Eck kreuzen wir uns zum Krüppel, wir segeln die große Bucht mehrmals aus, könnten bequem auch in der Anse Mitan anlegen, wollen wir aber nicht, also Wende und die letzten drei Meilen direkt auf den Ankerplatz unter dem Fort und vor der Stadt. Der Wind lässt schlagartig aus und wir stehen hier auf einer Spiegel glatten Fläche, nur vorbei kommende Fähren erzeugen Wellen die uns etwas schaukeln, macht aber nix. Wir waren schon zweimal hier, noch nie hat es uns so gut gefallen, die Skyline mit Hochhäusern neben der Altstadt, der Stadtstrand mit dem dahinter liegenden Park und die Mauern des Fort, geben eine tolle Kulisse. Vertrautes genießen und neue Energie und Neugierde fürs Weiterreisen sammeln, ist jetzt mal angesagt. Das gesamte Hafengelände ist fertig renoviert, der Gehsteig breit, zwischen den Autospuren Grünanlage, nahe dem Fährsteg der übliche Touristenmarkt, heute auch lebendig, weil ein großes Kreuzfahrtschiff seine Gäste ausspuckt. Wie eine Ameisenstraße bewegt sich die Masse über den Steg und verteilt sich dann in den Gassen der Altstadt. Wir drehen auch unsere Runde, bleiben bei Straßenmusikern, tolle Trommelband, stehen und lassen die Stimmung auf uns wirken. Gegen Mittag wird es dann fast unerträglich heiß, wir beeilen uns zurück an Bord und rasch ins Wasser, genüssliche Abkühlung. Robert frönt wieder seinem Jagdtrieb und kommt mit reichlich Langusten zurück und weil die sich nicht gut konservieren lassen gibt es Langusten zum Nachtmahl und auch gleich wieder in der Früh, ja hier geht es uns gut, mit frischem Brot wie Gott in Frankreich. 

 

Sonntag ist viel los am Strand und gegen Abend beginnt auch recht aufdringliche Musik. Leider spielen sie selten Reggea sondern einen komischen karibischen Rapp, man hat immer das Gefühl dasselbe Gestotter und Gejammer zu hören, dazwischen immer wieder Alarmgeräusche und sprechen, scheint zur Musik dazu zu gehören, macht’s aber nicht besser. Uns kommt die Feierei sonntags etwas seltsam vor und unsere Recherchen bestätigen uns dann auch, dass Montag Feiertag ist, Tag der Sklavenbefreiung, was unsere Pläne wieder mal durchkreuzt. Wollten wir montags mal wandern gehen, spielt es das jetzt nicht, weil am Feiertag keine Busse fahren, also Bordtag mit kleinen Arbeiten, lesen, Musik vom Land, Langusten und Besuch von unserem Ankernachbarn, Silvio, wir kennen ihn und sein Schiff flüchtig aus der Marina Stella. Da gibt's wieder viele Neuigkeiten auszutauschen, er segelt auch eine Ovni, eine ältere, da bekommt man einen Überblick welche Reparaturen so anfallen werden. 

 

Dienstag hält uns nichts mehr, wir starten rasch und sind kurz nach acht am Busbahnhof und suchen uns die passende Linie. Leider fährt der Bus die Strecke durchs Landesinnere nur zweimal am Tag, einmal um zehn, mit dem können wir mal zur Wanderung hin fahren, zurück ginge es um 13 Uhr. Das ist definitiv zu früh für eine drei Stunden Wanderung, durch wunderschönen Urwald. Der Weg geht zuerst recht steil den Hang hinunter zum Flussbett welches mittels Hängebrücke überwunden wird, dann geht's genauso steil wieder rauf bis zur Nebenstraße. Diese muss man dann noch drei Kilometer, die sich aber wie mindestens fünf anfühlen zurück zur Hauptstraße gehen. Wir verpassen den Bus und müssen per Autostopp zurück nach Forte de France. Geht hier auf Martinique nicht besonders gut, viele Autos fahren an uns vorbei, man hat manchmal das Gefühl sie geben extra Gas damit sie schnell vorbei sind, selten deutet jemand sorry und schlussendlich nimmt uns ein französisch-belgisches Touristenpaar mit. Nur bis zum Jardin de Balatines, einem botanischen Garten den sie sich anschauen wollen. Von hier aus geht aber schon der städtische Bus Nr 25 und wir kommen, nach ein bisschen Warten gut zurück. Ein toller Ausflug von dem man auch gut durchgeschwitzt und müde ist.  

Mittwoch widmen wir uns nötigen Besorgungen, die ebenfalls hier im Zentrum am besten erreichbar sind. Wir wandern durch das Industriegebiet bis zum Mr. Bricolage, einem großen Baumarkt, dazwischen besuchen wir große Sportgeschäfte. Es ist ein ziemlich langer und heißer Hatscher, war zu erwarten und die Ausbeute leider eher mager. Einige Punkte der Liste bleiben offen und wir werden noch einige Spezialgeschäfte suchen müssen um all die Verbesserungen an Bord umsetzen zu können. Was wir als nächstes gleich mal angehen können ist die Installation des Regenrinnensystems am Biminitop mit den dazugehörenden Ableitungen jeweils in Kanister. Mal sehn ob wir dann der Regenzeit noch zusätzlich was Positives abgewinnen können, größere Mengen Frischwasser sind ja ein Luxus, den wir uns so vielleicht ermöglichen. 

Donnerstag ist dann Bordtag, ein Feiertag mit Livemusik an Land und weil mein Geburtstag auch ein ganz persönlicher. Ich telefoniere viel und freu mich über die vielen netten Wünsche. Robert begibt sich schon vormittags auf die Jagd um für ein super Langusten Essen zu sorgen. Es gelingt perfekt, mit edlem Rotwein, Langusten vom Grill, Salat und Reis, würde im Lokal nur unheimlich teuer, sicher nicht besser sein. 

Der Tag hat mit feinem Reggae begonnen, welch Freude, leider sind sie dann wieder rückfällig geworden und haben den Abend nieder gerappt. Da bleibt einem nur auf Durchzug zu schalten und die Hintergrundgeräusche so gut geht weg zu filtern, gelingt schon ganz gut.

Weil freitags Arbeitstag, dauert die Party nicht allzu lange und heute fahren auch wieder alle Busse, also neuerlich Zeit für eine Wanderung, man muss die Gelegenheit hier einfach nutzen. 

 

Mit der Nr. 25 bis zum Hospitale, ein ziemlich verfallener Bau mitten in der Gegend, da schaut mein geschultes Auge gleich mal, was die denn da so behandeln. Man könnte fast sagen, eh klar, es handelt sich um die Psychiatrie, scheint nirgends beliebt zu sein und Geld wird da nur das nötigste investiert und möglichst weit weg von den “"normalen Menschen” scheint auch hier das Motto zu sein. 

Nach ein paar Kurven Straße geht rechts eine Zufahrt zu einer Gärtnerei, laut Navi müsste das unser Einstieg in die Wanderung sein, komisch nur, dass hier nichts angeschrieben ist. Das Personal, welches gelassen im Schatten sitzt, bestätigt uns, dass wir da ziemlich steil die Weide hinauf zum Wald müssen, dann gibt es eh nur mehr einen Weg. Toller Urwald, unheimlich viele schöne Blüten und nach kurzer recht bequemer Wanderung kommen wir zur Gabelung des Rundweges, welcher mit zweieinhalb Stunden angeschrieben ist. Links herum scheint uns die bessere Richtung, vorerst, denn als wir dann steilst bergab klettern sind wir uns nicht mehr so sicher. Außerdem beschleicht uns natürlich das ungute Gefühl dass wir ähnlich steil auch wieder  rauf müssen, wenn die Runde sich da wieder finden sollte. An der Talsohle angekommen überqueren wir wieder mittels Hängebrücke den Fluss, passieren ein großes Picknickgelände, welches von Familien gut frequentiert ist, weil  mit dem Auto erreichbar. Noch zweimal durchs Wasser waten und dann trennt sich der Weg wieder von der Straße, auf der Karte geht's ein kurzes Stück nach rechts und dann quasi parallel zur Straße runter nach St. Joseph, da können wir dann wieder in den Bus einsteigen. Die Runde, könnte man sich wieder rechts haltend,  natürlich auch fertig gehen, scheint uns aber nicht so attraktiv und außerdem noch länger und die angegebenen zweieinhalb Stunden sind wir schon längst unterwegs, da stimmt was mit den Angaben nicht. Also wieder ziemlich steil Wiesen in praller Sonne rauf, vorbei an mächtigen Stieren, die, Gott sei Dank meistens angepflockt sind, rein in den schattenspendenden Wald und dann steil, steil und endlos rauf, bis zur Abzweigung sind wir alle Höhenmeter wieder rauf und weil es so easy ist, gehen wir die meisten davon wieder runter bis St. Joseph. Naja, vielleicht sollte man die Wandervorbereitungen doch mit Höhenprofil machen und nicht nur auf der Touristenübersichtskarte die gelbe Linie und den dazugehörigen französischen Text studieren, den wir ja nur teilweise verstehen. Für alle, die das mal nachgehen wollen, die Wanderung ist die Nr 7, Boucle de Cercule, landschaftlich wirklich toll aber sicher kein Spaziergang, geht schon eher als Bergtour durch. 

Der Muskelkater hält sich in Grenzen, wir sind scheinbar schon ganz gut trainiert und halten tägliche Belastungen von einigen Stunden, wenn man das Schnorcheln dazu zählt, gut aus. 

Samstag geht's weiter in die Anse de Arlet, dort wollen wir nochmals Halt machen und, was sonst, natürlich Schnorcheln. Hier gibt es ein wirklich schönes Riff mit vielen Korallen in allen Farben und Formen, was ja nicht selbstverständlich ist und jede Menge Fische aller Größen. Die ganz großen Raubfische eher nicht, aber dafür Schwärme von Fischen, ganz kleine in riesigen Wolken sich im Wasser bewegend, Reef silversides, Bonnetmouths und andere, die ich anschließend im Fischbestimmungsbuch nicht finde, aber auch große Sergeant Major, Makrelen, Grunts, Cottonwicks, Yellow Goatfishes, oder Squirrelfishs. Solche Unmengen an Fischen haben wir noch nie gesehen, vielleicht war vor nicht allzu langer Zeit Laichzeit und wir schwimmen hier in der Kinderstube herum. Vom Schiff aus sieht man auch manchmal Schwärme die das Wasser brodelnd machen und hinterher jagt ein größerer Raubfisch, immer wieder aus dem  Wasser springend. 

Immer wieder begegnet einem ein Smooth Trunkfish, wir nennen ihn Kofferfisch, weil er so eckig ist und meist alleine im Wasser herumtreibt und unter den Steinen stehen oftmals Balloon fishes, Porcupinefishes und Coneys, alle verstecken sich eher oder blasen sich auf wenn Gefahr droht, also Robert sie mit der Harpune kitzelt. Sie schauen dich mit ihren großen Augen doof an, wären ideale Darsteller für einen Comic. Es ist schön länger im Wasser zu sein und oftmals auch einfach nur ruhig zu treiben, da sieht man dann auch die gut getarnten, die sich vom Boden kaum abheben, wie zum Beispiel den Lesser Electric Ray, oder auch Kalamari, die, wenn sie nicht gejagt sind ganz gemächlich rückwärts schwimmen und dich mir ihren großen hellblauen Augen anschauen. Sie haben seitlich am Körper ihre Flossen mit denen sie ganz schön Gas geben können, ihr Körper leuchtet in feinem Glitzer. Ich kenn sie ja nur aus dem Kühlfach handlich zum Füllen, lebend sind sie wunderschöne Tiere, eigentlich zu schade um sie zu essen. Nach zwei Stunden bin ich dann trotz Neopren ziemlich durchgefroren, Robert bleibt noch viel länger immer mit Harpune, es könnte ja was zum Jagen vorbei schwimmen oder unvorsichtigerweise unter den Steinen hervorschauen. Und tatsächlich bringt er meistens ein paar Langusten mit, die bereichern jetzt schon seit einiger Zeit unseren Speiseplan, Fisch hatten wir eh schon länger keinen mehr an der Angel.

 

Hier erleben wir auch den ersten Regentag seit langem, also den ganzen Tag bewölkt und einige heftige Regenschauer mit starken Böen. Einige Schiffe wollten die Bucht verlassen, sind fast ohne Sicht und gegen den Wind wieder zurück an den Ankerplatz, bei so einem Wetter segelt man eben nicht und schon gar nicht in Badehose, denn wenn Wind und Wasser und überkommende Wellen dich am Steuer durchnässen, friert man auch bei den Temperaturen aus. Und wer will schon sein Schwerwettergewand in der Karibik auspacken müssen. 

Wir warten auf einen Tag mit moderatem Wind, der dann ohnehin bis 25 Knoten ist und die Welle ist, sobald man aus der Abdeckung heraus ist, hoch und ruppig. Das bremst, sodass wir teilweise nur mit drei Knoten voran   kommen und ums Eck, vorbei am Diamant Felsen, den wir ja schon gut kennen geht's wieder mal nur mit kreuzen. Da lob ich mir lange Strecken zwischen den Inseln, da weiß man das man länger unterwegs sein wird. Bei so einer Partie ums Eck, das Ziel ständig vor Augen, zieht es sich unheimlich und man nähert sich im Zeitlupentempo, der Tag ist rasch um. Trotzdem wir segeln, hoffen auf Fisch an der Angel, die wir ja so auch stundenlang durchs Wasser ziehen und freuen uns am schönen Segeltag. Unglaublich, dass alle anderen Schiffe an dem Tag, kaum den Felsen gerundet, mit Motor gegen Wind und Welle Richtung Le Marin und St. Anne fahren, das sind mindestens zwei Stunden. Was hetzt die so, dass sie sich nicht die Zeit nehmen viel bequemer und billiger unter Segel zu reisen? So ein Motor unter dem Niedergang scheint zu verlockend zu sein ihn jederzeit auch zu benutzen und wahrscheinlich sind bei vielen die Langsamkeit und das Anpassen an Gegebenheiten noch nicht gespeichert. Ich bin ja inzwischen überzeugt, dass man das überall wieder lernen kann, besonders gut aber auf einer Segelreise, denn da spürt man ganz direkt was man sich an Unannehmlichkeiten und teilweise auch gefährlichen Situationen einhandelt, wenn man auf Muss unterwegs ist.

 

Wir sind nachmittags gut angekommen, Anker fällt auf vier Meter Wassertiefe und Robert geht gleich wieder mal Schnorcheln. Jetzt ist er so richtig auf den Geschmack gekommen und kann seinen Jagdtrieb, mit feiner Beobachtungsgabe, voll ausleben und kommt auch mit einem Sack voll Langusten zurück. Frisch sind sie am besten, also laden wir gleich Kurt und Uli von der Miss Pezi ein, die hier, schon von weitem zu sehen, vor Anker liegen. Ihre große blaue Motoryacht sticht im Ankerfeld gut heraus, wir kennen uns von Mindelo auf den Kap Verden, dort hatten sich unsere Wege getrennt, sie hatten leider auch noch einen Unfall der sie länger aufhielt, aber heuer sind sie dann auch rüber in die Karibik und hier trifft man sich wieder. Ein netter Abend und am nächsten Abend wird`s auf der Miss Pezi länger, wir lernen Wolfgang und Christine kennen, ebenfalls Freunde von Kurt und Uli, es gibt viel auszutauschen, Anekdoten, Infos über Reviere oder technische Details. Und weil bei Wolfgang auch ein neues Dingi auf der Liste steht, wird über alle Vor- und Nachteile von Größe und Material des Bootes, der Stärke des Motors und vieles mehr diskutiert. Seit wir mit unserem neuen Gefährt unterwegs sind beobachten wir natürlich was sonst so herum fährt und man stellt tatsächlich fest, dass entweder ein Beiboot in unsere Größe oder tendenziell noch größer mit 10 oder mehr PS gefahren wird, oder was ganz kleines mit fast keinem Motor hinten drauf. Und diese Sorte pfeift fast immer aus dem letzten Loch, nimmt Wasser auf, verliert Luft, ist geflickt bis zum geht nicht mehr, der Motor ohne Abdeckung oder sonst ramponiert. Hier, wo viele Dauerlieger rumstehen, deren Schiffe oft vollkommen vergammelt in den Mangroven hängen, sieht man auch oft richtige Zillen, sind sicher robuster und pflegeleichter und wenn man sie ohnehin nicht am Schiff verstauen muss spricht ja nichts dagegen. Hier ist unser letzter Stopp vor Tobago, wir wollen dann direkt außen an St. Lucia, also östlich, westlich von Barbados und östlich an Grenada vorbei auf Tobago anlegen. Wir hoffen, dass wir trotz starker Strömung gen West einen Anleger zusammen bringen, nicht schon wieder kreuzen wäre uns sehr recht. Im Moment rauscht eine Schlechtwetterfront über Martinique, also bewölkt, mehr oder weniger, Regen, bisher nicht all zu viel und starker Wind, der hier am Ankerplatz auch kein Problem ist, nur zeitweise haben wir wieder das Gefühl in einem Fluss unterwegs zu sein. Wir erledigen die letzten Einkäufe, besorgen Ersatzteile, den Rest werden wir auf Grenada checken und wenn dann noch was anfällt, was ja sicher der Fall sein wird, können wir es auf den ABC Inseln oder in Panama besorgen. Hannes von der Blue Lilly hat uns allerdings gewarnt, dass man in Panama recht schlecht an Yachtbedarf rankommt, komischerweise haben die da noch keine Infrastruktur aufgebaut obwohl da mindestens so viele Schiffe rumstehen wie hier oder in Grenada und alle ja noch mal Servisieren bevor sie in den Pazifik weiter reisen. Für uns ist es auch ziemlich schwer zu entscheiden was wir alles so auf Lager legen sollten, man weiß ja nicht was kaputt gehen wird und mit dem Glück des eifrigen Vorausdenkers hat man sicher alles mit nur nicht das Teil was gerade benötigt wird. Wir haben alle Verschleißteile, Filter und so mit, aber bei allem anderen wird man sich dann bemühen müssen, wenn es soweit ist und man wird halt mal eine Zeit improvisieren oder auf irgend ein technisches Feature verzichten müssen, sonst kann man gleich eine zweit Yacht hinterher ziehen. 

So stehen wir hier und die Tage vergehen mit Besuchen, kleinen Arbeiten und Wegen, viel lesen und schnorcheln und es gibt kaum neue Fotos, denn man will sich ja nicht wiederholen und bei dem Wetter kommen die Palmen, der weiße Sandstrand und bunte Häuser auch nicht so idyllisch zur Geltung, also lass ich es einfach. 

Interessant ist, dass man tagsüber, wenn man schnorchelt selten großen Fischen begegnet und kaum wird es dunkel wird rund um unser Schiff gejagt. Schwärme auf der Flucht und Raubfische springen hinterher, gestern ist einer mit einem lauten Knall an unsere Bordwand gekracht. Da war's dann wohl aus mit jagen und die Gejagten hatten noch mal Glück. Manchmal denke ich, wäre so ein nächtlicher Tauchgang interessant, aber vielleicht sind dann, wenn man den Scheinwerfer im Wasser hat eh alle wieder in Deckung. Wir machen uns die tägliche Abfrage der Wetterberichte und der Hurricaninformationsseite jetzt schon zur Gewohnheit, wollen nichts übersehen und auch in keine missliche Lage kommen. Der Wind bleibt die Woche so mit 20 Knoten aufwärts, das beschert uns sonniges Wetter, was uns wiederum doch wieder zu kleineren Wanderungen animiert. Nachdem wir die Strände im Süden schon mehrmals und in alle Richtungen abgewandert sind, nehmen wir uns den einzigen Berg der Gegend vor. Leider muss man zuerst ca. eine Stunde auf der Hauptstraße hin marschieren, dann noch einmal fast um den Berg herum auf einer Nebenstraße und zuletzt 30 Minuten im Wald über Stufen rauf zum Gipfel. Der Ausblick entschädigt für die Mühen, ein toller Blick auf die Lagune von Le Marin, auf unser Ankerfeld vor St. Anne und auf die andere Seite der Insel. Alles liegt eingebettet in landwirtschaftliches Gebiet, welches stark an unsere Almen erinnert, viel Wiese, viel Kühe, weiße, eher magere mit recht großen Hörnern und Schlapperohren. Und sie stehen als Familien beisammen, Kühe mit ihren Kälbern, Stiere allen Alters. Komisch, dass die sich nicht in die Haare geraten. Wir meiden aber den Weg an ihnen vorbei und nehmen einen Umweg sodass uns ein Zaun von ihnen trennt. Sie sind einerseits recht neugierig, laufen aber davon wenn wir uns dem Zaun nähern und sie laufen schnell, traut man ihnen gar nicht so zu. 

Beim Blick auf die Lagune sieht man die Riffe besonders gut, unterschiedliche Türkis- und Blautöne, dazwischen braun, sehr verdächtig, dass es dort seicht ist und sich Korallen drunter verbergen. Wir müssen uns immer mehr mit Riffen rund um uns und Riffeinfahrten vertraut machen, sonst trauen wir uns schon in den San Blas Inseln nirgends mehr hin und im Pazifik schon gar nicht. Die Karten und die Markierungen werden schlechter, man sollte sich nicht zu sehr darauf verlassen, ist auch hier der Fall, denn wenn du von der markierten Fahrrinne auf einen der Ankerplätze willst, kannst du nicht einfach so auf die ankernden Yachten losfahren, oft braucht es einen großen Bogen um die ausreichend tiefe Einfahrt zu finden. Wir staunen oft wie besonders Kats über ausgewiesene Riffzonen drüber fahren, Mut kann man nicht kaufen. 

Wir richten uns für Sonntag zum Aufbruch ein, da sollte der Wind die nächsten zwei Tage passen, es ist noch fast Vollmond damit man auch in der Nacht was sieht und wenn es stimmt wenig Regen. Freitags noch ein letztes Mal mit dem Beiboot nach Le Marin, hin geht's rasch, wir kommen ins Gleiten, zurück, voll bepackt tuckern wir wieder dahin, unglaublich was ein paar Kilo ausmachen. Wir haben auch gleich ausklariert und natürlich Wäsche gewaschen. Wie eine richtige Hausfrau freue ich mich wenn die Maschine ein 60 Grad Waschprogramm hat und alles sauber wieder raus kommt. Das Cockpit am Schiff verwandelt sich zu einem Wäschehof, hat sich bewährt, denn unter dem Biminitop ist die Wäsche vor zu viel Wind und Regen geschützt und trocknet rasch. Sonst würden wir immer wieder Teile verlieren, wenn sie losgerissen sind, sind sie rasch im Wasser verschwunden. Robert taucht auch immer wieder mal was raus, was sichtlich bei anderen der Wind geholt hat. So hat sich unsere Garderobe um ein großes Spannleintuch, einige Handtücher und Badeshorts und Funktionslaibchen  bereichert. Wir legen schöne Dinge schon zum Eintauschen im Pazifik zur Seite. 

Samstag das übliche Programm, alles durch putzen, Unterwasserschiff reinigen und nochmals telefonieren, Internet und What's App nutzen. Auf den französischen Inseln ist telefonieren günstig, in Tobago sind die Roaminggebühren so teuer, dass man aufs telefonieren verzichtet. Wann und wie wir Internet bekommen, wissen wir noch nicht, da kann es schon sein, dass wir fast eine Woche nicht erreichbar sind. 

Nachmittags Abschiedstreffen auf der Miss Pezi, wir werden uns vielleicht in Grenada wieder sehen, aber man weiß ja nie, was sich alles so ergibt, oft kommt es ja anders, als man geplant hat. 

 

Hatten auf jeden Fall nette Stunden miteinander und sie haben uns auch einmal zum Einkaufen mit dem Leihauto mitgenommen, Luxus, echt super, danke.